Anreise zur Sumbanesischen Hochzeit

Reisezeit: Juli / August 2006  |  von Alexander Türk

Hochzeit a la Sumba

Gluecklicherweise habe ich in Zeiten der Technischen Unwaegbarkeiten und des Hochzeitsstresses doch noch Zeit und einen Internetplatz hier auf Sumba gefunden, um den Stand der Sumbanesischen Dinge in die Welt hinauszutragen.
Das Laufen ist momentan noch kein Vergnuegen. Aber um den Hochzeitszeremonien beizuwohnen und die Atmosphare in mich aufzusaugen bin ich noch Beweglich genug. Wobei die tradtionelle Sumbanesische Zeremonie doch sichtlich das Sitzfleisch und die Ausdauer, im Speziellen dass, der Deutschen Bleichgesichter strapaziert hat. Am fruehen Vormittag versammelten wir uns im Dorf von Haeuptling Umbu Jaga. Andreas kennt den Haeuptling schon sehr lange, hat unter anderem schon mal 3 Monate in seinem Dorf gewohnt. Der Haeuptling ist fuer Andreas verantwortlich waehrend der symbolischen Zeremonien. Der Anfang der Zeremonie bestand darin dass sich der Stamm des Braeutigams an seinem Platz versammelt, den Brautpreis(Schmuck) abspricht und dann in Traditioneller Kleidung zum Haus der Braut zieht.
So hies es dann auch fuer uns Kopftuecher, Umhang und Lendenshort aus dem traditionell im Dorf verarbeiteten Ikat zu tragen. Ich hoffe das es moeglich wird vieleicht spaeter noch Bilder davon hochzuladen. Ein ungefaehr 200 Menschen umfassender Umzug, inklusive der Pferden am Ende die zum Brautpreis gehoeren, wurde also frenetisch empfangen am Haus der Braut.Mittlerweile war es schon frueher Abend.
Auf einem Podest sassen sich anschliessend Vertreter der beiden Staemme erstmalig an diesem Tag, Betelnusskauend gegenueber. Es soll eine uebereinkunft fuer die Hochzeit mit angemessenen Entschaedigungen erreicht werden. Bei dieser Hochzeit war das aber hauptsaechlich symbolisch weil schon vorher wegen der zeitlich begrenzten Anwesenheit unserer Familie z.B die Anzahl der Pferde arrangiert wurde.

So eine Hochzeitzeremonie kann hier auch mal gut 3 Tage dauern, wenn die Bedingungen nicht schon im Vorfeld genauer geklaert wurden sind wie bei dieser. Trotzdem mussten Wolfgang und auch Stefan, die mit auf dem Podest bei den Verhandlungen weilten, sich schon oft mal ausstrecken, da sie im Normalen Alltag keinen Schneidersitz gewoehnt sind.
Ab und zu vernahmen die ruhig auf ihren Stuehlen verharrenden Hundertschaften von Gaesten mal eine Art von Laut die fuer mich klang wie ein Gutabgemixter Rap. Es handelte sich dabei um eine Ritualsprache, welche nur bei besonderen Anlaessen zum Einsatz kommt und auch nur von ausgewaehlten begabten Vermittlern benutzt wird.
So vergingen Stunden. Es wurde auch eine Pause der Verhandlungen gemacht und man erhielt somit eine moeglichkeit, vom im Vorfeld geschlachteten Schwein zu Naschen.Am spaeten Abend dann wurde noch mal die Koepfe zusammengesteckt und intensiv verhandelt. Jetzt wurde es nochmal ernst. Die Muender vieler waren mittlerweile gezeichnet von Roter Farbe durch den exzessiven Bettelnusskonsum.Einige Millionenbetraege(rupiah) wechselten nochmals rasch den Besitzer. Aber auch einige der Stoffe von Seiten der Brautfamilie wurden jetzt hervorgeholt. Im Zuge dieser raschen Geschaeftigkeit wurde die Braut so langsam aus der Kammer hervorgeholt. Nervoeses Warten, eifrige Gespraeche, Pferdewiehern und teilweise Jubel bei den Gaesten. Der Braeutigam setzte sich nun mit einer kleinen Frauendelegation in Bewegung um die Braut nach den erfolgreichen Verhandlungen aus der Kammer zu holen. Sehr grosser Jubel und Traenen brechen aus, als das vereinigte Brautpaar aus dem Haus kommt und spaeter den Vertrag unterschreibt. Sichtlich der emotionale Hoehepunkt. Die Braut ist sehr bewegt, jetzt hat sie den Stamm ihrer Eltern verlassen und tritt in den Stamm des Braeutigams ein(Tuerk Stamm). Danach nimmt der "Tuerkstamm" die Braut mit in das Dorf und verteilt die Mitgift unter ihren Stammesmitgliedern.Das war wirklich ein langer Tag aber unsere Familie hat gut durchgehalten und ich denke, dass war ein guter Beginn fuer Umbu und Rambu-das glueckliche Brautpaar. Jetzt gilt es nachdem Sumbanesischen noch Staatlichen und Kirchlichen Segen zu bekommen und dann ist "Honeymoontime" in Lombok fuer das Brautpaar angesagt.
Morgen findet die Kirchliche Trauung statt und anschliessend gibt es den Empfang.
Ich hoffe das ich mein Rekonvaleszentendasein bald hinter mir lasse und weiter interessante Sachen berichten kann.
Bis Bald und Gruesse an alle Lesenden und Liebenden!

© Alexander Türk, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Hochzeit meines Bruder auf der kleinen Insel Sumba bietet mir die willkommene Gelegenheit durch eine umständliche Anreise Überland Indonesien besser kennenzulernen.
Details:
Aufbruch: 02.07.2006
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 15.08.2006
Reiseziele: Indonesien
Der Autor
 
Alexander Türk berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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