Namibia - zum ersten Mal in Afrika

Reisezeit: Juli / August 2012  |  von Franzi S.

die Suche nach Nashörner und die Kälte

Sonntag, 12. August 2012

Wir hatten wieder einmal eine richtig schön warme Nacht. Die Temperaturunterschiede sind wirklich eindrücklich in Namibia. Da es bei Mäthu und Eva noch ruhig ist, spazieren wir zum Restaurant und geniessen das Frühstück. Dann klettern wir noch einmal auf die Mauer des Forts und erfreuen uns an der Weite des Ausblicks. Von Tieren ist weit und breit nichts zu sehen. Auch am Wasserloch ist nichts los

Gähnende Leere am Wasserloch

Gähnende Leere am Wasserloch

Zurück in unserem Bungalow stellen wir fest, dass man gerne putzen würde. Also ordern wir einen Träger, der mit einem Handwagen unser Gepäck zum Auto bringt. Dort warten wir noch eine halbe Stunde, dann kommen auch Mäthu und Eva daher.

Bevor wir heute den Etosha definitiv verlassen, bringt uns Mäthu noch zu einem Wasserloch in der Nähe. Er war heute morgen früh dort und sah eine ganze Löwenfamilie. Den Beweis erbringt er sofort mit seiner Kamera. Wir sind begeistert! Mäthu fällt es noch viel schwerer heute den Nationalpark zu verlassen. Er liebt die Tierbeobachtungen und erfreut sich wie wir an jedem Vierbeiner, der uns über den Weg läuft.

das wird uns fehlen, gell Mäthu...

das wird uns fehlen, gell Mäthu...

Nach einem kurzen Abstecher von der Hauptstrasse weg gelangen wir zum Ort, wo Mäthu die Löwen sichtete. Bereits ist ein Auto dort und alle schauen intensiv in den Busch. Wir erfahren, dass sich das Rudel immer noch hier befindet und ab und zu sähe man die Tiere. Doch wir können noch so angestrengt mit dem Feldstecher den Busch absuchen, wir sehen nichts. Also fahren wir weiter zum kleinen See. Dort ist mehr los!

Kudus und Giraffen bevölkern den kleinen See

Kudus und Giraffen bevölkern den kleinen See

Zwei Giraffen sind hier und mehrere Kudus und Antilopen. Plötzlich kommen auf einer anderen kleinen Strasse zwei Warzenschweine daher und eine Hyäne kreuzt auch unseren Weg. Diese Tiere haben wir noch nicht gesehen und streichen sie erfreut auf unserer geistigen Liste ab.

Unter einem grossen Baum liegt eine ganze Schakalfamilie und aus dieser Richtung läuft auch elegant eine weitere Giraffe ein. Melancholisch sitzen wir in unseren Autos nebeneinander. Mäthu fällt es genauso schwer sich von diesem Anblick zu lösen wie auch uns! Die afrikanische Tierwelt hat im Sturm unser Herz erobert und wir werden die Tierbeobachtungen wirklich vermissen.

Wow, eine Hyäne haben wir bis jetzt noch keine gesehen...

Wow, eine Hyäne haben wir bis jetzt noch keine gesehen...

und Pumba mit Familie beehrt uns auch noch!

und Pumba mit Familie beehrt uns auch noch!

Eine Schakalfamilie geniesst den Morgen...

Eine Schakalfamilie geniesst den Morgen...

... und schickt mal eine Vorhut los um den Langen zu begrüssen!

... und schickt mal eine Vorhut los um den Langen zu begrüssen!

Auf der Rückfahrt zur Hauptstrasse erleben wir den letzten Höhepunkt, eine Giraffenmama mit ihrem Baby. Da müssen wir einfach noch einmal halten. Die beiden beobachten auch uns und langsam drehen sie uns den Rücken zu und verabschieden sich. Ein Blick von beiden zurück zu uns symbolisiert uns den Abschied vom Etosha Nationalpark. Wiedersehen ihr Beiden ... lebt lange und glücklich!

