Namibia - zum ersten Mal in Afrika

Reisezeit: Juli / August 2012  |  von Franzi S.

Vingerklip

Mittwoch, 8. August 2012

Es wird wieder einmal eine laute Nacht. Der Ostwind weht ein weiteres Mal sturmmässig übers Land und rüttelt und schüttelt an unserem Häuschen. Da auch hier Isolation nicht das oberste Gebot ist, fühlt es sich schon eigenartig an, wenn einem im Zimmer mitten in der Nacht der Wind übers Gesicht streicht.

Als wir erwachen ist es draussen noch dunkel. Wir ziehen die Vorhänge auf die Seite und geniessen den Ausblick aus dem Panoramafenster direkt vom Bett aus und beobachten das Erwachen des Morgens bis die Sonne aufgeht. Es ist herrlich.

Sonnenaufgang in der Ai Aiba Lodge

Sonnenaufgang in der Ai Aiba Lodge

Um halb acht Uhr sitzen wir wieder im Restaurant. Man hat für uns ein kleines Buffet errichtet und wie so üblich, kann man sich auch ein warmes Frühstück bestellen. Danach bummeln wir noch ein wenig um die Lodge herum. Mit dem Feldstecher entdeckt Jürg in der Ebene mehrere Giraffen und versucht mir zu erklären, wo sie sind. Da sie ziemlich weit weg sind, ist dies gar nicht so einfach. Doch plötzlich erblicke auch ich die schönen Tiere und bin völlig aus dem Häuschen.

Frühstück

Frühstück

und in der Ferne erblicken wir unsere ersten Giraffen

und in der Ferne erblicken wir unsere ersten Giraffen

Um neun Uhr gehe ich zurück in die Hauptlodge um zu zahlen. Martin macht die Rechnung parat und ich erkundige mich nach Mickey. Er öffnet die Türe zur Küche und dort nagt der Kleine munter an der Kühlbox herum. Bevor er diese vollkommen zerstört, pfeift er ihm. Mickey kommt sofort gerannt, hüpft auf die Bar. Martin öffnet seine Fleecejacke und Mickey schlüpft darunter um dort sein Nickerchen zu halten. Es ist zum Brüllen. Ab und zu krault Martin den Kleinen über der Jacke und dann hört man so ein ungehaltenes Jaulen, da er seine Ruhe will. Martin kam vor 20 Jahren nach Afrika, wo er sich einen Job suchte. Es gefiel ihm so gut, dass er blieb. Er ist übrigens aus dem Schwarzwald. In dieser Lodge arbeitet er seit 2004 als Manager als sie erbaut wurde. Und Mickey wurde ihm von einer Tierrettungsorganisation gebracht, die ihn als Jungtier fanden. Seither sind die beiden unzertrennlich und Mickey ist definitiv der Star der Lodge.

eine schöne Lodge

eine schöne Lodge

Um halb zehn haben auch Mäthu und Eva ausgecheckt und unsere Fahrt geht weiter. Wir fahren mitten durchs Erongo Gebirge und erblicken auch das Schutzgebiet für Nashörner. Darüber haben wir im TV mal einen Film gesehen. Natürlich erblicken wir keine der Tiere.

Ca. eine Stunde später erreichen wir Omaruru und sind riesig erstaunt, dass wir hier ein recht modernes Städtchen vorfinden. Anhand der Karte ist es jeweils schwer zu ermitteln, ob ein Ort nur aus einer Tankstelle besteht oder er grösser ist. Gleich eingangs entdecken wir eine Tankstelle. Während Mäthu wieder "Stunden" fürs Volltanken braucht, nutzt Eva die Zeit um zu fotografieren. Sie hat eine der berühmten Herero-Frauen entdeckt, die wunderschön in ihre traditionelle Tracht gekleidet ist. Sie kommt mit ihr ins Gespräch und darf sie dann ablichten.

Hundert Meter weiter entdecken wir unseren Spar. Mäthu und Eva machen sich ans Einkaufen und Jürg und ich bummeln zur Post, wo wir mehrere Telefonkabinen entdecken. Leider ist Vreneli nicht zuhause. So machen auch wir uns hinters Einkaufen. Danach begeben wir uns ein zweites Mal zur Post und dieses Mal haben wir Glück und erreichen Mama. Als wir zurück zum Parkplatz kommen, atmet Mäthu sichtlich auf. Eva hat weitere Herero-Frauen entdeckt und ist völlig fasziniert von den eleganten Damen. Jedoch wollen diese hier fürs Fotografieren einen kleinen Betrag und Mäthu meint sarkastisch, wenn wir noch länger weg gewesen wären, dann wären sie schon bald bankrott.

Ausserhalb von Omaruru biegen wir wieder ab auf eine einsame Nebenstrasse, selbstverständlich unbefestigt. Häufig fahren wir neben Farmen vorbei, sehen viele Kuhherden und auch Einheimische, die sie hüten. Ganz sympathisch finden wir, dass uns alle immer winken und wir winken selbstverständlich zurück. Am Morgen war es eisig kalt, der Ostwind bedeutet immer kalte Temperaturen. Doch am Mittag ist es bereits wieder über 25 Grad. Und so suchen wir uns einen Picknickplatz, der schattig ist. Eva hat heute ihren Arbeitstag. Da wir irgendwie von Farm zu Farm fahren, die aber kilometerweit auseinander liegen, hat es immer wieder Gatter, die die Strasse versperren. Da Mäthu der first car ist, darf Eva also immer wieder aussteigen, Gatter öffnen, uns alle durchlassen und Gatter wieder schliessen. Sie macht das äusserst charmant und lässt uns immer mit einer kleinen Verbeugung passieren. Braves Mädchen...

