Bolivien

Reisezeit: Oktober / November 2006  |  von Ilona Fallaschek

Choro Trail - Coroico

19.10.2006 - 25.10.2006

Choro Trail: La Cumbre Pass - Challapampa - Choro - San Franzisco - Chairo - Coroico

Am nächsten Morgen waren wir dann ganz froh, dass wir die Tour gebucht hatten. Ich habe die totale Erkältung, hab die halbe Nacht lang rumgehustet und nicht recht geschlafen. Petra stopft mich erst mal mit Aspirin voll. Um 8:30 Uhr gings dann per Taxi mit unserem Guide Esildro los. Am Anfang der "worlds most dangerous road" wurde dann das Taxi inspiziert, angeblich um Unfälle zu vermeiden .... ich glaub ja, das ist reine Schikane!!! Sonst hätte das Taxi da nämlich nicht fahren dürfen!! Jedesmal wenn der Fahrer den Motor ausgemacht hat, ist es nicht mehr angesprungen .... also Taxifahrer ausgestiegen, mit dem Radkreuz zweimal auf den Anlasser geschlagen, wieder eingestiegen ... und: tatatataaa: das Taxi sprang an! Nur an der Inspektionsstelle wars nicht ganz so einfach: da musste der Gute mindestens 5 mal ein und aussteigen und 20x draufschlagen ... wir dachten schon, wir kommen hier gar nicht mehr weg!

Irgendwann waren wir dann am La Cumbre Pass. Von dort hätten wir eigentlich los laufen muessen, wenn wir mit "Öffentlichen" gefahren wären. Unser guter Taxifahrer hat uns aber so weit hoch gebracht wie es ging. Was gar nicht so einfach war ... dort oben war nämlich dichteste Nebelsuppe und überall Schnee und geschneit hat es auch ... wir also im Taxi (die Reifen wollte ich lieber gar nicht sehen!!!) über irgendwelche schneebedeckten Schotterpisten so weit hoch gefahren, bis das Taxi keinen Zentimeter mehr vorwärts konnte.

Bis hier hin und nicht weiter ...

Bis hier hin und nicht weiter ...

Zuvor hatten wir zwei Engländer getroffen, die uns ganz schön um unser Taxi beneidet haben!!! Bei schönem Wetter wäre es ja sicherlich ganz schön gewesen, die 200 Höhenmeter auf fast 5000m hoch zu laufen ... aber bei der Nebelsuppe hat man ja sowieso nix gesehen.
Nachdem uns das Taxi verlassen hat mussten wir dann (natürlich mitsamt unserem Gepäck) noch den Rest bis zum Pass hochsteigen ... das war aber in 15 Minuten erledigt und ab da gings an diesem Tag dann nur noch bergab .... 2000 Höhenmeter!!

Apacheta Chucura Pass (4860 m)
Leider sieht man vor lauter Nebel und Schnee überhaupt nichts!

Apacheta Chucura Pass (4860 m)
Leider sieht man vor lauter Nebel und Schnee überhaupt nichts!

Schnee und Eis

Schnee und Eis

Unterwegs kamen uns immer wieder Einheimische (Aymará ... das sind die Frauen mit den Bowler-Hüten) entgegen. Und es ist echt nicht zu glauben, die Frauen stapfen in Slippern durch den Schnee (natürlich ohne Socken) und über Stock und Stein (wo ich noch nicht mal mit Turnschuhen laufen wollte ...) und die Männer zum Teil in Sandalen ....

Dummerweise wurde aus dem Schneefall dann Regen und wir wurden ziemlich klitschenass.

Aus Schnee wurde Regen ...
Unser Guide Esildro

Aus Schnee wurde Regen ...
Unser Guide Esildro

Dafür haben wir dann tatsächlich auch mal bis zum nächsten Berg gesehen. Die Landschaft war schon sehr schön, schade nur, dass man die ganzen Gipfel nicht sehen konnte. Unterwegs haben wir dann noch so ca. 10 andere Hiker getroffen, die an diesem Tag unterwegs waren. Irgendwann am Nachmittag hat es dann tatsächlich zu regnen aufgehört und die karge Vegetation wurde etwas grüner und dichter. Aus dem Büschelgras wurden Farne und Moose und dann kamen Büsche und sogar Bäume dazu.

Der Choro-Trail ist größtenteils gepflastert.
Es hat aufgehört zu regnen!

Der Choro-Trail ist größtenteils gepflastert.
Es hat aufgehört zu regnen!

Unterwegs überholt uns eine Pferdekarawane

Unterwegs überholt uns eine Pferdekarawane

Eine Brücke

Eine Brücke

Die Pflastersteine sind ganz schön rutschig! Man muss bei jedem Schritt aufpassen.

