Geheimnisvolles Myanmar

Reisezeit: Februar / März 2011  |  von Andreas Schneidenbach

Pagodenhopping in Bago


Myanmar - Reisetipp #5:

Hab keine Scheu alle Fortbewegungsmittel die sich dir bieten auch zu benutzen!

Um 06:45 waren wir beim Zugticket-Office und siehe da: Es war wirklich noch geschlossen! Also gingen wir zum Bahnhof und wurden abermals überrascht, man konnte die Zugtickets auch direkt im Bahnhof kaufen - stelle sich das einer vor! Liebe Beautyland-GH-Betreiber, wenn wieder mal jemand fragt - jetzt wisst ihr es!

Unseren ursprünglichen Plan haben wir zwischenzeitlich geändert. Statt nach Kyaikhto zum Goldenen Felsen zu fahren heißt unser Ziel stattdessen Bago. Kyaikhto ging nicht weil im einzigen Hotel direkt oben am Felsen nichts mehr frei war. Und da dieser Ort nun mal bei Sonnenauf- und -untergang am schönsten ist haben wir ihn gleich ganz gestrichen.

Bago, so dachten wir, wäre eine gute Zwischenstation auf dem Weg nach Süden. Sollte uns der Ort überhaupt nicht zusagen nehmen wir den nächsten Zug, 2 ½ Stunden später nach Thaton.

Für gewöhnlich - so viel möchte ich der Erklärung halber anmerken - gibt es im birmanischen Eisenbahnwesen 2 Klassen: Da wäre zunächst mal die Upper Class. Dorthin werden üblicherweise Touristen und sonstige Geldsäcke verfrachtet. Weiters gibt es noch die Ordinary Class. Da fährt das gemeine Volk, man ist unter sich und macht was ein Burmese eben beim Zugfahren so macht.
Schwierig wird es allerdings wenn 2 Ausländer frühmorgens ein Upper-Class-Ticket wollen und der Upper-Class-Ticket-Schalterbeamte noch so gar keine Lust auf viel Schreibarbeit hat und kurzerhand verkündet: "Upper-Class is full!"

Für die 2-stündige Bahnfahrt soll es uns nicht jucken - ein paar Dollar gespart und rüber zum Ordinary-Class-Ticket-Schalter. Nicht das wir das selber gewusst hätten, jedoch ist man umringt von einer Menschentraube. Die Einen wittern ein Geschäft, die anderen sind neugierig oder wollen helfen und die dritten wollen einfach sehen wie sich die europäischen Langnasen im Dschungel der burmesischen Bürokratie schlagen.

Nun war das aber dem Ordinary-Class-Ticket-Schalterbeamten überhaupt nicht recht dass wir jetzt auch noch kommen, wo er doch schon eine nicht enden wollende Schlange von reisewilligen Landsleuten zu bewältigen hatte. "Foreigners travel Upper-Class. Upper-Class-Tickets over there!" Ich kenne den Satz noch gut, mindestens 5x habe ich ihn gehört. Zum Glück haben wir unsere Menschentraube bei uns. Einer hatte sich erbarmt und dem netten Ticketmenschen wohl auf burmesisch erklärt dass der Mann von "Over there" heute keine Tickets mehr ausstellen möchte. So kamen wir doch noch zu unserem Platz in der Ordinary Class - Fazit: ÖBB is everywhere!

In dieser Holzklasse kann man dann für 2$ nett und schön 2 Stunden mit dem Zug fahren, es holpert und poltert, es ruckelt und hüpft. Wir beäugen und werden beäugt - Touristen in der Ordinary, das sieht man nicht alle Tage!

In Bago gegen 9 Uhr angekommen werden uns schnell alle Unschlüssigkeiten bezüglich Weiterfahrt heute oder morgen abgenommen. Auf Nachfrage wann denn die nächsten Züge nach Süden gehen sollen wird uns gesagt: "Tomorrow!"
Dass der letzte Zug um 09:00 morgens geht scheint guter myanmarischer mittelgroße-Stadt-Durchschnitt zu sein - wieder was gelernt!
Und das Ticket für den Zug am nächsten Tag bekommt man auch nicht gleich, man solle um 16:00 wieder kommen. Was dann wohl anders ist? Ob die Kollegen erst ihren Morgenschiss absolvieren, danach ihr Würfelspiel beenden und schlussendlich aus ihrer Mittagspause wiederkommen müssen?
Eine Frage die mir hier niemand beantworten kann, deshalb werden wir wohl oder übel am Nachmittag wieder vorbeischauen müssen.

