Mit dem Fahrrad von Frankfurt am Main nach Bologna

Reisezeit: Juni 2012  |  von Juergen Orth

Tag 11: Die Rückfahrt

Von Bologna bis Innsbruck mit dem Zug

Am Abend zuvor hatte ich mir in Bologna die Zugtickets bereits gekauft. Einen Anschlusszug bis Verona und ab hier den EC nach München. Der Zug nach Verona ging bereits um 08.10 Uhr, so dass ich mich sputen musste. Es lief alles bestens und ich war 20 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof. Auf dem Bahnsteig dann die erste Überraschung, der Zug nach Verona ist gestrichen. Nächste Regionalzugverbindung um 11:25 Uhr. Das ist zu spät, da der Zug in Verona bereits um 11:20 abfährt.
Auf dem Bahnsteig treffe ich noch ein holländisches Ehepaar, das das gleiche Problem hat. Sie müssen nach München, um von hier aus den Nachtzug nach Amsterdam zu bekommen.
Also, was ist zu tun. Erste Anlaufstelle ist die Auskunft der italienischen Bahn. Zum Glück spricht die Dame englisch und ich kann mich gut mit ihr verständigen. Sie rät den EC um 11:10 Uhr direkt von Bologna bis München zu nehmen. Hört sich gut an. Ich fahre mit dem holländischen Ehepaar noch mal in die Stadt. Wir trinken einen Cappuccino und fahren gemütlich wieder zum Bahnhof. Eine Stunde auf dem Bahnsteig ist ja auch ganz nett!!
Der EC nach München wird pünktlich bereitgestellt. Als der Schaffner, deutsches Personal, uns mit den Fahrrädern sieht ist seine erste Frage "Haben sie für ihr Fahrrad reserviert?" "Nein" "Dann kann ich sie leider nicht mitnehmen, die Fahrradplätze, (immerhin 4 Stück), sind alle vergeben." Und hier ist es das Problem. Zugfahren ohne Fahrradreservierung ist fast unmöglich.
Es ist jetzt bereits 11:30 Uhr und ich bin immer noch in Bologna. Ich entscheide mich für einen Regionalzug von Bologna bis Brennero. Abfahrt 12:35 Uhr. Das holländische Ehepaar will sich mit ihrem Agenten, über den die Reise gebucht wurde, telefonisch beraten. Das ist mir jetzt egal. Ich nehme den Regionalzug nach Brennero. Hier sind genug Fahrradplätze vorhanden. Kurz bevor der Zug losfährt sehe ich wieder das holländische Ehepaar, dass jetzt doch auch diesen Zug genommen hat. Na, gut denke ich mir, wenigstens erstmal bis zum Brenner.

Nach 15 Minuten kommt Edith, so ihr Namensschild, von der italienischen Bahn um die Fahrkarten zu kontrollieren. Edith spricht zum Glück sehr gut deutsch. Und los geht's.....Bingo, wir sind wieder im Eisenbahnspiel. Mit meiner offiziellen Fahrkarte bis Verona ist alles in Ordnung, aber bis zum Brenner, nein das geht nicht. Warum? Ich habe nur eine Fahrkarte für den Eurocity der DB, das hat nichts mit der italienischen Eisenbahn zu tun.
Wenn ich nach Verona noch im Zug sitze gibt's ne saftige Strafe. Ok, denke ich, meine Fahrkarte für den Eurocity ist also für die Füße. Aber ich kann ja ein Ticket bis Brennero lösen. Irrtum, geht nicht, da es in Verona am Bahnhof eine Möglichkeit gibt Tickets zu erwerben, darf Edith kein Bahnticket im Zug verkaufen. Es lebe die italienische Eisenbahn!! Edith ist aber sehr hilfsbereit. In Verona haben wir 13 Minuten Aufenthalt. Wenn ich es schaffe in dieser Zeit im Bahnhof ein Ticket bis Brennero zu kaufen, kann ich weiter mitfahren. Na klar, dass mache ich und dann schaffe ich den Zug nicht mehr und mein Rad und das Gepäck fahren gemütlich zum Brenner und ich stehe in Verona.
Nein, mit Rad und Gepäck raus aus dem Zug. Ab in den Bahnhof, ein Ticket bis zum Brenner gekauft und mit dem nächsten Zug, der in 1 1/2 Std. geht, den nächsten Versuch unternommen. Meine holländischen Mitfahrer, strecken die Flügel. Sie bleiben eine Nacht in Verona und reservieren sich für den nächsten Tag zwei Fahrradplätze im EC nach München. Das ganze hat nur einen Haken, da das ursprüngliche Sparticket für den verpassten Zug nicht mehr gilt, müssen die Beiden eine neue Fahrkarte lösen. Viel Spaß beim Rückfordern des Reisepreises.