Die Pflastersteine sind ganz schön rutschig! Man muss bei jedem Schritt aufpassen.

Die Nacht haben wir dann im Dorf Challapampa (2900 m) verbracht. Allerdings hatten wir uns seither unter einem "Dorf" immer etwas anderes vorgestellt! Das Dorf bestand aus ganzen zwei Familien mit je zwei Hütten, einem Kiosk und ein paar "Zeltunterstelldächern".

Challapampa

Challapampa

Unser "Zeltunterstehdach" ... mit Plastiktüten gegen Regen abgedichtet!

Unser "Zeltunterstehdach" ... mit Plastiktüten gegen Regen abgedichtet!

Die Hütten in denen die Leute dort wohnen sind aus ein paar Brettern zusammengenagelt und die undichten Dächer zum Teil mit Plastiktüten geflickt. Kann man sich gar nicht vorstellen. Unten Lehmboden drin .... die meisten Gartenhäuschen in Deutschland sind 100 % komfortabler! Und vermutlich war mein Zelt teurer als alle Hütten dort zusammen ....

Die Familie beim Hausbau ... das ganze Haus wird kleiner als mein Wohnzimmer!

Die Familie beim Hausbau ... das ganze Haus wird kleiner als mein Wohnzimmer!

El perro!

El perro!

Ferkel vor der "Küchentür"

Ferkel vor der "Küchentür"

Wir waren jedenfalls froh, im Zelt nächtigen zu können. Ausserdem bekamen wir (im Gegensatz zu den anderen Wanderern die ohne Guide unterwegs waren!) ein leckeres warmes mehrgängiges Abendessen serviert!

Marmeladenbrot als Vorspeise ...

Marmeladenbrot als Vorspeise ...

Esildro beim kochen. Die Familie die hier wohnt überlässt ihm leihweise ihre Küche ...

Esildro beim kochen. Die Familie die hier wohnt überlässt ihm leihweise ihre Küche ...

Am nächsten Tag hat dann morgens doch tatsächlich die Sonne gescheint und wir sind bis zur Mittagszeit nur bergab (maximal eben) gelaufen. Die Vegetation wurde immer dichter, die Bäume immer höher und man kam sich vor wie im Dschungel.

Die Vegetation wird dichter ...

Die Vegetation wird dichter ...

... und der Weg geht bis Choro steil bergab. Ich bin froh über meine Stöcke!

... und der Weg geht bis Choro steil bergab. Ich bin froh über meine Stöcke!

Einer der vielen Bäche ...

Einer der vielen Bäche ...

Da der Weg zum grossen Teil gepflastert war (uralt das ganze ... aus der Tiwanaku-Kultur, eine Prä-Inka-Kultur), war der Abstieg (vor allem mit nass und Dreck und Blätter) ziemlich rutschig und man musste bei jedem Schritt aufpassen, wohin man trat.
Mittagessen gabs in Choro (2200 m).

In Choro kommt uns mal wieder eine Pferdekarawane entgegen.

In Choro kommt uns mal wieder eine Pferdekarawane entgegen.

Eine Kalla am Wegesrand.

Eine Kalla am Wegesrand.

Schmetterlinge gabs auch ...

Schmetterlinge gabs auch ...

Choro (2200 m)

Choro (2200 m)

Mittagspause in Choro

Mittagspause in Choro

Danach gings dann das Ganze auf der anderen Seite des Tales wieder hoch ... na klasse! und dann gings oben immer am Hang entlang ... in ein Tal rein, um den Berg rum, wieder ins Tal rein und um den Berg rum ... usw.

Unser Weg ...

Unser Weg ...

wie lange das Haus dort wohl noch steht???

wie lange das Haus dort wohl noch steht???

Es war drückend heiss ...

Es war drückend heiss ...

Gott sei Dank alles "relativ" eben, bis zu unserer nächsten Übernachtungsstation. Dieses Dorf (San Franzisco) bestand wieder aus zwei Familien, die ihre Häusser mit 500 m Abstand auf einem etwas breiteren Weg am Hang gebaut hatten.

Wir haben bei einer Frau übernachtet, die mit ihrem Huhn und zwei Katzen in ihrer Hütte samt obligatorischem Kiosk und Zeltunterstelldach gewohnt hat.

Unsere "Gastgeberin" ...

Unsere "Gastgeberin" ...

... ihr federfüßiges Huhn ...

... ihr federfüßiges Huhn ...

... und die beiden Katzen!

... und die beiden Katzen!

Das ganze muss man sich so vorstellen: der Weg wird von seinen 40cm breit auf einmal 10 Meter breit und rechts stehen Zeltunterstelldach und Kiosk bevor der Hang steil rauf geht und links steht die Hütte, bevor der Hang steil abfällt.

