Ostwärts - immer ostwärts
Eine (halbe) Weltreise! Sechs bis sieben Monate überwiegend mit Bus und Bahn von Deutschland aus in Richtung Osten, dann Süden, dann wieder Osten. Unsere Reise führt uns durch Skandinavien, das Riesenreich Russland, die Mongolei und China, nach Südostasien und zuletzt nach Neuseeland.
Ein halbes Jahr haben wir dafür grob eingeplant - ob es noch mehr wird, wer weiß?
Deutschland - Noch kurz ein Visum beantragen
Von "man könnte ja mal" zu "wir machen das"
Die Sache fing so ziemlich so an, wie man das meistens hört: Wir waren in den letzten Jahren viel gereist und immer fühlten sich die zwei Wochen zu kurz an. An so etwas wie eine Weltreise war aber nie zu denken. Im Studium fehle das Geld und danach die Zeit. Als sich dann abzeichnete, dass unsere beiden Zeitverträge im Sommer 2019 auslaufen würden, fiel die Entscheidung: Ab um die Welt! (Schleichwerbung)
Wir, das sind Friederike, 28, und Janis, 27, aus Siegen. Hobbies: Reisen - nein, wie originell - und so allerlei.
Wohin geht die Reise?...
Für eine Weltreise kommen in den meisten Fällen zwei grobe Richtungen in Frage: Nach Westen - zumeist in Richtung Südamerika - oder nach Osten - zumeist in Richtung Südostasien. Beide Varianten haben ihren Reiz. Uns war nur von Anfang an die Idee im Kopf steckengeblieben, morgens die Haustür ins Schloss zu ziehen und mit geschultertem Rucksack in der Welt zu verschwinden. Und zwar (vorerst) ohne Flug. Das disqualifiziert leider die erste Variante, weil sich da ja unbedingt ein gewisser Ozean dazwischengequetschen musste - manche würden sagen, er war zuerst da. Daher also Variante 2.
Mit dem Vorhaben auf dem Landweg nach Fernost zu reisen, stellt sich auch gleich die Frage, wolang? Ein Blick in den Atlas verrät, es gibt grob gesprochen erneut zwei Routen: Die nördliche - quer durch Russland, durch die Mongolei bis nach China - oder die südliche - über den Balkan, die Türkei, Iran, Pakistan, Indien & Südostasien. Ganz ehrlich, ich denke, die zweite Variante wäre der Hammer, mit vielen ganz unterschiedlichen Kulturen und geographischen Regionen. Doch leider war uns das dann doch etwas zu heiß. Gerade der Abschnitt in und um Pakistan ist schon extrem. Die Route ist nicht unmöglich, aber wenn man wie wir das erste Mal im weiten Osten unterwegs sein möchte, gibt es sicherlich entspanntere Möglichkeiten für die ersten Gehversuche. Indien, so wurde mir schon mehrfach versichert, ist auch nicht gerade das Land, mit dem man seine Südostasien-Erfahrungen beginnen sollte.
Also bleibt nur die Nordroute. Hier könnte man genau genommen auch noch einmal unterscheiden zwischen der ganz nördlichen Route durch Russland und der mittleren durch die "Stans", doch die Entscheidung viel ziemlich schnell auf Erstere und damit auf die Transsibirische Eisenbahn - der feuchte Traum unzähliger Fernreise-Enthusiasten.
Wir beginnen unsere Reise also am 4. September vor der Haustür, verbringen rund zwei Wochen in Europa (Berlin, Kopenhagen, Südschweden & Stockholm) und setzen dann mit der Fähre nach St. Petersburg über. Von da geht es nach Moskau und die eigentliche Reise beginnt. Die Transsib verbindet Moskau mit östlichen, noch weiter östlichen und ganz weit östlichen Landesteilen des Riesenreichs und endet in Wladiwostok am Pazifik. Wir wählen nicht die Non-Stop-Variante, sondern planen Stops in Kasan, Krasnojarsk und Irkutsk am Baikalsee. Nach etwa zwei Dritteln der Strecke zweigt eine Verbindung nach Süden über die Mogolei nach Peking ab - die Transmongolische Eisenbahn. Die führt uns in die mongolische Hauptstadt Ulan-Bator, von wo wir das Steppenland erkunden.
Mitte Oktober reisen wir dann nach China ein mit dem ersten Stop in Peking. Von da bewegen wir uns durch das vielseitige Landesinnere nach Süden (grob über die Städte Pingyao, Xi'an, Chongqing & Wuhan) nach Hongkong - vorausgesetzt die politische Lage läst das zu. Sobald wir die Grenze nach Vietnam überschritten haben, wird unser bis dahin recht enger Zeitplan deutlich entspannter, da die Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen der folgenden Länder sehr viel weniger strikt sind.
In Vietnam folgen wir der historischen Route von Hanoi nach Saigon und durchqueren anschließend Kambodscha von Ost nach West. In Thailand werden wir uns voraussichtlich im Dezember eine Ruhepause gönnen und in Strandnähe die Trockenzeit genießen. Je nach Budget, Zeitplan, Lust & Laune ist Bangkok der erste mögliche Abflughafen in Richtung Neuseeland. Optional könnte uns die Reise aber auch noch weiter über Malaysia, Singapur bis nach Indonesien führen. Der späteste "Exit" ist die Insel Bali, von wo aus wir Auckland ansteuern werden.
In Neuseeland werden wir ab ca. Ende Januar für vier bis sechs Wochen die beiden Inseln erkunden, bevor wir (wahrscheinlich) die Rückreise per Flug antreten.
Hier also die geplante Reiseroute:
Deutschland - Dänemark - Schweden - Russland - Mongolei - China - Hongkong - Vietnam - Kambodscha - Thailand - Malaysia - Singapur - Indonesien - Neuseeland
Gut geplant ist halb gereist
Klar war, dass bis zum Aufbruch noch eine ganze Menge zu organisieren sein würde. Ohne gute Planung bekommt man auf einer Reise, wie wir sie vorhaben, früher oder später ein Problem. Also ran an den Speck und Listen schreiben - ein Glück, dass wir beide absolute Listen-Fetischisten sind, denen das Abhaken erledigter Aufgaben fast unmanierliche Befriedigung verschafft.
Die größten Zeit- und Nervenfresser waren da mit Sicherheit die Visa-Anträge, derer drei wir uns widmen mussten. Russland, China, Vietnam, wobei Letzteres ist geschenkt. Aus uns absolut unersichtlichen Gründen, machen es einem die beiden erstgenannten Staaten aber wirklich schwer, einfache Touristenvisa zu beantragen. In Russland ist es das Einladungsschreiben, das nervt, und ich China sind es die Belege über ALLE Hotelübernachtungen sowie die Ein- und Ausreise, die mit der Beantragung mitgeschickt werden müssen. Alles in allem eine echte Fleißarbeit, aber in beiden Fällen nichts Überdramatisches. Uns haben die sehr ausführlichen Erklärungen auf der Website www.russlande.de sehr geholfen. Eine unangenehme Überraschung folgte noch, als uns mitgeteilt wurde, dass es der chinesischen Visumsbehörde nicht passte, dass wir die Pässe per Post geschickt hatten, und Rieke so zwei Mal nach Frankfurt fahren musste - um den Antrag zustellen, den sie bereits vorliegen hatten, und das fertige Visum schließlich abzuholen. Das war also unsere erste Berührung mit der chinesischen Bürokratie, wer weiß, was da noch kommt.
Der nächste große Punkt waren Impfungen. Ab zum Arzt, Reiseroute nennen, bamm sechs Impfstoffe á 2-3 Sitzungen. Zum Glück übernimmt unsere Krankenversicherung den Löwenanteil der Kosten dafür. Hat bei uns beiden alles astrein funktioniert, ohne Nebenwirkungen, Impfgegner werden wir jedenfalls nicht mehr.
"Aber wie macht ihr das denn mit der Versicherung?" Tatsächlich ist das sehr viel weniger kompliziert, als auch wir gedacht hätten. Wir haben uns einfach bei einer privaten Reiseversicherung angemeldet und uns dann mit der Versicherungsbescheinigung bei unserer Gesetzlichen für den voraussichtlichen Zeitraum der Reise abgemeldet. Sollten wir früher zurückkommen oder die Reise verlängern wollen, müssen wir uns nur kurz melden und schon wird unser Status entsprechend angepasst. Alles also halb so wild.
Das sind jetzt nur drei Punkte der laaangen Liste an Dingen, die zu organisieren waren. Ebenfalls darauf standen Arbeitslosmeldung & -abmeldung, Ausrüstungsbeschaffung - zumindest, was uns noch fehlte - und halt so dies und das und jenes rund um die Wohnung, das Auto usw.
Erstes Zwischenfazit: Wenn jemand eine Reise tut... dann brauch man einen langen Atem, noch bevor man seinen dicken Zeh über die Türschwelle schiebt.
Aufbruch: | 04.09.2019 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 22.03.2020 |
Dänemark
Schweden
Finnland
Russland / Russische Föderation
Mongolei
China
Hongkong
Vietnam
Kambodscha
Laos
Thailand
Malaysia
Singapur
Australien
Neuseeland