auch die Ostsee hat Fjorde

Reisezeit: April / Mai 2014  |  von Herbert S.

Schwansen - das südliche Ufer der Schlei

Heute können wir etwas später starten - wir haben die Region Schwansen auf dem Programm.
Unmittelbar hinter der Fähre von Brodersby nach Süden über die Schlei, die es schon 1894 gab, machen wir an der Rundturm-Kirche von Kosel den ersten Stop.

Die St.-Laurentius-Kirche zu Kosel ist eine von drei Rundturmkirchen im Landesteil Schleswig. Ursprünglich hatte sie wohl keinen Turm, denn er ist nachträglich am Westgiebel des Langhauses angebaut worden.
Ob an dieser Stelle vorher eine Kirche aus Holz gestanden hat, ist nicht bekannt aber anzunehmen. Als Zeitpunkt für den Bau des Langhauses und des Altarraumes der heutigen St.-Laurentius-Kirche nimmt man die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts an. Spekulationen, ob es sich einen Wehrturm gehandelt haben könnte, weist man zurück, "da es nichts zu verteidigen gabe".

St. Laurentiuskirche Kosel

St. Laurentiuskirche Kosel

Die am Boden etwa 1,80 m dicken Wände sind innen aus Feldsteinen, außen zum Teil ebenfalls aus Findlingen, zum Teil aber mit Ziegelsteinen ergänzt und ausgebessert. Während die Außenseiten der Wände senkrecht aufgezogen sind, ist die Innenseite leicht nach außen geneigt, so dass sich die Wandtstärke bis etwa ein Meter unter der Decke auf ca. 1,20 m verjüngt. Der letzte Meter wurde erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit innen und außen senkrechten Wänden hinzugefügt. Ursprünglich hatte das Langhaus, so wie heute noch an der Nordseite, auch an der Südfront nur zwei kleine romanische Fenster und gegenüber dem heutige Eingang in der Nordwand einen zweiten Eingang: Die Frauentür. Die Wände waren wie gesagt etwa 1,0 m niedriger. Das Dach war flacher und mit Reet gedeckt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das Reet durch Holzschindeln ersetzt.

Innenraum von St. Laurentius mit in der Region verbreitertem Balkon

Innenraum von St. Laurentius mit in der Region verbreitertem Balkon

Nachdem wir die Fähre verlassen haben biegen wir nach Norden ab, um das Gut Ornum zu suchen, das aber nahezu hermetisch abgeriegelt ist. Trotz Verbot fahre ich mal ran.
Ornum - Hof ist seit ca. 1600 ein Meierhof von Eschelsmark. Im 18. Jh. hielten die Gutshöfe riesige Rinderherden als Mastvieh. Nicht selten zählten die Viehherden über 200 - 300 Stück. Da die Räumlichkeiten der Hofbetriebe nur begrenzt war, richtete man auf dem eigenen Areal sogenannte Meierhöfe ein, die auschließlich Milchwirtschaft betreieben.

Gut Ornum

Gut Ornum

Danach geht es weiter an der Windmühle von Norby vorbei nach Stubbe.

Windmühle von Norby

Windmühle von Norby

Die Straße dorthin ist ebenfalls als Privatstraße gesperrt (für Wanderer jedoch freigegeben). Wir laufen ein Stück um das Torhaus zu sehen (ein Schild weist daraufhin, dass die 17 hier wohnenden Familien nicht gestört werden wollen.).
Die Schleswiger Domkirche verfügte über mehrere wichtige Besitztümer im heutigen Gemeindegebiet von Reiseby. Eines dieser Besitztümer war die Burg Stubbe, die 1417 zerstört wurde. In der zeit der reformation wurde SWtubbe adeliges Gut mit einem Ziegelbau-Herrenhaus von 1804-1806. Das Torhaus stammt von 1914

