USA - Kanada 2015 - Teil 3

Reisezeit: Mai - Juli 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 3-Streckenverlauf Lake Michigan-Lake Superior: 10.06.2015 -Teil 1 - Besuch Harley Davidson Museum

10.06.2015 - Teil 1 - Besuch Harley Davidson Museum, Milwaukee, WI

10.06.2015 Milwaukee – Harley Davidson Museum – Lake Michigan – McKinley Park – White Fish Bay
7 ½ Std. – 19 Meilen (31 km)

Heute Morgen stehen wir spät auf, denn wir haben „Ruhetag“. Nach dem Frühstück – ist nicht im Zimmerpreis enthalten - laufen wir zu dem nahen Harley Davidson Museum. Sie öffnen um 9 Uhr. Der Eintritt kostet 14 Dollar/Person, aber es lohnt sich. Das Museum ist nicht nur für Motorradfahrer oder Harley Fans interessant. Wir sehen Familien mit Oma, Opa und Kindern. Auf dem Parkplatz finden mehr als 1.000 Motorräder und 500 Autos Platz.

Das Museum feiert die mehr als 100-jährige Geschichte der Harley-Davidson-Motorräder. Der große Gebäudekomplex am Menomonee River enthält mehr als 450 Motorräder und Hunderttausende von historischen Gegenständen aus der Harley-Davidson Geschichte.

Harley-Davidson, Inc. ist ein börsennotiertes amerikanisches Unternehmen, das durch die gleichnamige Motorrad-Marke international bekannt geworden ist.

Das Unternehmen Harley-Davidson Motor Co. wurde 1903 in Milwaukee, Wisconsin (USA) von William S. „Bill“ Harley (1880–1943) und Arthur Davidson (1881–1950) gegründet. Später kamen die Brüder William A. Davidson (1870–1937) und Walter Davidson (1877–1942) hinzu. Die Harley-Davidson Motor Company ist einer der ältesten Motorradhersteller der Welt, der bis heute Motorräder produziert.

William S. Harley war ab 1896 bei der Meiselbach Bicycle Factory in North Milwaukee tätig. Von 1901 bis 1903 arbeiteten Harley und Arthur Davidson bei der Firma Pawling & Harnischfeger in Milwaukee, Harley als technischer Zeichner, Arthur Davidson als Modellbauer; die Firma stellte Elektromotoren her. Als einschneidendes Erlebnis für Harley und Davidson wird vor allem der Auftritt der Schauspielerin Anna Held genannt. Diese fuhr im Jahre 1901 aufsehenerregend mit einem De-Dion-Bouton-Motordreirad durch die Straßen von Milwaukee. Erste Konstruktionszeichnungen eines eigenen 116 cm³-Motors sind von William Harley aus dieser Zeit bekannt. Von 1901 bis 1903 benutzen Harley und Davidson für ihre Versuche Räumlichkeiten von Henry Melk, der einen Eisenwarenladen unterhielt. Hilfe kam von Ole Evinrude – diese geschäftlichen Verbindungen bestanden bis 1904.

Emil Krüger (Emil Krueger), ein eingewanderter Deutscher der in Frankreich bei De Dion-Bouton gearbeitet hatte, soll darüber hinaus Konstruktionszeichnungen des De Dion-Bouton-Motors zur Verfügung gestellt haben. 1903 bezogen Harley und Davidson ihre erste eigene Werkstatt, ein kleiner Schuppen hinter dem Haus der Familie Davidson in Milwaukee. Später schlossen sich die Brüder William und Walter Davidson den Beiden an.

Der Prototyp von 1903 sowie die beiden Vorserienmodelle von 1904 sind nicht erhalten, darüber hinaus gibt es keine zeitgenössischen Fotos oder Zeichnungen dieser drei Motorräder. Die früheste Skizze einer Harley-Davidson ist datiert auf den 1. April 1905, das erste Foto einer Harley-Davidson stammt von Ende April 1905 und zeigt das Modell 1.

