Einmal quer weg - Asien, Australien, Neuseeland

Reisezeit: August 2008 - Februar 2009  |  von Axel Schwarz

Tassi

Tasmanien Teil 1, Overland Track
Der Flug von Adelaide nach Hobart dauert nur 2 Std. Der Flughafen ist sehr klein ich habe nun doch erstmals das Gefuehl, so richtig am Ende der Welt angekommen zu sein. Jede Menge tiefhaengende Wolken, leichter Nieselregen und kaum Menschen auf dem Flughafen bestaerken dieses Feeling entsprechend. Nun gut, Tassi ist nun mal nicht eine Beach-Holiday Location und fuer Bushwalking sind die Aussentemperaturen nicht schlecht.
Da in der Hauptsaison der Overland Track gebucht werden muss, hat man ein fixes Startdatum (Bei mir 15.12.), die Ankunftzeit ist jedoch beliebig. Mit einem Mietwagen fahre ich hoch nach Launceston (Launni, liegt naeher am Nationalpark und bessere Busverbindungen). Hier kaufe ich noch Lebensmittel fuer eine Woche ein und treffe noch einen weiteren Traveller - Stefan - aus Germany (in Perth getroffen), der den Track ebenfalls gebucht hat. Weiterhin wird sich noch ein Maedel - Nicole -dazugesellen, Walking-Neuling. Fuer mich soweit ok.

....Don't bother trying to dry out boots and socks - just get used to having wet feet.*

* Stimmt (siehe official Webpage Overland Track)

Warum in aller Welt geht man ans Ende dieser und rennt durch's Nichts? Hmmm..

Man durchquert verschiedenste Vegetationszonen, Alpin, Regenwald, Moore, Laubwaelder, etc.

Das Wetter ist total unberechenbar, auch im Sommer kann es schneien. Regenwahrscheinlichkeit innerhalb einer Woche (typ Wanderzeit) ist tendenziell ueber 80%

Der Track bewegt sich zw. 800 und 1500m Hoehe, vergleichbares Wetter findet man in Europa aber eher im Bereich von 1500-2500m.

Man sieht jede Menge unterschiedliche Tiere

Keine stoerende Infrastrukur (Strassen, Doerfer, etc), lediglich zu viele Wanderer sind m.A. nach unterwegs

Der Weg ist sehr unterschiedlich, es gibt Boardwalks (in Sumpfgebieten), sehr steinige Abschnitte und viel "Mud", = knoecheltiefer Matsch.

Zur Ausruestung. Ganz klar, ohne entsprechend gutes Material sollte man sich nicht auf den Weg machen. Meiner Ansicht nach sollte dabei sein:
- sehr gute Schuhe, keine Sportschuhe bzw Trekkingschuhe
- regensichere Hose und Jacke (atmungsaktiv, sonst wird man von innen batschnass)
- sehr guter Rucksack inkl Regenschutz
- Schlafsack bis 0 Grad
- einen Satz Ersatzklamotten inkl. warme Fliessjacke fuer die Huetten/Zelt
- Unterwaesche (begrenzt, max. 3 Saetze reichen aus
- Miniverbandspack
- Verpflegung fuer 6-7 Tage, am besten Powerbars und Fertiggerichte zum Aufkochen
- Campingkocher (Gas)+ Geschirr (Topf reicht)
- Taschenlampe
- Minihandtuch, Zahnbuerste
- Zelt , inkl. 6m Befestigungsschnur (fuer Plattformen)
- Wasserflasche

Alles andere ist m.A. Luxus und sollte ueberdacht werden. Wanderstoecke machen nur Sinn sofern mit Einsinkschutz (Matschbremse) versehen. Der Rucksack sollte max 15kg betragen, dann ist alles recht easy. Ich hatte 26kg dabei (kpl Reisegepaeck, wird mit der Zeit etwas schwer)

Kompass, Sat-telefon, Notebook, Ferngla usw braucht man nicht. Wer sich auf dem Overland Track verirrt sollte einen Termin mit dem Augenarzt vereinbaren. Zelt wird zwar gefordert (da Huetten oftmals voll), aber im Extremfall kann man auch auf dem Huettenboden schlafen, die Betten sind auch nicht weicher

Wasser kann man bedenkenlos wahrend der Tour nachfuellen. Kaltes, fliessendes Wasser ist ungefaehrlich und ueberall vorhanden.

