Indien 2013

Reisezeit: Juni - August 2013  |  von Hartmut Laue

Leh - die Hauptstadt von Ladakh

Übrigens hat ein offenbar humorvoller Ingenieur der Straßenbaubehörde überall am Highway Schilder aufgestellt, die die Fahrer zu besserer Fahrweise erziehen sollen: Auf ihnen steht z. B.:

- Drinking whiskey driving risky
- Heaven, Hell and mother Earth, the choice is yours
- Peep peep don't sleep
- Safe road is safe tea at home
- Darling I like you but not so fast
- If married divorce speed
- God made Ladakh we connect it to the rest of the world
- Three enemies of road: liquor, speed and overload

Leh, die Hauptstadt von Ladakh, ist nicht Indien, sondern eine andere Welt, Die Ladakhi sind überwiegend Buddhisten und es geht viel relaxter zu als im Kernland. Kaum Anmache, die Leute sind alle sehr freundlich, dazu natürlich das angenehme sommerliche Klima und die umwerfende Umgebung.

Der Palast in Leh

Der Palast in Leh

Der erste Eindruck war allerdings niederschmetternd: wir haben seit 4 Wochen praktisch keine Touris getroffen, schon überhaupt keine Reisegruppen, aber als wir nun spät abends in Leh ankommen und mitten durch sie Stadt fahren, muss sich der Fahrer durch dichte Touristenscharen kämpfen, es scheint kaum Einheimische zu geben, in den Straßen gibt es nur Tourirestaurants, Souvenirshops, Travel Agencies, Internet Cafés, Tuk-Tuk's mit Touristen und hunderte von laut knatternden Royal Enfields, auch meist von Touristen gefahren.... das soll das Highlight unserer Reise sein?

Moana ist anfangs recht genervt und möchte am liebsten bald wieder abreisen.

Erfreulicherweise relativiert sich die Sache in den nächsten Tagen, denn diese Massen halten sich offenbar nur im zentralen Viertel um den Main Bazaar auf, als wir in die eigentliche Altstadt gehen, nur 2 Minuten vom Main Bazaar entfernt, und später dann zum Palast hochsteigen, sind wir wieder allein und fühlen uns nach Tibet versetzt: Enge Gässchen, hier eine Ladakhi, die Wäsche wäscht, dort ein alter Mann, der uns denn Weg zum Palast weist, dazu hutzelige lehmverkleidete Häuser mit winzigen Fenstern. Dazwischen immer wieder kleine Tempel, mehrere kleine Klöster und viele Chörten. Mittendrin auch eine lange Mani Mauer, auf der Steine mit eingravierten Texten abgelegt werden ( oft mit "Om mani padme hum" versehen).

Was allerdings schon stört, ist, dass jeden Tag der Strom mehrfach ausfällt, oft viele Stunden, dann ist abends alles finster. Auch Internet ist ganze Abende nicht da, die cleveren Internetcafes sind teurer, haben aber satellite connection und Honda Generatoren!

diese großen Gebetsmühlen stehen an jeder Ecke .. und müssen mit drei Umläufen gedreht werden

diese großen Gebetsmühlen stehen an jeder Ecke .. und müssen mit drei Umläufen gedreht werden

Shanti Stupa, über 500 Stufen zu erreichen, sie überragt Leh

Shanti Stupa, über 500 Stufen zu erreichen, sie überragt Leh

Getreidefeld mitten im Ort

Getreidefeld mitten im Ort

Wir verbringen hier über eine Woche und unternehmen diverse Aktivitäten. Wir hören auch, dass der Dalai Lama gerade in Leh angekommen ist, bekommen ihn aber nicht zu Gesicht.

Wir schauen auch mal beim offiziellen Tourist Office vorbei, um uns nach "cultural events" in den großen Hotels zu erkundigen. "I don't know". Es gibt es nur eine schwer schielende Ladakhifrau, die davon überhaupt nichts weiß. Etwas anderes weiß sie aber auch nicht. Wir sind ohnehin die einzigen, die hier hereingekommen sind und Antworten erwarten. Ach schau mal, da hängt ja ein Busfahrplan, da gucken wir mal. "Der ist für 2014" und der daneben? "Der ist auch 2014, 2013 not have!" Hallo, wir haben Juli!!

