Acht Wochen in Ghana

Reisezeit: Juli - September 2003  |  von Baris Yildirim

Yendi

14. Eintrag:

Yendi

Abdallah, Caro und ich hatten vor an diesem Tag die Stadt Yendi zu besuchen.

Yendi ist die alte Hauptstadt der Dagomba, einem ghanaisch- togolesischen Volksstamm, dem auch Abdallah angehört. Zudem war Yendi eine wichtige Stadt in der alten deutschen Togo- Kolonie. Vor 90 Jahren wurden die Deutschen allerdings während des Ersten Weltkrieges von Briten und Franzosen aus Togo vertrieben.

Um 6:45 Uhr waren wir an der Bushaltestelle. Der Bus wartete nur noch auf ein paar wenige Passagiere. Er war ein klein, heruntergekommen und wahrscheinlich zwischen 15 und 20 Jahren alt. Diese Busse werden Trotros genannt. Sie richten sich nicht nach einem festen Zeitplan. Sie fahren los, wenn sie voll sind. Der "7:00 Uhr Bus" kann schon um 6:45 Uhr abfahrbereit sein, oder auch erst um 7:15 Uhr. Dies ist ganz davon abhängig, wann die maximale Passagierzahl erreicht ist.

Wir hätten gerne diesen Bus genommen, aber wir mussten auf Suale warten, denn er wollte mit nach Yendi kommen. Suale ist ein Krankenpfleger an der Klinik. Er verspätete sich an diesem Morgen und war erst um 7:30 Uhr am Busbahnhof.

Jetzt mussten wir einen späteren Bus nehmen, folglich waren wir statt um 10:00 Uhr erst um 12:00 Uhr in Yendi. Dort war der Mann, der uns abholen wollte und der im schlechtesten Regenwetter bereits einige Stunden auf uns gewartet hatte, inzwischen nach Hause gegangen. Aber nach einer halben Stunde kam er wieder zurück.

Um 14:00 Uhr bekamen wir schließlich den Schlüssel für unser Zimmer. Dort deponierten wir nur schnell unsere Gegenstände um sofort wieder in die Stadt zu gehen.

Der Tag schien jedoch unter einem Unglücksstern zu stehen, denn kaum waren wir draußen, gab es schon wieder neue Probleme.

Caro hatte ihre Kamera mit nach Yendi genommen und ein Foto von einem Baum gemacht. Der Baum stand in der Nähe des Königspalastes. Dieser durfte nicht fotografiert werden.

Im Jahr 2002 hat es in Yendi Unruhen um die Nachfolge des Paramount-Chiefs gegeben. Schließlich erklomm ein Mann den Chief-Thron, der nicht die Unterstützung der Stadtbewohner hatte. Weil der Paramount-Chief von Yendi traditionell der wichtigste Chief für und in ganz Ghana ist, war die richtige Wahl von enorm großer politischer und sozialer Wichtigkeit. In Yendi wurden heftige Kämpfe um die Nachfolge des verstorbenen Paramount-Chief ausgetragen. Den Höhepunkt erreichten die Unruhen, als der neue Paramount- Chief geköpft und sein Palast niedergebrannt wurde.

Ich wusste zwar von den Unruhen, da die Kämpfe aber bereits ein Jahr zurücklagen, kam ich nicht auf die Idee, dass es gefährlich für uns werden könnte, nach Yendi zu gehen.
Der Palast wurde vor einem Jahr bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Wir hatten ihn gar nicht registriert und Caro schoss deshalb dieses eine, verhängnisvolle Foto von einem harmlosen Baum. Doch der Baum stand dummerweise genau vor dem traditionellen Friedhof. Hinter uns, also auf dem Foto nicht sichtbar standen die roten Reste des alten Tonpalastes.

Für die Polizisten war dies ein Grund uns auszuschimpfen. Später wurden wir nochmal verhört. Dieses Mal von einem Privatmann, der anscheinend ein einflussreicher Bürger war. Abdallah hatte große Angst vor ihm und Suale vergaß aus Nervosität sogar den Namen seines Bruders.

Nach dem Abenteuer mit den Polizisten hatten wir keine Lust mehr uns weiter in der Stadt umzusehen. Wir blieben deshalb nur bis zum nächsten Morgen in Yendi.

© Baris Yildirim, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Bericht umfasst eine Reise durch zahlreiche Regionen des Landes Ghana. Meine Aufenthaltsorte waren: Accra, Akosombo, Cape Coast, Kumasi, Tamale (Shekhinah-Klinik), Bunkpurugu, Yendi, Mole- Nationalpark und Hohoe.
Details:
Aufbruch: 31.07.2003
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 26.09.2003
Reiseziele: Ghana
Der Autor
 
Baris Yildirim berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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