Träume werden wahr...

Reisezeit: Februar / März 2011  |  von Kristina Beatrice Holler-Bouldin

Then came this person with chaos in her wake

Am Bahnhof in Pingyao wurden wir schon von einem Fahrer erwartet, der uns zum Hostel in der historischen Altstadt bringen würde. Der war aber, nicht wie wir vorher annahmen, Fahrer eines Taxis, sondern eines Tuk Tuks (aka. Autorikscha). Da hätten Concha und ich locker zu zweit hinten rein gepasst, mit unserem Gepäck war es aber dann doch etwas enger. Die Fahrt ging recht zügig und auch zugig voran, denn dieses Tuk Tuk war lediglich mit ein paar Decken zum Windschutz behängt. So konnten wir auch nicht wirklich erkennen, wo wir eigentlich hinfuhren. Zudem waren wir ja mehr damit beschäftigt unser Gepäck festzuhalten - oder uns am Gepäck festzuhalten??

Halb durchgefroren kamen wir dann nach wenigen Minuten am Ziel an, dem Yamen Youth Hostel, ein schönes altes courtyard Haus mit mehreren Innenhöfen. Dort hatten wir eigentlich zwei Betten im Schlafsaal reserviert, weil wir aber saisonbedingt so gut wie die einzigen Gäste waren, wurde uns ein Doppelzimmer zum gleichen Preis angeboten. Das Angebot nahmen wir gerne an!

Ich beschloss erstmal lang und ausgiebig und vor allem heiß zu duschen, während Concha es kaum erwarten konnte sich die Stadt anzuschauen. Ich fühlte mich fast wie neugeboren, solche Wunder kann eine heiße Dusche an einem kalten Tag vollbringen - vor allem dann, wenn man so eine "Horrornacht" im Zug verbracht hat.

Anschließend machte ich mich dann auf den Weg, die Stadt erkunden. Naja gut, erstmal bin ich zur Bank, weil meine Bargeldvorräte sich dem Ende neigten, aber auf dem Weg zur Bank sah ich ja auch schon einiges. Pingyao gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe, da das Stadtbild - zumindest innerhalb der Stadtmauern - noch immer dem der Ming-Dynastie (14.-17. Jahrhundert) entspricht. Wie das so aussieht, das könnt Ihr auf den folgenden Bildern sehen:

Hier fährt in der Bildmitte gerade ein deckenbehängtes Tuk Tuk um die Kurve.

Hier fährt in der Bildmitte gerade ein deckenbehängtes Tuk Tuk um die Kurve.

Hungrig wie ich war ging ich dann erstmal was essen. Der Chinese sprach nur ganz wenig Englisch, aber er hatte immerhin eine Speisekarte auf Englisch. Als ich aber ein paar Fragen hatte, wie groß eines der Gerichte sei, oder ob ich doch lieber zwei bestellen sollte, da war er mit seinem Latein, äh, Englisch am Ende. Machte aber nix, denn sein Laptop stand am Nachbartisch und da nutzten wir einfach den Google Übersetzer.

Ich hab dann doch zwei Gerichte bestellt, eines mit Bok Choy und Pilzen und eines mit Nudeln und Schweinefleisch. War richtig lecker und am Ende fast zu viel. Irgendwann kamen dann auch seine Frau und seine zwei kleinen Töchter, die mich ganz neugierig beäugten und angrinsten.

Dann ging es weiter mit der Stadtbesichtigung. Ich war wirklich froh, außerhalb der Saison dort zu sein, denn so war wenigstens nicht all zuviel los. Jedes zweite Geschäft verkaufte Souvenirs - darauf kann ich bekanntlich getrost verzichten. Worüber ich aber nicht sehr erfreut war, war das Wetter, denn es war auch hier ziemlich eisig und trüb. Da war ich dann doch wiederum ganz froh, als ich einen Laden fand, der Klamotten verkaufte. Vorher hatte ich mir einfach meinen Schal um den Kopf gewickelt wenns kalt war, jetzt kaufte ich mir stattdessen eine Mütze, die dann auch ab sofort wirklich gut ihren Dienst erledigte!

Zurück im Hostel schrieb ich eine Weile am Reisebericht weiter (oder vergeudete meine Zeit im Facebook), während Concha an der Reihe war mit Duschen. Sie hatte vorher schon gesagt, dass sie hungrig sei und wir was essen gehen sollten, und da es mittlerweile schon spät war, hatte ich auch schon wieder Hunger. Sie war aber erst gegen 21 Uhr fertig - und das heißt normalerweise in China, dass es nix mehr zu essen gibt weil die Restaurants schon geschlossen sind. Vor allem außerhalb der Saison in einem Touristenort. Dem zum Trotz zogen wir los, wieder raus in die Eiseskälte der dunklen Straße.

