Chattanooga - Guatemala - Belize - New York in nur 3,5 Wochen

Reisezeit: Januar / Februar 2008  |  von J T.

Guatemala: Nebaj (22.-23.01.)

Nachdem wir von der Tajumulco Tour doch sehr geschafft waren, uebernachteten wir noch einmal in Xela und fuhren erst am naechsten Tag weiter.

Als naechstes Ziel hatten wir uns das Ixil-Dreieck ausgesucht. Hier sollte es abseits des Hauptrouristenstroms eine ganz eigene Berglandschaft zu erkunden geben.

Bereits die Fahrt dort hin war ein Erlebnis. Die Strassen blieben zwar ueberraschend gut. Doch sie schlaengelten sich immer enger und steiler die Berge hoch und runter, so dass der Bus die Strecke nur mit lautem Gebruell bewaeltigen konnte.
Die Stimmung im Bus schien jedoch merklich froehlicher... es wurde viel gelacht, die Verkaeufer im Bus schienen gut gelaunt und die Landschaft war, wie verspriochen, ganz anders als das was wir bisher gesehen hatten. Dies liess auf eine schoene Zeit in dieser Region hoffen.

Vielleicht waren es gerade diese hohen Erwartungen, die zunaechst Ernuechterung brachten. Irgendwie fuehlten wir uns von Anfang an unwohl in der Stadt... Statt einer freundlichen Begruessung empfingen uns vermehrt grimmige Blicke und bis auf den, fuer sehr viel Geld renovierten, Hauptplatz schien die Stadt sehr haesslich und ungemuetlich.
So suchten wir uns schnell eine Unterkunft und versuchten moeglichst schnell eine Wanderkarte fuer den naechsten Tag aufzutreiben.

wenigstens ein netter Blick aus unserem Hostel

wenigstens ein netter Blick aus unserem Hostel

Als wir auch keine Wanderkarten auftreiben konnten (wie im Reisefuehrer versprochen), setzten wir uns auf den Parque Central, um das weitere Vorgehen zu planen.
Hier fand uns dann Gasper, ein Obdachloser, der uns anbot die Gegend fuer wenig Geld zu zeigen, um uns anschliessend eine Wegbeschreibung fuer eine eigene Wanderung zu zeigen. Dieses Angebot nahmen wir notgedrungen an.
Zum Ausruhen waehlten wir dann ein moeglichst internationales Restaurant, wo wir unser Wohlbefinden bei Kaffee und Kakao langsam wiederfanden.

Jonas und Gasper, unsere Guide

Jonas und Gasper, unsere Guide

Frueh am naechsten Morgen trafen wir Gasper.
Er erzaehlte uns seine Geschichte, wie er als Weise aufwuchs ohne je lesen und schreiben gelernt zu haben und nun versucht durch seine Touren sowohl dem lokalen als auch dem Weisenhaus seiner Heimatstadt zu helfen.
So ging es auch als erstes zum Weisenhaus, wo wir die Kleinsten beim morgentlichen Gesang beobachteten und Gasper zum ersten Mal klar machte, dass er auf Spenden von uns hoffte.

Anschliesseng ging es in die dahinter gelegenen Armenviertel und uns wurde schnell klar, wie die Stadt offiziell zu so vielen Einwohnern kommt.

dichtgedraengt, die Baracken des armenviertels

dichtgedraengt, die Baracken des armenviertels

spaerliche Gebaeude oft mit nur einem Raum (inkl. Kueche, Toilette und Bett)

spaerliche Gebaeude oft mit nur einem Raum (inkl. Kueche, Toilette und Bett)

Waehrend wir zwischen den Baracken der Viertel wanderten, gruessten uns manche Bewohner ueberfreundlich, andere versteckten sich aengstlich (vor allem Kinder). Und Gasper erklaerte uns, dass diese Gegend im Buergerkrieg besonders von der Armee unterdrueckt wurde. Er zeigte uns die Wiese, auf der das Militaer damals kampierte, um die Bevoelkerung systematisch zu ermorden. Dies erklaere die besondere Rueckstaendigkeit dieser Region. Zudem verebbe hier viel Entwicklungshilfe, da die Hilfe weiterhin unorganisiert abliefe (auch die EU unterstuetzt hier).

