Namibia - zum ersten Mal in Afrika

Reisezeit: Juli / August 2012  |  von Franzi S.

Etosha Nationalpark - Tag 1

Donnerstag, 9. August 2012

Um sechs Uhr erwachen wir heute, schieben den Vorhang auf die Seite und geniessen durch unser Panoramafenster die erste Ankündigung des neuen Tages.

Danach nimmt Jürg eine erfrischende Dusche. Dies im wahrsten Sinne des Wortes, da es kein warmes Wasser gibt. Taffes Kerlchen... Um halb Acht spazieren wir zum Restaurant, wo Mäthu und Eva bereits beim Frühstück sind. Sie erzählen uns vom feinen Barbeque gestern abend und natürlich dem schönen Sonnenuntergang, den sie hoch oben auf den Bergen geniessen konnten. Glücklicherweise hat mir Mäthu meine Bergsteigerfaulheit verziehen...

kurzer Spaziergang zum Restaurant

kurzer Spaziergang zum Restaurant

der schöne Frühstücksraum

der schöne Frühstücksraum

Das Frühstückbuffet ist reichhaltig und wieder gibt es auch einen Koch, der noch Eier in alle möglichen Formen zubereitet. Da wir erst um halb zehn starten, hat jeder noch so sein eigenes Programm. Mäthu will um den Vingerklipp wandern, Eva meditiert im Zimmer und Jürg und ich wandern ein wenig auf dem North Trail.

Um halb zehn gehts dann los. Ein sehr netter älterer Namibier bringt mit einem Wägelchen unser Gepäck zum Auto. Während Jürg einräumt plaudere ich mit ihm. Er kann ein wenig Deutsch und gibt sich riesig Mühe. Er erzählt mir viel über sein Leben hier. Hatte ich zu Beginn unserer Reise noch Hemmungen mit den Leuten hier zu reden, geniesse ich es und staune immer wieder über die Freundlichkeit und die Offenheit der Einheimischen. Ich fühle mich hier wirklich wohl.

bevor es losgeht, befreit Jürg noch die Scheiben vom Staub

bevor es losgeht, befreit Jürg noch die Scheiben vom Staub

Um zehn geht unsere Fahrt weiter. Ein paar Kilometer noch über eine unbefestigte Strecke, die gesäumt ist von grossen phantasievollen Termitenhügeln. Dann erreichen wir das grössere Städtchen Outjo, wo wir unsere Autos auftanken und noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Dann gehts auf einer Hauptroute nordwärts Richtung Etosha. Es ist höchst entspannend wieder Asphalt unter den Rädern zu haben. Da es in Richtung eines der berühmtesten Orte Namibias geht, ist auch der Verkehr entsprechend hoch.

Immer wieder erblicken wir Abzweigungen zu "private game reserves" oder zu "game lodges". Unter "game" können wir uns noch wenig vorstellen. Erst später finden wir heraus, dass dies private Naturparks sind mit einer interessanten Tierpopulation. Die Lodges bieten dann auch entsprechend Safaris an. Doch unser Weg führt direkt in den berühmtesten Nationalpark Namibias, in den Etosha.

der Eingang zum Etosha Nationalpark

der Eingang zum Etosha Nationalpark

Schon bald erreichen wir den Eingang des Nationalparks. Dort müssen wir auf einem Formular genau angeben wie lange wir bleiben wollen und wo wir übernachten werden. Danach wird uns eine Erlaubnis ausgestellt, wo wir auch genau sehen, wann wir den Park zu verlassen haben.

Wir passieren das Tor und staunen bereits nach einer kurzen Strecke, dass eine ganze Herde Springböcke gemütlich über die Strasse bummelt, gefolgt von einer Horde grauer Vögel, die irgendwie an Rebhühner erinnern. Kaum weiter blockiert uns eine Zebraherde. Wir fühlen uns wie Alice im Wunderland.

Wow ... kaum im Park erblicken wir schon überall Tiere!

Wow ... kaum im Park erblicken wir schon überall Tiere!

Waren wir heute morgen in einer Landschaft mit Tafelbergen und Canyons gestartet, sind wir nun in einer weitläufigen Ebene gelandet. Die Vegetation ist recht spärlich, aber die Tierwelt zum Verlieben. Langsam und vorsichtig geht unsere Fahrt weiter und immer wieder gibt es etwas zu sehen!