Der erwähnte Palast ist eine Miniausgabe des Potala (sehr mini) und auch sehr zerfallen. Wir steigen in den stockdunklen Räumen herum (die augenscheinlich auch als Toilette missbraucht werden), es gibt so gut wie kein Licht, einige Fotos hängen in einigen Räumen, was könnte man da für ein interessantes Museum draus machen...

Moana und Julia im Otsal Restaurant

Moana und Julia im Otsal Restaurant

Blick vom Leh View Restaurant

Blick vom Leh View Restaurant

Main Bazaar

Main Bazaar

Der Vater unseres Hotelbesitzers (Hotel Ri-Rab, bedeutet "king of the mountains"), Herr Wangchuk war früher indischer Diplomat, mit ihm führe ich lange Gespräche über die Geschichte des Buddhismus, beginnend mit der Geburt von Lord Buddha über die verschiedenen Richtungen des "Großen" und "Kleinen Fahrzeuges". Er ist sehr gebildet und belesen.

Ich erläutere ihm dafür, wie die Alterssicherung, Arveitslosengeld und Hartz 4 funktionieren, Anlass war die Feststellung, dass wir beide gleich alt sind (wir schütteln uns die Hände), da stellen sich natürlich Fragen zum Rentnerdasein .

Die gute connection rettet uns später auch den Flug nach Jammu, weil das Taxi um 5:30 morgens nicht kommt und er uns mit seinem Privatwagen zum Flughafen bringt.

Eines Abends passiert Erstaunliches: Wir sitzen abends beim Dinner im Otsal-Restaurant, hinter uns deutsche Stimmen, sie beratschlagen, ob wir es sind oder nicht. Dann drehen wir uns um - Karl-Heinz und Elfriede Kamps von der dzg, unserem Globetrotterverein!! Im Januar hatten wir lange Gespräche beim Fernwehtreffen in Weeze geführt und sie kennen Moana auch noch von Hachenburg vom vorigen Jahr. Was für ein unwahrscheinlicher Zufall, nicht nur zur gleichen Zeit am gleichen Ort, sondern auch noch zur gleichen Zeit im selben Restaurant! Es wird ein langer Abend.

Bei der Bestellung des Essens frage ich, was denn "Chicken khohali" und ob es denn spicy ist. "Oh, that is very spicy - too much spicy for you!!!" "Well, I like spicy!" "Yeah, but that is too spicy for you - but you can try" "Ok, but when I order it and it is too spicy, then I'll have a problem!" "Yes, then you have a problem" ---- Ich bestelle chicken masala!

Nebenan erbleicht eine Französin und zieht eine große Kakerlake aus dem Essen. Der Kellner kommt, langes Palaver, der Chef wird gerufen, schließlich klärt sich alles: Es war lediglich eine große Kardamom Frucht oder Blüte ... die Französin lässt das Essen trotzdem stehen....

Ein ander Mal entdecken wir auf einer Speisekarte "Plain Maggi"!!?? Irgendwann kommen wir drauf: es sind diese Maggi-2-Minuten-Nudeln, die nur mit heißem Wasser übergossen werden .

zentraler Tempel

zentraler Tempel

war irgendwo anders im Sammeljeep, fiel mir aber gerade in die Hände..

war irgendwo anders im Sammeljeep, fiel mir aber gerade in die Hände..

Unser erster Ausflug führt uns ins Nubratal Richtung pakistanische Grenze. Der Tag fängt so an: Wir fragen am Abend vorher, wann das Cafe nebenan öffnet - um 7 Uhr, denn wir wollen um 7:45 starten. Um 7 Uhr kommen wir auf die Dachterrasse, alles zu, die Mannschaft schläft tief und fest hinter dem Tresen. Wir unterhalten uns betont laut, so dass sie wach werden. "We would like to have breakfast right now". Gegen 7:15 können wir tatsächlich bereits bestellen, der Einfachheit halber 3x Tee und 2x Müsli, da muss ja nur Wasser gekocht werden und die Müslizutaten zusammengekippt. Andere Gäste gibt es nicht. Es dauert 25 Minuten, bis der Tee kommt, wir werden ungehalten, um 7:55 stehen wir auf und wollen gehen, da kommt dann doch noch das Müsli. So kommen wir doch später weg....