wunderschoen gelegen, aber von Armut schwer getroffen

wunderschoen gelegen, aber von Armut schwer getroffen

mittendrin: eines der vielen Gebaude, die fuer den groessten Mobilfunkanbieter des Landes (Tigo) werben!!!?

mittendrin: eines der vielen Gebaude, die fuer den groessten Mobilfunkanbieter des Landes (Tigo) werben!!!?

Kueche im freien (links)

Kueche im freien (links)

die Felder der armen Bauern

die Felder der armen Bauern

unser Guide fasziniert von moderner Technik

unser Guide fasziniert von moderner Technik

eine Einwohnerin, die wir unterwegs trafen... sie fand die 1-Eurocent Muentze so schoen, dass wir sie ihr schenkten

eine Einwohnerin, die wir unterwegs trafen... sie fand die 1-Eurocent Muentze so schoen, dass wir sie ihr schenkten

Abschliessend zeigte Gasper uns noch die Friedhofsanlagen: Eine fuer die vielen Opfer des Krieges, ein Feld von Kreuzen ohne Namen, da viele Opfer nicht identifiziert sind (eine Liste mit vermutlichen Opfern wurde auf einen Stein graviert). Und eine Anlage fuer die "regulaeren" Toten. Reichere Leute werden hier in einer Art von Tuermen beigesetzt, wahrend die Armen unter die Erde kommen.

fuer Gasper von besonderer Bedeutung: Hier werden Kinder im Alter von weniger als 4 Monaten verbrannt und beigesetzt

fuer Gasper von besonderer Bedeutung: Hier werden Kinder im Alter von weniger als 4 Monaten verbrannt und beigesetzt

Nach einer kleinen Spende, mit der er einen Regenschutz fuer die Kinder in seinem Dorf bauen will, zeigte uns Gasper den Weg nach Acul, ein Ort mit einer angeblich hervoragenden Kaeserei. Diesen Ort erreichten wir nach einem anstrengenden Berganstieg.

auf dem Weg nach Acul

auf dem Weg nach Acul

Vor Ort erfragten wir uns dann den Weg zur Kaeserei und gelangten ueber wiel Umwege zu der tatsaechlich hervorragenden (schweizer) Kaeserei. Acul selbst war jedoch erneut eher ein Armenviertel.
Von dort nahmen wir einen Minibus zurueck nach Nebaj und unterhielten uns unterwegs mit einem Einheimischen, der stolz versuchte sein Englisch zu ueben, da er in 2 Monaten nach Amerika auswandern wolle... wie alle hier, sagte er. Nach dem Gespraech erschien es uns jedoch unwahrscheinlich, dass er das je schaffen wuerde. Er bewunderte uns z.B. dafuer, dass wir Ausweise besassen. Deutschland hielt er fuer eine Insel, da ich ihm erklaeren musste, dass es von den USA noch 8-10 Stunden Flug bis dort sei.

So ging ein erlebnisreicher Tag vorbei. Und wir hatten uns an die Umgebung gewoehnt und empfanden Nebaj schon wesentlich ansprechender.

© J T., 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Geplant waren 4 Wochen Kuba. Doch Kati hatte einer Freundin versprochen Anfang Januar auf ihrem Geburtstag in Chattanooga (Nähe Atlanta) zu sein. Somit war Kuba nur noch schwer möglich und auf Grund "ungünstiger" Flugpläne kam es zu dieser exotischen Reiseroute.
Details:
Aufbruch: 11.01.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 04.02.2008
Reiseziele: Guatemala
Vereinigte Staaten
Belize
Der Autor
 
J T. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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