Ajurveda- Ausbildung in Südindien Kerala 2006

Reisezeit: April 2006  |  von Arunima Neumann

Meine Liebe reist an!

Ich werde immer aufgeregter, weil mein Schatz kommt morgen! Ja, genau! Hüpf, Freu, jubel. Nach außen hin auch nicht mehr zu verbergen, da ich strahle wie ein Honigkuchenpferd. Das ist natürlich Anlaß genug um sich von allen anwesenden Männern foppen und necken zu lassen. Wir haben viel Spaß und lachen viel, die Therapeuten und wir haben ein saumäßig gutes Verhältnis zueinander. Sehr warm und menschlich.
Der Tag im Yogacenter unseres Yogamasters war ein Erlebnis. Wir waren startklar um 16:00h - Es hat bis ca 16:45 h gedauert, bis wir eine Riksha rufen konnten (Telefon) und Master yoga uns von unterwegs von seinem Handy aus im Institut anrief um seine Verspätung im Yogacenter anzukündigen. Wir waren so gut gelaunt und darum war das gar nicht dramatisch. Mit der Riksha sind wir den Berg vom Institut (ganz unten am Strand) hinaufgekeucht bis zur eigentlichen Straße. Dann durch das Gewusel und geschäftige Straßentreiben mit den erstaunlichsten Bananenstauden links und rechts in den offenen Streetshops. Soviele Bananensorten. Das wußte ich gar nicht. Ich hab alle probiert! Mit einem Mal übermannt uns ein betörender, intensiver Jasminduft und ich sehe wie ein junger Mann hinter seinem Tisch die Kränze für die Tempel und die Frauen flicht. Er lächelt uns strahlend an, wohl wissend wie fasziniernd diese Blüte duftet. Wir hoppeln also weiter durch die Straßen, mit einem Zettel für den Rikshafahrer, die Adresse des Yogacenters (Ashram) in Malayalam - Kringel-Schrift drauf, damit er auch ganz wirklich den Center findet. Wir haben später erfahren, daß es in Kerala nur offiziell Hausnummern gibt, aber die im Alltagsleben kein Mensch benutzt noch braucht. Man fragt so in etwa " Du da beim XYZ -Tempel am Institut soundso unten am Strand, wo ist das?"

Wir kommen an. Jawohl. Vorher haben wir Jodie interviewt, wieviel so eine Fahrt wohl kostet. Also: 75-80 Rupi für den Einheimischen. Das heißt, 100 Rupi mit Touristenbonus und Zuschlag bin ich maximal bereit auszugeben. Susanne blinzelt mir etwas verwirrt zu, als ich auf die Frage nach dem Preis auf 100 Rupi beharre. Nicht mehr. Das war ungeheuer wichtig, wie sich im Nachhinein herausstellte.
An einer indischen Autowerkstatt- offene Hütte an der Straße, Reifen bis unter die Decke gestapelt, 2 Männer schrauben ölverschmiert und gelassen an einem Moped herum, ist der Ashram. Es geht eine Treppe hinauf, direkt über der Werkstatt. An der Außenfassade des Bungalow ähnlichen, 1 stöckigen Betongebäudes prangt eine beeindruckende Zeichnung von einem meditierenden Yogamaster mit lauter Strahlen um den Kopf. Master Yoda ist schon da, er lächelt uns an und wir folgen ihm die Treppe hinauf in seinen ganzen Stolz. Natürlich ist sein Büro weder sauber noch schön. Der Übungsraum ist dreckig und staubig, aber immerhin weiß er es. Es ändert aber nichts an unserer Symphatie und deshalb strahlen wir auch und bewundern seine Räumlichkeiten. Ich bin erleichtert, daß es tatsächlich einen Raum mit einer Holzpritsche, einem Ventilator und einem Tisch gibt, in dem nur meditiert wird. Im Geiste vermerke ich, das es doch noch versteckte Perlen gibt. Außerdem hat er einen äußerst liebevoll gestalteten Altar über dem Eingang hergerichtet. Wir erfahren, das er auch Tempeldiener, Streitschlichter, Astrologe und manchmal auch "seelischer Mülleimer" ist. Das vermerke ich wieder im Geiste für meine zukünftige Beratung mit ihm.

