Sardinien für Nichtschwimmer

Reisezeit: Juli / August 2006  |  von Herbert S.

30.07.2006 - sardisches Fest in den Bergen

Unser Hotelier hatte uns ja gesagt, wir müssten Samstag oder Sonntag nach Santa Anna (*) (Richtung Lodé) - dort wäre ein Fest - den ganzen Tag und es hingen Plakate aus in ganz Siniscola. Daher streifen wir durch Siniscola - sonntags vormittags tote Hose - und finden zunächst nichts, außer einer Besonderheit, die wir noch nie gesehen haben:

In Sardinien setzt man keine Todesanzeigen in die Zeitung, sondern plakatiert sie in Großformat im Ort an Wandflächen.
Doch an der Tankstelle, wo wir mangels Öffnung am Automaten für 20 € tanken, steht was. Das Programm beginnt aber erst um 18.00 Uhr mit Messe und anschl. Prozession. Danach soll es Abendessen geben. Und dann Ball und Folkloretanz.

Dort kommen wir so gegen 18.30 Uhr an - die Straße ist schon recht zugeparkt und auf dem Kirchplatz sind viele Menschen.

Die meisten sind jedoch noch in der Kirche. Wir löschen unseren Durst mit einer Dose Ichnusa und betrachten schon die unterschiedlichen Trachten.

Selbst Türken mit recht eigenartigen Gewändern stehen dort rum.

Die Prozession dauert nach der Messe bis ca. 19.30 Uhr und ein netter, vollbärtiger, älterer Herr, der 1969 'echter' Gastarbeiter bei VW in Wolfsburg war, erklärt uns, dass an der Kreuzung zum Montealbo das Abendessen ausgegeben wird. Dort hatten wir beim vormittäglichen Orientierungsbesuch recht primitive Tische gesehen.

Der Weg dorthin führt über die Höhenstrasse zurück mit schönem Ausblick auf die Küste in der Abendsonne.

An der 'Stadthalle' sind unter aufgespannten Zeltplanen Tische aufgestellt, an denen man stehen kann.

Die ersten Tische sind bereits besetzt und wir erkennen, dass man sich einfach dazustellen muß, dann kommt jemand und bringt einen Plastikteller mit Plastikbesteck, stellt Rotwein und Wasser auf den Tisch. Kurz darauf kommt auch das Brot und Holzwannen oder Bratroste mit Kartoffeln und gekochtem(?) Lamm. Die Fleischstücke sind wohl wild aus dem Lamm gehackt, denn es sind Knochen und Haut und... vorhanden. Aber es ist sehr schmackhaft und Rotwein gibt es reichlich nach.

Wenn man fertig ist, verlässt man den Tisch, um den nachfolgenden Platz zu machen. Wir hatten direkt Kontakt zu den 8 Italienern und erfahren, dass es auch noch Käse gibt. Da wir dazu auch noch etwas Rotwein wollen, organisiere ich schon mal wieder einen Becher, Ulrike schafft mit einem der Italiener den Käse heran. Wir stellen uns etwas abseits und als wir den Käse 'vernichtet' haben, stellen wir fest, dass direkt neben uns die Kaffeemaschine angeworfen wird. Ich sage noch scherzhaft, 'jetzt könnte ich auch einen Mirto gebrauchen', sagt der Italiener 'Grappa wäre besser'. Und tatsächlich organisiert er an der Theke eine Flasche Grappa: als der kleine Plastikbecher halb voll gemacht wird, beschwert er sich und sagt 'familiale' und dann wird er bis zum Überlaufen gefüllt, in die gleichen kleinen Becher wird der Espresso gefüllt. Das Ganze ist umsonst, nur hängen zwei Holzkästen mit der Aufschrift 'Offerta Santa Anna' am Pfahl.

Gemeinsam mit den Italienern gehen wir zurück zum Kirchplatz, und warten auf der Treppe auf die Folkloretänze. Da wir den Italienern einen Platz freigehalten haben, bekommen wir auch noch dulce, denn eine der Damen hatte auf dem Weg zurück Torrone gekauft. Die Tänze von zwei Jugendgruppen und einer großen Erwachsenengruppe aus Siniscola schauen wir uns an und gegen 23.00 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. Bandito, die junge Katze, will mit ins Haus und springt eine Yucca an, die prompt umfällt.

© Herbert S., 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
2 Wochen Sardinien - nicht als Strandurland, sondern als Erkundungstrips in Megalithkulturen, Romanik mit toskanischen Einflüssen und Berglandschaft.
Details:
Aufbruch: 19.07.2006
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 01.08.2006
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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