Ein Frosch auf Reisen

Reisezeit: März - Mai 2011  |  von Kristina Beatrice Holler-Bouldin

Da da dadada, da da dadada, da da dadadada...

I wanna wake up in the city that never sleeps...

Sie ging zeitig schlafen und wachte am Donnerstag auch ganz schön früh wieder auf. Das war ganz gut, denn so hat sie auch was vom Frühstück abbekommen: Eine Banane und ein paar Erdnussbutter-Marmelade-Toasts. Dann gingen wir erstmal los, einen Waschsalon suchen, damit Kris ihre Wäsche waschen konnte. Ich persönlich brauche sowas ja nicht, denn wer hat schonmal einen Frosch in Klamotten gesehen? Aber gut, Menschen müssen ja ab und zu mal ihre Sachen waschen. Wir fanden auch ganz schnell einen Waschsalon und für wenige Dollars konnte Kris dort ihre Sachen in die Waschmaschine und den Trockner stecken. Das gab ihr wieder ein bisschen Zeit zum Lesen. Es wäre auch eher blöd gewesen draußen rumzulaufen, weil es nämlich die ganze Zeit regnete. Und so eine halbe Stunde, die die Waschmaschine brauchte, ging dann ganz schnell vorbei.

Als wir dann wieder im Hostel waren verstaute Kris ihre Sachen wieder in ihrem Koffer und wollte dann nur schnell ihre E-Mails checken und ins Facebook sehen, bevor wir uns Manhattan anschauen wollten. Sie spielte also wie so oft mit ihrem iPod rum, als sie auf einmal kreidebleich im Gesicht wurde. Ich hüpfte auf ihre Schulter weil ich wissen wollte, was los war. Da las ich, was Kris' Cousine Manuela geschrieben hatte: "R.I.P. 31.03.2011!!!! Opa wir lieben dich..."

...

Ich nahm Kris - so gut das eben mit meinen Froschärmchen geht - in die Arme und tröstete sie. Ihr kullerten die Tränen nur so runter, als sie ihren Laptop auspackte um Skype anzuschalten, denn sie wollte ihre Mama anrufen. Die war aber noch nicht zu Hause und nicht mehr auf der Arbeit, denn sie hatte wohl gerade erst Feierabend gemacht und war auf dem Heimweg. Dann hat sie es bei ihrem Bruder versucht, aber auch da ging nur die Mailbox ran, auf die sie dann einige von Tränen erstickte Sätze schluchzte. Nach ein paar Minuten kam sie dann doch bei der Mama durch und erlangte dann die traurige Gewissheit: Kris Opa war gestorben.

Es kam wenigstens nicht überraschend, aber Kris war trotzdem ganz schön traurig. Sie hatte am vorangegangenen Sonntag noch mit ihrem Opa telefoniert und hatte da schon so ein mulmiges Gefühl, dass sie das letzte Mal seine Stimme hören würde. Ein Gefühl, das sich bewahrheiten sollte.

Nach dem Telefonat mit ihrer Mama sprach sie dann noch mit ihrem Papa und ihrem Bruder, was sie alles ein bisschen trösten konnte. Als sie sich wieder einigermaßen gefangen hatte gingen wir dann noch ein bisschen die Stadt erkunden. Weil es ziemlich kalt und windig war mussten erstmal Handschuhe und eine Mütze her, denn die hatte Kris nicht eingepackt - man sollte meinen, dass es Ende März/Anfang April doch langsam Frühling werden würde.

Mit der U-Bahn Nr. 6 fuhren wir bis zur Brooklyn Bridge und von dort aus liefen dann zum Ground Zero, wo einmal das World Trade Center stand. Zur Zeit sieht man dort nur eine riesige Baustelle. Es gibt in der Straße, die unten auf dem Foto zu sehen ist, eine Ausstellung über die Ereignisse vom 11. September 2001 und über die Pläne für die Gedenkstätte und die neuen Gebäude, die derzeit auf dem Gelände entstehen.

O say, does that star-spangled
banner yet wave
O'er the land of the free
And the home of the brave?
Wie's aussieht: Ja!

O say, does that star-spangled banner yet wave
O'er the land of the free
And the home of the brave?


Wie's aussieht: Ja!

So sah es mal aus...

So sah es mal aus...

und so soll es mal aussehen.

und so soll es mal aussehen.

