Mit dem Fahrrad von Frankfurt am Main nach Bologna

Reisezeit: Juni 2012  |  von Juergen Orth

Tag 3: Feuchtwangen - Augsburg

Start 09:30 bis 17:15 / reine Fahrtzeit 05:32 Std. / bis Donauwörth 95 km

Relaxtour:
Aufgrund der gestrigen Strapazen, habe ich es heute etwas ruhiger angehen lassen. Der Start sollte zwar früher sein, aber aufgrund des Feiertages war Frühstück erst ab 08:00 Uhr. Ich habe gestern alles zum wäschetrocknen ausgenutzt was einen Haken hatte. Am Morgen war immer noch nicht alles trocken.... na ja, halt feucht eingepackt und am Abend wieder aufhängen. Hierbei der erste Verlust. Meine frisch gewaschene Radlerhose hatte ich hinter der Balkontür aufgehängt. Am Morgen habe ich nach dem einpacken zwar noch mal einen Rundgang durchs Zimmer gemacht, aber an die Hose hinter der Balkontür habe ich nicht mehr gedacht. Ich werde nicht umhinkommen mir am Freitag noch eine zweiter Hose zu kaufen.
Die Strecke führt mich als nächstes durch Dinkelsbühl. Hier ist heute am Feiertag ein Prozessionsumzug. Die Durchfahrt durch die Stadt ist gesperrt. Ich lasse mir Zeit und halte an und schaue mir den Umzug an.

Umzug in Dinkelsbühl

Umzug in Dinkelsbühl

War interessant. Die Leute feierlich angezogen, in langsamen Schritt von der Kirche zum nächsten Altar. Der Pfarrer, das Kreuz vor sich hertragend im Gebet versunken und am Rande ich, mit kurzen Radlerhosen und kurzem Trikot mit dem Foto in der Hand.
Weiter gings von Dinkelsbühl über Wallerstein zur ehemaligen freien Reichsstadt Nördlingen, mit dem bekannten Glockenturm der St.-Georgs-Kirche. Da ich heute eine Relaxtour eingelegt habe und auch das Wetter einigermaßen mitspielt entschließe ich mich auf dem Marktplatz noch mal eine Pause einzulegen und genüsslich ein Eis zu essen. Dabei fällt auf, dass heute viele Leute mit dem Rad unterwegs sind. Im Zentrum der Altstadt, die für den Pkw-Verkehr gesperrt ist, sind die vielen Fahrräder nicht zu übersehen.
Während ich mir das Eis schmecken lasse, schaue ich mir noch mal meinen Zeitplan an. Am Samstag muss ich in Innsbruck sein...... und wo bin ich erst heute. Das wird knapp und mir wird bewusst, dass ich das mit dem Rad allein nicht schaffen kann. Also welche Alternativen habe ich. Ich schau mir noch mal genau die Radkarte "Romantische Straße" an und entschließe mich heute noch bis Donauwört zu radeln. Das sind von Nördlingen noch rund 40 km und dann mit dem Zug weiter bis Augsburg zu fahren.
Na dann aber mal los. Eis bezahlt und ab aufs Rad Richtung Donauwörth. Ich habe noch immer Glück, bis jetzt kein Regen und überwiegend Sonnenschein. Sollte sich das Wetter doch noch bessern und ich die nächsten Tage bei Sonne und angenehmen Temperaturen unterwegs sein, so wie ich mir das eigentlich vorgestellt hatte? Ich sollte leider am Abend schon eines besseren belehrt werden.
In Donauwörth angekommen frage ich mich gleich zum Bahnhof durch und schaue mir erst mal die Verbindungen nach Augsburg an. Das sieht gut aus. In knapp 20 Minuten fährt ein Regionalzug nach Augsburg und ich kann ohne Probleme mein Rad mitnehmen. Schade dass ich meine Bahncard nicht dabei habe, würde mir eine Menge Geld sparen.
Am Fahrscheinautomaten ist Betrieb. Wie so oft treffe ich wieder auf Leute die gern mit der Bahn fahren würden, aber vollkommen mit der Bedienung des Automaten überfordert sind. Das ist auch nicht so einfach, wenn man es nicht öfters macht.
Ich helfe natürlich den Herrschaften bei der Auswahl des Zuges und werde gleich noch von einem Ehepaar um Hilfe gebeten. Ich komme mir schon vor wie ein Angestellter der Bahn. Als dann alle zufrieden und die Karten ausgedruckt sind, komme ich endlich an die Reihe.