Torhaus von Gut Stubbe

Torhaus von Gut Stubbe

Am Gut Krieseby kann man das Torhaus mit der Jahreszahl 1749 noch sehen - die tollen Scheunen nebenan, die auf dem Bild im Wanderband Schlei noch gemalt sind, werden aber z.Zt. abgerissen und sind nur noch anhnd der Schuttberge zu erkennen.
Hinweis: Es gibt ein wunderbares Buch mit zahlreichen Schwarz-Weiß Skizzen und manchen Aquarellen sowie vermeintlich ahndsgeschriebem Text mit dem Titel 'Wanderungen an der Schlei' von Hudemann u.a.
1448 wurde die Ansiedlung Krieseby das erste Mal erwähnt, im gleichen Zuge wurde auch das Gut Krieseby als adeliger Wirtschaftshof erwähnt. Anderen Berichten zufolge wurde das Gut bereits im 12. Jahrhundert erstmalig erwähnt.

Torhaus von Gut Krieseby

Torhaus von Gut Krieseby

Der nächste Ort Sieseby erhält ein eigenes Kapitel.
Bienebek hat neben dem Herrenhaus eine riesige reetgedeckte Scheune.

Am Strand spielen Kinder und erhalten eine kleine Fischkunde anhand einer winzigen Scholle (gerademal 5cm groß).

Bereits 1285 wird Olpenitz in einer Urkunde des Königs erwähnt und ist damals eine Burg zum Schutze der Schleimündung gegen eindringende Seeräuber gewesen. Seit 1436 spricht vom Gut Olpenitz.

Torhaus von Gut Olpenitz mit Wassergraben

Torhaus von Gut Olpenitz mit Wassergraben

Herrenhaus - Anf. des 18. Jh.

Herrenhaus - Anf. des 18. Jh.

Das St. Johannisstift bei Damp ist 1742 als Stiftung gegründet worden. Alte Gutsarbeiter, aber auch Arme sollten hier eine Bleibe finden. Zum Komplex gehören vier Häuse, eine Kapelle (leider geschlossen) und
ein kleiner hölzerner Glockenturm.

St. Johannisstift bei Damp

St. Johannisstift bei Damp

Grünholz war seites 1463 erstmals erwähnt wurde im Besitz des Adels. 1855 wurde es von den Herzögen zu Schlesqwig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg erworben und entwickelt sich zum Hauptsitz. Daher nennt man das Herrenhaus auch meist Schloß Grünholz

Schloß Grünholz

Schloß Grünholz

Torhaus von Grünholz

Torhaus von Grünholz

Saxtorf ist zwar auch gesperrt - aber wir fahren ran - es ist aber etwas 'runtergekommen'.
Das Gut Saxtorf wird 1480 zum ersten Mal genannt, ist zu dieser Zeit aber wahrscheinlich ein Dorf gewesen (Name). Etwa 1500 ist es schon ein Gut. Der große Wirtschaftshof und der Wassergraben stammen aus deiser Zeit, das Herrenhaus ist wesentlich jünger - 1851 wurde es nach einem verheerenden Brand im Jahre 1842 neu errichtet.

Saxtorf

Saxtorf

In der Wasserburg/schloß Ludwigsburg laufen wir einmal um den Wassergraben und trinken einen Kaffee und essen ein Stück Kuchen (unseren Kaffee haben wir vergessen).
Gut Ludwigsburg gehört, wie das altertümliche Torhaus sofort erkennen lässt, zu den frühen Adelsgütern im Lande. Das Herrenhaus des 18. Jahrhunderts vermittelt einen vornehmen und schlossartigen "Eindruck". Im Inneren befindet sich die berühmte Bunte Kammer von 1673, eine Wandvertäfelung mit kleinen Gemälden. Als Sinnbilder zusammen mit Sprüchen, sogenannten Enblemen, stellen sie einen Moralspiegel adligen Lebens dar, eine einzigartige Leistung der nordeuropäischen (Barockkultur.
Die Anfänge Ludungsburgs reichen bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück. Damals gehörte das Gebiet zum Besitz der "Bischöfe von Schleswig". Das Gut gelangte bald an die Familie von Sehestedt. 1729 kaufte der dänische Diplomat Friedrich Ludwig von Defm (1697-1771) das Anwesen, das er1768, nach seiner "Erhebung in den dänischen Grafenstand, in "Ludwigsburg" umbenannte.