Die Straße schraubt sich wieder mal in endlosen Kehren nach oben, Leh (3350m) unter uns wird winzig klein. Nach 1 ½ Stunden ist es geschafft: Wir stehen tatsächlich auf dem höchsten befahrbaren Pass der Erde, dem Khardung-La mit 5602m! Es ist eisig kalt. Noch auf den Aussichtspunkt laufen und wir stehen auf ca. 5700m. Immerhin vertragen wir alle drei die Höhe ohne jede Probleme.

da kommen wir her

da kommen wir her

Khadrung-La

Khadrung-La

Wie auf den anderen Pässen treffen wir auch hier immer wieder Radfahrer, die mit vollem Gepäck über diese Straßen fahren!! Demnächst gibt es hier sogar einen Marathonlauf, die Khadrung-La Challenge!!!! Unfassbar.

Dann geht's auf der anderen Seite wieder hinunter ins erstaunlich grüne Nubratal im Kontrast zu den majestätischen Wüstenberge ringsherum. Wasser ist hier reichlich vorhanden, daher wird fleißig bewässert, es gibt Apfelbäume, Pfirsichbäume, Reisfelder. Wir besuchen drei Dörfer, von Mönchen bewohnte Klöster, klettern auf Aussichtspunkte und reiten auf Kamelen über Sanddünen.

Das Nubratal ist eine Sackgasse, so müssen wir den gleichen Weg zurücknehmen.

ein echtes Yak

ein echtes Yak

altes aKloster in Diskit......

altes aKloster in Diskit......

.... mit einem neuen Buddha

.... mit einem neuen Buddha

Unser Fahrer Kharma (links) - nomen est omen -  und YahYa Khan, der Manager des Guest House in Hunder,  beide unheimlich nett, hilfsbereit und humorvoll, morgens salutiert Khan "Good morning Sir!!!"

Unser Fahrer Kharma (links) - nomen est omen - und YahYa Khan, der Manager des Guest House in Hunder, beide unheimlich nett, hilfsbereit und humorvoll, morgens salutiert Khan "Good morning Sir!!!"

die Straße überquert unten das breite Shiyok-Tal...

die Straße überquert unten das breite Shiyok-Tal...

Diskit im Nubra-Tal

Diskit im Nubra-Tal

Abends in Hunder

Abends in Hunder

ein leckeres Chang Bier (brrrrrrr)

ein leckeres Chang Bier (brrrrrrr)

Unser Fahrer Kharma organisiert abends sogar noch 2 bottles Changbier, das berüchtigte ladakhische Bier. Es schmeckt wie eine Mischung aus UHU Lösungsmittel und streng vergorenem Obst.... Aber wir wollten es ja unbedingt probieren. Es soll aus Wasser, Gerste und "Ladakhi medicaments" bestehen, was immer das ist.

Ein zweitägiges Trekking (mehr gibt der Zeitplan nicht her) führt uns um das Stok-Massiv herum. Am ersten Tag geht es ca. 3 Stunden durch ein enger werdendes Tal steil hoch, bis wir Rumbak erreichen, ein Bergdorf mit 9 Häusern und Familien. Hier übernachten wir bei einer ladakhischen Familie, die uns auch voll verpflegt.

Viele Stunden sitzen wir im Wohnzimmer der Familie und streifen durch den Ort und die Felder und genießen die Ruhe. Hektik gibt es hier nicht. Abends werden die Tiere von den Bergen in den Ort getrieben, es wird geschwatzt und am zentralen Brunnen die Wäsche gewaschen.

Ein Anachronismus: im Wohnzimmer steht ein Flachbildschirm mit Satreceiver - der aber gerade nicht funktioniert -, fließend Wasser gibt es aber nicht, alles muss vom Brunnen geholt werden. Im Zimmer steht ein Farbeimer mit Milch, es wird ein Motor aufgesetzt und schon entsteht die Butter.

unser Führer Otsal

unser Führer Otsal

Rumbak, unser Übernachtungsort

Rumbak, unser Übernachtungsort

Homestay

Homestay

local toilet

local toilet

Die Toilette ist ein großes Loch im Boden, man wirft eine Schaufel Erde hinterher. Ich lerne, dies ist eine "local toilet", ferner gibt es "Indian toilets" (Stehklos), "Western toilets" und "open toilets"(also in der Natur).