Wir erreichen unsere erste Lodge in Okaukeujo. Aus Sicherheitsgründen ist die ganze Anlage mit einer Mauer oder mit Zäunen umgeben. So passieren wir ein hohes Tor und gelangen in die weitläufige Innenzone. Beim Check In ist ziemlich viel los, doch nach einer Weile erhalten auch wir die Schlüssel für unser Bungalow. Dieses steht etwa 20 Meter vor einem Wasserloch. Mäthu hat hier eine tolle Reservation gemacht!

unser Bungalow

unser Bungalow

und nur Schritte entfernt ist das Wasserloch

und nur Schritte entfernt ist das Wasserloch

Schnell begeben wir uns zum Wasserloch. Es hat Springböcke und Zebras und auch ein paar Oryx sind am Saufen. Viele Menschen stehen an der Mauer und beobachten die tierischen Durstlöscher.

Wow ... da ist ganz schön was' los!

Wow ... da ist ganz schön was' los!

Wir bringen unser Gepäck in die Zimmer und staunen über die Kälte. Es hat Gott sei Dank eine Klimaanlage mit Heizfunktion. So versuchen wir ein wenig Wärme reinzubringen.

Doch uns zieht es sofort ans Wasserloch. Dort stehen wir wie beschenkte Kinder und staunen über die vielen Tiere. Plötzlich erhebt sich ein Gemurmel und wir entdecken den Grund: drei Elefanten nähern sich von Süden. Unsere ersten Elefanten in freier Wildbahn. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Gemütlich trotten die grossen Tiere zum Wasserloch und beachten uns Touristen kaum. Alle Leute sind vorbildlich ruhig und man hört nur das Surren der vielen Kameras und Fotoapparaten.

Wahnsinn! Unsere ersten Elefanten in freier Wildbahn!

Wahnsinn! Unsere ersten Elefanten in freier Wildbahn!

Lange stehen wir hier und beobachten die wunderschönen Tiere. Die Sprinböcke und Zebras gehen fast ein wenig verloren, die Elefanten sind klar die Stars. Vermutlich handelt es sich um junge Bullen, jedenfalls gibt es immer wieder ein lockeres Kräftemessen. Daneben wird aber auch fleissig Wasser getrunken. Rüssel füllen, Schlauch in den Mund stecken und zurückblasen. Es ist faszinierend. Irgendwann haben die Jungs aber genug und trollen sich schwerfällig von dannen.

Es ist vier Uhr. Eva ist müde und zieht sich zurück ins Zimmer, Mäthu und ich spazieren zu den Shops und kaufen noch diverses ein. Zurück in unserem Bungalow schlägt uns Mäthu noch eine kleine Tour zu weiteren Wasserlöchern ausserhalb der Lodge vor. Da sind wir natürlich dabei!

Als erstes erblicken wir im Unterholz eine Giraffe. Unsere erste Giraffe von nahem. Wir halten am Strassenrand und beobachten das stolze Tier. Sie pflückt gemütlich mit ihrer langen Zunge Blätter von Sträuchern. Ihr eindrücklicher Hals erlaubt es ihr bei hohen wie bei tiefen Bäumen die besten Goudis zu pflücken.

unsere erste Giraffe von Nahem!

unsere erste Giraffe von Nahem!

Nach einer weiteren kurzen Strecke, wo wir mehrere Zebras sehen, erreichen wir das erste Wasserloch. Dort ist jedoch tote Hose, also fahren wir weiter zum nächsten. Dort erblicken wir einen Schakal und wieder die lustigen grauen Rebhühner. Da wir in der Zwischenzeit auch über Literatur der Tierwelt des südlichen Afrikas besitzen, lesen wir, dass dies Helmperlhühner sind. In ganzen Gruppen rennen sie wie verrückte Hühner herum. Manche scheinen sich sehr unsympathisch zu sein und dann jagt der eine den andern quer durch die Savanne. Das ist wirklich lustig!

Wir fahren für heute zu unserem letzten Wasserloch. Um 17.40 Uhr müssen wir wieder in der Lodge sein. Man darf sich nur von Sonnenauf- bis -untergang im Nationalpark aufhalten. Danach muss man ihn verlassen oder sich in einer der sicheren Lodges befinden. Die Zeit wird langsam knapp, doch der Anblick der uns hier erwartet, wollen wir geniessen: zwei Giraffen stehen am Wasserloch und trinken in ihrer unnachahmlichen Art das frische Nass. Plötzlich tauchen zwei Elefanten auf und vertreiben ihre langen Freunde. Es scheint eine Hackordnung zu geben, die klar geregelt ist! Rund um das Wasserloch erblicken wir halbhohes Savannengras und wir fragen uns, ob wohl irgendwo ein Löwe liegt und beobachtet, wo sein Abendessen zu finden ist. Doch wir erblicken keinen König der Tiere.

