Geheimnisvolles Myanmar

Reisezeit: Februar / März 2011  |  von Andreas Schneidenbach

Hot in Bagan


Myanmar - Reisetipp #19:

Ein Zimmer mit Klimaanlage könnte in Bagan eine sinnvolle Investition sein.

Bagan !!!

Bagan ist Touristentopdestination in Myanmar, da beißt die Maus keinen Faden ab!

Was Angkor Wat für Kambodscha, was Machu Picchu für Peru, was Petra für Jordanien ist - das ist Bagan für Myanmar.

"Unsinn," werdet ihr sagen, "kennt ja keiner!"

Da habt ihr nicht ganz unrecht. Das liegt aber nur daran, dass sich das Regime in Myanmar und die UNESCO gegenseitig nicht ganz grün sind.

Weltkulturerbe? Gibt es in ganz Burma kein einziges.

Bei anderen Verhältnissen würde die UNESCO wohl dem halben Land in Bausch und Bogen direkt das Weltkulturerbe-Siegel aufdrücken. Bagan an vorderster Front.

Ja, was hat es nun auf sich mit diesem Bagan?

Bagan ist eine weitere alte Königsstadt in Birma, in ihrer Blütezeit so ca. zwischen 1040 und 1250 unserer Zeitrechnung wurden hier eine Unzahl an Tempeln und Tempelchen, Pagoden und Pagödchen errichtet, von denen etwa 3000 noch heute auf dem relativ kleinen Gebiet von 36km² erhalten sind. (Genauere Ausführungen: Google hilft!)

Viele Leute denen wir hier begegneten haben es mit Angkor Wat in Kambodscha verglichen ("Nur ohne die vielen Touristen.") Eine Aussage die ich nicht bestätigen kann, in Kambodscha war ich noch nicht.

Das bringt es mit sich dass man sich hier nicht umdrehen kann ohne eine oder mehrere alte Pagoden vor Augen zu haben.
Zum Beispiel schon am frühen Morgen, unserem ersten hier vor Ort:

Was man im Hintergrund unschwer erkennen kann sind Heißluftballons, für 210€ kann man die Ballonfahrt buchen, so ca. 45 - 60min. dauert sie.

Muss ein tolles Erlebnis sein, in der Morgensonne über tausende von Pagoden zu schweben!

Wir jedoch nahmen mit dem Drahtesel vorlieb, mal sehen wie viele Tempel wir schaffen!

Zuerst, gleich vor unserem Guesthouse, die Shwezigon. Ich denke so bei mir "Was ist das denn immer mit diesen Shwe-schlag-mich-tot Namen?" Im Loose geblättert, siehe da: Shwe heißt irgendwas mit Gold. Immer wenn eine Pagode Shwe... genannt wird hat sie also eine goldene Stupa!

Genauso die Shwezigon, beinahe 1000 Jahre alt ist sie, die sich mit all ihrem Glanz mit der Yangoner Shwedagon messen möchte (die hier ist halt nur halb so groß).

Schön ist sie ja, gar keine Frage - alleine das hinkommen durch einen langen Gang gleicht einem Spießrutenlauf!
Da werden Flip-Flops an sich gerissen mit dem Versprechen darauf aufzupassen wie auf den eigenen Augapfel. "Mister, da vorne kannst du sie dir dann abholen, direkt bei meinem Shop!"

Alte Frauen zünden sich, als wir kommen, die fettesten Selbstgedrehten an die ich je gesehen habe. Der älteste jamaikanische Rastafari könnte im Fach "Tütenbaukunst" hier noch was lernen!

Als wir vorbeikommen schreien sie: "Foto, Foto!" und reiben gleichzeitig Daumen und Zeigefinger aneinander. Schnell weiter...

Drinnen dann eine Mutter die ihre kleine Tochter ausstaffiert hat wie eine burmesische Märchenprinzessin, sie sei so arm und das Kind hätte keinen Vater...

Draußen dann der Kampf unsere Schlappen zurückzubekommen.
Nein, wir kaufen nichts!

Kugelschreiber werden aus Taschen gerissen ("Tauschen, Mister.") Und als ich, um loszukommen, meinen Luftballonfundus öffne bricht die Hölle los!
Unzählige Frauenhände grapschen, ziehen, greifen, zerren um von den paar Stück die ich dabei habe, etwas abzubekommen. Gerade als eine Schlägerei auszubrechen drohte (Frauencatchen an der Shwezigon, das wär doch was gewesen!) ist der Spuk auch schon wieder vorbei.

Es wird noch ein wenig gekeift und gezetert, ich sitze da mit offenem Mund.
Dann nehme ich meine Beine in die Hand und sehe zu dass ich Land gewinne.

Schnell aufs Fahrrad und raus zu den anderen Tempeln, weniger Gold, mehr Staub und Ruhe!

Manche der Pagoden kann man über steile Treppen besteigen, man bekommt u.a. solche Ausblicke geboten...

Manche der Pagoden kann man über steile Treppen besteigen, man bekommt u.a. solche Ausblicke geboten...

Eine jede dieser Pagoden, egal wie groß oder wie klein, beherbergt stets auch einen mehr oder weniger prächtigen Buddha.
Die Kostbarkeit des Buddhas steht immer in direktem Verhältnis mit der Größe des Tempels, zum Beispiel hier:

Und diesmal, werte Leser, durfte Christa auch mal ran!