Rathaus in Donauwörth

Rathaus in Donauwörth

Dabei fällt mein Blick auf die Bahnhofsuhr. Oh, nur noch 10 Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges. Jetzt aber mal schnell die Fahrkarte gelöst. Zielbahnhof "Augsburg" eingegeben, Zugverbindung ausgewählt und Fahrkarte bezahlt. OK, aber halt ich bin in Bayern, ich brauche noch ein Ticket für mein Fahrrad. Verdammt noch mal wie ging das doch gleich. Ich brauche eine Tageskarte. Gut, aber wie komme ich an diesem Automaten dran? Ich probiere verschiedene Alternativen, nichts funktioniert...... und nur noch 5 Minuten bis zur Abfahrt. Jetzt werde ich aber doch langsam Nervös. Ruhe bewaren, sage ich mir und alles noch mal auf Start. Tatsächlich irgendwie habe ich es dann doch noch geschafft. Ich weis nur nicht mehr wie. Egal, die Karte ist da. Jetzt aber ab zu dem Bahnsteig. Der ist natürlich nur über die Unterführung erreichbar. Aufzug? Nein, dafür ist die Zeit zu kurz. Also Treppe mit Fahrrad und gesamten Gepäck runter, unten bis zum Gleis durch und das ganze noch einmal... jetzt aber wieder die Treppe hoch.
Der Zug ist da und die Schaffnerin ruft mir noch ein kurzes "Aufi geht's", oder so ähnlich zu. Ich verstaue mein Fahrrad in dem Zugbereich, der für Fahrräder vorgesehen ist und setze mich erst mal hin. Puhh, jetzt fang ich an zu schwitzen und zwar aus allen Poren am ganzen Körper. Da hilft nur ruhig durchatmen, aufstehen noch mal in Ruhe durchs Abteil laufen und langsam wieder klimatisieren. Ich scheine hier sowie so der Einzige zu sein.
Der Zug fährt an und ich denke noch: Hoffentlich bin ich auch im richtigen Zug. Ich hatte beim einsteigen gar nicht mehr auf die Bahnanzeige geschaut. Aber alles in Ordnung, der Zug fährt nach Augsburg. Das sollte nicht mein letztes Erlebnis mit der Bahn auf dieser Tour sein.
In Augsburg angekommen fahre ich zum Hotel. Ich hatte von unterwegs aus im Etap für kleines Geld ein Zimmer gebucht. Das Hotel liegt rund 10 Fahrradminuten vom Bahnhof entfernt. Über das Navi in meinem Handy habe ich keine Probleme und komme schnell ans Ziel. Hier gibt es sogar einen extra Fahrradabstellraum.
Nach dem ich ausgepackt habe, meine Sachen gewaschen und aufgehängt habe, fahre ich mit dem Fahrrad noch mal in die Stadt um etwas zu essen. In der Innenstadt finde ich ein gemütliches Restaurant und setzte mich in den Außenbereich und schreibe mein Tagesbericht. Das war heute doch ein schöner Tag, ein Relaxtag eben.
Als ich gerade bezahlen will fängt es an zu Donnern. Ich habe gar nicht bemerkt, dass im Westen mächtige Gewitterwolken aufziehen. Ich beeile mich ins Hotel zu kommen, denn meine Regensachen habe ich alle dort gelassen. Ich schaffe es gerade noch bis vor die Tür, als der Regen anfängt. Na dann Regen, regne mal, du hast die ganze Nacht Zeit. Nur Morgen solltest du bitte wieder aufhören.

© Juergen Orth, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Start am 05.06.2012 in Frankfurt am Main über Wertheim am Main, Feuchtwangen, Augsburg, München, Bad Tölz, Insbruck, Brixen, Trient, Verona, Ostiglia nach Bologna.
Details:
Aufbruch: 05.06.2012
Dauer: 12 Tage
Heimkehr: 16.06.2012
Reiseziele: Deutschland
Österreich
Italien
Der Autor
 
Juergen Orth berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.