Nach wenigen Metern fanden wir dann aber doch ein Restaurant, was noch gut besucht war - es feierte wohl jemand Geburtstag oder ein Jubiläum. Dort gab es dann noch was zu Essen, wir bestellten uns zwei Suppen und ich glaube ein kleines Rindfleischgericht. Außerdem wurde uns pappsüße Torte gebracht, die von den feiernden Gästen übrig war.

Dann war es mal wieder Zeit zurück ins Hostel zu gehen. Wir hatten die Leute dort gebeten uns Zugtickets für den nächsten Tag nach Datong zu besorgen. Eigentlich hatte ich bereits eine Fahrkarte, die ich mir schon in Xi'an gekauft hatte - allerdings ein Stehticket! Da fiel mir die Entscheidung leicht, doch ein bisschen mehr Geld auszugeben, im Schlafwagen zu fahren und zudem einen anderen Zug als geplant zu nehmen. Eigentlich sollte ich am nächsten Abend fahren, aber da ich schon genug von Pingyao gesehen hatte - bei dem Wetter war es einfach ein bisschen zu trostlos für meinen Geschmack - war es in Ordnung schon am späten Vormittag zu fahren.

Ab ins Bett, schlafen und dann wieder aufstehen. Viel Zeit hatten wir am Morgen nicht wirklich, zum Frühstück aß ich eine Fertig-Nudelsuppe und dann fuhren wir auch schon wieder zum Bahnhof - diesmal nicht im Tuk Tuk, sondern in einem Auto. Concha hatte mir vor der Abfahrt gesagt, dass sie bereits den Hostel Chef nach einer günstigen Unterkunft in Datong gefragt habe - dort gibt es eigentlich keine Hostels, davor wurden wir schon im Lonely Planet gewarnt - und dass dieser bereits zwei Betten zum Preis von je 35 Yuan im Schlafsaal eines Hotels reserviert habe. Wir müssten vom Bahnhof in Datong lediglich hundert Meter weit laufen - zur linken Seite hin - und nach einem gelben Zeichen ausschau halten. Zur Not hatte sie noch die Nummer von einem Herrn der Touristeninformation dabei. Ich fragte sie, ob sie sich ganz sicher sei, was sie bejahte. Eigentlich wollte ich diese Infos nochmal im Internet überprüfen, dazu blieb mir aber keine Zeit mehr. Wird schon stimmen, dachte ich mir.

Ab in den Zug, und irgendwie die nächsten 8 Stunden rumbringen. So sah es auf der Strecke aus:

Die Zugfahrt war dann wirklich sehr angenehm, ich hatte mein eigenes "Bett" und in unserem Abteil waren nur 8 oder 9 Leute - eigentlich gibt es 6 Betten, aber tagsüber sitzen die Leute auf den untersten Betten. Ich hatte eines ganz oben und holte noch etwas Schlaf nach.

Wir erreichten Datong am Abend, als es bereits dunkel war. Zuversichtlich verließen wir den Bahnhof, bogen nach links ab und machten uns auf die Suche nach einem gelben Schild, das auf ein Hotel hindeuten könnte. Wir kamen an einigen kleinen Läden und Schnellrestaurants vorbei, aber kein Hotel und kein gelbes Zeichen. Ich fragte Concha nochmals, ob sie sich sicher sei, da kamen ihr aber langsam auch erste Zweifel, dass sie sich vielleicht geirrt haben könnte. Also riefen wir Mr. Gao von der Touristeninfo an. Da Concha nach wie vor an ihren Englischkenntnissen - die wirklich gut waren - zweifelte, musste ich telefonieren. Ist ja nicht wirklich ein Problem, aber ein bisschen genervt war ich schon, weil ich die Infos nicht selber besorgt hatte. Und ich habe bereits mehr als genug Erfahrungen gesammelt, dass ich weiß, dass man sich auf andere Leute nicht verlassen kann.

Aber gut, ruf ich also Mr. Gao an. Der sagte uns dann, wir sollen zum Bahnhof laufen, er schickt jemanden, der uns abholt. Wir machen also wieder kehrt, laufen durch die Kälte zum Bahnhof zurück und werden dort von zwei netten Mädels - die natürlich kein Englisch sprachen - aufgegabelt und die zeigten uns dann den Weg zum Hotel: Das war natürlich nicht linkerseits, sondern nach rechts weg. Und das Schild war nicht gelb, sondern rot.