Zwar nur an die kleinen, die Damenbuddhas (die passenden Geräusche von Tim Taylor, dem Heimwerkerkönig müsst ihr euch jetzt dazudenken), aber immerhin!

Zwar nur an die kleinen, die Damenbuddhas (die passenden Geräusche von Tim Taylor, dem Heimwerkerkönig müsst ihr euch jetzt dazudenken), aber immerhin!

Dies passierte in der Ananda-Pagode, die soll, so wird uns gesagt, die schönste von allen Pagoden rund um Bagan sein.

11:00, Zeit für ein Bierl!

Direkt an der Pagode gibt es keins, 3 kleine Racker sind sofort zur Stelle - sie würden wissen wo es das beste Bier weit und breit gibt, so erklären sie uns vollmundig. Come on, we show you!

Hinein ins Gassengewirr von Old Bagan-hintaus führen uns die Jungs bis hierhin:

Wenn ihr nach Bagan kommt müsst ihr unbedingt da vorbei schauen! Die Chefin (im Blumenlongyi) ist derart nett, kümmert sich um uns als wären wir Staatsgäste obwohl wir nur 2 Getränke konsumierten.
Zum Abschied bekommen wir noch 2 Päckchen von diesen oberleckeren Tamarindenbonbons geschenkt, die sie uns vorher schon am Tisch angeboten hat.

Im Loose stehe sie auch, allerdings sei die angegebene Adresse falsch - so erklärt sie uns stolz, kann auch direkt die richtige Seite im Buch aufschlagen und mit breitem Lächeln auf den betreffenden Absatz zeigen ohne selber ein Wort Deutsch zu sprechen.

Dann war es Mittag geworden, heute gibt es burmesisches Curry:

Hallo Michl, extra für dich! Alles für uns beide, und das Beste: Jeder Teller wird immer wieder aufgefüllt (sofern man möchte)

Hallo Michl, extra für dich! Alles für uns beide, und das Beste: Jeder Teller wird immer wieder aufgefüllt (sofern man möchte)

Das Dessert hatte nicht mehr Platz am Tisch, das kam dann extra.

Das Dessert hatte nicht mehr Platz am Tisch, das kam dann extra.

Solcherart gestärkt konnten wir uns wieder dem Pagoden-Overkill hingeben.

Ich erspare euch die einzelnen Namen, ich gebe zu sie selber nicht mehr alle zu kennen. Jedenfalls gibt es unter anderem eine größte, eine höchste und eine schönste (Ananda-)Pagode.
Eine jede mit eigenem Reiz und Besonderheit.

Eines aber, liebe Freunde, trübte das Radfahrvergnügen an jenem Tag in Bagan: Es war heiß!

Es war wirklich schweineheiß!

Der Heudürrer brennt uns auf die Platte, ich kann mich nicht erinnern es jemals so heiß gehabt zu haben, Sossusvlei in Namibia vielleicht einmal ausgenommen.

Es war so heiß, ich bin mir sicher wäre Chuck Norris jetzt in Bagan und würde man genau hinschauen, wäre selbst an seiner Stirn eine kleine Schweißperle zu sehen!

Grund für uns sich einen kühlen Tempelgang zu suchen und uns für einige Minuten niederzulassen.
Während Christa einen Mütz hielt schmierten mir einige hübsche Shop-Mädels - ihr Geschäft vergessend - Honig ums Maul und checkten mich auf Heiratsfähigkeit, auch keine schlechte Art Zeit totzuschlagen!

Doch auch diese seelische Stärkung währte nur kurz, wir entschieden dass es für diesen Tag genug sei - eine Klimaanlage in einem Hotelzimmer, das war es was wir jetzt brauchten!

Zeit einmal über unsere Pläne zu sprechen.

Für uns war Bagan die letzte geplante Fixstation, unser straffer Zeitplan wurde bis hierhin auch eingehalten. Es war jetzt zu entscheiden wie wir weitermachen wollten.

Finanzen und Termine gecheckt, Wünsche verglichen - rasch stand fest: Wir buchen die Ballonfahrt! Für Übermorgen waren noch 2 Stand-by-Plätze frei, was für ein Glück!

Da es damit aber auch unseren Barmitteln an den Kragen ging und - wie anfangs erwähnt - ein Nachschub via Kreditkarte oder Bankomat hierzulande nicht möglich ist hieß das für uns und unsere letzten Urlaubstage: Raus aus dem Land!

Internet funktioniert hier in Bagan recht gut, Flug(neu)buchung war also kein Problem. Dazu aber später mehr.

Wir ließen uns für diesen Abend zu einem Sunset-Viewpoint am Ayeyarwaddy fahren, diesmal ganz ohne Tempel und später, an der "Touristenflaniermeile" von Nyaung U, ging für uns der Tag zu Ende.

(Wollte gar nicht soviel schreiben, jetzt muss ich noch ein Bagan-Kapitel machen...)


Buddhistische Weisheit zum Tag:

Auch von einem goldenen Teller kannst Du Dich nicht mehr als sattessen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Dies ist Burma, und es wird wie kein anderes Land sein, das Du kennst." - Rudyard Kipling - . .
Details:
Aufbruch: 15.02.2011
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 13.03.2011
Reiseziele: Myanmar
Thailand
Der Autor
 
Andreas Schneidenbach berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.