Anschließend sahen wir uns noch die Baustelle ein bisschen an und gingen dann in Richtung Norden. Ein paar Blocks von Ground Zero entfernt sahen wir dann an einer Häuserwand dieses schöne Graffito.

In Memory of September 11, 2001

In Memory of September 11, 2001

These vagabond shoes r longing to stray right through the very heart of it!

Wir spazierten weiter und Kris entdeckte einen Secondhand Laden. Sie kann ja an vielen Geschäften vorbeigehen, aber an so einem kommt sie nur schwer vorbei. Andere Shops, in die sie immer unbedingt rein muss, sind die, in denen Bücher, Kameras und Apple-Produkte verkauft werden. Also ab in den Gebrauchtwarenladen. Hier fand Kris dann einen Samsonite Trolley in gutem Zustand für nur 12$. Der wurde dann kurzerhand gekauft, weil ihr Trolley ja schon eine geplatzte Naht hatte und am Tag zuvor auf dem Weg von Grand Central zur Upper East Side eine der Rollen etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Nach einem Zwischenstopp beim Chinesen (Enten-Nudelsuppe) fuhren wir wieder zurück zum Hostel um den Koffer abzustellen und Kris beschloss, dass wir den Rest des Nachmittags bei Starbucks verbringen würden, denn da gibts Tee und kostenlosen Zugang zum Internet. Kris arbeitete dort dann an ihrem TESOL Zertifikat und ich unterhielt mich ein bisschen mit den anderen Gästen. Ein kleines Mädchen, 3 Jahre alt, wollte mich schon mitnehmen. Sie fragte Kris "Do you want him back?" was Kris natürlich bejahte. Mir hat es ganz schön viel Spaß gemacht mit der Kleinen zu spielen. Sie war ganz schön schlau für ihr Alter und war richtig neugierig! Mir haben ihre Gummistiefel ganz ganz ganz gut gefallen, weil die grün waren und aussahen wie ein Frosch! *Quak*

Irgendwann machten wir uns dann wieder auf dem Weg, denn Kris war mit ihrem Kumpel Phil verabredet, der zur selben Zeit wie wir in New York war. Da wir aber noch etwas Zeit hatten liefen wir wieder mal zu Fuß durch Manhattan. Verabredet waren die beiden an der Ecke 5th Ave und 45th Street, also wieder ein netter Spaziergang dorthin. Diesmal gingen wir aber nicht auf der 5th, denn die kannten wir ja schon, sondern östlich davon die Lexington Ave entlang. Wir waren pünktlich um 21:30 am Treffpunkt und warteten dann und warteten und warteten bis 22 Uhr. Das war aber auch so ausgemacht, weil Phil vorher noch nicht genau sagen konnte, ob er es pünktlich schaffen würde. Er war nämlich nicht zum Spaß in New York, sondern besuchte eine Konferenz und er wusste nicht, wie lange er sich am Abend dort aufhalten müsste. Kris rief ihn also kurzerhand an und sie machten aus, dass sie dorthin laufen würde, wo er sei, nämlich in der 21st Street. Es regnete immer mehr, aber Kris war ja zum Glück gut angezogen und war sehr froh, dass sie sich die neue Mütze gekauft hatte.

Kurz vor 23 Uhr trafen wir dann endlich Phil und die beiden waren froh, sich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. Wir liefen dann zusammen zu seinem Hostel (in der 45th Street!) wo sich die beiden noch eine Weile unterhielten und gegen 1 Uhr machten wir uns dann auf den Rückweg zum Hostel, denn Kris war ganz schön müde.

Der nächste Tag verlief relativ unspektakulär, denn es regnete den ganzen Tag und da wollte Kris nicht wirklich durch die Straßen laufen, also gingen wir mal wieder zu Starbucks und Kris arbeitete wieder ein bisschen an ihrem TESOL Zertifikat. Von einem Pärchen, die neben ihr saßen, hörte sie dann von einem sehr guten und günstigen Burgerrestaurant in der Nähe und Kris beschloss dort später essen zu gehen. Der Laden nennt sich Joy Burger und ist an der Ecke East 100th und Lexington Ave zu finden. Hat sich wirklich gelohnt dorthin zu gehen, denn die Portionen waren groß, der Preis klein (für einen echt großen und guten Burger mit einer großzügigen Portion Pommes gerade mal 8 Dollar) und geschmeckt hat es auch eeeecht lecker!