Weiter bei mir. Ich habe ausgiebig Zeit und warte im Bahnhof auf den nächsten Zug. Da macht sich die Blase bemerkbar. Na ja, die Toilettenanlage sehe ich. Für einen Euro öffnet sich auch die Tür. Aber was mache ich in der Zwischenzeit mit meinem Fahrrad. Risiko, wenigstens abschließen, Euro und die Lenkertasche mit den wichtigsten Dokumenten und dem Geld bereithalten und ab geht's ins Servicio. Nach einem schnellen Zwischenstopp bin ich wieder draußen und mein Fahrrad ist auch noch da.
So, jetzt ab auf den Bahnsteig. Der Zug ist pünktlich und Platz hat's auch noch für mein Rad. Der Schaffner ist beim Einsteigen behilflich, aber dann sehe ich ihn die ganze Zugfahrt nicht mehr. Keine Fahrkartenkontrolle. Ich denke an Edith, vielleicht hätte sie bei mir ja auch ein Auge zudrücken können und ich wäre 1 1/2 Stunden eher am Brenner. Die Zeit wird knapp. Ein Weiterkommen in Innsbruck sehe ich inzwischen für fast unmöglich an. Um 18:56 Uhr, immerhin pünktlich, komme ich am Brenner an. Es ist ein wunderschöner Tag. Blauer Himmel, angenehme Temperaturen. Ich entscheide mich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, die Bahn vom Brenner bis zum Bahnhof in Innsbruck zu nehmen. Bingo, die Bahnstrecke ist seit gestern vom Brenner bis Steinach wegen Bauarbeiten gesperrt. Es gibt ein Busersatzverkehr. Der Busfahrer, ein sehr netter Österreicher, macht mich darauf aufmerksam, dass der letzte Bus, der auch Fahrräder transportiert, vor 20 Minuten abgefahren ist. Aber, er tröstet mich. Die Abfahrt nach Steinach sei bei diesem Wetter sehr schön.
Na gut. Ich setze mich aufs Rad und los geht's die alte Brennerstraße bergab. Es wird eine wunderschöne Fahrt. Der Fahrtwind ist angenehm warm. Meine Jacke packe ich gleich wieder ins Gepäck und weiter geht's. In Steinach fahre ich einfach weiter, jetzt will ich auch die gesamte Strecke genießen. Fast eine Stunde dauert die Abfahrt. Einfach fantastisch. Ich fahre gleich bis zum Bahnhof durch, aber für eine Weiterfahrt ist es zu spät.
Direkt am Bahnhof ist das Ibishotel. Es ist jetzt bereits 20:30 Uhr. Hier übernachte ich. Morgen geht's weiter.
Am Abend schaue ich mir noch ein Spiel der Europameisterschaft an, trinke dabei ein Bier und esse noch einen Toast. Was für ein Tag und was für ein herrlicher Abschluss. Morgen will ich gleich früh zum Bahnhof und mich erkündigen wie ich am besten nach Frankfurt/Main komme und zwar mit Rad!

Blick aus meinem Hotelfenster auf den Brenner

Blick aus meinem Hotelfenster auf den Brenner

© Juergen Orth, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Start am 05.06.2012 in Frankfurt am Main über Wertheim am Main, Feuchtwangen, Augsburg, München, Bad Tölz, Insbruck, Brixen, Trient, Verona, Ostiglia nach Bologna.
Details:
Aufbruch: 05.06.2012
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 16.06.2012
Reiseziele: Deutschland
Österreich
Italien
Der Autor
 
Juergen Orth berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.