Kühe sind hinter Zäunen und Zäune haben Gatter...

Kühe sind hinter Zäunen und Zäune haben Gatter...

Unser "Gatter"-Mädchen in Ausübung ihres Jobs

Unser "Gatter"-Mädchen in Ausübung ihres Jobs

Interessant ist auch die Tatsache, dass der staubige Highway sich stetig in die Höhe schraubt. Nicht stark, aber es geht immer obsi. Rundherum erblicken wir immer öfters Tafelberge und durchfahren dann breite Täler. Endlich finden wir einen ausgetrockneten Fluss an dessen Ufer sich grössere Bäume befinden. Dort halten wir unser Picknick und platzieren unseren Tisch und die Stühle schön am Schatten. Gemütlich essen wir unseren Lunch, halten aber die Umgebung schön im Auge. Wir haben keine Ahnung, was hier alles herumläuft.

es ist heiss - da ist ein schattiges Plätzli fürs Mittagessen höchst willkommen

es ist heiss - da ist ein schattiges Plätzli fürs Mittagessen höchst willkommen

Jürg ist gestärkt für die Weiterfahrt

Jürg ist gestärkt für die Weiterfahrt

Wasser! Was für ein seltener Anblick...

Wasser! Was für ein seltener Anblick...

Die Landschaft ändert sich gewaltig. Die Tafelberge umringen uns nun und wir fühlen uns wie irgendwo in Arizona oder New Mexico. Plötzlich erblicken wir einen markanten Felsen, der wie in mahnender Finger in einem Tal steht. Es ist der Vingerklip und unsere Lodge gleichen Namens steht in der Nähe. Um zwei Uhr erreichen wir das schöne Hotel, welches direkt unter einer grossen Felsnase liegt, die den Eindruck erweckt, dass sie irgendwann mal den Halt verlieren könnte. Hoffen wir nicht heute!

der Vingerklip

der Vingerklip

Ankunft in der Vingerklip Lodge mit einem ähnlichen Felsen oberhalb

Ankunft in der Vingerklip Lodge mit einem ähnlichen Felsen oberhalb

Wieder erhalten wir ein schönes Reetgedecktes Bungalow. Mäthu und Eva ein wenig oberhalb von uns. Wir haben einen schöne Blick in ein weitläufiges Tal, das von Tafelbergen eingerahmt ist. Ein ganz eindrücklicher Tafelberg liegt mitten darin.

unser schöner Bungalow

unser schöner Bungalow

mit der grandiosen Aussicht

mit der grandiosen Aussicht

Die Vingerklipp Lodge hat ein besonderes Restaurant auf einem dieser Berge. Mäthu hat von zuhause aus eine Reservation gemacht um hier zu dinieren. Doch mir gefällt das Ganze gar nicht. Wenn wir zu Abend essen ist es stockdunkel und dann sollen wir die Felsen hinaufklettern? Nö, darauf habe ich keine Lust! Einerseits bin ich zu müde und andererseits ängstigt mich die Vorstellung. Mäthu ist enttäuscht und geht mit Eva alleine zum Dinner. Da werde ich etwas wieder gutmachen müssen...

Unterhalb unseres Bungalows gibt es ein kleines Wasserloch. Jürg und ich setzen uns auf die schöne Steinterrasse in die beiden Liegestühle, geniessen ein Glas Wein und beobachten, welche Tiere sich nähern. Mal sind es Warzenschweine, mal Kudus und mal Impala Antilopen. Den Sonnenuntergang erleben wir heute zum ersten Mal ohne die Sonne zu sehen, denn sie verschwindet hinter den Bergen. Dafür leuchtet der markante Tafelberg in immer schöneren Farben. Als der Berg am Glühen ist, verschwindet die Sonne und alles versinkt in einem rosa und dann grauen Schleier.

Das Abendessen nehmen wir in unserem Zimmer ein. Unsere Kühlbox ist noch gefüllt mit verschiedenen Leckereien und das reicht uns völlig. Dazu gibt es für Jürg ein Bier und für mich ein Glas Wein.

Zimmer-Picknick

Zimmer-Picknick

Als es dunkel ist, begeben wir uns wieder auf die Terrasse. Die Nacht ist angenehm warm und der Sternenhimmel ist höchst eindrücklich. Da hier kaum Lichtquellen sind, sind die Sterne fantastisch. Direkt über uns sehen wir die Milchstrasse und unser geliebtes Kreuz des Südens. Lange liegen wir da und starren in den von Sternen übersäten Himmel. Manchmal erblicken wir Satelliten und Jürg sieht sogar zwei Sternschnuppen. Es ist eine wunderbare Nacht und wir philosophieren über viele Dinge. So eine Nacht sieht man selten...

© Franzi S., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Noch nie kamen wir auf die Idee nach Afrika zu reisen bis uns unsere Freunde Mäthu und Eva davon überzeugten. Und wir wurden nicht enttäuscht...
Details:
Aufbruch: 22.07.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 14.08.2012
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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