Rund um Blankenheim/ Eifel

Reisezeit: Juni 2021  |  von Herbert S.

Dreimühlen-Wasserfall (Nohn)

Dreimühlen-Wasserfall
Richtige Wasserfälle sind in der Vulkaneifel etwas ganz besonderes. Der größte und bekannteste davon ist der Wasserfall Dreimühlen bei Uxheim-Ahütte, ca.4 unterhalb der Nohner Mühle. Über eine Breite von gut 12 Metern fällt das 8°-kalte Wasser über Klippen aus mitteldevonischem Kalkstein ca. 4 - 6 m tief ins Ahbach-Tal, und das schon seit mindestens dem Ende der letzten Eiszeit. Der Dreimühlen-Wasserfall ist geologisch gesehen allerdings noch ganz jung.
Text: Infotafel vor Ort

Wir beginnen unseren Rundweg an der Nohner Mühle, wo eine nette Kapelle am Wegesrand unterhalb einer imposanten Felsformation liegt.

Nohner Mühle

Nohner Mühle

Kurz hinter der Mühle überqueren wir den Ahbach und folgen dem Bach durch den Wald.

Teufelkralle

Teufelkralle

Wolfswurz-Eisenhut

Wolfswurz-Eisenhut

Das Wasser entspringt drei Karstquellen im mitteldevonischen Kalkstein. Karstquellen entstehen, wenn Niederschlagswasser aus Luft und Boden Kohlendioxid (C02) aufnimmt, auf Rissen und Klüften in den kalkigen Untergrund dringt, dort den Kalkstein anlöst und dann als Calcium- und C02-reiches Grundwasser an anderer Stelle als Quelle wieder austritt. Dabei werden die Risse und Klüfte in den Kalksteinen immer größer, weil das CO2-haltige, saure Grundwasser das Calcium-Karbonat (CaC03) des Kalksteins löst und so Hohlräume für das Grundwasser im Untergrund schafft. Dabei entstehen Hydrogencarbonat-Ionen und Calcium-Ionen gehen in Lösung. Das Wasser hier enthält rd. 200 mg Ca (Calcium) je Liter.
Für das im Kalkstein zirkulierende Grundwasser gilt folgendes: Je kälter und C02-reicher das Grundwasser, umso mehr Calcium kann es in Lösung nehmen. Wie kommt es aber nun zur Ausfällung von Sinterkalk genau hier? Beim Austritt des Calcium-gesättigten Grundwassers aus dem Kalkstein nimmt der Druck auf die Wassersäule ab, gleichzeitig erhöht sich vor allem im Sommer die Temperatur und obendrein zerstäubt und verdunstet viel Wasser im Wasserfall. Die Folge ist, dass C02 nun aus dem Wasser in die Luft entweicht, aus den Hydrogencarbonat-Ionen entstehen Carbonat-lonen und so kann sich Calcium wieder als Calciumcarbonat (CaC03) - als Mineral heißt das „Calcit" niederschlagen. Stark unterstützt wird dieser Prozess der Kalkausfällung noch durch das hier üppig wachsende Laubmoos Cratoneuron commutatum und die mit diesem Moos vergesellschafteten Kieselalgen. Das Wasser rinnt über die unzähligen Verästelungen des Mooses. Auf dieser nun stark vergrößerten Oberfläche verdunstet noch mehr Wasser, die Abscheidung von Kalk wird forciert. Das führt dazu, dass das Laubmoos an seinem Ansatz direkt an der Felswand mit Kalkkruste überzogen wird, während es nach vorne zum Wasser und zur Sonne hin unablässig weiter wächst. So kommt es, dass die Kalksinterkruste beständig in Richtung Ahbach wächst.
Dieser Prozess der Calksinterabscheidung hat hier seit dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 11.600 Jahren ein gut 300 m breites und ca. 100 m tiefes Kalksinterplateau entstehen lassen, dem man noch heute beim Wachsen zuschauen kann.

Text: Infotafel vor Ort

selbst #blow-holes' sind zu sehen

selbst #blow-holes' sind zu sehen

Erst die Wegebau- und Bahntrassenarbeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben diesen Wasserfall entstehen lassen. Drei Bachquellen oberhalb des heutigen Wasserfalls wurden einem gemeinsamen Ablauf zugeführt, der nun den Kalkeifel-Radweg querend unmittelbar danach über die bemooste Felswand hinab stürzt.
Text: Infotafel vor Ort

oberer Zulauf

oberer Zulauf

Zurück an der Nohner Mühle sind nur wenige Meter bis zu einem alten - einfachen - Kalkofen.

