Indien 2013

Reisezeit: Juni - August 2013  |  von Hartmut Laue

Nachtrag

So ein Rückflug hat auch seine besinnlichen Seiten.

Vom Amax Inn fahre ich morgends um 6 Uhr mit einer Fahrradriksha zur New Delhi Railway Station, muss dann mit dem ganzen Gepäck den kompletten Bahnhof auf einer Überführung (15 Gleise) überqueren - im üblichen morgendlichen Gedränge und der ständigen Anmache der Tuk-Tuk-Fahrer auf beiden Seiten und bin bereits komplett durchgeschwitzt, als ich in der Metrostation ankomme.

Dann betrete ich den nigelnagelneuen Airport Express .... und bin in einer anderen Welt: ein Luxuszug, sauber, richtig eisekalt, menschenleer. vielleicht 6 Leute in dem langen Zug, Digitalanzeigen, ruckelfrei flüsterleise in 18 Minuten bis zum Flughafen.

Dort geht es übergangslos weiter: alles neu, viel Chrom, blitzsauber, modernste Technik, glitzernde Luxusgeschäfte (vermutlich die, die in Chandigarh hätten sein sollen , Rupies werden nur noch mit Mühe angenommen, die Preise international (Sandwich + Kaffee 400 Rs (5 €)), Indien ist schon weit weg....

Während ich später hier oben im Flieger gemütlich "speise", mir es gut gehen lasse (und dabei wieder mal viel Abfall produziere), blicke ich hinunter auf kahle braune abweisende Bergketten und Täler mit schmalen Sandwegen und ab und zu kleinen grünen Fleckchen:

Erst Pakistan, dies heutzutage zerrissene Land, wo Bergsteiger ermordet, Touristen entführt und getötet werden, mit den tief verschleierten Frauen, wo niemand mehr weiß, wer wo die Kontrolle hat, das zwischen westlicher Orientierung und offener Unterstützung der Taliban und el-Qaida schwankt.

Dann Kabul und Afghanistan, auch heute ein irgendwie düsteres Land, das offensichtlich nicht befriedet werden kann, seit mindestens 160 Jahren haben sich alle alle Invasoren die Zähne ausgebissen, die Engländer (mir fällt dabei "Das Trauerspiel von Afghanistan" von Theodor Fontane ein Link zu Theodor Fontanes Gedicht

, die Russen, jetzt die Amis und auch die Deutschen, die zum Brunnen und Schule bauen kamen, und nun im Kriegseinsatz "unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen". Auch sie werden abziehen und das Land voraussichtlich wieder ins Chaos stürzen lassen zwischen mittelalterlichen Taliban, korrupten Warlords und Rauschgifthändlern, die Bevölkerung und vor allem die Frauen werden wie immer die Leidtragenden sein. Hier ist es möglich, dass in der Uni von Masar-i-Scharif eine aufgebrachte Menge vollbärtiger "Jura" Studenten (sie studieren die Scharia) in langen Hemden eine deutsche Regisseurin mit Knüppeln bedrohen, weil sie es wagt, einem afghanischen Schauspieler Anweisungen zu geben. Eine Szene wie aus einem Mittelalterfilm. Irgendwie furchtbar, denke ich.

Dann geht's weiter über Tadschikistan und Uzbekistan, auch etwas unsicheren Kantonisten, aber mit berühmten Orten der alten Seidenstraße wie Samarkand und Buchara. Aber hier sehe ich auch eine der größten von Menschen verursachten Umweltkatastrophen: wo früher ein See war, ist heute wellige Wüste und Salzpfanne: Der Aralsee war früher mit 68.000 qkm der viertgrößte See der Erde. Er besteht heute nur noch aus Restseen mit 13.000 qkm, weil seit der Stalinära die Zuflüsse abgepumpt werden. Die ehemalige Hafenstadt Aralsk liegt heute 150 km vom völlig versalzten See entfernt......

Mir wird wieder einmal klar, auf welche Insel der Glückseligen wir hier in Mitteleuropa derzeit leben.... und freu mich auf zu Hause!

© Hartmut Laue, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Ziele sind diesmal Mumbai, Goa, Hampi, Ellora, Ajanta, Ladakh und mal sehen....
Details:
Aufbruch: 28.06.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 13.08.2013
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Hartmut Laue berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.