Immerhin, wir waren im Hotel. Hat ja doch geklappt. Dort klappte die Kommunikation auch nur schwierig, denn dort sprachen die Leute nicht wirklich Englisch - war nicht anders zu erwarten. Da hieß es dann auf einmal, dass der Preis für die Nacht 70 Yuan pro Person sei. Also das Doppelte von dem, was mir vorher gesagt wurde.

Normalerweise bleibe ich in so gut wie jeder Situation gelassen, aber da war es mir dann einfach zu viel. Ich war ziemlich genervt, setzte mich auf eine Bank und sagte Concha, sie solle das klären, denn sie hatte ja auch die grandiose Idee gehabt, dass wir in dieses Hotel gehen sollten. Ich war einige Minuten lang ziemlich pampig und grollte so vor mich hin. Ich sagte Concha, sie solle im Hostel in Pingyao anrufen und nachfragen, warum uns eine falsche Information gegeben wurde. Da derjenige, der ihr das gesagt hatte, aber zu dem Zeitpunkt nicht mehr arbeitete, wusste das Mädel am anderen Ende der Leitung nicht so wirklich, was los war.

Schließlich kümmerte ich mich doch selber drum und rief nochmal Mr. Gao an und bat ihn, mit dem Hotelpersonal zu sprechen, warum die denn auf einmal 70 Yuan wollten, anstatt 35 Yuan. Der sagte mir dann, dass der Schlafsaal voll sei und dass die einzige Option eben ein Doppelzimmer für 70 Yuan pro Person sei.

Nicht, dass 70 Yuan so viel Geld für mich gewesen wäre, nein, umgerechnet entspricht das nicht mal 10 Euro. Aber mir ging es einfach ums Prinzip! Warum soll ich auf einmal das doppelte von dem bezahlen, was mir vorher gesagt wurde?

Mr. Gao schlug dann vor, ich könne zumindest fragen, ob sie uns einen günstigeren Preis für das Doppelzimmer anbieten könnten, denn immerhin war ja keine Saison. Gesagt, getan. Am Ende bezahlten wir dann jeweils 50 Yuan und wir hatten ein Zimmer für die Nacht. Nicht, dass es ein besonders tolles Hotel mit schönen Zimmern gewesen wäre. Nein. Das war es nicht. Aber immerhin ein Schlafplatz.

Dann war es an der Zeit, noch etwas zu Abend zu essen. Im Lonely Planet stand, dass es in der Stadtmitte eine Straße gibt, mit vielen kleinen und großen, günstigen und teuren Restaurants. Also auf zum Bahnhof und von dort ein Taxi nehmen. Wenigstens das war kein Problem, allerdings versäumte der Fahrer es, das Taxameter vor Abfahrt zurückzusetzen und so verlangte er dann für das bisschen Fahrt 32 Yuan - normalerweise hätte es etwa die Hälfte kosten sollen.

Die Stadtmitte war wie ausgestorben, kaum Leute unterwegs und die Straße, die so voller Restaurants sein sollte, war dunkel. Hmm... also, ab ins nächste Taxi, zurück zum Bahnhof, denn dort hatten wir ja vorher schon einige Lokalitäten entdeckt. Dieser Fahrer verlangte nur 16 Yuan für die gleiche Strecke - ich wusste es doch, dass uns der erste Fahrer abgezogen hatte.

Insgesamt also 48 Yuan um durch die Stadt zu kurven und immer noch hungrig zu sein. Am Bahnhof angekommen wandten wir uns wieder der dem Hotel entgegengesetzten Richtung zu und kehrten in den ersten Imbiss ein, den wir fanden. Dort gab es natürlich kein Bildermenü bzw. eines in englischer Sprache also behalfen wir uns einfach damit auf das Essen unserer Tischnachbarn zu zeigen und dasselbe zu bestellen, was die Herrn aßen. Das hat dann auch richtig gut geschmeckt und war mit insgesamt 24 Yuan sogar richtig preiswert.

Concha machte auf dem Rückweg zum Hotel noch Halt am Bahnhof um sich ein Zugticket für den nächsten Tag zu besorgen und ich ging schonmal vor. In einem kleinen Kiosk besorgte ich mir noch was zu trinken. Interessanterweise wurde in dem Kiosk unter anderem auch Sexspielzeug verkauft! (und es war kein Sexshop, sondern hauptsächlich ein Kiosk!) Dann war es wieder mal Zeit zum Schlafen, denn das Chaos des Abends hat mir gereicht.

