Auf dem Weg nach Albanien (2023)

Reisezeit: September - November 2023  |  von Andreas Kirchner

Botanička Bašta

Unser weiterer Weg an die Grenze von Albanien führt über das kleine Städtchen Kolašin – eines von Montenegros Skisportzentren mit mehr oder auch weniger noblen Skihotels, Skipisten und -liften. Tatsächlich stellt sich bei der Durchfahrt so ein wenig das Gefühl ein, in einen tschechischen Wintersportort gelangt zu sein. Wir wollen einen Blick werfen auf den Spomen-Dom, Rathaus und Kulturzentrum in brutalistischer Architektur und einzigartig dadurch, dass es gleichzeitig Gebäude ist und ein Monument darstellt, dass an die erste Versammlung des Nationalen Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung von Montenegro und Boka 1943 sowie an den Kampf der Einwohner von Kolašin während des Volksbefreiungskampfes im Zweiter Weltkrieg erinnern soll. Der Blick auf das Bau-/Kunstwerk wird für uns allerdings getrübt dadurch, dass augenblicklich umfangreiche Sanierungen durchgeführt werden. Gerüste und Baumaschinen versperren Zugang und Sicht. Ein schnelles Foto muss genügen. Es wird aber gewiss wieder ein Hingucker sein, wenn es fertig renoviert ist.

Wir haben quasi zum Trost aber noch eine andere Sehenswürdigkeit von Kolašin in petto: der botanische Garten von Danilo Vinček, der Botanička Bašta. Von Beruf Wirtschaftsingenieur, wurde der 1926 geborene Vinček im Selbststudium zum Botaniker und schuf auf kleinster Fläche – praktisch in einem Garten rund um ein Einfamilienhäuschen – sein Lebenswerk: ein Abbild der Fauna der montenegrinischen Bergwelt mit 350 größtenteils endemischen Pflanzen. Vinček ist sehr alt geworden, er starb 95-jährig im August 2021. Davon wussten wir noch nichts, als wir nach beschwerlicher Fahrt durch die engen Straßen und Kurven von Kolašin endlich davor parken. Und müssen erkennen, dass die wohl schon vor Jahren geäußerte Sorge, der Garten würde nach dem Tod von Danilo Vinček womöglich verfallen, sich bewahrheitet hat. Nichts mehr ist übrig von einem botanischen Garten. Die sorgsam angelegten Beete sind überwuchert von allem möglichen Grünzeug – ein trauriger Anblick. Die Dame, die bei unserer Ankunft aus dem Haus tritt und uns begrüßt, zuckt bedauernd mit den Schultern und zeigt auf einen Stapel von Säcken mit Blumenerde. Damit will sie sagen, dass es die Absicht gibt, irgendetwas am derzeitigen Missstand ändern zu wollen. Aber uns fehlt beim Anblick des Verfalls und den paar Säckchen Erde der Glaube, dass hier nochmals ein kleines botanisches Wunder entsteht. Schade.

Beim Hinausgehen fällt dann unser Blick auch auf das Schild vor dem Haus und wir erkennen, dass wir es schon vorab hätten wissen müssen: Botanička Bašta - botanischer Garten basta.

© Andreas Kirchner, 2023
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Tour mit dem Wohnmobil nach Albanien
Details:
Aufbruch: 16.09.2023
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 14.11.2023
Reiseziele: Kroatien
Montenegro
Albanien
Slowenien
Der Autor
 
Andreas Kirchner berichtet seit 8 Monaten auf umdiewelt.
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