Genug getextet, los geht es...

Startpunkt Cradle Valley, Spiegelbild

Startpunkt Cradle Valley, Spiegelbild

Die erste Etappe geht ueber 10.4 km. Durch die lange Busfahrt kommt man i.d.R nicht vor 13.00 weg, somit passt die etwas kuerzere Strecke durchaus fuer den ersten Tag. Es geht zuerst ueber Boardwalks durch Sumpfgebiete, nach ca. 1 Std kommt man zum Dove Lake, ein kleiner Bergsee. Von hier aus geht es steil bergauf zum sog. Marions Lookout. (400 Hoehenmeter). Von hier hat man einen sehr schoenen Ueberblick und Cradle Mountain ist zu sehen.

Sofern es das Wetter erlaubt, sollte dieser unbedingt bestiegen werden. Mit 1545m fuer europ. Verhaeltnisse nicht gerade hoch...aussehen tut er aber doch wie ein erwachsener 2500er...

...Cradle Mountain, im Sportgang kommt man in 2 Std hoch und wieder runter

...Cradle Mountain, im Sportgang kommt man in 2 Std hoch und wieder runter

..und so sieht es dann von oben aus. Die Landschaft wirkt fuer europ. Verhaeltnisse ein wenig surreal. Hier koennten SiFi/Fantasy-Filme gedreht werden.

..und so sieht es dann von oben aus. Die Landschaft wirkt fuer europ. Verhaeltnisse ein wenig surreal. Hier koennten SiFi/Fantasy-Filme gedreht werden.

Von Cradle Mountain geht es dann weiter zur ersten Huette ueber eine laengere Hochebene. Wer um die Mittagszeit loslaeuft kann inkl. Cradle Mountain diese dann so gegen 19.00 erreichen.

Etappe des ersten Tages:Hochebene, im Hintergrund Barn Bluff zu sehen...

Etappe des ersten Tages:Hochebene, im Hintergrund Barn Bluff zu sehen...

Am zweiten Tag stellt sich ein gemeine Spruehregen-Sturmkombination ein. Das ganze erinnert am ehesten an eine Autowaschanlage im Intervallbetrieb (aber ohne Notaus). Der Weg wird entsprechend matschig, es ist s..kalt und die Sicht entsprechend mau.

Warum mache ich das und bezahle dafuer sogar? Irgenwie muss man ein wenig bekloppt sein.

Mittags - endlich stellt die "Waschanlage" auf Trocknen um und der Regen hoert auf. Jetzt macht die Sache auch wieder richtig Laune.

Lake Windmere..ca. 25km nach Start. Absolut unberuehrte Natuer hier.

Lake Windmere..ca. 25km nach Start. Absolut unberuehrte Natuer hier.

....Don't bother trying to dry out boots... wobei die Socks sogar trocken blieben (gute Impraegnierung)

....Don't bother trying to dry out boots... wobei die Socks sogar trocken blieben (gute Impraegnierung)

Wallabies - hopsen hier ueberall rum, sind auch nicht besonders scheu.

Wallabies - hopsen hier ueberall rum, sind auch nicht besonders scheu.

..hier waechst das Moos sogar auf den Wegmarkierungen

..hier waechst das Moos sogar auf den Wegmarkierungen

Da die zweite Etappe recht kurz ist beschliessen wir bis zur dritten Huette weiter zu gehen. Damit wurde die Etappe mit 25km recht lang und ehrlich gesagt - mehr geht auf diesem Weg bei diesem Wetter nicht. Die immer wieder wechselnde LAndschaft entschaedigt aber mehrfach die Strapazen. Und der Unterhaltungswert der Huetten nicht so hoch ist, liegen dann um 9 meist alle recht kaputt im Schlafsack. Hier noch ein paar Bilder der 2 u.3 Etappe

Mit den Regenschutzklamotten sieht man eher aus wie von der BW- ABC Abwehrtruppe.

