Potsdam und Umgebung

Reisezeit: September 2021  |  von Herbert S.

Zwischenstopp Magdeburg (Sachsen-Anhalt): Pömmelte - das deutsche Stonehenge

Ringheiligtum Pömmelte

Wer sich in Magdeburg aufhält, sollte unbedingt das deutsche Stonehenge besuchen:
Das Ringheiligtum Pömmelte
Unweit Magdeburgs erforschten Wissenschaftler auf einem Feld die Überreste eines etwa 4 300 Jahre alten Kultortes. Die Grabungen begannen 2005, bedurften mehrerer Jahre und brachten Einmaliges zutage. Dann rekonstruierte der Salzlandkreis über weitere Jahre den Sensationsfund am originalen Platz in Pömmelte/Zackmünde. Er entwickelte mit dem Ringheiligtum Pömmelte ein einzigartiges Angebot - die jüngste und fünfte Station der archäologischen Tourismusroute Himmelswege in Sachsen-Anhalt. Eine komplexe Holz-Erde-Architektur empfängt seit der Sommersonnenwende 2016 internationale Kulturtouristen, Rad- und Wasserwanderer, Kurgäste sowie Familien und Schulklassen. Von einer neun Meter hohen Aussichtsplattform bietet sich ihnen ein perfekter Überblick: sieben Ringe hölzerner Palisaden, Gruben und Wälle mit einem Gesamtdurchmesser von 115 Meter, vorgelagert Sitzbänke, ein großer Parkplatz und die Anbindung zum Elberadweg. Zwei Hauptachsen führen in den Innenraum und sind auf feste Po¬sitionen des Sonnenlaufs ausgerichtet. Über 300 Jahre diente die Stätte den Menschen der jungsteinzeitlichen Glockenbecher- und derf rühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur als zentrales Heiligtum mit vielfältigen Ritualen. In seinem Ausmaß ist die Pömmelter Anlage vergleichbar mit anderen Monumenten wie dem weltberühmten Stonehenge in Südengland.
Das Salzlandmuseum In Schönebeck präsentiert in der Dauerausstellung Grabungsfunde der Kreisgrabenanlage und seiner Umgebung.. Leider ist das Museum nur zu wenigen Stunden geöffnet.

Grundriss der

Grundriss der

Das 115 qm große Rondell isolierte einen sakralen Platz, von der Landschaft. Pfosten, Gräben und Erdwall trennten mehrere Ringareale voneinander. Sie verbanden zwei nach OSO und WNW orientierte Hauptzugänge, jener im Osten war der wichtigste. Die 46 m weite Zentralfläche war der Haupthandlungsraum.

Bei Festen war das Rondell einst wohl geschmückt. Zwar ist hiervon nichts erhalten. Hinweise liefern aber Ornamentik und Statuenmenhire jener Zeit. Archäologische Funde und ethnografische Kunst verweisen auf die Bemalung in Rot, Weiß, Schwarz und Ocker.

Die beiden Hauptzugänge orientieren sich am Sonnenaufgang und -untergang genau zwischen den Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen. Dies erinnert an altkeltische Mittviertelfeste, die Jahreszeiten, Erntesaison, Neujahrs- und Totenfest markierten. Im Rondell feierte man wohl die neuen Phasen, des Ackerbaujahres.

Im nordöstlichen Areal symbolisierten Mahlsteine wohl die feminine Sphäre, häusliche Tätigkeiten, Fruchtbarkeit und Naturkraft. In der südwestlichen Hälfte weisen Steinbeile auf die maskuline Sphäre. Kräfte von Zerstörung und Neuerschaffung. Beide Areale widerspiegeln offenbar Gegensätze.

Männergräber in der Osthälfte nehmen spirituellen Bezug auf Sonnenaufgang im Osten, bei dem nach altägyptischen Mythen die Welt neu entstand. Offenbar glaubte man an Wiedergeburt oder Weiterleben im Jenseits. Den in Schachtgruben entsorgten Gewaltopfern -Kindem, Jugendlichen und Frauen — war dieses recht anscheinen verwehrt

Südlich und westlich des Rondells befand sich eine Siedlung der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur. Die 70- 220qm großen Langhäuser - typische zweischiffige Pfostenbauten mit geschlossener Giebelfront im Westen – waren in Ost-West-Richtung orientiert. In der Pfostengrube eines Hauses hatte man nach dem Ziehen des Stützpfahls ein kleines Gefäß deponiert. In anderen Pfosten- und Siedlungsgruben lagen Scherben großer Vorratsgefäße, Hauswandverputz , Feuerstein- und Knochengeräte.
Die Häuser wurden um etwa 2200-2000 v. Chr. errichtet. Zwar sind nur Teile der Siedlung nachgewiesen. Doch geben bereits die erfassten Spuren eine der größten Siedlungen der Frühbronzezeit in Mitteldeutschland zu erkennen.

angedeutete Siedlungsspuren

angedeutete Siedlungsspuren

Dorfkirche von Pretzien

Ganz in der Nähe liegt die Dorfkirche von Pretzien. Sie gehört zur Strasse der Romanik, die vor einiger Zeit bei unserem Aufenthalt im Harz näher verfolgt hatten.
Auch sie ist leider wieder geschlossen, so dass wie Innere nicht ebsichtigen könnnen.

Die Dorfkirche St. Thomas in Pretzien ist wie ihr romanischer „Nachbar“, die Pfarrkirche St. Peter Leitzkau, aus Bruchsteinen erbaut. Um 1140 errichtet, war die Kirche zunächst Heimat für die Chorherren des Prämonstratenser-Ordens.

Elf Jahre nach der Erbauung verschenkte Markgraf Albrecht I. von Brandenburg die Ortschaft Pretzien samt Kirche an das Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen. Dieses gestaltete die Dorfkirche im Stil des Barocks um. Des Weiteren, erhielt der romanische Saalbau um 1796 einen Fachwerkturm mit einer barocken Turmkrönung.

© Herbert S., 2021
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Fernsehbericht über das Havelland gab nach der zweiten Corona-Impfung den Impuls in das Vorland von Berlin zu reisen. Vielfältige Architektur und Wasserlandschaften reizen uns immer, auch wenn wir keine Wasserratten sind.
Details:
Aufbruch: September 2021
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2021
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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