Waldkarpaten - wo ist das ?

Reisezeit: August / September 2020  |  von Manfred Sürig

Bergauf und bergab mit Rückenwind

Das Wetter sieht gut aus, wir starten superpünktlich, die Batterien sind voll geladen, es kann erst mal bergauf gehen! Ziel ist die slowakische Grenze am Pass Bumbalka, 14 km. Oben angekommen, gibt es Wanderwege in alle Richtungen, ein Bus entlädt etwa 20 Radfahrer, alle mit Mountainbikes, die sich aufs Rad schwingen und sich bergab rollen lassen. So kann also Radsport auch aussehen ! Einen beschilderten Europaradweg abseits der Europastraße finden wir aber nicht, so bleiben wir auf der Straße und lassen uns nach Makov herabrollen.
Nach einer Kaffeepause wollen wir zunächst nach Cadca. Eine Nebenstraße zwar, aber sie führt im Tal abwärts meist parallel zu einer Kleinbahnstrecke und immer von Ort zu Ort. Mit dem Schienenbus können wir Schritt halten, wären da nicht ab und zu die beschrankten Bahnübergänge, die uns manchmal ausbremsen!
In Cadca vergleichen wir unsre Ankunftszeit mit den gestrigen "Vorgaben" aus dem Smartphone und wir sind erstaunt, dass wir das Tempo locker mithalten können.
In Cadca holt Stani sich seine Senioren-Bahncard, damit wir für etwaige Bahnfahrten die nötigen Ausweise haben, mit denen wir gratis fahren dürfen.
Nach Stara Bystrica und Nova Bystrica geht es zunächst noch auf der Hauptstraße bergab, dann biegen wir wieder links in ein Seitental, wo uns der Europa-Radweg versprochen ist..
Den finden wir erst nach etlichen Kilometern und teilweise in erbärmlichem Zustand. Die Gemeinden haben inzwischen alle einen Kanalanschluss bekommen, den hat man unter oder quer dazu angelegt, von der ursprünglichen Asphaltierung ist nichts mehr zu sehen und heftige Regenfälle haben ihm den Rest gegeben. Bleibt nur die schöne Trasse am Bach entlang aufwärts, und dort finden wir auch Spuren der Asphaltierung wieder. Schon am frühen Nachmittag sind wir in Stara Bystrica.

Hier, so erzähle ich es Stani, war ich im Jahr 2000 das erste Mal gewesen und hatte nirgendwo im Tal eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden und war damals gezwungen, gegen 16 Uhr noch weiter nach Oravska Lesna zu strampeln.

Hier, so erzähle ich es Stani, war ich im Jahr 2000 das erste Mal gewesen und hatte nirgendwo im Tal eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden und war damals gezwungen, gegen 16 Uhr noch weiter nach Oravska Lesna zu strampeln.

Und so sieht es heute hier aus::

Und so sieht es heute hier aus::

Wir genießen einen kleinen Imbiss im touristischen Zentrum, der Gast gegenüber bekommt sein Essen viel schneller.
Warum ?
Er hat per Smartphone bestellt und bezahlt! Nur auf die Toilette muss man noch selber gehen....

Die astronomische Uhr mit einem Glockenspiel in einem Haus, das genau dem Stil historischer Bauten im Orava entspricht, ist ein echter Hingucker !

Die astronomische Uhr mit einem Glockenspiel in einem Haus, das genau dem Stil historischer Bauten im Orava entspricht, ist ein echter Hingucker !

In den 20 Jahren seit 2000 ist auch eine neue Straße über den Pass nach Oravska Lesna gebaut worden, es ist erst 16 Uhr - da können wir es doch auch noch heute dorthin schaffen!
Einen Aufstieg zur Staumauer des Stausees schenken wir uns, es könnte ja sein, dass wir sogar die Fahrradroute rund um diesen See nutzen, um auf Nebenwegen Oravska Lesna anzusteuern. Doch wir finden das Zugangsschild zu diesem Weg nicht, also bleiben wir auf der neuen tadellos ausgebauten Straße!
Die steigt mit etwa 10 % an den Berghängen hoch und nach jeder Kurve kann man sehen, dass es oben noch höher weitergeht. Mit Batterie kein Problem, aber wieviel Reserve hat sie noch ?
Meine Batterie gibt eine klare Antwort und verweigert ihre Unterstützung. Sofort muss ich absteigen und schieben, am Tacho werden es noch 3 Kilometer bis zur Passhöhe, dann sehen wir Oravska Lesna unten vor uns liegen. Wir können uns runterrollen lassen, aber die Zeit rollt noch schneller, im Schatten der Berge wird es schnell dämmerig.
Wir steuern das mir bekannte Hotel Tyrapol an, da wird in der Nacht von Sonntag auf Montag ja locker ein Quartier frei sein.
Aber das Gegenteil ist der Fall, alles ist besetzt, denn in der Slowakei ist morgen erst der letzte Sommerferientag, und den haben alle bei dem Prachtwetter noch ausgenutzt..
Wie gut, dass Stani sich auf polnisch verständigen kann! Er fragt auf der Straße Passanten nach einem Quartier, die fragen per Handy bei Bekannten und so bekommen wir ein ganzes Ferienhaus, das erst in den nächsten Tagen fertiggestellt sein soll. Um da hinzukommen ist noch mal Leistung gefordert: 400 Meter entfernt, aber höher als die Kirchturmspitze der Kirche von Oravska Lesna! Das verlangt einem auch beim Schieben das Letzte ab!
Beim Abendessen lesen wir unsere Tachos ab: 91 km, das war reichlich und im Gebirge zu viel für meine Batterie -oder weil ich ihr zu früh zu viel abverlangt hatte.
Aber wenn wir nun ein so schönes Quartier haben, dann könnten wir uns ja morgen eine Rundtour um die Talsperre ohne Gepäck vornehmen. Zumindest träumen wir heute Nacht erst einmal davon !

© Manfred Sürig, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Stanislaus, geboren 1951 in Wroclaw, kennt den äußersten Südosten Polens. Wie sieht es südlich davon aus, und kommt man auch in die Ukraine ? Diese Fragen werde ich ihm nicht nur beantworten, sondern das wollen wir gemeinsam erleben !
Details:
Aufbruch: 29.08.2020
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 05.09.2020
Reiseziele: Tschechische Republik
Slowakei
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.