Acht Wochen in Ghana

Reisezeit: Juli - September 2003  |  von Baris Yildirim

Akosombo, Cape Coast,, Elmina

Zweiter Eintrag, 2.August 2003:

Akosombo, Cape Coast, Elmina

Unser Bus fährt auf der Piste Richtung Cape Coast. Ich sitze inmitten meiner Reisegefährten und versuche trotz der holprigen Straße meine Gedanken zu ordnen und niederzuschreiben.

Vor zwei Tagen, am 31. Juli, sind wir angekommen. Es war ca. 19:45 Uhr als wir aus dem Flugzeug stiegen und uns eine Aufschrift auf dem gegenüberliegenden Haus begrüßte. In großen Buchstaben stand das Wort "Akwaaba" auf der Hauswand. Das ist das Wort für "Hallo" in Twi, einer viel gesprochenen Sprache in Ghana. Das Wetter war mild, es kam mir sogar kühler vor als in Amsterdam, von wo wir losgeflogen sind. Es ist paradox, ich steige in Europa in ein Flugzeug und es ist warm, später steige ich in Accra, Ghanas Hauptstadt, aus und es ist kühl.

Zuerst musste ich mich um einen Brief für den deutschen Zoll kümmern, d.h. die ghanaische Zollstelle am Flughafen aufsuchen. Nachdem die Formalitäten erledigt waren ging ich zu den anderen nach draußen.
Es war wie die letzten beiden Male: Eine unübersehbare Menschenmenge stand am Eingang und wir wurden mitten hinein gespült. Getrennt von den wartenden Afrikanern durch ein Absperrgitter hatte ich den Eindruck in einer Arena zu sein. Inmitten der Menschenmenge, aber doch abgesondert durch die Gitter kam es mir so vor, als wäre ich in einer Stiertreibjagd.
Wie in Pamplona!

Während meiner letzten beiden Reisen nach Ghana bin ich zusammen mit Danjumah, einem Ghanaer durch das Land gereist. Er war unser Reiseführer. Dieses Mal bin ich mit einer Reisegruppe unterwegs und ich werde Danjumah am Ende der Reise besuchen. Weil er in Accra wohnt fragte ich ihn, ob er mich am Flughafen begrüßen will. Folglich stand er auch am Ausgang in der Menschenmenge. Ich traf ihn allerdings nur kurz am Flughafen. Da unser Hotel außerhalb der Stadt lag musste ich mich schnell wieder von ihm verabschieden.

Am ersten August fuhren wir nach Akosombo. In der Nähe dieser Stadt ist der Staudamm, welcher den gesamten Voltastausee reguliert. Der Stausee ist bis zur Fertigstellung des Staudamms in China flächenmäßig der größte der Welt.
1965 wurde er eingeweiht. Etwa 90.000 Menschen mussten damals umgesiedelt werden. Für die Regierung dient der See als Stromquelle. Nahezu das ganze Land wird durch die Elektrizität aus dem Stausee versorgt. Nebenbei hat dieser Damm auch einen großen Prestigewert. Für die Bevölkerung die rund um den See herum wohnt ist die Fischerei eine zusätzliche Einnahmequelle. Leider gibt es auch einige negative Aspekte, die der Stausee verursacht hat. Einerseits gibt es neue Krankheiten. Flussblindheit und in noch stärkerem Maße Bilharziose schwächen die ansässige Bevölkerung. Andererseits verkürzt der See die Regenzeit. Der See kann nicht so viel Wasser kondensieren, wie es vorher der Urwald schaffte. Die Folge ist, dass es weniger regnet. Ein Teil der Bevölkerung musste damals umgesiedelt werden. Leider war der staatlich gelenkte Umzug teilweise sehr schlampig organisiert. Einige der geplanten Umsiedlerdörfer waren unterhalb der Wasserlinie und wurden deshalb überschwämmt. Andere Neusiedlungen waren nicht rechtzeitig fertig, sodass die Umsiedler ihr Vieh nicht mehr rechtzeitig aus dem Überschwemmungsgebiet bringen konnten.

Akosombo ist eine auf dem Reißbrett geplante Stadt. Sie ist wohlhabender als die meisten anderen Städte. Viele Straßen sind geteert und es gibt viele Häuser mit Garten.

Ich habe letztes Jahr bereits den Stausee gesehen und in meiner Schule damals eine Facharbeit darüber geschrieben, deshalb war der Tag für mich nicht so sehr interessant. Auf der Rückfahrt von Akosombo nach Accra hatten wir einen Unfall. Ein unachtsamer Autofahrer öffnete seine Tür, ohne vorher auf die Straße zu sehen. Gerade in dem Moment, als die Tür aufschwang, fuhren wir an seinem Auto vorbei. Das Ergebnis seiner Schlampigkeit war ein zertrümmerter Seitenspiegel an der rechten Seite unseres Busses und eine Schramme in der linken Tür seines eigenen Wagens. Er versuchte seinen Fehler zu leugnen, denn er hatte große Angst die Kosten für einen Ersatzspiegel tragen zu müssen. Schwester Elisabeth war sehr sauer, ließ den Verkehrssünder aber unbehelligt davonkommen. Sie wusste, dass es für ihn sehr schwer sein würde das nötige Geld aufzubringen, während sie selbst kaum damit belastet war.

