USA 2013 - Teil 1 - Südwesten

Reisezeit: Juni / Juli 2013  |  von Uschi Agboka

Cortez - Besuch Mesa Verde NP

Mesa Verde - Grüner Tafelberg

Mesa Verde - