Waldkarpaten - wo ist das ?

Reisezeit: August / September 2020  |  von Manfred Sürig

Stanislaus, geboren 1951 in Wroclaw, kennt den äußersten Südosten Polens. Wie sieht es südlich davon aus, und kommt man auch in die Ukraine ? Diese Fragen werde ich ihm nicht nur beantworten, sondern das wollen wir gemeinsam erleben !

Start von Hodonin nach Nordosten

Eine Woche genüsslichen Urlaub mit Busrundfahrten rund um Hodonin und Scalica liegen hinter uns, aber auf dem Fahrradtacho steht noch Null.
Nun treibt uns die Unternehmungslust ins Gebirge! Steigungen ? Kein Problem, wir haben ja e-bikes!
Die müssen aber zunächst mit der Bahn befördert werden. In Tschechien ist das kein Problem, die Bahn ist bestens dafür vorbereitet: Im Fahrradwagen bekommt man einen mitreservierten Sitzplatz, von dem aus man sein Rad immer gut im Auge behält. Unseren Zielbahnhof Valasske Mezirici wissen wir, aber beim Umsteigen vorher haben wirs zu eilig. Erst als wir auf dem Bahnsteig stehen, merken wir, dass wir eine Station zu früh ausgestiegen sind. Nächster Anschluss erst in zwei Stunden, - da bleibt nur Aufsitzen und Losstrampeln bis zum Umsteigebahnhof. Mit der Kraft der Batterie schaffen wir die 16 km im Nu, bekommen unseren fahrplanmäßigen Anschluss aber doch nicht mehr. So erreichen wir Vallasske Mezirici zwei Stunden später, nicht schlecht, denn hier hat der letzte Regen gerade aufgehört.
Stani hat Bekannte in Becva in den Beskiden, denen er seit Jahren versprochen hatte, sie zu besuchen, dieses Versprechen wollen wir heute einlösen. Dorthin sind es gerade mal 28 Kilometer - zu früh wollen wir aber dort nicht ankommen.

Ein wunderschöner Radweg führt im Tal der Rosnov Becva leicht bergauf, die Hauptstraße (Europastrße 442) sehen wir selten, hören kann man den Verkehr dort deutlich.

Ein wunderschöner Radweg führt im Tal der Rosnov Becva leicht bergauf, die Hauptstraße (Europastrße 442) sehen wir selten, hören kann man den Verkehr dort deutlich.

In Roznov pod Radhostem herrscht reger Kurbetrieb, links neben uns sehen wir den Berg Radhost mit 1128 m Meereshöhe.. Zeit haben wir doch genug, da könnten wir doch über den Berg fahren, oder ? Da ich 2017 schon mal dort war, reizt es mich auch, den Berg mal von Süden zu erklimmen, zumal es ausgeschilderte Radwege mit Asphaltierung gibt. Und jetzt habe ich ja ein e-bike.....Gesagt, getan, oder besser: versucht. Stani hat eine Anzeige an seinem e-bike, die ihm die Restladung der Batterie genau anzeigt. Da behalten wir unsere Reserven besser im Blick.

Wir kommen flott aus den Siedlungen hoch in den Wald und die Gewinne an Höhe sind beeindruckend. Ich muss allerdings bei der zunehmenden Steigung die Batterie immer stärker in Anspruch nehmen und selbst im ersten Gang noch im Stehen treten. Mit Gepäck geht das doch schnell an die Substanz. Auf dem Weg fahren wir ein paar Kehren, aber bei mehr als 20 % Steigung bliebe nur noch Schieben. Der Blick nach oben ernüchtert uns zusehends, es müsste zu schaffen sein, vielleicht noch 200 Höhenmeter, es könnten aber auch 350 Meter sein - und wären wir dann wirklich schon oben ?
Wir entschließen uns umzukehren und auf dem Rückweg bergab merken wir, dass wir eigentlich fast oben gewesen sein könnten, sogar den im Tal höheren Luftdruck spüren wir und müssen öfters schlucken. dann hat uns der Talradweg nach Becva wieder und Radeln wird wieder zum Genuss, dieses Mal aber solide vorgewärmt. Auf der Europastraße zur Passhöhe der Beskiden haben wir noch etwas Kondition zu beweisen, dann hat Stani den Kontakt zu seinen Bekannten gefunden. Die Wiedersehensfreude ist groß und man begrüßt sich dreisprachig -polnisch, tschechisch, deutsch.

Unsere Gastgeber haben sich hier ihren Alterswohnsitz nach einem arbeitsreichen Leben in Tschechien und im Ruhrgebiet geschaffen, ihr Haus ist ein Schmuckstück in einer bildschönen Berglandschaft, von der sonst nur Touristen träumen können.

Unsere Gastgeber haben sich hier ihren Alterswohnsitz nach einem arbeitsreichen Leben in Tschechien und im Ruhrgebiet geschaffen, ihr Haus ist ein Schmuckstück in einer bildschönen Berglandschaft, von der sonst nur Touristen träumen können.

In seinem Schuppen können wir die Räder zum Aufladen der Batterien anschließen, komfortabler geht es nicht ! Leider sehe ich, dass in meinem Hinterrad schon wieder eine Speiche gerissen ist. Dazu kann Stani aber sofort abhelfen, weil ich vorsorglich eine Ersatzspeiche dabei habe und er routinemäßig alles nötige Werkzeug (und die Geschicklichkeit) dabei hat und in wenigen Minuten alles repariert !
Für unsere weitere Route nach Osten bekommen wir noch eine Menge Tipps aus dem Smartphone unserer Gastgeber. Sogar die Uhrzeit unserer möglichen Ankunft in Nova Bystrica oder Oravska Lesna in der nördlichen Slowakei können sie fürs Rad errechnen. Na, das können ehrgeizige Vorgaben für morgen sein - erst mal schlafen wir so gut wie lange nicht mehr.

© Manfred Sürig, 2020
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 29.08.2020
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 05.09.2020
Reiseziele: Tschechische Republik
Slowakei
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.