Bye bye...

Bye bye...

Auf wieder normal befestigter Strasse verlassen wir den Nationalpark. Südwärts fahren wir ein paar Kilometer bis wir wieder die Hauptroute B1 erreichen. Ab hier nimmt der Verkehr stark zu und da Mäthu sich für eine Geschwindigkeit von 115 km/h entschieden hat, werden wir zum Hindernis des Tages, das alle überholen wollen. Langsam führt unser Weg wieder vom Hochplateau hinunter.

Einen Abstecher machen wir nach Tsumeb, da wir Benzin brauchen. Erstaunt erblicken wir am Eingang ein Schild von Schweiz Tourismus, der das Städtchen für etwas auszeichnet. Leider sind wir zu schnell daran vorbei um zu erkennen, was es genau ist. Jedenfalls scheint Tsumeb ein recht eindrückliches und wohlhabendes Städtchen zu sein mit vielen Jobs. Es hat Abzweigungen zu grossen Bergwerken und grosse Garagen mit vielen Lastwagen.

Gleich zu Beginn finden wir eine Tankstelle. Während Jürg auftankt schauen uns zwei Namibier vor dem dazugehörigen Shop zu. Ich gehe in den Shop und kaufe mir ein Sandwich fürs Mittagessen. Als ich wieder draussen bin, fragen mich die Herren woher ich denn komme. Und so setze ich mich zu ihnen und wir plaudern gemütlich. Sie scheinen grosse Fussballfans zu sein und erzählen mir über ihre Zeit, wo sie noch in einer Mannschaft gespielt hätten. Jürg ist schon lange mit Tanken fertig und wartet ungeduldig, dass ich endlich komme. So verabschiede ich mich von den Beiden. Namibia hat mich wirklich verändert. Hatte ich zu Beginn noch eine gewisse Scheu mich mit Einheimischen zu unterhalten, finde ich es nach drei Wochen sehr angenehm. Die Menschen sind wirklich freundlich und freuen sich über eine Plausch.

Wir fahren weiter und erreichen nach weiteren Kilometern die Stadt Otavi. Auch hier staunen wir über eine höchst zivilisierte Gegend. Es hat viele Einkaufszentren und Autohändler. Zudem sind am Strassenrand viele Marktstände.

Aus der weitläufigen Ebene gelangen wir wieder in ein langgezogenes Gebirge hinein und kurvig führt uns die B1 über kleine Pässe und wieder hinunter in Täler.

Unterwegs entdecken wir wieder einmal einen Picknickplatz am Strassenrand. Es hat zwar keinen Baum oder Sonnenschirm, aber es ist nicht so heiss, so dass wir das Mittagessen hier geniessen können. Ich packe mein Sandwich aus und werden von meinen Mitreisenden mit höchstem Entsetzen angeschaut. Ein Sandwich aus der Tankstelle? Das könne nie gutgehen! Doch ich lache nur über ihre Bedenken und vertilge es genüsslich. Die anderen prophezeien mir bereits eine Nacht auf der Toilette. Ich möchte es vorwegnehmen: es geschah nichts...

unser letztes Mittags-Picknick

unser letztes Mittags-Picknick

Nach einer weiteren Fahrt erreichen wir die Abzweigung zu unserer heutigen Lodge. Die Erde ist in der Zwischenzeit wieder tief rot geworden und so biegen wir ein letztes Mal auf eine unbefestigte Strecke ab. Überall erblicken wir Warnschilder von Warzenschweinen. Links und rechts verlaufen Zäune und tatsächlich erblicken wir mehrere Warzenschweine vor und hinter den Zäunen. Überall haben sie Löcher unten durch gegraben, so dass sie sich ungehindert bewegen können. Wir schalten einen Gang hinunter, schliesslich wollen wir nicht noch eine unliebsame Begegnung.

noch einmal gehts auf eine unbefestigte Strasse

noch einmal gehts auf eine unbefestigte Strasse

Pumba-Alarm!