Am 17. September 1907 wurde bei einem Notar die Harley-Davidson Motor Company of Milwaukee gegründet. Präsident wurde Walter Davidson, Sekretär und Verkaufsmanager Arthur Davidson, William Harley Chefingenieur und William David-son Vizepräsident und Produktionsleiter. Es erfolgten erste Aufträge für die Lieferung von Motorrädern für Polizei und die Bell Telephone Company; die Firma beschäftigte 18 Vollzeit-Mitarbeiter, zwei Jahre später bereits 149. 1912 wurde das neue Gebäude an der Juneau Avenue in Milwaukee bezogen.

Technisch waren in den 1960er Jahren weder die italienischen noch die US-amerikanischen Modelle auf der Höhe der Zeit, was sich in zahlreichen Tests der Fachpresse niederschlug. Die Verkaufszahlen sanken. Um überleben zu können, wurde Harley-Davidson 1965 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, um der Firma frisches Kapital zum weiteren Überleben zu ver-schaffen. Die Aktienmehrheit blieb im Besitz der Familie Davidson.

1966 war jedoch das Börsenkapital aufgebraucht, während die italienischen Werke nur Verluste erwirtschafteten. Auch konnten ihre veralteten Zweitakter gegen die etablierte europäische und die erblühende japanische Konkurrenz nicht bestehen. Der vorläufige Tiefpunkt war 1968.

Rettung in der Not versprach der Mischkonzern AMF (American Machine and Foundry Company) im Januar 1969. Auch unter deren Ägide blieb William H. Davidson zunächst bis 30. September 1973 geschäftsführender Präsident. Ihm folgten bis 1981 fünf Manager, denen es infolge ihrer mangelnden Branchenkenntnis trotz erheblicher Investitionen nicht gelang, Harley-Davidson dauerhaft in die Gewinnzone zu führen.
Vor diesem Hintergrund wurden die 1960 erworbenen italienischen Werke 1978 an Cagiva verkauft.

Dies geschah nicht zuletzt aus Gründen der Imagepflege, denn seit den 1970er war die Chopper-Bauform eine gewinnbringende Modeerscheinung im Motorradbau. Auch wenn die japanische Konkurrenz ebenfalls Chopper in ihr Programm aufnahm, so galt Harley-Davidson als Ursprung der Chopper. Kleine Modelle mit Zweitaktmotor passten nicht ins Bild.

Die Belegschaft wurde angesichts fragwürdiger Entscheidungen der durch AMF eingesetzten Geschäftsleitung, insbesondere im Hinblick auf die Modellpolitik, zunehmend unzufriedener. In der Folge sank die Produktqualität; es kam zuerst zu Bummelstreiks, danach zu ausgedehnten Arbeitsniederlegungen. AMF drohte im Gegenzug mit der Schließung.

Stattdessen kam es im Juli 1981 zum Management-Buy-out durch eine dreizehnköpfige Gruppe ehemaliger Manager und Mitarbeiter der Firmenleitung um Vaughn Beals, Willie G. Davidson und Charles Thompson. Ihnen gelang es, mit Hilfe eines Kredits der Citigroup über 80 Millionen Dollar die Motor Company zu übernehmen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das einst blühende Unternehmen inmitten eines boomenden Motorradmarktes zum Sanierungsfall entwickelt. Hohe Produktionskosten, eine veraltete und nicht marktgerechte Produktpalette und Qualitätsmängel hatten zu einem erheblichen Imageverlust geführt.

Demgegenüber verzeichneten die japanischen Motorradhersteller ein kräftiges Wachstum und erzielten Rekordgewinne, da sie die Wandlung des Motorrades vom ehemals kostengünstigen „Transportmittel des kleinen Mannes“ hin zum trendigen Lifestyleprodukt gestaltet hatten.

Die Sanierung gelang nicht von heute auf morgen. Sie umfasste unter anderem eine Reorganisation des gesamten Managements und den Abbau von 43 Prozent der Arbeitsplätze auf nur noch 2.000 Mitarbeiter. Viele Produkti-onsmethoden wurden überdacht und strikte Qualitätskontrollen eingeführt. Die umfangreichste Sanierungsmaßnahme bestand in der Entwicklung neuer, zeitgemäßer Produkte, verbunden mit einem Umsteuern beim Marketing.