Ui jegerl, jetzt hab ich mich verplappert! Wollte ich nicht von Bago was erzählen?

Kommt gleich, zuerst brauchen wir noch ein Zimmer für die Nacht. Loose hilft auch hier, wir wissen wo wir hin wollen. Das "Bago Star Hotel" ist das Ziel unserer Wahl! Schnell noch raus aus dem Bahnhof, rein ins Taxi und dann kann es nicht mehr lange dauern.

Vertreter des Bago´schen innerstädtischen Transportgewerbes stehen draußen schon Habt acht und wir sind guten Mutes. Nun, statt 4 Rädern gibt es deren nur 3, Muskelschmalz ersetzt den Benzinmotor und bergauf heißt es absteigen ... die Trishaw ist das aktuelle Fortbewegungsmittel! Auf Nachfrage werden für die 3km bis zum Ziel optimistische 20min. versprochen...

Trotzdem macht die Fahrt Spaß denn hurtig haben wir es ja nicht. Das Hotel liegt etwas außerhalb der Stadt, eine nette Anlage mit Pool und schönen Zimmern für 30$ - nehmen wir!
Gleich ist ein ortskundiger "Tourvermittler" (???) zur Stelle, erklärt dies und jenes und möchte uns eine Motorbike-Tour von 11:00 - 18:00 verkaufen. Für 7$ pro Nase scheint uns das kein schlechter Deal zu sein und so schlagen wir zu.

Wie sich bald herausstellen wird war es nicht nur kein schlechter Deal sondern das Beste was wir machen konnten! (Alternativen: Fahrrad leihen oder Trishaw fahren.)
Es gibt nämlich wirklich viel zu sehen hier in Bago, vorausgesetzt man weiß wo und was es ist!

Noch recht einfach zu finden ist hier die Shwemamdaw-Pagode, mit 114m die höchste des ganzen Landes. Mehrfach durch Erdbeben zerstört, letztmalig 1917, wurde sie jedesmal höher und prächtiger wieder aufgebaut. Alle 5 Jahre findet eine Neuvergoldungsaktion statt, wie das Bambusgerüst beweist ist es auch jetzt wieder soweit. Beeindruckend, ohne Zweifel. Mit dem Glanz und der Stimmung der Shwedagon kann sie sich aber nicht messen.
Hier treffen wir übrigens auf die einzigen Europäer des Tages, ein Reisebus mit Italienern ist unterwegs und wir wechseln mit einer Dame aus Brixen, Südtirol ein paar Worte.

Beim nächsten Heiligtum, der Dama Lin Khar Ra-Pagode (über 500 Jahre alt), wachen 2 Elefanten am Eingang.

Drinnen kann man in gediegenem Ambiente beten, anschließend gleich noch ein schönes Picknick machen - Buddha, so hört man, würde das nicht so eng sehen...

Unsere beiden Fahrer, Guides und Mädchen für alles für den heutigen Tag.

Unsere beiden Fahrer, Guides und Mädchen für alles für den heutigen Tag.

Nächster Stopp: Cheerot-Fabrik. Cheerots sind die Zigarren-ähnlichen Rauchwaren, die hier von Hand erzeugt werden. Fabrik ist vielleicht ein wenig hochtrabend für den dunklen Verschlag in dem 10 oder 15 Ladies kichern und arbeiten - so wurde es uns aber angekündigt, was soll ich machen?
Sogleich wurde ich auf Heiratsfähigkeit überprüft ... schon vergeben, Pech gehabt!

Weiter geht es zur heiligen Schlange der Yan Pyay Man Pyay-Pagode. Hier liegt eine 6m lange Python, von der es heißt sie sei eine Reinkarnation Buddhas, gelassen auf ihrem Podest. Alle 3 Wochen würde sie 50 Hendln verspeisen (es könnte auch 15 geheißen haben, so genau versteht man das hier nicht). Buddha soll ja ein rechter Asket gewesen sein, was er wohl von dieser Schlemmerei halten würde?

Den angeblich schönsten liegenden Buddha des Landes sehen wir dann in der Shwetalyaung-Pagode. 55m lang und 16m hoch liegt er hier, dargestellt im Augenblick seines Todes.

Gleich nebenan ist ein kleiner Teich mit einem Pavillon wo kleine Nonnen schäkern und scherzen. Allerliebst!

Gleich nebenan ist ein kleiner Teich mit einem Pavillon wo kleine Nonnen schäkern und scherzen. Allerliebst!

