Einmal Indien von Nord bis Süd.

Reisezeit: März / April 2006  |  von Oliver und Nadin

Rajhastan: und es geht weiter...

Hi zusammen.

Wir sind immer noch in Rajastan. Mittlerweile in Pushkar angekommen und Jodhpur sowie Udaipur hinter uns lassend, haben wir wieder Zeit fuer ein paar Zeilen.

Jodhpur, am Fuss eines riesigen Felsens liegend, welcher komplett mit einem Fort bebaut ist, traegt diese Stadt den touristischen Beinamen 'Blaue Stadt'. Dies ruehrt daher dass die Haueser frueher einmal so gut wie alle mit blauer Farbe getuencht wurden. Uber den Grund gibt es verschiedene Geschichten, die einfachste: Blau haelt in der sengenden Wuestensonne kuehl und die Muecken ab. Die irgendwie Glaubwuerdigste: Urspruenglich als Kennzeichen der Bramanen wurde die Farbe irgendwann auch von anderen Einwohnenrn uebernommen, naja und noch ne Reihe anderer.
Ich vermute die GOOGLE Fotosuche liefert Dutzende von schoenne Bildern dazu. Leider ist die Realitaet anders. Der Tousismus und das damit kommende Geld verleitet jeden irgendwie seine schnelle Kohle damit zu machen, was niemand der teilweise bettelarmen Bevoelkerung veruebeln kann. Der letzte Schrei: Rooftop-Cafes/Restaurants. Also baut jeder irgendwie auf sein Haus, seine Huette, sein Haveli irgendwie oben noch mal was drauf, im Zweifelsfall einfach ein paar zusaetzliche Gaestezimmer. Leider bleiben die aber aussen alle Zementgrau, ergo ist Jodhpur nur noch ein Fleckenteppich, lediglich auf der (touristisch uninteressanten) Rueckseite des Felsens gibt es noch eine Art unberuehrte Altstadt, ohne die Bussladung Pauschaltouristen (Alter 50+) in Tennisshorts, herzigen T-Shirts und Socken in den Sandalen. Leider haben die Inder offensichtlich in der breiten Masse entweder keine Ahnung oder kein Interesse daran was Massentourismus ihrem Land antut.

Appropos Massentourismus: Nicht dass der Individualtourismus unbedingt besser waehre. Udaipur hat's gezeigt: Die Herde der Neckermaenner dieser Welt wird wenigstens nur einmal durch die Altstadt oder jeweilige Sehenswuerdigkeit gejagt und danach wieder in Ihren Bus getrieben und verbringt die Nacht meist in abgeschiedenen 'Resorts' wo sie Ihren jeweiligen Landesstandart halten koennen (man will dem Exotischen ja auch nicht zu nahe kommen ) ). Diese Leute lassen aber wenigstens noch ein Vermoegen hier, dass sie fuer Unterkunft und Nippes ausgeben. Was mich mittlerweile wirklich aufregt sind die ganzen Hippies und Spinner auf der Suche nach ihrem spirituellen Mittelpunkt, oder Ihrem erweiterten Ich, meine Fresse, die Finden nicht mal Ihren eigenen Arsch wenn das Licht aus ist. Udaipur ist voll davon. Die Stadt ist malerisch und schoen an zwei Seen gelegen, mildes Klima, wirklich toll. Alle diese Typen rennen im Einheitslook (Batikhemd, Pluderhose, Jesus-Ledersandalen, ueppiges Koppftuch oder Turban(!), seit Wochen nicht rasiert (Beine oder Gesicht oder Beides)) durch die Gegend und kiffen sich scheinbar das Hirn raus. Versuchen mit nem kleinen Strassenhaendler um umgerechnet weniger als nen Euro zu schachern, sitzen aber Abends in "Cafe Edelweis" weil's da so gemuetlich ist und essen Pommes mit Ketchup und nem Burger und der obligaten Cola dabei. Ich frage mich ernsthaft was die hierhin bewegt ein Interesse am Land, an den Leuten, ausser dem coolen Streetkid das ihnen das Bhang besorgt oder dem Kellner in der "French Bakery", habe ich keines bemerkt.
Ich will hier echt nicht den grossen Experten miemen, aber Indien oder jedes andere Land ist doch mehr als nur seine Religion, seine Architektur, seine Geschichte. Alle Welt tut so als haette dieses Land 1940 aufeghoert zu existieren und die gegenwaertige Bevoelkerung ist nur noch sowas wie 'lebenslange Museeumswaechter'. So, das musste raus...