Kalkofen Niederehe
(Lage: zwischen Parkplatz Dreimühlenwasserfall und Kloster Niederehe)
In den Jahren 1833/1834 wurde in der Region Hillesheirn der erste Kalkofen auf dem jetzigen Firmengelände des Zementwerkes „Wotan" errichtet. Erbauer waren Heinrich Müller und die Familie Schmidt. Der damalige Pfarrer Stefan Weber aus Ahütte hatte die Anregung zum Kalkbrennen gegeben, da Branntkalk für den hervorstehenden Kirchenneubau benötigt wurde. Nach Fertigstellung der Kirche wurden weitere Kalköfen gebaut, denn man hatte inzwischen gemerkt, dass der Kalk zu auskömmlichen Preisen verkauft werden konnte. Bereits seit römischer Zeit bis gegen Ende des Zweiten Weltkrieges deckte eine Vielzahl ähnlich kleiner Kalkbrennereien den örtlichen Bedarf an Bau-und Düngekalk in der Eifel.
Bei dem alten, restaurierten Niedereher Kalkofen handelt es sich um eine kleine Kalkbrennerei der Familie Nelles aus Nohn. Diese Kalkbrennerei war bis 1938 in Betrieb. Für die Familie Nelles war das Kalkbrennen, wie für viele andere Familten, neben Vieh- und Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle.
Im Winter wurde der. Kalkstein gebrochen und an Abholzungen und Rodungen Reisig geschnitten und zu Schanzen'(Reisigbündeln) gebunden, mit denen man den Kalkofen heizte. Die Schanzen wurden von Aushilfsarbetern zum Stückpreis von ca. 3 Pfennig gebunden. Für einen Ofenbrand benötigte man ca. 2.000 bis 3.000 Schanzen. Gebrannt wurde im Frühjahr oder Herbst.
Auf Grund der Holzfeuerung (im Gegensatz zur Kohlefeuerung) wurden nur relativ geringe Temperaturen erreicht (Ofentemperaturen bis max. 900°C). Generell konnte in diesen Öfen daher nur Dolomitstein gebrannt werden, da Dolomitstein bei einer niedrigeren Ofentemperatur entsäuert als Kalkstein (Chemischer Prozess: siehe unten). Dolomitstein fand man in reichem Maße in den mitteldevonischeri Kalk- und Dolomitsteinschichten der Eifelkalkmulden. Die Hillesheimer Eifelkalkmulde gehört zu den südlichen der insgesamt 10 Eifelkafkmulden (Nr. 6 in Abb. 2).

Die einfachen, 4 bis 6 -m hohen Kalköfen (Abb) waren zur Kalkentnahme-von unten her von der Straße oder vom Wege her ebenerdig zugänglich. Gefüllt würde der Kalköfen von oben. Dazu diente meist eine Rampe auf der das Brennmaterial zum oberen Kalkofenrand, der Gicht, transportiert wurde. Beim Bau eines Kalkofens wurden aber auch natürliche Hanglagen ausge0nutzt.
Für-eine Ofenfüllung benötigte man ca. 450 Zentner (1 Zentner = 50 kg) kleinstückig gebrochenen Kalk- bzw. Dolomitstein, Am Beginn stand der schwierigste Teil der Arbeit, das Errichten des Gewölbes (Himmel) aus Kalk- oder Dolomitstein. Auf diesem Gewölbe wurde dann die eigentliche Füllung aus faust- bis kindskopfgroßen Kalk- bzw. Dolomitsteinen aufgeschichtet. Zuletzt folgte eine ca. 20 cm mächtige Lage kleinerer Steine, die häufig von Kindern aufgetragen wurden. Während des Brennens wurde die Kalk- bzw. Dolomitsteinfüllung des Ofens noch zusätzlich mit einer-Lehmschicht abgedeckt.
Zum Füllen des Ofens benötigte man etwa drei Tage und zum Brennen drei weitere Tage. Die richtige Brenntemperatur lag bei ca. 800-850°C. Es war wichtig, dass diese Temperatur über den gesamten Brennprozess gehalten wurde.: Mit dem Brennvorgang begann man hier am „Alten Niedereher Kalkofen" meist am Freitagmorgen. Mit zwei oder drei Mann wurde Tage und Nacht während des Brennvorgangs Wache am Kälkofen gehalten und Schanze für Schanze in den Brennraum eingeschoben. Aus den eingegebenen 450 Zentnern Kalkstein konnte man ca. 200-250 Zentner Stückkalk (auseinander bröckelnder Branntkalk) gewinnen. Mit Pferdefuhrwerken, die auch zur Heransehaffung des Rohmaterials dienten, wurde auch der fertige Branntkalk als Bau-oder Düngekalk von hier aus ausgeliefert. Längst hat das industrielle Kalkbrennen die alten Kalköfen der Eifel verdrängt, denn die Handarbeit des bäuerlichen Kalkbrennens kann schon lange nicht mehr mit moderner Technik konkurrieren. Nur noch der Name und das Technische Denkmal „An Nellesens Kalkofen" ist von der ehemaligen Kunst des Kalkbrennes geblieben[/k]
Text: Infotafel vor Ort

kalkofen mit oberer Trichteröffnung

kalkofen mit oberer Trichteröffnung

Mundloch

Mundloch

© Herbert S., 2021
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ausschlag für den Aufenthalt in Blankenheim gab ein Fernsehbeitrag des WDR über zwei Attraktionen in der Eifel: Dreimühlenwasserfall und Kalvarienberg Alendorf. Bei genauerem Hinsehen gibt es aber viele weitere Dinge zu tun.
Details:
Aufbruch: 15.06.2021
Dauer: 4 Tage
Heimkehr: 18.06.2021
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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