Als ich letztes Jahr in Ghana war sind wir oft mit Taxis durch die Städte gefahren. Einmal ist es vorgekommen, dass ein Polizist unseren Wagen angehalten hatte. Anstatt seines Führerscheins zahlte der Fahrer damals einen 5000-Cedi-Schein an den Ordnungshüter. Ob der Taxifahrer überhaupt eine Fahrerlaubnis hatte werde ich wohl nie erfahren. Ich denke das es einige Autofahrer in Ghana gibt, deren Führerschein aus einer Banknote besteht. Die Korruption ist in diesem Land ein ernstes Problem und die Leidtragenden sind größtenteils die armen Menschen, welche aufgrund der Korruption viele zusätzliche Hürden überwinden müssen, um die Beamten zu besänftigen. Die meisten Ghanaer sind sehr nette Menschen, aber wenn man ihnen eine Uniform gibt sind sie wie ausgewechselt. Härte und Unnachgiebigkeit treten dann leider allzu oft in den Vordergrund.

Am 2.August sind wir nach Cape Coast aufgebrochen. Die Straße war ziemlich schlecht (oben erwähnt).

Das Hotel in Cape Coast ist sehr idyllisch. Die Anlage ist umgeben von Bäumen, ein See ist in der Mitte und innerhalb des Gewässers ist ein Restaurant welches umringt von Sitzgruppen auf Holzbefestigungen ist. Krokodile schwimmen im Wasser und ein Swimmingpool steht den Gästen zur Verfügung. Die Wohnanlagen stehen ein wenig abseits, einige sind im Wald gelegen.

Ich habe in diesem Hotel zweimal übernachtet. An den Abenden spielten ein paar Musiker. Sie waren sehr gut und verbreiteten eine heitere Stimmung im Raum.
Ich empfehle hiermit allen Besuchern in Cape Coast dieses Hotel, sein Name ist "Hans Cottage Botel".
Cape Coast ist die ehemalige Hauptstadt der Kolonialherren aus England. In den 1870er Jahren haben sie ihren Hauptsitz nach Accra verlegt. Cape Coast ist jedoch die wichtigste Universitätsstadt geblieben, die Stadt war jahrhunderte lang Zeuge der brutalen Sklavenverschiffung nach Amerika.

Am 2.August haben wir die Sklavenburg von Elmina besucht.

El Mina, dieses Wort stammt aus der portugiesischen Sprache und bedeutet Amina - Goldmine. Innerhalb der Burg wurden wir mit der traurigen Geschichte des Sklavenhandels konfrontiert. Die Burg wurde im 16. Jahrhundert von den Portugiesen erbaut, sie verschifften von dort aus Sklaven, um sie zu ihren Kolonien zu bringen. Im 17.Jahrhundert konnten die Holländer die Burg erobern und im 19.Jahrhundert verkauften sie die Festung schließlich an die Engländer. An der Seeseite der Burg gab es eine kleine Öffnung auf Bodenhöhe. Hinter dieser Öffnung war ein kleiner Raum, ungefähr 20 Quadratmeter groß. In diesen Raum wurden 200 Sklaven geschleust, die von dort aus durch die kleine Öffnung direkt ins Schiff gehen mussten. Die Öffnung hieß: "Die Tür ohne Wiederkehr"

Als wir durch das Hohe Eingangstor der Burg gingen viel mir auf, dass die Festung gut besucht war. Wir schlossen uns einer Führung durch die Anlagen an. Allerdings war die Führung offen für alle Burgbesucher und so waren wir alle zusammen 60 Leute. Alle gingen gleichzeitig in den oben beschriebenen Raum. Wir waren nur 60 und es war schon sehr eng, damals mussten sich 200 Menschen stundenlang dort aufhalten. Ich war sehr froh als ich den Raum wieder verlassen durfte.

© Baris Yildirim, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Dieser Bericht umfasst eine Reise durch zahlreiche Regionen des Landes Ghana. Meine Aufenthaltsorte waren: Accra, Akosombo, Cape Coast, Kumasi, Tamale (Shekhinah-Klinik), Bunkpurugu, Yendi, Mole- Nationalpark und Hohoe.
Details:
Aufbruch: 31.07.2003
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 26.09.2003
Reiseziele: Ghana
Der Autor
 
Baris Yildirim berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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