Danach besuchen wir das Kloster von Kha Khat Wain Kyaung (also diese Namen...).
Hier können wir den Alltag der Mönche hautnah miterleben. In der einen Halle werden Mantras gemurmelt, in der nächsten Halle ist Unterricht und hinten im Verschlag schlafen einige auf dem nackten Fußboden.

Ich muss gestehen dass es ein etwas seltsames Gefühl war durch die Reihen der studierenden Mönche zu latschen, obwohl wir bemüht waren uns im Hintergrund zu halten. Was die sich wohl gedacht haben mögen?
Trotzdem ein Highlight des Tages.

Nebenan war noch die Klosterküche wo gehackt und geschnippelt, gebraten und in großen Töpfen gerührt wurde. Lächelnd wurde uns gebratener Fisch zum probieren angeboten.

Nachher, in der Shwegugale-Pagode, konnte man in den Stupa rein und diese durch einen Wandelgang begehen. Ansonsten sind in den Stupas üblicherweise Buddhahaare die für gewöhnliche Sterbliche nicht zugänglich sind. Hier sind aber 64 Buddhastatuen aufgereiht, die Anzahl wurde von unserem Guide Suu durch mitzählen belegt!

Kurzer Zwischenstopp dann bei den 4 großen stehenden und 24 kleinen sitzenden Buddhas (Name nicht verfügbar) - mein Akku macht schön langsam schlapp - ehe wir zum großen liegenden Buddha von Mya Tharlyaung kommen.

Er wurde erst 2006 fertig gestellt, hat deshalb noch kein Dach und ist gerade aus diesem Grund besonders schön!

Er wurde erst 2006 fertig gestellt, hat deshalb noch kein Dach und ist gerade aus diesem Grund besonders schön!

Eine der vielen Begegnungen mit den sympathischen Burmesen, diesmal beim liegenden Buddha.

Eine der vielen Begegnungen mit den sympathischen Burmesen, diesmal beim liegenden Buddha.

Die letzten Fotos kann ich meinem Akku nachher an der weißen Mahazedi-Pagode herauspressen. Dass ich zwecks Aussicht auf den hohen Stupa hätte gehen dürfen lese ich leider erst jetzt im Loose...

Akku war leer, es war sowieso 16:00 und somit Zeit für die Zugtickets. Untertags haben wir uns umentschieden und wollen jetzt direkt nach Moulmein fahren, nachher von da aus rauf nach Hpa-An.
Diesmal - man lese und staune - bekommen wir unser Ticket anstandslos, sogar Upper-Class ist verfügbar. Macht immerhin 12$ für die 7-stündige Fahrt runter in den Süden. Danach gibt es erstmals - Heureka! - INTERNET!!!
Nicht weil vorher keines verfügbar war - es fehlte schlicht und einfach Zeit und Gelegenheit.

Ich werde positiv überrascht, die Verbindung ist halbwegs in Ordnung, es dauert zwar etwas aber es funktioniert alles (manchmal eben erst beim 2. oder 3. Versuch).
Es dauert ein gutes Stündchen, dann werden wir ins Hotel gefahren und wir verabschieden uns von den beiden Guides.
Was meint ihr: Waren die 7$ für die Tour gut angelegtes Geld oder nicht?

Scheinbar haben wir aber immer noch nicht genug und wir gehen zu Fuß zu den 4 riesigen stehenden Buddhas von Kyaikpun, jeder in eine andere Himmelsrichtung blickend. Dort schlägt dann eine kleine Novizin die Glocke zur Abendandacht, auch für uns ein Zeichen uns auf den Rückweg zu machen.

Auf dem Weg zurück dann einmal mehr einige schöne Begegnungen, zum Beispiel die Mutter deren Kind wir beim über-die-Straße-laufen eingefangen hatten.

Oder die Jungs die mit einem Ball aus Bambusgeflecht Ball-über-die-Schnur gespielt haben. Als sie bemerken dass sie internationales Publikum haben wurde sich gleich nochmal mehr ins Zeug gelegt.

Unser Hotelrestaurant in Bago

Unser Hotelrestaurant in Bago

Ein Abendessen im Hotelrestaurant und ein Absacker in der "Hollywoodschaukel" vor unserem Zimmer beschließen den Tag in Bago. Ganz schön was passiert heute...


Buddhistische Weisheit zum Tag:

Ruhe und Muße sind für Geld nicht zu kaufen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Dies ist Burma, und es wird wie kein anderes Land sein, das Du kennst." - Rudyard Kipling - . .
Details:
Aufbruch: 15.02.2011
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 13.03.2011
Reiseziele: Myanmar
Thailand
Der Autor
 
Andreas Schneidenbach berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.