Am nächsten Morgen wollten wir dann bald zu den Yunggang Höhlen aufbrechen, aber nach dem Frühstück (so ähnlich wie unser Abendessen, wieder mit zeigen und nicken) gingen wir nochmal am Bahnhof vorbei, denn ich hatte mir überlegt, dass ich doch nicht nach Hohhot fahren wollte, da es mir dort einfach zu kalt sein würde. Stattdessen besorgte ich mir eine Fahrkarte für den Nachmittag zurück nach Jinan. Eigentlich wollte ich auch das Geld für meine anderen Fahrkarten (nach Hohhot und von dort nach Peking) zurückerstattet bekommen, mir wurde aber gesagt, das sei dort nicht möglich, das könne ich nur in Xi'an, dort wo ich die Fahrkarten gekauft hatte, machen. Also hab ich gut 150 Yuan einfach mal sein lassen - mir blieb ja nix anderes übrig - und mir für weitere 160 Yuan das Ticket nach Jinan gekauft.

Eigentlich wollte ich mit einem Zug am Abend fahren, das ging aber auch nicht, also kaufte ich das Ticket für den Zug um 16 Uhr. Das würde meine Zeit bei den Buddha Höhlen um einiges einschränken. Aber gut, damit muss man eben leben.

Dann machten Concha und ich uns auf die Suche nach dem richtigen Bus, der uns zu den Yunggang Höhlen bringen sollte. Gar nicht mal so einfach, denn unsere Lonely Planets (meiner in Englisch, ihrer in Spanisch) versorgten uns mit unterschiedlichen Informationen und Busnummern.

Mit Händen und Füßen haben wir es dann doch irgendwie geschafft, wir mussten erst mit dem einen Bus fahren und dann umsteigen in einen anderen Bus, der uns an unser Ziel bringen würde. Gegen 12 Uhr waren wir dann endlich an unserem Ziel angekommen!

Am Ticketschalter wurde Concha nach ihrem Ausweis gefragt, da sie für den Seniorenrabatt in Frage kam - sie ist ja schon 61 Jahre alt. Ich habe dann gefragt, ob ich auch irgend einen Rabatt bekommen könnte und siehe da: es gab Studentenrabatt! Endlich mal wieder was gespart, statt 100 Yuan wieder mal nur die Hälfte.

Bevor wir uns zu den Tempeln und Höhlen aufmachten, musste ich noch zur Toilette. Und das hat sich wirklich gelohnt. Das waren die schönsten und saubersten Klos, die ich in ganz China gesehen habe! Wirklich! Fast wie in einem 5 Sterne Hotel! Herrlich!

Und wir hatten uns einen guten Tag rausgesucht, denn das erste Mal seit Wochen sah ich strahlend blauen Himmel und Sonnenschein! Kurz nach dem Einlass trennten sich dann unsere Wege, denn ich war ja etwas unter Zeitdruck, denn ich wollte um 15 Uhr schon wieder zurück im Hotel sein und mein Gepäck holen. Und da Concha nicht die Schnellste zu Fuß war, hätte ich einfach zu wenig gesehen, wenn ich mit ihr gelaufen wäre. Also verabschiedeten wir uns und ich zog mit meiner Kamera los.

Der Besuch der Höhlen hat sich dann auch wirklich gelohnt! Die Fotos dazu gibt es im nächsten Kapitel, dafür gibt es da dann kaum Text.

Die Yunggang-Grotten sind buddhistische Höhlentempel, die insgesamt aus 252 Grotten und Nischen bestehen und über 51000 Buddhastatuen beherbergen. Die Statuen stammen aus dem 5. und 6. Jahrhundert und die größte der Statuen misst etwa 18 Meter.

Jedem, der eine Chinareise plant, kann ich nur empfehlen: Die Terrakottaarmee könnt Ihr vergessen, schaut euch lieber die Buddha Höhlen an!

Das war wirklich ein Highlight meiner Reise! Wirklich wunderschön, faszinierend und einfach nur toll! Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Und dazu noch Sonnenschein und kaum Leute dort! Ich war begeistert!

Jetzt reichts aber mit dem Text, schaut euch im nächsten Kapitel lieber die Bilder an!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Endlich wird ein lang gehegter Traum von mir wahr: Es geht zum ersten Mal nach Asien, genauer gesagt nach China. Diesmal bin ich nicht alleine, sondern fliege mit meinem Vater, Bill, der geschäftlich in Ji'nan zu tun hat. Dort werde ich einige Tage bleiben und dann auf eigene Faust dieses faszinierende, riesige, mir noch unbekannte Land erkunden. Auf dem Rückflug legen wir noch einen Zwischenstopp in Dubai ein. Über meine Erlebnisse werde ich hier regelmäßig berichten.
Details:
Aufbruch: 14.02.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 09.03.2011
Reiseziele: China
Der Autor