Im Jahre 1986 ging das Unternehmen an die Börse, um mit neuem Kapital einen wirtschaftlichen Aufschwung herbeizuführen. Die Umsätze stiegen in den Folgejahren durchschnittlich um 18 Prozent jährlich und es konnten aufgrund des Gewinns entsprechende Dividenden gezahlt werden.

1993 übernahm Harley-Davidson 49 % der Geschäftsanteile des Motorradherstellers Buell, der Harley-Motoren hinsichtlich der Leistung weiterentwickelte und diese in eigene sportliche Rahmen einbaute.

Harley-Davidson übernahm im Juli 2008 den italienischen Motorradhersteller MV Agusta für 70 Millionen Euro inklusive der Bankschulden. Claudio Castiglioni, früherer Besitzer von MV Agusta, kaufte im August 2010 die Marke von Harley-Davidson zurück. Kaufpreis angeblich 3 Euro.

Statt in den 1980er Jahren mit den Japanern auf dem Gebiet technologischer Fortschritte zu konkurrieren, stellte Harley-Davidson mit seiner neuen Werbestrategie in erster Linie den Charakter und Erlebniswert der Produkte in den Vordergrund.

Aus psychologischer Sicht wurde der Mythos des amerikanischen Traums von Freiheit und Abenteuer und die Zugehörigkeit zur großen „Harley-Davidson-Familie“, auch durch die Gründung der Harley Owners Group (HOG) 1983, angestrebt. Zur Strategie zählt die Produktausweitung auf Motorrad- und Freizeitkleidung, Wohn- und Geschenkartikel und vor allem der „Individualismus“ der Marke, die gezielt durch das Customizing angesprochen wird.

„Wir verkaufen einen Lebensstil – das Motorrad gibt es gratis dazu.“
Bernhard Gneithing (Marketing-Direktor der Harley-Davidson GmbH)

Problematisch war und ist die Abgrenzung zu Rockergruppen wie Hells Angels und anderen Outlaw Motorcycle Gangs, die zu ihrer Identität und Mitgliedschaft mehr oder weniger Harley-Davidson-Motorräder vorschreiben.

Harley-Davidson wurde gerade weil der Hersteller „Retro-Motorräder“ mit der Technik der 1940er Jahre anbietet, endgültig zur Kultmarke und positioniert seine Produkte im (preislichen) Premium-Sektor.

Für Harley-Käufer, deren Durchschnittsalter bei 47 Jahren liegt, sind es nicht einfach nur Motorräder sondern Kunstwerke.

„Am achten Tag schuf Gott die Harley.“
Willie G. Davidson (Enkel des Firmengründers)

Wir machen ein Rundgang durch das Museum.

Die Custom Culture Galerie zeigt die Harley Davidson Auswirkungen auf die amerikanische und globale Kultur. Eine Videowand und zahlreiche Exponate künden von der Kultmarke in Film und Musik.

In diesem Ausstellungsbereich ist unter anderem Elvis Presleys 1956er-KH zu sehen. Der King erwarb die Maschine noch vor seinem großen Durchbruch. „Vocalist, self employed“, ist als Berufsangabe auf dem Versicherungsvertrag zu lesen, der neben anderen Originalunterlagen ausgestellt ist.

Das Herzstück der Galerie ist „King Kong“, eine 4 m lange, 2-motorige Harley-Davidson, von Felix Predko. Die Ausstellung zeigt auch exakte Kopien der maßgeschneiderten Motorräder, gefahren von Peter Fonda und Dennis Hopper 1969 in dem Film „Easy Rider“, einschl. Fondas „Capitain America“ Chopper and Hoppers „Billy Bike“.

