Kleine Europareise (CH, F, B)

Reisezeit: August 2009  |  von Freya S.

12. Tag: Canyoning

"This is not a car"

Heute sollte also Canyoning sein. Wir hatten vorher von dieser Sportart noch nichts gehört. Laut Aussage der Angestellten sollte man den Canyon hinab klettern. Gespannt fuhren wir mit unserem Bulli zum vereinbarten Treffpunkt. (Wir waren gefragt worden ob wir ein Auto besäßen) Als wir ankamen waren die anderen Teilnehmer schon da, unsere Leiterin deutete (etwas entsetzt) auf unseren Bulli und meinte nur ganz trocken: This is not a car! Ähm ja schon klar, was denn dann bitte schön!!! Es half alles nichts wir durften mit unserem Bulli nicht weiterfahren und mussten ihn wohl oder übel zurücklassen. Zwei der Teilnehmer erklärten sich bereit jeweils einen von uns mitzunehmen. Nach kurzer Zeit wurde klar warum wir nicht weiter fahren durften, unser VW- Bus hätte nie im Leben durch die Wege gepasst, er war einfach zu hoch!

Von hier sieht er irgendwie ganz harmlos aus, der Verdon

Von hier sieht er irgendwie ganz harmlos aus, der Verdon

Canyoning - von Rutschen und Sprungbrettern

Nach einer ca. 10 min. Fahrt mussten wir aussteigen und zum Canyon hinabklettern, vorher hatten wir uns in die Neopren Anzüge hineingequetscht. Am Fluss erfolgte nun eine Sicherheitsanweisung, wie sollte es anders sein - auf französisch. Gut ganz so tragisch war es nicht, sahen die Seile und Karabiner doch aus wie die eines Kletterparks und wir waren uns relativ sicher das es ähnlich funktionierte, aber wir waren doch sehr erleichtert als uns einer der Teilnehmer übersetzte (er war Belgier). Nun ging es los, eingepackt in Neoprenanzüge, gesichert mit Helm und Schwimmweste taperten wir in den Fluss. Es war eisklat!!! Zu bedenken ist das es trotz der Höhe immer noch so um die 30°C waren und dert Verdon ein reißender, kalter Fluß ist. Tapfer bissen wir die Zähne zusammen und harrten der Dinge die da kommen mögen.

Als erstes kletterten wir einige Felsenwände entlang und kamen zu einer Art Rutsche, dass Wasser hatte eine relativ schmale Röhre durch eine Felswand gespült, gute 6 m lang. Nach einer kurzen Denkpause begann ich als erste, reinsetzen, lang machen und ab ging's, da ein Teil des Wassers immer noch hier durchfloss, machte diese "Naturbahn", jeder Rutsche eines Erlebnissbades Konkurrenz. Unter waren wir in einem großen Becken und kletterten munter weiter. Nun begann der beste Teil des gesamten Ausfluges- Klippenspringen. Wir kletterten todesmutig die Felsen rauf und sprangen wieder runter. Anfangs nur 4m am Ende eine Spitzenleistung von 7m (normalerweise springe ich noch nicht einmal vom 3m Brett im Schwimmbad). Unser Adrenalinspiegel war oben und auch der Fluss kam uns mittlerweile sehr warm vor. Leider hatten wir nicht bedacht, dass wir den Weg den wir im Fluss zurückgelegt hatten (2h mit der Strömung) nun auch wieder zurücklaufen durften. Also liefen wir eine gefühlte Ewigkeit immer bergauf zu unseren Autos (die anderen Agenturen hatten es irgendwie geschickter gemacht, hinterher ist man immer klüger) und kamen schließlich schweißgebadet an. Nun ging's wieder ans hochfahren, mittlerweile ohne Angstschweiß und Panikattacken.

Wackelige Angelegenheit, wie gut das der Bach ausgetrocknet war.

Wackelige Angelegenheit, wie gut das der Bach ausgetrocknet war.

The crazy Germans

Endlich wieder auf unserem Platz; Bulli sah mittlerweile doch extrem dreckig aus, er war nicht mehr grün sondern eher braun und drinnen, na ja auch nicht wirklich besser. Also fasten wir uns ein Herz und begannen wenigstens drinnen aufzuklaren. Laut lachend machten wir uns ans Werk und veranstalteten zwischendurch noch eine Wasserschlacht. Inzwischen waren wir nur noch "the crazy germans". Als die Temperaturen einen halbwegs erträglichen Stand erreicht hatten, beschlossen wir die Umgebung zu erkunden, ganz in der Nähe war ein kleines Dorf.

Wir liefen also in die grobe Richtung und fanden uns plötzlich Aug in Aug mit zwei Pferden, da sich niemand so wirklich daran zu stören schien und wir auch schon Ziegen auf den Straßen gesehen hatten umkurvten wir diese vorsichtig und liefen weiter. Der Weg, also eher ein Pfad führte uns durch's Unterholz und einen wackeligen Steg zum Dorf. Es gab einige Cafes, einen Einkaufsladen und Pizza. Wir deckten uns mit frischgebackener Salamipizza ein und machten uns wieder auf den Rückweg. Am Bulli angekommen drehten wir eine kleine Joggingrunde (so als Nordeutscheflachlandtiroler schockten uns die Berge doch sehr) und kamen (in Begleitung zweier Hunde wohlbehalten wieder an). Inzwischen war es dunkel geworden und wir staunten nicht schlecht über einen atemberaubenden Nachthimmel. Früher war ich auch schon in recht unbesiedelten Gegenden gewesen mit einem klaren Himmel, aber dieses Sternenmeer war unglaublich schön, die Milchstraße zog sich wie ein leuchtendes Band über den Himmel - Wahnsinn. Aber nun genug von heute, morgen stand Aqua Rondo auf dem Plan.

Aha - ein Dorf

Aha - ein Dorf

Pferde ohne Weide und Reiter

Pferde ohne Weide und Reiter

© Freya S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine 1 Monatsreise mit einem VW Bus durch die Schweiz, Frankreich und Belgien. Mit vielen (kleinen) Katastrophen und ganz ganz viel Spaß und tollen Erlebnissen durch Regionen die ich nur jedem empfehlen kann
Details:
Aufbruch: 02.08.2009
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 23.08.2009
Reiseziele: Schweiz
Frankreich
Der Autor
 
Freya S. berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.