Mein Schottlandbericht

Reisezeit: Mai 2005  |  von Lena H.

Der 7.Tag-Umgebung von Loch Ness/Inverness

7. Tag, Montag, der 09.05.

Nach dieser ungemütlichen Nacht besuchten wir das, am Moray Firth gelegene, Fort George. Fort George ist wohl das größte militärische Fort Europas.

Es wurde 1746 nach der Schlacht von Culloden und dem Fall des schottischen Thronfolger Bonnie Prince Charlie von König George II erbaut. Es sollte dazu dienen, die Schotten zu überwachen und jakobitischen Aufständen vorzubeugen. Es ist aufgrund seiner Größe und günstigen Lage eines der wichtigsten Armee Basen. Es wird von einer 1 Mile langen Mauer umgeben.

Auch heute ist das Militär dort ansässig. Trotzdem können einige Gebäude und das Gelände besichtigt werden. In einem Gebäude ist ein über 4 Stockwerke reichendes Museum untergebracht. Es werden verschiedene Uniformen der unterschiedlichen Regimenter aus den letzten 400 Jahren und Waffen ausgestellt. Außerdem gibt es Hunderte verschiedenster Orden zu bewundern. Auf der linken Seite des Geländes befindet sich ein Gebäude, welches früher als Lagerraum für Schisspulver diente und in dem heute viele Waffen ausgestellt sind. In diesem Raum sollte man darauf achten, dass zur damaliger Zeit nirgendwo Metall verarbeitet wurde und sogar die Nägel, mit denen der Fußboden zusammengehalten wird, aus Holz sind, um Funkenbildung und ein Sprengen des Gebäudes zu vermeiden. Von der Nordspitze des Fort aus, können mit etwas Glück Delphine beobachtet werden. Das Glück war jedoch nicht mit uns. In einem weiteren Gebäude wurden die Baracken der Soldaten dargestellt. Es wurden Baracken von 1600 bis 1900, mit Puppen versehen, gezeigt. Der Eintritt war durch den Explorerpass abgedeckt und hätte ansonsten 9 € pro Person und 4 € pro Kind gekostet. Man bekommt im Besucherzentrum Kopfhörer für die jeweilige Muttersprache und einen Plan, mit dem man sich auf den Gelände des Fort George sehr gut orientieren kann. Außerdem ist ein Shop und ein Café vorhanden. Unser Aufenthalt im Fort dauerte etwa 2 Stunden und es gab immer wieder kleine Schauer.

Nach dem Besuch des Fort George sollte es zu dem berühmten Schlachtfeld von Culloden gehen. Dieses liegt ca. 15 km westlich von Fort George und 10 km südlichöstlich von Inverness entfernt.

Dort fand am 16. April 1746 die Schlacht von Culloden statt. Der, damals im Exil lebende, schottische Thronfolger Charles Stuart, genannt Bonnie Prince Charlie, versammelte einige Zeit vorher alle schottischen Clans um sich herum, um seine Landsleute dazu aufzurufen, den schottischen Thron zurück zu erobern und Schottland zu einem eigenständigen Land zu führen. Die Clans schlossen sich den Thronfolger an. Nach siegreichen Schlachten zogen Bonnie Prince Charlie mit seinen Anhängern bis vor die Tore Londons, aber kurz vorher kam bei den Schotten das Heimweh und das Verlangen zur Ernte zurück zu Hause zu sein auf und deshalb kehrten die meisten Clans kurz vor London wieder um. Die Schotten waren von dem tagelangen Fußmarsch sehr geschafft und kaum noch in der Lage zu kämpfen, aber die englischen Truppen unter der Führung Cumberlands lagen kurz vor Inverness schon bereit zum Kampf. Am 16. April kam es dann zu der blutigen Schlacht der Schotten gegen die Engländer, in der die Schotten als Verlieren heraus gingen, da sie nur den Kampf im Hochland gelernt hatten und dort war es die einfache Strategie "über die Berge und dann Überraschungsangriff von oben". Culloden war durch sein sehr flaches Gelände strategisch passend für die englischen Truppen, da sie in besserer Verfassung waren, bestens bewaffnet und im Kampf mit den Waffen geübt waren. Die Engländer metzelten bei dieser Schlacht barbarisch, was Cumberland den Beinamen "the butcher", was der Schlachter bedeutet, einbrachte. Sie schnitten sogar nach der Schlacht, den am Straßenrand vor Müdigkeit eingeschlafenen und vor Erschöpfung zusammengebrochene Schotten grausam die Kehlen durch. Bei der Schlacht von Culloden konnten nur wenige fliehen und dem Gemetzel der Engländer entgehen, denn sie töteten alles was ihnen in die Hände fiel. Mittlerweile wurde das Gelände von dem National Trust of Scotland erworben und für Touristen frei gegeben. Der Parkplatz vor dem Besucherzentrum und Eingang zu dem ehemaligen Schlachtfeld ist kostenpflichtig.

Der Eintritt zu dem alten Bauernhaus und Museum beträgt 7 €. Wir verzichteten auf das Museum, da ich durch meine Nachforschungen schon genug von der Schlacht in Erfahrung gebracht hatte und so gingen wir sofort zu dem Schlachtfeld mit den Grabsteinen der einzelnen Clans und dem großen Gedenkstein. Es stehen hinter dem Gedenkstein einige Tafeln, auf denen die einzelnen Standpunkte der Truppen eingezeichnet sind. Man kann also genau nachvollziehen, wie die Schlacht abgelaufen ist. Was mich sehr wunderte und auch rührte war, dass auch noch nach so langer Zeit Personen Blumen und Stücke von den Clankilts vor die Grabsteine der Clans legen und die blutige Geschichte und die Unterdrückung der Schotten noch immer so präsent und in den Köpfen der Leute ist. Uns hat dieser Besuch wirklich sehr nachdenklich gemacht.