In sämtlichen Bereichen des Museums lassen Erinnerungsstücke, Werbeplakate, Poster, Briefe, Broschüren, Zeitschriften und Fotografien Epochen der vergangenen 106 Jahre lebendig werden. Allerorten können die Gäste ihren Wissensdurst an Touchscreens, Videobildschirmen und zahlreichen anderen interaktiven Elementen stillen. Der "Engine Room" etwa macht die Besucher mit der Geschichte, der Technik und dem Sound der V2-Motoren von Harley-Davidson vertraut.

Auf einer in Originalgröße aufgebauten hölzernen Steilkurve präsentieren sich die Boardtrack-Rennmaschinen der 1920er-Jahre: Diese Maschinen donnerten seinerzeit mit mehr als 190 km/h und ohne Bremsen über die von Öl und Regen durchtränk-tenHolzplanken der Ovale; man steht ehrfürchtig vor der Installation und staunt nur noch. Nebenan erliegt man dem Zauber der Spielzeug-Harleys aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und erfährt anhand von Polizeimaschinen aus mehreren Epochen, dass Harley-Davidson seit 1908 die Exekutive beliefert und dass auch das US-Militär in beiden Weltkriegen auf die Maschinen aus Milwaukee vertraute. Weitere Bereiche der Ausstellung widmen sich der Motorradkleidung und -mode aus längst vergangenen Zeiten.

Das untere Geschoss behandelt die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Besucher betritt zunächst einen typischen Motorrad-laden jener Ära, freut sich über kuriose Harley-Kleinmotorräder sowie sportliche italo-amerikanische Aermacchi-Harleys und erlebt im Anschluss, wie die Firma – vom Mischkonzern AMF übernommen – ihr Produktspektrum auf Schneemobile, Boote, Golfcarts, 50er-Mokicks und Roller erweiterte.

Zu den Kuriositäten der Ausstellung zählt die Nova, für die – unter AMF-Ägide – ein 500er-V2-, ein 1000er-V4 und ein 1500er-V6-Motor vorgesehen waren. Alle mit 60 Grad Zylinderwinkel, flüssigkeitsgekühlt und als Vierventiler mit elektronischer Kraftstoffeinspritzung ausgelegt. Das damals von Porsche für Harley-Davidson entwickelte Projekt wurde jedoch nie der Öffentlichkeit präsentiert.

Zum guten Schluss können die Besucher einen stimmungsvollen Film genießen – und zwar auf einer echten historischen Harley-Davidson sitzend. Auch wenn das Mammutvorhaben die Firma Harley-Davidson alles in allem rund 75 Millionen US-Dollar gekostet hat: Es ist wirklich jeden einzelnen Cent davon wert.

Rolf und ich sind total begeistert, all die interessanten und schönen Dinge zu sehen. Nach Beendigung der Tour – 12 Uhr – genehmigen wir uns ein kühles Getränk im angrenzenden Cafe. Rolf hat Willi G. Davidson (Artist) gesehen, ich leider nur von weitem. Witzig, was es sonst noch so zu sehen gibt: Ein Biker hat seine Stiefel ausgezogen und sie auf den Trittbrettern seiner Harley deponiert. Dann ist er zum Essen gegangen. Ich hab natürlich Bilder gemacht.

Uns beeindruckt auch die Bronze-Skulptur des „Hill Climber“, 4,9 m hoch, erschaffen von Jeff Decker, einem Künstler aus Utah, Historiker und Harley-Enthusiasten. Die Skulptur zeigt einen Vintage Harley Fahrer auf einem himmelwärts ragenden DAH Bike, eines von nur 6 in der Welt. Die Figur ist frei von Furcht: ein Fuß ist vom Motorrad genommen und der rechte Arm zeigt nach rückwärts.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise durch folgende Staaten (USA und Kanada): Colorado / New Mexico / Arizona / Nevada / Arizona / New Mexico / Texas / Oklahoma / Kansas / Missouri / Illinois / Wisconsin / Michigan / CANADA – Ontario / Minnesota / North Dakota / Montana / Idaho / Utah / Wyoming / Utah / Colorado Motorrad-Tour-Verlauf – 10.250 Meilen = 16.503 km
Details:
Aufbruch: 13.05.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 08.07.2015
Reiseziele: Kanada
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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