Mit den Regenschutzklamotten sieht man eher aus wie von der BW- ABC Abwehrtruppe.

In den niedrig gelegenen Bereichen durchquert man immer wieder dichten Regenwald

In den niedrig gelegenen Bereichen durchquert man immer wieder dichten Regenwald

zu diesem Bild faellt mir nix ein, einfach angucken und selbst was ausdenken ...

zu diesem Bild faellt mir nix ein, einfach angucken und selbst was ausdenken ...

...kommt oft und manchmal kilometerlang vor: Ultragemeine Wurzel-Matschkombination. Hinfallgaranie kostenlos inbegriffen

...kommt oft und manchmal kilometerlang vor: Ultragemeine Wurzel-Matschkombination. Hinfallgaranie kostenlos inbegriffen

Hier mal eine Fullmoonparty - koennt ich mir recht gut vorstellen (heheh)

Hier mal eine Fullmoonparty - koennt ich mir recht gut vorstellen (heheh)

An den kommenden Tagen wurde das Wetter wieder durchweg gut (kein Regen, kein Schnee = gutes Wetter) und ja, viel kann ich dazu nicht schreiben. Man wandert durch eine einzigartige Landschaft die sich immer wieder kpl aendert. Ist schon beindruckend und macht echt Spass.

ja die Welt steht hier Kopf, d.h. hier blueht es , weil Sommer

ja die Welt steht hier Kopf, d.h. hier blueht es , weil Sommer

Am Ende der Tour trennen wir uns. Da Nicole mit Turnschuhen lief (die Fuesse waren total im Eimer) ging Sie mit Stefan direkt weiter Richtung Endpunkt. ICh selbst lege noch einen Zwischenstopp in einem Seitental ein. Da wir immmer in Huetten ubernachtet hatten, moechte ich zumindest einmal nochmals eine Zeltuebernachtung einlegen.

Zeltaufbau auf einer Holz-Plattform inkl Panorama Ausblick

Zeltaufbau auf einer Holz-Plattform inkl Panorama Ausblick

Irgendwann mitten in der Nacht wache ich kaeltebedingt auf, und siehe da, es hat geschneit...ja, damit waere nun das Wettermix kpl. (Regen, Schnee, Sonne) x Wind (je nach Hoehenlage). Volles Programm und so nicht ueberall erhaeltlich.

Drumherum auf den bergen blieb der Schnee liegen..Hochsommer in Tassi WHA

Drumherum auf den bergen blieb der Schnee liegen..Hochsommer in Tassi WHA

Die letzte Etappe geht dann ueber 15km entlang eines Bergsees durch recht dichten Wald. Es sind zwar keine groesseren Steigungen zu bewaeltigen, jedoch gibt es immer wieder nette Schickanen (Knietiefmatsch, kleinere Flussdurchquerungen, umgefallene Baumstaemme, usw). Diese garantieren jedoch ein nicht zu verachtendes Zufriedenheitsgefuehl beim Erreichen der Zielstation.

Regenwald kurz vor Erriechen des Zieles. Und wieder kpl anders als zuvor.

Regenwald kurz vor Erriechen des Zieles. Und wieder kpl anders als zuvor.

Na und nun wie wars... ja das Fazit: Klasse. Ein absolutes Landschaftserlebnis und kombiniert mit 25kg Marschgepaeck ist der sportliche Aspekt nicht zu unterschaetzen. Mit Sportlatschen ist es jedoch eine Tortour und gibt def. Collateralschaeden bein den Fuessen. Geht nicht.

© Axel Schwarz, 2008
Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Jahr Pause im Job - die Gelegenheit einmal ein wenig Land und Leute ausserhalb Europas kennzulernen. Die genaue Route und der Zeitplan sind jedoch nur grob festgelegt.
Details:
Aufbruch: 24.08.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: Februar 2009
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Singapur
Deutschland
Australien
Der Autor
 
Axel Schwarz berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.