Wir fangen an, er erzählt und erklärt, Susanne ist hoch konzentriert und versucht allen Ausführungen zu folgen. Ich notiere fleißig und muß mich oft bremsen, weil die Parallelen zu meiner Arbeit Aussage sind faszinierend. Er und ich wollen am Liebsten sofort in eine ausführliche Unterhaltung abtauchen, das wäre aber äußerst unfair, da Susanne da nicht mitmachen kann. Auch geht es ja um sie. Also bremse ich mich aus und versuch mich nur auf die Aussagen zu konzentrieren, die für sie wichtig sind. Spannend und spaßig, aufregend und anregend ist es alle mal. Mein unruhiger Geist ist begierig endlich am Wissen teilzuhaben und sich auszutauschen. Ich brenne regelrecht darauf. In Deutschland ist das für mich nur in eingeschränktem Maße möglich, ich bewege mich auf hohem Niveau. Daher sprühen hier die Windungen des jeweiligen Geistes Funken. Master Yoda freut sich schon auf unsere Sitzung und kanns ebenso kaum erwarten.
So geht eine tolle Beratung dem Ende zu und wir sind erschöpft. Das Hüpfen zwischen den Sprachen, die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, ich bin erledigt. Es ist Susannes letzter Abend und wir wollen noch ein wenig plaudern, essen und die Füße zusammen baumeln lassen. Zurück nach Hause. Master Yoda joggt hinunter zur Straße und sucht einen Rikshafahrer aus, den er für vertrauenswürdig hält, seine europäischen Gäste nach Hause zu bringen. Dieser Fahrer benimmt sich direkt nach dem Erreichen des Zieles wie der typische Speichellecker. Ich zahle den Rückweg, da Susanne den Hinweg gezahlt hat. Er sagt 200 Rupi. Ich lache los und sage- "Never- Man, you´ll get a real price no tourist price please" "150 Rupi" " No, 100 Rupi no Rupi more. Excuse me, but thats much to much, sir." "Give me 150, my familiy hunger" Da hauts mir beinah die Sicherungen raus. HUNGER! Er schleppt eine beeindruckende Wampe vor sich her, deren Aufbau sicherlich nicht billig war und erzählt mir was von HUNGER! Ich fühle mich für blöd verkauft, steige aus, drück im sein Geld in die Hand und reagiere nicht auf seine Schreie und sein Klagen. Er jumpt mir hinterher, will sich mit samtener Stimmer einschmeicheln und versucht mir durch das Tor zu folgen. Jetzt ist es aber genug! Ich bin nun sauer, erinnere mich daran, das eine Frau im Notfall ihre Sandalen auszieht und damit den sie bedrängenden Mann verprügeln darf. Gute Idee, ich schnapp mir meine Sandale vom Fuß, funkel ihn kalt an und sage " I´ll call the owner now in a second- go away, i´ll beat you and start to scream very, very loud. You don´t get any more Rupi- no is okay- n o more comedy!" Er Ist beleidigt, versucht noch einmal etwas über HUNGER zu sagen, dann heb ich die Sandale auf Augenhöhe, er weicht zurück, ich schließe blitzschnell das Tor und sperre ihn aus. Ich rufe laut nach Uday, der ist aber irgendwo hinten im Gelände. Macht nichts, das reicht, der unverfrorene Rikshafahrer trollt sich.

Ich schreib morgen weiter, liebe Freunde, ich hab jetzt zu tun.

Wir alle zusammen
Nachtwächter, Uday, ich, Susanne, Ashu, im Hintergrund der Grundstücksbesitzer.

Wir alle zusammen
Nachtwächter, Uday, ich, Susanne, Ashu, im Hintergrund der Grundstücksbesitzer.

Mein Schatz in ganzer Größe und vollem Stolz ...

Mein Schatz in ganzer Größe und vollem Stolz ...

© Arunima Neumann, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich habe das Glück ein Stück indischer Tradition zu erlernen. Ajurveda ist viele tausende Jahre alt und eine ganzheitliche (Körper/Geist/Seele) Lebensweise. Wenn wir im Einklang mit allem sind, dann sollten wir auch gesund sein. Ich bin gespannt, welche Erkenntnisse auf mich zukommen werden :-)...
Details:
Aufbruch: 02.04.2006
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 30.04.2006
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Arunima Neumann berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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