Genau so sieht das aus!

Genau so sieht das aus!

Die Wasserversorgung!

Die Wasserversorgung!

Und das beste an dem ganzen ist ohnehin das "Klo". Zu erkennen an einem Schild auf dem "baño" steht und das den Hang runter auf blau-grüne Plastikfolien weist. Da geht dann so ein Trampelpfad runter ... natürlich rutschig und dreckig und man muss selbst tagsüber aufpassen, dass man nicht abstürzt! Hinter den Folien kann man dann (unterstützt durch zwei Bretter rechts und links zum draufstehen) den Hang runter kacken .... wird dann alles vom nächsten Regen weggespült!!! Sowas nennt man dann wohl "Naturklo"!

"Naturklo"

"Naturklo"

Nach dem Essen setzt sich Esildro zu uns und wir unterhalten uns. Dazu sind wir bisher nicht gekommen. Beim laufen ist er immer so weit vor uns, dass wir ihn manchmal stundenlang gar nicht sehen und gestern abend war er nach dem Essen verschwunden. Wir unterhalten uns ganz nett und er erzählt uns, dass er eigentlich Arzt sei ... Gynäkologe, aber keinen Job hat und deshalb als Tourguide arbeitet. Wir wissen nicht so recht ob wir das glauben sollen ...

Am nächsten Tag gings dann in aller Frühe weiter (Aufstehen um 5:30 Uhr .... Esildro hats eilig!). Wir sahen zwischenzeitlich beide wie die absoluten Dreckspatzen aus. An meiner Hose gabs glaub keine saubere Stelle mehr ... Unterwegs haben wir dann ab und zu Pferde/Maultier-Karawanen (bestehend aus 5 bis 10 Tieren) getroffen. Damit werden alle Dinge, die in den diversen "Dörfern" am Trail benötigt werden transportiert. Der Trail ist wirklich die einzige Verbindung zu den Dörfern. Und man muss sich schon wundern, wenn in den Kiosken dort die Cola nur 6 Bolos (= 60 Cent) kostet, wo man in La Paz schon 5 Bolos dafür zahlen muss.

und weiter gehts ...

und weiter gehts ...

... über diese Brücke ...

... über diese Brücke ...

... müssen wir Gott sei Dank nicht! Es gibt schon eine neue daneben!

... müssen wir Gott sei Dank nicht! Es gibt schon eine neue daneben!

Die Bewohner von Buena Vista.

Die Bewohner von Buena Vista.

Orchideen gabs auch überall

Orchideen gabs auch überall

Der Weg heute ist wirklich anstrengend. Es geht dauern auf und ab. Man sieht den Weg auf dem gegenüberliegenden Berghang auf seiner Höhe und dann geht der Weg runter, runter, runter. Und man weiss, dass man ihn auf der anderen Seite wieder hoch muss ... man hat ihn ja gesehen! Und so gehts dann: runter und hoch, runter und hoch .... bis zur Casa Sandillani. Dort machen wir eine kurze Rast und dann gehts nur noch runter, runter, runter. Bis wir dann schliesslich um kurz nach 13 Uhr in Chairo (1300 m) sind ... nach 2 1/2 Tagen das erste Dorf, das eine "Strassenverbindung" nach aussen hat. Von dort sind wir dann zusammen mit den anderen Hikern die an diesem Tag in Chairo ankamen (mit dem vermutlich einzigen Auto des Dorfes) ne knappe Stunde bis nach Coroico gefahren.
Meine großen Zehen tun höllisch weh und werden so langsam blau. Hoffentlich gehen sie nicht ab ...
Esildro, unser Guide, ist die ganze Strecke im Rollkragenpullover gelaufen .... bei Temperaturen um den Gefrierpunkt am Anfang und bei tropischen 30° C am Ende ... uns wars die letzten beiden Tage sooo heiss, wir wären in dem Pulli glaub kaputtgegangen!

Esildro im Rollkragenpulli ... Petra in "der Temperatur angemessenen Kleidung".

Esildro im Rollkragenpulli ... Petra in "der Temperatur angemessenen Kleidung".

Tja, und nun sind wir hier in Coroico. Im Hotel Kory, einem der wenigen Hotels hier in dem es gerade WASSER gibt!!!! Da es seit zwei Monaten in Coroico nicht geregnet hat (nur in den umliegenden Bergen ... davon können wir ein Lied singen!!!!) gibt es im ganzen Ort kein Wasser mehr ... aber da unser Hotel "privat" vorgesorgt hatte (in Form von tonnenweise Wasserfässern!) konnten wir wenigstens duschen ... alles andere wäre aber auch der absolute Super-Gau gewesen!!!! Ich glaub, da wären wir gleich postwendend nach La Paz zum duschen gefahren!