Zurück im Auto haben wir uns daran gemacht, Karten an die lieben, netten, zu Haus gebliebenen Verwandten zu schreiben. Danach machten wir uns auf den Weg nach Inverness, Anfangspunkt des Romans "Feuer und Stein" von Diana Gabaldon. Wir wollten nur kurz die Stadt erkunden und danach einen Supermarkt suchen, um Lebensmittel zu kaufen. Nach kurzer Suche fanden wir auch schon einen Tesco. Nach dem Einkauf verließen wir Inverness auch schon wieder, um die A82 südwestlich Richtung Loch Ness und Urquhart Castle zu fahren. Wir passierten während der Fahrt den River Ness, der schließlich in das Loch Ness mündet.

Wir fuhren bis zum Urquhart Castle und parken den Wagen auf dem kostenlosen Gästeparkplatz. Um das Castle, erbaut im 12. Jh., besichtigen zu können, mussten wir uns erst in das angrenzende Besucherzentrum gegeben.

In der Eintrittshalle geht man nun eine Treppe herunter in das darunter gelegene Geschoss, denn hier befindet sich der Shop und das kleine Kino, in dem ein aufwendiger Film über das Castle gezeigt wird. Er handelt von der erlebnisreichen Geschichte des Urquhart Castle und die Kämpfe, um die Vorherrschaft des Gebietes. Der Film vermittelt einen wunderbaren Eindruck davon, wie die heutige Ruine vor einigen Hundert Jahren ausgesehen haben muss und wie das alltägliche Leben dort aussah. Nach dem Film wurde die Leinwand hochgezogen und die Vorhänge zur Seite gezogen und man hatte, durch die dahinter liegenden Fenster, einen gigantischen Blick auf das wunderschöne Urquhart Castle.

Nachdem wir den Kinosaal verlassen hatten, gingen wir die vielen Stufen hinunter zum Castle, welches direkt an dem Loch Ness liegt. Wir besichtigten alles und genossen den wunderschönen Ausblick auf das Loch Ness. Insgeheim hielt man auch Ausschau nach Nessie. Die Landschaft am Loch Ness ist sehr schön. Es ist von sattgrünen und bewaldeten Bergen umgeben. Das Loch Ness scheint außerdem noch ein Anziehungspunkt für Rucksacktouristen zu sein. Nachdem wir ca. 1 Std. an dem Schloss aufgehalten hatten, beschlossen wir nach einer Bleibe für die Nacht zu suchen.

Wir fuhren wieder Richtung Inverness. Als wir nach wenigen km Lewiston erreichten, erblickten wir ein Schild mit dem Hinweis eines Campingplatzes darauf. Als wir dem Schild folgten, kamen wir automatisch auf einen Reiterhof und wir dachten erst, dass wir dort irgendwie falsch waren, aber hinter dem Reiterhof befand sich anscheinend eine zum Campingplatz umfunktionierte Wiese mit einem Toiletten- und Duschhäuschen davor. Wir bezahlten bei einer der Reiterinnen, die auf dem Hof liefen, pro Person 7 € und fuhren mit dem Wagen auf die Wiese. Dort suchten wir uns ein ebenes und windgeschütztes Fleckchen und schlugen unser Nachtlager auf. Auf diesem Zeltplatz waren mehrere Zelten einiger Rucksacktouristen. Besonders schön war der herrliche Sonnenuntergang während ich die Luftmatratze aufpumpte. Die Sonne sank orange-rot hinter die Berge des Loch Ness. Es war so toll, dass ich erst einmal ein Foto davon machen musste. Nachdem wir noch etwas gegessen hatten, fuhren wir den nahegelegenen Ort Drumnadrochit, um dort in einem Pub ein Bier zu trinken. In dem Pub war es relativ leer und nach einiger Zeit setzte sich ein etwas angetrunkener Schotte zu uns an den Tisch und fragte uns, wo wir denn herkamen. Wir antworteten, dass wir aus dem Westen Deutschlands kommen und für 2 Wochen in Schottland Urlaub machen. Er erzählte uns, dass er auch schon mal in Westdeutschland war und zwar hätte er vor einigen Jahren in Oldenburg gearbeitet. Ich erzählte ihm sofort, dass mein Freund in Oldenburg geboren ist. Er konnte es nicht fassen und rief es gleich seinem Freund zu, der an der Theke saß. Und schon waren wir mit Donald MacPhee ins Gespräch gekommen. Er erzählte uns von seinen Erlebnissen in Oldenburg und von anderen Geschichten, die er erlebt hatte. Er war wirklich etwas angetrunken, aber es war ein lustiges Gespräch mit der ein oder anderen Verständigungsschwierigkeit, denn geboren und aufgewachsen war Donald auf den Shetland Inseln und dort wird nun mal nicht das reinste und klarste Englisch gesprochen. Nach einigen Stunden verabschiedeten wir uns von Donald und seinem Freund und fuhren zurück zu unserem Zelt.

© Lena H., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im Mai 2005 habe ich eine Rundreise mit einem Mietwagen und einem Zelt im Gepäck durch Schottland gemacht. Sind im Osten gestartet und durch den Norden in den Westen gereist. Vorbei an Wäldern, Seen, Hügeln, braunem Land, grauem Land, beigen Land und grünem Land...aber es war traumhaft und unvergesslich!!!!
Details:
Aufbruch: 03.05.2005
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 17.05.2005
Reiseziele: Großbritannien
Der Autor
 
Lena H. berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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