Radtour von Bremen nach Wien

Reisezeit: August / September 2021  |  von Thomas Eggers

Von Porstendorf nach Lothramühle

02.09.2021.

Ich bin morgens schon um 5:40 Uhr aufgewacht und entschloss mich dafür, heute mal vor 6 Uhr aufzustehen um rechtzeitig loszukommen. Wie immer war es relativ ekelig und unangenehm, bei der Morgenkälte aus dem Zelt zu kommen. Es war kalt und die Zeltplane war klitschnass. Da der Ausgang vom Zelt natürlich klein ist kommt man mit der Zeltplane unweigerlich in Kontakt, dazu ist es noch ein Kunststück sich so die Schuhe anzuziehen, dass man nicht mit den Füssen auf den nassen Rasen kommt. Nein, es gibt wirklich schönere Camping Outdoor Momente als die ersten Minuten, wo man sich morgens aus dem Zelt schraubt.

Abfahrt vom Campingplatz in Porstendorf bei Jena

Abfahrt vom Campingplatz in Porstendorf bei Jena

Der Weg führte früh morgens, schön und einsam, an der Saale entlang immer Richtung Jena.

In Jena kam ich zunächst durch ein Kleingartengebiet. Hier traf ich auf eine Frau, die mir den direkten Weg über die Karl Liebknecht Straße zur Saale zeigte. Kurz nachdem ich wieder auf dem Weg war, traf ich auf einen schönen kleinen Bäcker. Schön mal wieder einen Bäcker zu sehen, der nicht als Kette in einem Supermarkt eingegliedert wurde. Ich nahm mir eine Tüte mit Sonnenkernbrötchen, Mohnzopf und Kakao mit auf die Reise.

So fuhr ich weiter durch Jena und kam über das Stadion von Carl-Zeiss-Jena zum Stadtausgang. In Neu Lobeda, einer Trabantenstadt neben Jena, tauchte auf eine riesige Plattenbausiedlung auf:
1968 hat man in Neu-Lobeda, binnen sieben Jahren, in industrieller Blockbauweise über 5.000 Wohnungen aus dem Boden gestampft. Seit 1996 findet nun eine kontinuierliche Modernisierung statt, um die Wohnqualität der alten Plattensiedlung für die Bewohner zu verbessern.

Nun kam ich wieder in die kleineren Thüringer Ortschaften. Auf einem Berg, kurz vor Jägersdorf, tauchte eine kleine Bank auf. Hier machte ich Frühstückspause.

Frühstückspause kurz vor Jägersdorf

Frühstückspause kurz vor Jägersdorf

Der Weg führte nun immer durch abwechslungsreiche Landschaften. Mal waren es Wege durch offene Täler und Mal durch kleinere Wälder. Was aber nun wirklich dazukam, waren teilweise knackige Anstiege. Die Anstiege sollten nach Saalfeld noch heftiger werden.

Felssprung von Dohlenstein

Felssprung von Dohlenstein

Als ich nach Freienorla kam, musste ich mich kurz orientieren. Als ich einen Jungen fragte, welches denn der beste Weg nach Niederkrossen sei, empfahl er mir den Weg direkt an der Saale zu nehmen, der sei zwar etwas länger, habe aber keine Mörderanstiege. Er schnappte sein Rad, nahm seine Freundin auf den Lenker und führte mich durch das Dorf bis zur Saale. Super, vielen Dank

Hier unten an der Saale, konnte man wieder sehen, dass Hochwasser war. Aber die Wege waren frei, man hatte keine Probleme

Hochwasser

Hochwasser

In Uhlstädt kam ich an einer Apotheke vorbei. Ich fragte nach einem guten Mittel gegen Insektenstiche, die mich wirklich so langsam nervten. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich entzündeten. Die Apothekerin erzählte mir dann, dass sie vermutet, dass es sich bei den schwarzen Fliegen um Kriebelmücken gehandelt haben muss. Diese seien hier in den ländlichen Gebieten mittlerweile eine richtige Plage. Sie gab mir auch noch ein paar leckere Magnesiumbrauseproben mit, die mich so manches Mal gefühlt nach vorne brachten.

