Acht Wochen in Ghana

Reisezeit: Juli - September 2003  |  von Baris Yildirim

Zurück in den Süden

18. Eintrag:

Zurück in den Süden

Am Abend des 15. Septembers aßen Thea, Sandra und ich ein letztes Mal gemeinsam zu Abend.

Am Morgen des 16. September musste ich früh in die Stadt gehen. Es war für mich sehr wichtig Danjumah in Accra zu erreichen. Ich wollte nicht Gefahr laufen die erste Nacht in der Hauptstadt im Hotel übernachten zu müssen. Anschließend kaufte drei Ölgemälde. Insgesamt zahlte ich 360.000 Cedis. Das sind weniger als 35 Euro! Für mich holte ich ein schönes, in die Rote Farbe des Sonnenuntergang getauchtes Bild. Das Gemälde zeigt eine Szene aus dem Dorfleben. Es ist eine Hütte zu sehen und ein schwarzer Mann, welcher gerade aus seinem Boot gestiegen ist.
Die anderen Bilder sind für meine Mutter und für Ismael und Bobo.

Die letzten Stunden mit Abdallah und seinen Freunden waren sehr lustig. Wir haben viel Musik gehört und auch sehr viel geredet. Zum Abschluss habe ich noch ein paar Fotos geschossen.
Später fuhr mich Abdallah mit dem Motorroller zurück zur Klinik. Thea besuchte mich kurz, um sich von mir zu verabschieden. Sandra war nicht da, deshalb schrieb ich ihr einen Brief.

Der 17. September war sehr langweilig. Um 8:00 Uhr fuhr mein Bus nach Accra. Wir waren den ganzen Tag unterwegs. Die Landschaft wechselte langsam. Je mehr wir uns der Hauptstadt im Süden näherten, um so größer wurden die Bäume und umso dichter die Wälder. Die Menschen sprechen im Süden fast alle Twi.
Für 60 % der Ghanaer ist dies die Muttersprache und viele andere lernen Twi als Zweitsprache. Es ist die alte Sprache der Aschanti.
Um 21:30 Uhr kam ich in Accra an. Ich war den kompletten Tag im Bus gewesen.

Ich hatte gedacht, dass Danjumah mich am Busbahnhof abholen würde, aber er war nicht da. Niemand den ich kannte war da. Ich stand ganz alleine dort in dieser 7 Millionenstadt und rätselte, was wohl als nächstes passieren sollte. Ich wartete einige Zeit, sah wie die Menschen, die mit mir gereist waren, sich auf den Heimweg machten. Es war interessant und beängstigend zugleich an diesem fremden Platz zu stehen und einfach nur zuzuschauen, wie die Menschen ihre Weiterreise organisierten. Viele Menschen warteten an der Busstation auf ihre Verwandten und Freunde. Es gab hier einen Fernseher und einige der Leute waren vielleicht nur deswegen da. Nach einiger Zeit rief ich Danjumah per Telefon an. Er war gerade nach Hause gegangen, denn er hatte den ganzen Nachmittag an der Station gewartet und dachte, dass ich doch nicht mehr käme.

Ich blieb nur eine Nacht in Accra und reiste direkt am nächsten Tag nach Winnebah weiter, um Tottoh, einen Freund von mir, zu besuchen, der dort studiert. Tottoh ist Lehrer in einer kleinen Stadt namens Hohoe. Diese Stadt liegt mitten in der Voltaregion. Zur Zeit macht er im Bereich Musik eine Zusatzausbildung. Nach einer Stunde Fahrt erreichte der Bus Winneba. Glücklicherweise war mein Sitznachbar ein Student, und zeigte mir den Weg zum Campus. Tottoh begrüßte mich herzlich, er war sehr erfreut mich zu sehen. Am gleichen Tag noch brachen wir nach Hohoe auf. Das Wetter war sehr gut. Es war ein wenig windig, so dass die Temperatur nicht unangenehm hoch war.

Um nach Hohoe zu gelangen muss man über Accra fahren. Wir fuhren also eine Stunde zurück nach Accra und dann fünf Stunden nach Hohoe. Am Abend um 22:00 Uhr waren wir endlich da. Ich hatte wieder einen ganzen Tag im Bus gesessen.

Im Bus nach Accra saß in der ersten Reihe ein Pastor. Dieser entschied sich dazu, während der Fahrt eine Rede über Gott zu halten. Zuerst redete er einige Zeit über Gottes Gnade, dann hielt er ständig ein Buch in die Luft. Nach einiger Zeit verstand ich den Grund. Er wollte seine Bücher verkaufen. Er hatte ungefähr dreißig Exemplare einer selbstverfassten Broschüre bei sich, welche er für je 3000 Cedis verkaufen wollte. Ich fand das ziemlich ärgerlich. Dieser Mann nutzte sein Amt dazu aus, um in Gottes Namen seine Texte zu verkaufen.

Es war schon dunkel als wir endlich in Hohoe ankamen. Tottohs Familie schlief schon, als wir an die Tür klopften. Zu allem Überfluss hatte die Stromgesellschaft die Energie abgeschaltet. Ein Mieter in Tottohs Wohnblock hatte seine Stromrechnung nicht gezahlt. Deshalb hatte die Firma den Strom abgestellt. Für alle!

© Baris Yildirim, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Bericht umfasst eine Reise durch zahlreiche Regionen des Landes Ghana. Meine Aufenthaltsorte waren: Accra, Akosombo, Cape Coast, Kumasi, Tamale (Shekhinah-Klinik), Bunkpurugu, Yendi, Mole- Nationalpark und Hohoe.
Details:
Aufbruch: 31.07.2003
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 26.09.2003
Reiseziele: Ghana
Der Autor
 
Baris Yildirim berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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