Morgens um 6 wird draußen auf dem offenen Feuer (sehr leckeres) Ladakhi Brot gebacken. Hier können wir auch Yak Butter Tea probieren, allerdings handelt es sich hier nicht den ranzigen Yak Butter Tee, der in Tibet für alles verwendet wird und nach dem dann auch alle Klamotten riechen (weil in allen Klöstern die Kerzen damit gefüttert werden).

Am zweiten Tag wird es deutlich härter, wir sind mehr als 10 Stunden unterwegs und gehen zunächst extrem steil auf z.T. ausgesetzten Pfaden zum 4800 m hohen Stok-La hoch, da geht einem ordentlich die Puste aus, aber es geht doch insgesamt erstaunlich problemlos, die Höhendifferenz von 1500m zu überwinden. Nebenan sehen wir den Stok-Kangri, einen schroffenBerg mit 6123m., dessen Basecamp wir auch passieren.

Jetzt bin ich für alle Alpenquerungen gerüstet, vielleicht sollte ich den Kilimandscharo doch noch ins Auge fassen (Ulli?) .

Wir hatten ja viel Glück auf der bisherigen Reise, das schöne und vor allem trockene Wetter, die Orte, die wir sehen durften, alle Verbindungen haben geklappt und es geht uns allen gut, dann der Schock: 500 m vor dem Ende des Trecks - wir sehen das Dorf Stok schon - fallen meine Wanderschuhe komplett auseinander, die Sohlen beider Schuhe fallen ab! Welch Riesenglück, nicht auszudenken, wenn das auf oder vor dem Pass passiert wäre, ich habe natürlich kein zweites Paar mit (auf dem Trek). Ich werfe sie noch in Leh weg.

Abends gönnen wir uns zum Nachtisch als Belohnung die Kalorienbombe "Hello to the Queen"(?).

der Stok-La mit 4800m!!

der Stok-La mit 4800m!!

da kommen wir her

da kommen wir her

da auch

da auch

Stok in Sicht.....

Stok in Sicht.....

.... da passiert es

.... da passiert es

trotzdem glücklich und zufrieden.

trotzdem glücklich und zufrieden.

der Palast in Stok

der Palast in Stok

Am nächsten Tag besichtigen wir noch das große Kloster Tikse (für Experten: ein Gelbmützenkloster) und dürfen dort eine lange Puja erleben, das Mittagsgebet der Mönche mit langen Rezitationen und Trommeln. Ernsthaft zum Kotzen sind aber - wie überall - einige Touristen, die sich eben nicht still in eine Ecke setzen und zuhören, sondern mit großen Kameras zwischen den betenden Mönchen umherlaufen und sie dauernd aus 50 cm Entfernung fotografieren. Ich finde es kaum erträglich. Moana geht sogar raus.

Das Herauskommen aus Leh ist schwieriger als gedacht, über den unwägbaren Manali-Leh-Highway wollen wir nicht ein zweites Mal, die Flüge nach Delhi sind ausgebucht, in Srinagar gibt es Unruhen und Ausgangssperre (unsere Freunde, die Mujaheddin haben 4 Hindus ermordet), so verfallen wir auf die Idee, nach Jammu zu fliegen. Air India bringt uns in 45 Minuten dorthin, bei fantastischer Aussicht über 6000 m hohe schneebedeckte Himalayabergketten. Dann sind wir wieder in der Hitze!

Kloster in Tikse

Kloster in Tikse

..... kann ja nicht schaden

..... kann ja nicht schaden

nochmal im Leh View Restaurant

nochmal im Leh View Restaurant

Flug nach Jammu

Flug nach Jammu

© Hartmut Laue, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Ziele sind diesmal Mumbai, Goa, Hampi, Ellora, Ajanta, Ladakh und mal sehen....
Details:
Aufbruch: 28.06.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 13.08.2013
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Hartmut Laue berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.