Das Herrenhaus ist, so wie es sich auch heute noch präsentiert, ein 'Bau des 18. Jahrhunderts. Wuchtig erhebt sich der viergeschossige Baublock mit seinem mächtigen Mansarddach, in traditioneller Art, aus einem breiten Hausgraben. 'Das 'Kellergeschoss ist mit großen Granitquadern und -platten verkleidet
In der1673 datierten /'Bunten Kammer', die in den letzten Jahren restauriert wurde, tritt uns eine heute fremdartig erscheinende farbige 'Bilderwelt entgegen. Die Wände des kleinen Raumes sind vollständig mit auf Holz gemalten Sinnspruch-Bildern (Emblemen) in aufwändig geschnitzten Rahmen bedeckt. Dabei sind jeweils fünf übereinander angebracht, die obere Reihe trägt kleine ovale Darstellungen: Insgesamt sind 170 Tafeln vorhanden. Selbst die Tür besteht aus drei Tafeln, betont durch ein (feines Oval ) ZU jedem Bild gehört ein Sinnspruch in verschiedenen europäischen Sprachen einschließlich des Lateinischen,
In der rückwärtigen Achse des Herrenhauses liegt ein um die Mitte des 19. Jahrhunderts erneuerter, von Wassergräben eingefasster, längsrechteckiger Garten, der eine barocke Anlage ersetzte.

Herrenhaus von Gut Ludwigsburg

Herrenhaus von Gut Ludwigsburg

Bunte Kammer -  mit auf Holz gemalten Sinnspruch-Bildern
aus: Wikipedia - Foto: Pelz

Bunte Kammer - mit auf Holz gemalten Sinnspruch-Bildern
aus: Wikipedia - Foto: Pelz

Das bedeutendste der nebengebäude ist das alte Torhaus des Guts, das noch aus dem 16. Jahrhundert stammt, in späteren Zeiten jedoch mehrfach umgestaltet wurde. Seine Feldseite wird von neun kreuzförmig angeordneten Sandsteintafeln geziert, die unter anderem die Wappen der Rantzaus und der Sehestedt zeigen.

Das bedeutendste der nebengebäude ist das alte Torhaus des Guts, das noch aus dem 16. Jahrhundert stammt, in späteren Zeiten jedoch mehrfach umgestaltet wurde. Seine Feldseite wird von neun kreuzförmig angeordneten Sandsteintafeln geziert, die unter anderem die Wappen der Rantzaus und der Sehestedt zeigen.

Kurz dahinter - wir sind schon auf dem Rückweg - weist ein Schild auf eine archäologische Besonderheit: Langbett - 60m langes Dolmengrab vom Typ Karlsminde
Wir haben ein Modell bereits im archäologischen Museum Gottorf gesehen.

Rückweg durch viele viele blühenden Rapsfelder

Rückweg durch viele viele blühenden Rapsfelder

Der Rückweg Richtung Schleswig führt uns dann noch am Gut Luisenlund vorbei, das wir schon vom Golfplatz an der Schlei bewundern konnten.
Das Herrenhaus Luisenlund wurde als Sommerresidenz des Landgrafen Carl von Hessen geschaffen, der als Statthalter des dänischen Königs Christian VII. mit dessen Schwester Luise verheiratet war. Nach dem 2. Weltkrieg wandelte der damalige Besitzer das Herrenhaus mitsamt großzügigem Park in eine Stiftung um, die das gebäude seitdem als Internatsgymnasium unterhält. Dioe Beschilderung lautet noch 'Landerziehungsheim'!

Herrenhaus Luisenlund - heute Internatsgymnasium

Herrenhaus Luisenlund - heute Internatsgymnasium

© Herbert S., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein kurzer Bericht im ADAC-Magazin hat uns die Region um Schleswig herum schmackhaft gemacht. Die Schleiregion ist eine eher untypische Förde für Schleswig-Holstein, denn sie ist nur durch eine schmale Öffnung mit der Ostsee verbunden und hat somit eher den Charakter eines Flusses.
Details:
Aufbruch: 26.04.2014
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 03.05.2014
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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