Am Abend fuhren wir dann mit der U-Bahn nach Brooklyn. Als wir an der Union Square Station von der 6 in den L-Zug umsteigen mussten hörten wir von irgendwo her Musik.... Wir fanden dann auch schnell die Quelle: Es waren die "Hot Sardines".

The Hot Sardines play liquor-drinking music from the last great Depression and thereabouts: Jazz, ragtime, dixie and gutbucket blues.

The Hot Sardines play liquor-drinking music from the last great Depression and thereabouts: Jazz, ragtime, dixie and gutbucket blues.

We are Moon Hooch- a Brooklyn-based collaboarative trio (Mike Wilbur - tenor saxophone, Wenzl McGowen - tenor saxophone, James Muschler - drums) that formed in the summer of 2010. Our music is a fusion of house, dance, drum and bass, jazz, world, and classical music. Our mission is to make people dance and be happy. Thanks for listening!!

We are Moon Hooch- a Brooklyn-based collaboarative trio (Mike Wilbur - tenor saxophone, Wenzl McGowen - tenor saxophone, James Muschler - drums) that formed in the summer of 2010. Our music is a fusion of house, dance, drum and bass, jazz, world, and classical music. Our mission is to make people dance and be happy. Thanks for listening!!

Nachdem wir den Hot Sardines ein paar Lieder lang zugehört hatten liefen wir weiter zum L-Zug, wo wir die nächste Band hörten: Moon Hooch! Auch die waren es wert, einige Züge vorbeifahren zu lassen.

Irgendwann rissen wir uns dann los, denn Kris hatte noch einiges vor an dem Abend: wir waren ja wie gesagt auf dem Weg nach Brooklyn, denn dort gibt es eine Kneipe (East River Bar), in der sich jedes Wochenende Fans des FC St. Pauli treffen und das Spiel gucken. Wir fuhren also dorthin und waren schon ganz gespannt, was uns da erwarten würde. Auf das Spiel konnte sich Kris leider nicht so ganz freuen, weil sie blöderweise im Internet schon vorher den Ausgang des Spiels erfahren hatte - auf der web.de Startseite stand es nämlich groß und breit...

In der East River Bar war so einiges los, fast alle mit St. Pauli Pulli/T-Shirt/Trikot und in guter Stimmung. Es waren auch sehr viele Deutsche dort, und Kris kam bald ins Gespräch mit zwei Jungs aus Lüneburg. Es hat dann schon viel Spaß gemacht das Spiel zu schauen, aber das Ende war leider weniger schön: Schalke führte 2:0 und das Spiel wurde in der 88. Minute abgebrochen, weil ein Fan einen Bierbecher auf den Linienrichter geworfen hatte... Schade schade...

Aber kein Grund für Kris sich die Stimmung vermiesen zu lassen, denn sie hatte an dem Abend noch etwas anderes vor: Sie hatte am Nachmittag von ihrem Freund Steven eine Mail bekommen, dass er von einer Geschäftsreise aus Deutschland wieder zurück in den USA sei und am Abend eventuell Zeit für ein Treffen hätte. Nach dem Spiel machten wir uns also wieder auf und fuhren zurück zur Upper East Side, wo Steven auch schon auf uns wartete. Mit seinem Auto - genannt "The Beast" - fuhren wir dann nach Downtown Manhattan und gingen zum Koreaner zum essen. Eigentlich wollten die beiden ja wieder mal Sushi essen gehen, das wäre aber zu einem Wettessen ausgeartet...

Die beiden hatten sich so vieles zu erzählen, denn sie hatten sich immerhin ein Jahr lang nicht gesehen. Nach dem Essen, es war mittlerweile schon Mitternacht, brachte Steven uns dann wieder zurück zum Hostel wo Kris dann glücklich und zufrieden einschlief.

Du bist hier : Startseite Amerika USA Da da dadada, da da dadada, da da dadadada...
Die Reise
 
Worum geht's?:
Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Frosch. Kermit der Frosch. Geboren wurde ich vor einigen Jahren in China, mein genaues Geburtsdatum weiß ich leider nicht. Auch meine Vergangenheit liegt im Dunkeln, denn ich wurde in eine Kiste verpackt und als ich wieder etwas sehen konnte befand ich mich mit vielen anderen Fröschen, Hasen, Schweinen und Tigern in einem großen Glaskasten, in dem oben ein Greifarm schwebte, der immer wieder einen meiner Mitinsassen entführte, im Oktober 2008 auch mich.
Details:
Aufbruch: 28.03.2011
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 20.05.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Großbritannien
Der Autor