Mongoleireise 2009

Reisezeit: Juni / Juli 2009  |  von Manfred Haas

Nord- und Mittelmongolei: Khovsguul-See

Am Donnerstag den 02. Juli 2009, früh um 6.00 Uhr ging es los mit 2 Jeeps, 8 Fahrgästen und 2 Fahrern. Mein Freund wählte diese Tour wohlwissend, da ich selbst noch nicht in der Nordmongolei war. Mittel- Süd- und Ostmongolei kenne ich bereits. Es stand also noch die Nord- und Westmongolei aus. Die ersten 5 Stunden ging es relativ angenehm über eine Teerstraße. Relativ angenehm aus dem Grund, weil die Straßen dort nicht immer unserem Standard entsprechen. Die strengen Winter setzen der Teerdecke schon sehr zu. Schlaglöcher von 30 cm Tiefe sind keine Seltenheit. Wir reisten wieder mit bewährten und bequemen japanischen Jeeps, die ich auch schon, genau wie die Fahrer, von meinen früheren Reisen her kannte. Insgesamt bestand unsere Gruppe aus 10 Personen die da waren: Erka, seine Frau Majic, seine Schwägerin, sein Bruder, eine Enkeltochter und ein Enkelsohn, beide Fahrer, meine Frau und ich. Alle paar Stunden Fahrt war zumindest eine Teepause anberaumt, die Erka aber auch gerne mit Essen auffüllte. Zum Schluss versuchte er noch zumindest uns Gästen, seinen obligatorischen Whodka aufzuzwingen. Er selbst hielt sich relativ zurück, seit er im vergangenen Jahr Herz- und Magenprobleme hatte. Bei meinen vergangenen Reisen wurden wir regelrecht in Whodka ertränkt. Wir mussten alle möglichen (und auch unmöglichen) Tricks anwenden, um nicht alles Verabreichte unserem Magen zuzuführen. Zur Mittagspause wurde ein Zelt aufgebaut und vorbereitetes Essen gekocht und angerichtet. Stets waren unsere Mägen bis zum bersten voll. Am Schluss folgte wie auch bei den Teepausen, das Nationalgetränk, das mongolische Wasser (Whodka). Wir übernachteten in einem Jurtencamp, das rel. einfach in der Ausstattung war. Meiner Frau graute es etwas beim Blick unter die Matratzen. Nein, Lebewesen waren keine da! Ich schlief prächtig während meine Angetraute die vielen mongolischen Schafe zählte. Während der halben Nacht regnete es ständig, was in einer Jurte natürlich gut hörbar ist. Auch am Morgen regnete es sehr stark. Ein flaues Gefühl befiel mich beim Gedanken an das weiterfahren.

Die Piste, Straße hatten wir ja keine mehr, war rutschig und überall waren riesige Pfützen denen man nicht ansah, wie tief sie waren. Schließlich erreichten wir bergiges und bewaldetes Terrain. Wir wurden durchgeschüttelt und rutschten von einer Rinne in die nächste. Die Fahrer wurden voll gefordert. Ständiger Regen schränkte die Sicht stark ein. Hatten wir schon große Schwierigkeit bergauf, kamen die richtigen Probleme erst bergab. Gefälle um die 20 % waren keine Seltenheit ebenso wie Schräglagen von 30 °. Dazu der matschige Untergrund, strömendes Wasser überall, die Bäume. Hinzu kamen die Sorgen um den zweiten Jeep, war er doch schon einige Male mit Motorproblemen stehen geblieben. Kein Funk, kein Handy funktionierte. Wenn man hier liegen blieb? Oh ja, es konnte einem richtig mulmig werden. Der Jeep rutschte wie im Winter auf Glatteis. Schließlich überholte das Hinter- das Vorderteil des Fahrzeugs. Das war nun doch äußerst brenzlig und so beschlossen wir Mitfahrer, die Autos zu verlassen und zu Fuß weiterzugehen. Die Fahrer legten ihre Meisterprüfung ab und brachten ihre Jeeps wohlbehalten durch die vielen Bäume hindurch, in weniger riskantes Gelände. Durchnässt stiegen wir wieder ein, froh darüber, alles gut überstanden zu haben. Zum Nachmittag hin zeigten sich auch immer wieder blaue Ausschnitte am wolkenverhangenen Himmel. Diese Ausschnitte wurden immer größer. Als wir schließlich an unserem Ziel, dem Khovsguul-See (sprich Hobsgol-See) ankamen, hätte es der Himmel nicht besser mit uns meinen können. Eine angenehme Wärme empfing uns. Wie das Wetter war auch das Camp. Neu errichtet, blitzsauber und sehr einladend. Das Personal - lauter junge Leute - waren überaus nett und hilfsbereit. Nur die Toiletten- und Duschanlagen waren nicht der Hit. Das neue Haus für diesen Zweck war aber bereits gebaut. Die Einrichtung fehlte allerdings noch. Auch das zugehörige Restaurant war appetitlich und hübsch. Das Essen war sehr gut. Die Nacht war ausgesprochen angenehm, auch meine Frau hat gut geschlafen.

Der nächste Morgen, also Samstag der 04. Juli, startete mit strahlend blauem Himmel und einem guten Frühstück. Dann hieß es für alle, fertig machen zu einer Bootsfahrt auf dem Khovsguul-See Richtung Norden zu den Tsaan oder auch Zarten. Der Khovsguul-See ist der kleinere Bruder des nicht weit entfernten Baikalsees, liegt ca. 1625 m hoch und misst in seiner Länge ca. 135 km und in der Breite max. 40 km. Er liegt in unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze in unwegsamem Gebiet. Im Winter ist der See von einer sehr dicken Eisschicht zugefroren. Auf diesem Eis findet alljährlich das große Fest der Tsarten statt.
Bei prächtigem Sonnenschein und mit Personen voll geladenem Schiff, ging es ab gen Norden. Unterwegs genossen wir die herrlichen Landschaften. Bei den Tsaan angekommen, fielen uns sofort die Zelte - ähnlich der amerikanischen Indianer-Tipis - ins Auge. Rentiere - zum fotografieren für die Touris - waren auch schon da. Dieses Camp war ebenso wie die Andenkenhändler, nur für uns Touristen gebaut. Die eigentlichen Tsaan leben weit verstreut im Hinterland und sehen kaum Besucher. Geführt und religiös betreut werden sie wie schon seit Urzeiten von ihren Schamanen. Sie haben eine eigene Sprache und sind bestrebt, nicht als Mongolen betrachtet zu werden. Nach unserer Rückkehr ins Jurtencamp, verbrachten wir auf Grund des schönen Wetters den Nachmittag entgegen der Planung am See. Ich denke, auch Erka hat dies genossen, musste er doch den ganzen Tag unseretwegen im Einsatz sein. Jetzt konnte er einmal etwas entspannen. Auch die Kinder hatten ihre Freude und spielten am See.

© Manfred Haas, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ulan Bator, Karakorum, Khovsguul-See, Przewalski Pferde, Hustai National Park, Naadam, Orchon
Details:
Aufbruch: 29.06.2009
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 15.07.2009
Reiseziele: Mongolei
Der Autor
 
Manfred Haas berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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