Ajurveda- Ausbildung in Südindien Kerala 2006

Reisezeit: April 2006  |  von Arunima Neumann

Wie man trotzdem überlebt - mit Humor

Die nächsten Tage sind von teilweise aggressiven Festivals unterbrochen. Das heißt die ganze Nacht ohne Rücksicht dröhnt lautstark Musik aus eigens dafür aufgestellten Lautsprechern. Natürlich muß bei aufgeheizter Atmosphäre die Luft auch wieder gereinigt werden. Dafür haben wir mittelalterlich anmutende Explosionsapparate, deren Benutzer gegen ein kleines Entgeld auch die einzelnen Haushalte ermutigen einem oder mehreren Göttern auf diese Art und Weise zu opfern.
Das geht stundenlang so mit ohrenbetäubenden Explosionen, das man sogar 10 cm in die Luft hüpft. Nach 7 Tagen bzw. Nächten praktisch ohne Schlaf und dm Aufwachen um 5:00 h von einer springenden CD, bis zum Anschlag die Lautstärke aufgedreht, reichts der bisher geduldigen Europäerin (mir).
Die Knallerei währenddessen machts eher schwierig nicht total auszuflippen. Ich atme tief durch, bastle mir Ohrenstöpsel selber, steige um 7:30 h aufs Dach zur Yogastunde und versuche mich zu entspannen.Ist ein besonderes Erlebnis eine meditative Haltung einzunehmen mitten im akkustischen Ausnahmezustand. Dann platzt der Knoten und ich sprudele über. Alles,was mich so sehr genervt hat schütte ich auf Master Yoda. Der Schaut immer entsetzter drein und gibt schließlich zu bedenken, das zwar sicherlihc die kulturellen Feste gefeiert werden sollen, man aber nicht den gesamten Ajurveda Bezirk überfallen kann.

Auch sagt er, um 22:00 h sei ja offiziell schon Schluß damit, weil auch die Anwohner nicht gerne die ganze Nacht "Party" machen. Ich denk mir meinen Teil und nehms einfach hin. Selbst unser Doktor und die anderen Ajurvedatherapeuten hatten an diesem Tag genug. Zeitgleich, so erfuhren wir, ist der April die Zeit der Prüfungen und Examen in Südindien. Niemand kann schlafen und das Lernen ist eine Qual. Somit hatten die indischen Eltern (was im Prinzip die meisten Angestellten des Institutes waren) genügend Grund ungehalten zu sein. Immerhin haben ihre Sprößlinge eine große Chance weiterzukommen oder eine teure Ausbildung in den Sand zu setzen. Da unterscheiden wir uns in keiner Kultur. Verständlich wie ich finde.

Dann kam die Belohnung für all den quälenden Lärm (sorry, nach beinahe 10 Tagen ist das nicht mehr nett)- es war plötzlich Stille, nur noch das Meeresrauschen, keine Explosionen, sogar die Mantra CD war ausgeschaltet. Die Lautsprecher direkt vor unserem Institut wurden abmontiert. Ich war sprachlos! Wundervolle Stille, nur durch die ganz alltäglichen Geräusche unterbrochen, die so ein Leben in einem Dorf am Strand mit sich bringt. Herrlich! Unser Yogamaster hat für Susanne ein vedisches Horoskop erstellt ( das hat gedauert- weil die Stromversorgung ist ja nicht 100% und es war für ihn nicht so einfach die richtige deutsche Stadt zu finden) So setzen wir uns an unseren Tisch auf dem Balkon in den Schatten und beginnen mit der 1. Analyse. Ich hol was zum Schreiben, Susanne spricht nicht so gut Englisch, das sie nebenbei noch übersetzen und notieren kann. Ich mache das aber gerne, da ich durch das Zuhören und Schreiben auch die Denkmuster dieser mir bislang unbekannten Astrologie nachvollziehen kann.
Wir benötigen fast 1,5 Std und haben uns einen guten Überblick verschafft. Master Yoda erklärt alles äußerst ausführlich, da braucht man halt auch etwas Geduld. Trotzdem ein wunderschönes Erlebnis. Susanne ist schwer beeindruckt. Am Abend vorher habe ich sie etwas besser kennengelernt, als ich ihr die Karten für ihre Heimkehr legte. Erstaunliche Übereinstimmungen zwischen meiner Prognose und der Geburtshoroskopanalyse von Master Yoda. Ich war voll im Element. Da die Zeit aber dann doch irgendwann drängte, lud Master Yoda uns ein, direkt zu ihm ins Yogacenter zu fahren. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Der folgende Morgen und Nachmittag wurde nur noch durch Massagen, Ruhe und Relaxen unterbrochen. Essen schmeckte mir immer weniger. Komisch, ich schaff nur noch ein paar Löffel voll und dann mag ich das nicht mehr. Bäh! Komisch, ich bin doch sonst nicht so! Je exotischer zuhause, desto besser, aber hier wirds mir einfach übel. Hmm.
Nun, die Ruhe hält an, wir werden automatisch immer müder und genau das hab ich mir allersehnlichst gewünscht.
Ich nutze das, werfe Spinnen und sonstige Mitbewohner raus und kringel mich glücklich ein. SCHLAFEN!!! Toll!
Auch die Anwesenheit eines kleinen schwarzen Skorpions in meinem Zimmer macht mich nicht fertig. Ich rufe den Nachtwächter und der fegt ihn raus. Prima, das Zimmer gehört nur noch mir. Buona Notte.

Taxifahrt zurück vom Tempel durch geschmückte Straßen

Taxifahrt zurück vom Tempel durch geschmückte Straßen

Seerosenteich unterwegs

Seerosenteich unterwegs

© Arunima Neumann, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich habe das Glück ein Stück indischer Tradition zu erlernen. Ajurveda ist viele tausende Jahre alt und eine ganzheitliche (Körper/Geist/Seele) Lebensweise. Wenn wir im Einklang mit allem sind, dann sollten wir auch gesund sein. Ich bin gespannt, welche Erkenntnisse auf mich zukommen werden :-)...
Details:
Aufbruch: 02.04.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 30.04.2006
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Arunima Neumann berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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