Wir sind also zuerst mal in die Dusche gesprungen ... arg viel Wasser kam nicht, aber es hat gereicht! Dann haben wir im Hotel die Wäsche zum waschen abgegeben ... Waschmaschinen gibts nicht: Handwäsche. Ist uns egal, Hauptsache die Sachen werden wieder sauber, wir haben nämlich nicht mehr allzuviel anderes dabei ... aus Gewichtsspargründen!

Blick von unserem Hotel auf die Strasse nach La Paz.

Blick von unserem Hotel auf die Strasse nach La Paz.

Danach sind wir etwas durch Coroico geschlendert, auf der Suche nach einem netten Café ... und auf einmal brüllt es quer über die Plaza: "Peeetraaa" .... und da kommen Petras Freunde Michaela und Carsten auf uns zu! Die Welt ist echt klein! Wir waren total geplättet. Die beiden wussten allerdings, dass wir am Samstag auf den Choro-Trail starten wollten und dann ein paar Tage später in Coroico sein werden. Sie waren in Argentinien und Chile unterwegs und haben spontan nen Abstecher nach Bolivien gemacht. Wie witzig!

Michaela und Carsten

Michaela und Carsten

Wir gehen zusammen Abendessen und haben viel zu erzählen. Petra ist mal wieder von der Musik im Restaurant sehr begeistert. Der junge Kellner verspricht, ihr die CD bis morgen zu brennen. Wir können sie dann um 17 Uhr für 8 Bolos abholen. Petra ist begeistert!

Am nächsten Tag wollten Petra und ich eigentlich reiten gehen. Allerdings gibt zunächst ein kleines Frühstücksdrama: Petra will unbedingt einen Hamburguese oder ein Sandwich (Hauptsache nicht süß und keine Eier!). Also laufen wir von einem Restaurant zum nächsten .... aber Pech, es gibt alles nur das nicht! Ich frühstücke dann irgendwann man einen Muffin, aber Petra bleibt hungrig. Ich kann sie zu nix anderem überreden
Also beschliessen wir, zunächst ins Internet-Café zu gehen und dann gleich Mittag zu essen. Zu allem Übel muss Petra auch noch über eine Stunde auf ihr Churrasco warten .... mein Essen kam natürlich sofort ... d.h. bis Petra den ersten Bissen des Tages bekommt hatte ich schon gefrühstückt und Mittag gegessen. Ich lach mich halb tot ...
Als wir in dem Restaurant an der Plaza sitzen kommt auf einmal das "Chairo-Auto" vorbeigefahren und die beiden Engländer vom ersten Trail-Tag winken uns zu. Sie steigen dann eine Straßenecke weiter aus und kommen kurz zu uns. Sie haben das ganze am zweiten Trail-Tag etwas langsamer angehen lassen und haben statt in San Franzisco in Choro und in der Casa Sandillani übernachtet. Auch gut.

Nach dem Essen laufen wir dann zur Finca El Relincho um reiten zu gehen. Reynaldo, der Besitzer sattelt uns dann die Pferde und wir reiten mit ihm los. Ich fühle mich auf dem Pferd gar nicht wohl. Petra (die erfahrene Reiterin) erklärt mir dann, dass es am Sattel liegt ... diesmal haben wir keine Westersättel, sondern englische Sättel und in denen sitzt man wohl nicht so gut. Das kann ich voll und ganz bestätigen! Zu allem Übel führt uns Reynaldo auch noch quer durch die Stadt ... Autos, Leute und überall diese bellenden Hunde, die den Pferden zwischen den Beinen rumrennen. Macht mir nicht allzuviel Spass! Gott sei Dank lassen sich die Pferde von den Hunden überhaupt nicht beeindrucken! Wir reiten dann noch ne Weile durch die Kulturlandschaft um Coroico. Hier werden Bananen, Kaffee, Kakao, Mangos und vor allem Koka angebaut.

Petra bei ihrer Lieblingsbeschäftigung ...

Petra bei ihrer Lieblingsbeschäftigung ...

Die Landschaft um Coroico

Die Landschaft um Coroico

Abends gehen wir dann nochmal mit Michaela und Carsten essen.

© Ilona Fallaschek, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir auf unseren bisherigen Südamerikareisen immer nur tolles über Bolivien gehört hatten, haben wir beschlossen, uns dieses Land einmal anzusehen ... allerdings wollen wir hautpsächlich im Hochland bleiben.
Details:
Aufbruch: 01.10.2006
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 04.11.2006
Reiseziele: Brasilien
Bolivien
Der Autor
 
Ilona Fallaschek berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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