Und wo wir dabei sind: Ich revidiere mein Bild der Maharadjas ein wenig. Nachdem ich bisher nur mit der Seite des verschwenderischen, exorbitanten Reichtums konfrontiert wurde, war mein Bild einseitig. Manche der Dinge erkennt man erst im Detail. Einer der Palaeste die wir z.B. besichtigt haben, wurde von der Bevoelkerung gebaut, der Maharadja stellte alle Bauern als Bauarbeiter ein weil es seit laengerer Zeit eine Duerre gab, quasi die erste ABM. Viele haben schon zu kolonialzeiten spaetestens aber seit dem Nationalkongress begonnen Schul und Krankenhaueser zu errichten, also deutlich sozialer als viele der europaeischen Fuerstenhauser von sich behaupten koenen.

Sidenote zu Udaipur und 'touristische Verseuchung':
In fast jedem Cafe, Restaurant, Hotel laeuft Abends der Bond Octopussy, da viele Aufnahmen hier in drei Palaesten gemacht wurden. (Nachtrag von Nadin: WIR haben ihn NICHT gesehen. Genausowenig wie den Indiana Jones Film der parallel lief )

Heute sind wir in Pushkar angekommen, ueber 400 Tempel um einen See angeordnet, wow, was fuer ein Bild... haben wir gedacht. Hoert sich toller an als es ist, der See ist eine kleine kuenstliche Pfuetze, als Tempel zaehlt so gut wie jeder geweihte Bau, was teilweise auch nur winzige Verschlaege sind und es gibt eine sehr nervige Sorte an Abzocke. Dem unwissenden, unsicheren Besucher wird erklaert man duerfe das heilige Seeufer nur mit einer Blumengabe betreten, die muss dann je nach Version der Geschichte auch fuer Freunde und Verwandte daheim, oder mit 'Weihung' erworben werden und entpuppt sich bis zu $50 teuer...
AAaarrgs, ich kann mir nicht helfen manchmal bin ich doch nur ein deutscher Korinthenkacker, wenn ich im Dom versuche Touristen mit Oblaten vom Plus ueber's Ohr zu hauen wuerde allein die Domverwaltung mir Hoellenaerger machen, von der Betrugsanklage ganz zu schweigen. Wenn dass eine so heilige Staette ist, warum schuetzt sie keiner vor der Entweihung durch solche Taten.. eine Frage die ich morgen klaeren werde.

So dass war's mal wieder. Wie beim letzten Mal haengen wir Bilder an.

Eine Kleinigkeit noch von mir (Nadin) zu unserem Fahrerservice: Es ist ja durchaus sehr angenehm sich durch die Gegend fahren zu lassen. ABER was ein wenig ...hmmmm ... nennen wir es "Schade" ist, ist dass er (aus lauter Fuehrsorge) uns staendig zu den typischen Touri-Mittagess-Fresstempeln oder den oben genannten Resorts bringen will. HAHA, aber wir haben uns schon 2 mal (immer wenn wir laenger als 1 Nacht irgendwo waren)erfolgreich gewehrt und dann die Naechte in traumhaft schoenen, typisch Indischen Havelis verbracht, die vor Charisma und Flair nur so strahlten.

Blau, blau, blau sind alle meine Farben

Blau, blau, blau sind alle meine Farben

Liefert hier auch Dominos Pizza?
Fort Mehrangarh in Jodhpur

Liefert hier auch Dominos Pizza?
Fort Mehrangarh in Jodhpur

Tempel in Ranakpur, ein wunderbares Tal.

Tempel in Ranakpur, ein wunderbares Tal.

Auch Ranakpur

Auch Ranakpur

© Oliver und Nadin, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zwei Monate aber sicherlich trotzdem zu kurz. Geplant: Frankfurt - Delhi - Punjab - Himachal Pradesch - Delhi - Rajastan- Mumbai - Goa - Kerala - evtl. Lakshadweep - Delhi - Frankfurt
Details:
Aufbruch: 01.03.2006
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 29.04.2006
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Oliver und Nadin berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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