Auf der Straße nach Rudolstadt standen Fahrräder, welche den Saaleradweg schmückten

Auf der Straße nach Rudolstadt standen Fahrräder, welche den Saaleradweg schmückten

Ich durchfuhr Rudolstadt und kämpfte mich am Ortsausgang durch ein riesiges Industriegebiet. Danach kam Saalfeld. Jetzt hatte ich schon wieder an die 60 km geschafft. Nach Saalfeld ging es bergig größtenteils über Feldwege und Stock und Stein durch Thüringische Berglandschaft. Die Aufstiege hatten es jetzt in sich. Es war oft schieben angesagt. Bei 12 % Steigungen war auch schieben, mit dem Gewicht welches ich auf dem Rad hatte, schweißtreibend.

Das Wetter war mittlerweile so warm, dass ich meine nassen, gewaschenen Klamotten aus den Packtaschen nehmen und sie aufs Rad verteilen konnte. Sie trockneten so

Nach dem Dorf Eichicht folgte die Überquerung eines Sperrwerkes. Ich traf auf einen Mann, der auch eine kleine Tour mit seinem Rad unternahm. Wir quatschten ein wenig. Ich sollte ihn später in einer Gastwirtschaft wieder treffen. Ab hier folgte ich nun der, durch Talsperren auf Seengröße gestauten, Saale.

Die Strecke führte die letzten km, an einer Straße genau am Stauseerand entlang, bis nach Lothramühlen. Auf meiner Karte war hier ein Zeichen für Camping vermerkt. Hier wollte ich nach der, am Ende anstrengenden Tour über die Hügel Thüringens, bleiben. Als ich in Lothramühlen ankam sah ich, dass es sich eher um einen Gasthof handelte als um einen Campingplatz. Im Gasthaus sagte man mir aber, dass ich mein Zelt auf der Wiese aufbauen könnte. Ein kleines Badezimmer sollte sich im Gasthaus befinden. Ich war total glücklich, als es auch noch möglich war meine Wäsche in einer Waschmaschine zu stecken und anschießend auch noch zu trocknen.

Anfahrt nach Lothramühlen

Anfahrt nach Lothramühlen

Die Gastwirtschaft war total urig.

Die Gastwirtschaft war total urig.

Wie schön, ich hatte mein Zelt aufgebaut, geduscht und meine kompletten Klamotten waren gewaschen und getrocknet. Nun saß ich draußen im Gasthof an einem Tisch mit einem Mann, den ich vorhin schon an der Staumauer getroffen hatte. Er machte eine Radtour mit seinem E-bike. Er war Rentner und beschäftigte sich mir der Geschichte von Carl Zeiss. Später saß ich noch mit einem Radfahrer aus der Gegend zwischen Erfurt und Weimar zusammen. Er riet mir die Strecke zwischen Altenbeuthen- Ziegenrück- Walsburg-Burgk-Saalburg bis nach Saaldorf nicht zu fahren, sondern über Drognitz-Liebschütz-Liebengrün-Remptendorf-Ebersdorf nach Saaldorf. Die Strecke über Ziegenrück sollte einfach zu kräftige Steigungen haben, 15 %. Ich hatte am heutigen Tag schon mit Steigungen von 12 % zu kämpfen. Das ging gerade mal so zu schieben. Außerdem wollte ich auch irgendwann mal in Wien ankommen. Also folgte ich am nächsten Tag seinem Rat.

Tag 6:
Von Porstendorf zum Campingplatz in Lothramühlen
Tagestour 90 km
Gesamttour 637 km

Porstendorf-Kunitz-Jena-Lobeda-Rothenstein-Oelknitz-Jägersdorf-Großpürschütz-Löbschütz-Kleineutersdorf-Freienorla-Niederkrossen-Zeutsch-Uhlstädt-Weißen-Kplkwitz-Chatarinau-Rudolstadt-Schwarza-Remschütz-Saalfeld-Reschwitz-Weischwitz-Breternitz-Eichicht-Lothramühle

© Thomas Eggers, 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Rad von Kirchweyhe bei Bremen nach Wien. Über den Weserradweg, Allerradweg, Elberadweg, Saaleradweg, Fichtelnaabradweg, Waldnaabradweg, Naabtalradweg und Donauradweg.
Details:
Aufbruch: 28.08.2021
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 13.09.2021
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Thomas Eggers berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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