Südfrankreich - Alpes de Haute Provence

Reisezeit: August 2010  |  von Ralf Beelitz

Zum Dach der Alpen

Unser Weg führt uns heute an Europas grösstem Stausee, dem "Lac de Serre-Poncon" vorbei. An seinen Ufern verläuft eine malerische Strasse, die ihn fast umrundet und auf deren kurvenreichen Strecke sich immer wieder eine romantische Aussichten auf kleine Buchten und das das türkisblaue Wasser auftun. Die Berge im Hintergrund ergänzen das malerische Bild.

Der Anstieg zum ersten Höhepunkt dieser Tour, dem Col de la Bonette (2.802m) - "Dach der Alpen" genannt - beginnt in Jausiers. Zunächst geht es noch durch ein paar grüne Wiesen, auf denen friedlich Kühe grasen. Schnell verschwinden dann jedoch die Berghänge und machen grauem, zerfurchtem Fels Platz. Vorbei an einer alten Festungsanlage geht es immer weiter hinauf. Der Zustand der Strasse wechselt immer wieder von breit nach schmal, von gut ausgebaut nach Buckelpiste. Wir haben fast die Passhöhe erreicht, als die Strasse flacher wird und sich schliesslich in einem geschwungenen Bogen den Pass und den Cime de la Bonette hinaufschraubt. Neben dem Asphaltband sind alte Bunker in den Berg gehauen. Viele Jahre war das Gebiet ein umkämpftes Grenzgebiet zu Italien. Endlich ist der Pass erreicht.
Pyramidenartig thront der dunkle Berggipfel über den zahlreichen Roller- u. Motorradfahrern, Autos und Radfahrern. Am höchsten Punkt der Strasse ist der Stein mit Gedenktafel für das obligatorische Gipfelfoto errichtet. Wir haben von hier oben einen tollen Rundblick über den Nationalpark "Parc National du Mercantour".

Unsere Abfahrt wird immer wieder von kurzen Stopps unterbrochen. Die Aussicht muss einfach genossen werden, dazu ist sie zu schön. Wir durchqueren die verbliebenen Ruinen eines kleinen Dorfes, welches bis 1913 von Soldaten bewohnt. war. Leere und zerfallene Gebäude zwischen hohen Bergen, von denen aus sie vor Zeiten von allen Seiten beschossen wurden. Ein recht seltsames Gefühl beschleicht mich.

Im Tal der Tinée, mit seinen steil aufragenden, weinroten Felswänden, ist der Wintersportort Isola 2000 Startpunkt für den Anstieg auf den Col de la Lombarde (2.350m), der die Täler der Stura di Demonte (Italien) und der Tinée (Frankreich) verbindet. Die Anfahrt zum Lombarde zeichnet sich durch unzählige Kehren aus. Nachdem wir die ersten steilen und kurvenreichen Kilometer des schluchtartigen Tales überwunden haben, weitet sich dieses mehr und mehr und wir erreichen eine karge, steinige Hochalm. Die Landschaft ist ein Hochgenuss der besonders steinigen Art: Fels und Geröll in allen möglichen Farben und rundum schroff dem Himmel zustrebende Berge. Nur kurz ist unsere Rast an einem kleinen Imbisswagen, der einsam auf der Passhöhe steht. Der böige Wind hier oben ist einfach zu kalt.

Auf der Abfahrt durchfahren wir bei einem Gefälle von bis zu 14% immer wieder schöne Serpentinengruppen. Langeweile kann da nicht aufkommen, dafür steigt der Fahrspass um so mehr. Die Strasse ist in insgesamt gutem Zustand und folgt auf den nächsten Kilometern einem gurgelnden Wildbach - der St. Anna - der aus dem Lago di St. Anna, oberhalb des höchsten Klosters Europas "Santuario di Sant'Anna" gelegen, gespeist wird. Wir erreichen nach 12 weiteren Serpentinen das italienische Vinadio. Von hier aus geht es über den Col de Larche (1.948m), einem nicht besonders spektakulären Alpenpass, eingebettet zwischen den mächtigen Gipfeln des Tête de Moise (3.104 m) und denen des Tête de l'Enchastraye durch das Tal der Ubaye zurück nach La Motte du Caire. Tourlänge: 300 km

© Ralf Beelitz, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Um 17.00 Uhr starte ich mit dem Autoreisezug von Hildesheim in Richtung in Avignon. Wie schon bei früheren Touren geht es wieder einmal mit Verspätung los. Über eine Stunde stehen wir auf dem kleinen Rangierbahnhof, ohne dass sich etwas bewegt. Na, dass kann ja nur besser werden.
Details:
Aufbruch: 20.08.2010
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 29.08.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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