Wir müssen zurück! Die Sonne geht wunderbar gelb-orange langsam dem Horizont zu. Plötzlich überholt uns ein Auto und wirbelt richtig nett Staub auf. Genau in dem Moment taucht am Strassenrand zwischen uns und der Sonne die Silhouette eines Zebras auf. Ich nötige Mäthu zu einem Superstop. Das Bild ist einfach einmalig: die untergehende Sonne und das Zebra davor im aufgewirbelten Staub. Ich bin begeistert!

mein staubiges Zebra im Sonnenuntergang

mein staubiges Zebra im Sonnenuntergang

Pünktlich fahren wir in die Lodge hinein bevor die Tore geschlossen werden. Wir kommen zu unserem Wasserloch und sehen viele Leute drumherum. Was uns hier erwartet, macht uns sprachlos! Mehrere Elefanten und viele Giraffen sind am Wasserloch, im Hintergrund geht die Sonne unter und verwandelt alles in ein unglaubliches Bild. Es ist so ruhig, dass wir hören, wie die jungen Elefanten auf den Boden stampfen und Staub aufwirbeln. Die Stimmung ist Magie pur und einer der schönsten Momente, den wir auf all unseren Reisen je erlebt haben!

Ein fantastischer Anblick!

Ein fantastischer Anblick!

Da keine Tiere im Wasserloch stehen sondern nur am Rande trinken, ist das Wasser windstill und klar, so dass von den Giraffen ein ausdruckstarkes Spiegelbild entsteht. Solche Fotos schiessen zu können ist ein Geschenk!

Lange verweilen wir hier und saugen den Anblick in uns auf. Doch irgendwann verlassen uns die Tiere und lassen uns mit Herzklopfen zurück.

Es ist fast sieben Uhr und wir sind hungrig. Im Zimmerpreis inbegriffen ist ein Abendessen-Buffet. Bei einer solch grossen Hotelanlage erwarten wir nicht allzuviel, doch wir werden angenehm überrascht. Das Restaurant ist in ziemlich schummrigem Licht gehalten. Wir erhalten einen gemütlichen Tisch und holen uns am Buffet unser Essen. Es gibt Oryx Steaks und Schweinegeschnetzeltes, Reis, Kartoffeln und Polenta. Dazu Gemüse. Und es schmeckt alles hervorragend. Wir sind wirklich beeindruckt! Dazu hat es auch ein Salat- und Dessertbuffet. Einzig die Getränke müssen wir bezahlen. Ein toller Service!

Am Wasserloch ist es stockdunkel, obwohl es eigentlich beleuchtet sein sollte. Nur wenige Leute stehen drum herum. Jürg hat natürlich seine Taschenlampe bei sich und leuchtet das Wasserloch mal an. Es hat zwei Elefanten und einen Schakal. Doch wir wollen die Tiere nicht blenden und stellen dies sofort wieder ein. In unseren Zimmern ist es ebenfalls stockefinster - Stromausfall. Also machen wir uns bettfertig. Als ich grad so am Einschlafen sind, geht der Strom wieder an und eine Lampe vor unserer Türe leuchtet ermüdend hell in unser Zimmer, da die Tür aus Milchglas besteht.

So schäle ich mich aus meinem warmen Bett um dies abzuschalten. Der Lichtschalter ist aber im Zimmer von Eva und Mäthu. Da dort noch Licht brennt, klopfe ich an. Eva ist an der Tür und löscht das Licht sofort. Sie sagt, Mäthu sei noch am Wasserloch, es habe Nashörner dort.

Da werde ich natürlich hellwach, werfe mir schnell etwas über und düse ans Wasserloch. Und tatsächlich ist wieder Licht und vier wunderschöne Nashörner haben den Ort für sich ganz alleine. Im gelben Licht sind sie entweder am Saufen oder tollen übermütig herum. Zwei Tiere stehen sich gegenüber und rammen sich spielerisch immer wieder die Köpfe zusammen. Vermutlich übermütige Teenager. Der Anblick ist wunderbar und ich danke dem Stromausfall für diese Chance.

Und zum Abschluss des Tages noch Nashörner! Wir könnes es kaum glauben...

Und zum Abschluss des Tages noch Nashörner! Wir könnes es kaum glauben...

Dann gehts zurück in die warmen Federn. Was für ein Tag! Wir freuen uns, dass wir noch zwei weitere Tage in diesem Paradies verbringen dürfen!

© Franzi S., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Noch nie kamen wir auf die Idee nach Afrika zu reisen bis uns unsere Freunde Mäthu und Eva davon überzeugten. Und wir wurden nicht enttäuscht...
Details:
Aufbruch: 22.07.2012
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 14.08.2012
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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