Pumba-Alarm!

... und das berechtigt!

... und das berechtigt!

Um drei Uhr erreichen wir die Frans Indongo Lodge. Sie liegt wunderschön leicht erhöht auf einer Ebene. Somit hat man einen wunderbaren Rundumblick auch in die ostwärts weit entfernte Bergkette.

die Frans Indongo Lodge sieht wirklich klasse aus!

die Frans Indongo Lodge sieht wirklich klasse aus!

Wir werden sehr freundlich von einer Namibierin empfangen. Sie zeigt uns das Restaurant und die dahinter liegende grosse Terrasse, welche gemütlich mit Loungesesseln ausgestattet ist. Grosse geschnitzte Tiere zieren die hölzerne Terrasse und der Ausblick in die Savanne ist grandios. Wir befinden uns für diese Nacht in einem sogenannte Game Reserve, einem privaten Safarigelände. Von der Terrasse aus sehen wir viele Tiere, Gnus und Antilopen. Wir werden aufgeklärt, dass die meisten Tiere aus Südafrika stammen. Es ist ein wundervoller Ort!

gemütliches Beisammensein auf der Terrasse

gemütliches Beisammensein auf der Terrasse

wenn man die Giraffe doch nur nach Hause nehmen könnte...

wenn man die Giraffe doch nur nach Hause nehmen könnte...

Ausblick in das Tierreservat

Ausblick in das Tierreservat

Die nette Dame (ich habe leider ihren Namen vergessen) erzählt uns weiter, dass sie dieses Jahr eine Reise nach Europa unternahm. Sie war auch in der Schweiz, in Basel und auf dem Titlis. Sie sah das erste Mal in ihrem Leben Schnee und war von allem hoch begeistert.

Wir erhalten einen feinen Willkommensdrink, frischen Eistee aus Minze. Und lange plaudern wir mit unserer netten Begleiterin. Dann zeigt sie uns unsere beiden Chalets. Auch hier haben unsere Zimmer Strohdächer, ähnlich der Reetdächer auf Rügen. Und alles ist höchst gemütlich eingerichtet.

unser Bungalow

unser Bungalow

Um halb vier geht eine Safari los und ich überrede Jürg noch einmal zur Tierbeobachtung. Wir sind 10 Touristen und dürfen uns auf einen Lastwagen setzen, einen alten Mercedes, der für die Safari mit Bänken umgebaut wurde. Jürg ist begeistert. Genau auf so einem alten Ding hat er fahren gelernt. Natürlich wird der Mercedes genaustens unter die Lupe genommen.

da schlägt Jürgs Herz höher...

da schlägt Jürgs Herz höher...

Dann geht unsere Fahrt los. Einerseits besitzt die Lodge das eingezäunte Gebiet mit den vielen Antilopen. Doch es gibt noch ein anderes eingezäuntes Reservat. Die ganze Lodge ist wirklich riesig. Im zweiten Reservat hat es mehrere Nashörner, schwarze und weisse, also Breit- und Spitzmaulnashörner. Unser namibischer Fahrer und gleichzeitig Führer fährt uns zuerst lange dem Zaun entlang, dann betreten respektive befahren wir das Reservat.

Dann gehts kreuz und quer durch ein Gebiet voller Bäumen und hohen Büschen. Ab und zu gehts über ein offenes Feld, das viele Termitenhügel beherbergt. Dort erblicken wir auch südafrikanisches Gnus. Dann führt uns der Weg wieder in die Bäume hinein. Oftmals hat es Sträucher mit langen Dornen. Da diese dann in den Weg hineinragen, streifen sie auch unseren offenen Lastwagen. Wir müssen des öftern in Deckung gehen damit wir nicht verstochen werden.

kreuz und quer fahren wir durch das Nashorn-Reservat

kreuz und quer fahren wir durch das Nashorn-Reservat

und erblicken immerhin einen Termitenhügel mit südafrikanischem Gnu

und erblicken immerhin einen Termitenhügel mit südafrikanischem Gnu

Kreuz und quer durchfahren wir das Game Reserve, eine Stunde, zwei Stunden. Irgendwann erblicken wir noch zwei Geier hoch in den Bäumen. Immer wieder hält unser Führer, verlässt den Lastwagen und beobachtet Spuren. Immer wieder fahren wir auch zu Wassertränken. Doch es zeigt sich kein einziges Nashorn.

Die Sonne verschwindet in den schönsten Rottönen am Horizont, doch wir fahren weiter und weiter und weiter. Langsam möchten wir gerne umkehren, doch unser Führer möchte uns unbedingt ein Nashorn bieten. Doch es klappt nicht. Als es dunkel wird, wird es auch kalt. Glücklicherweise haben wir Decken. Doch wir sind wirklich froh als wir endlich wieder den Zaun erreichen und das Reservat verlassen.

Wenn schon kein Nashorn, dann wenigstens ein Geier...

Wenn schon kein Nashorn, dann wenigstens ein Geier...

Müde kehren wir zurück zur Lodge. Unser freundlicher Fahrer entschuldigt sich. Man sieht es ihm an, dass er selber am meisten enttäuscht ist. Doch er kann sicher nichts dafür. Tiere sind unberechenbar und können nicht einfach gebucht werden.

Wir kehren zurück in unser Zimmer. Ich bin komplett durchgefroren. Der eisige Ostwind ist zurückgekehrt und auch im Zimmer ist es eiskalt. Die Klimaanlage mit Heizung befindet sich gleich oberhalb unseres Bettes. Doch irgendwie will sich der Raum nicht aufwärmen. Samt Kleider lege ich mich ins Bett und kuschle mich in die Decke und das Duvet. Doch die Kälte will nicht weichen.

ein schönes Zimmer, aber kalt...

ein schönes Zimmer, aber kalt...

Um sieben Uhr begeben wir uns zusammen mit Mäthu und Eva ins Restaurant. Wie so oft ist das Restaurant rundherum offen, doch wegen der Kälte wurden die Plastikblachen runtergelassen und Heizstrahler aufgestellt. Wir sind die ersten zum Essen. Es hat einen wunderbaren Tisch direkt neben dem offenen Feuer und den kapern wir uns, denn auch Eva friert. Auf den Stühlen liegen Decken und so können wir uns darin einkuscheln. Doch wirklich schön ist die Wärme des Feuers.

Alle weiteren Gäste, die hereinkommen, scheinen genauso zu frieren wie wir. Neidische Blicke treffen uns, da das Kaminfeuer wohl jedermann gerne in der Nähe hätte. Das Abendessen ist wunderbar und die netten Damen geben sich riesig Mühe uns zu verwöhnen. Zuerst gibt es eine Kürbissuppe, dann ein Springbock-Kebab mit Kartoffeln und Gemüse und zum Dessert ein Mango-Soufflee. Es schmeckt alles hervorragend und ein feines Glas Wein rundet das Ganze ab. Dank der Wärme des Feuers tauen wir auch langsam auf.

Nach dem Essen kehren wir zurück in unsere Zimmer. Nach wie vor ist es kalt, da es kaum eine Isolation gibt. Die Vorhänge bewegen sich alle im unsichtbaren Wind und es zieht kalt durch den Raum. So ziehe ich meine Trainerhosen und dicke Socken an und kuschle mich unter die Bettdecke. Die Heizung lassen wir die ganze Nacht laufen.

© Franzi S., 2012
Du bist hier : Startseite Afrika Namibia die Suche nach Nashörner und die Kälte
Die Reise
 
Worum geht's?:
Noch nie kamen wir auf die Idee nach Afrika zu reisen bis uns unsere Freunde Mäthu und Eva davon überzeugten. Und wir wurden nicht enttäuscht...
Details:
Aufbruch: 22.07.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 14.08.2012
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors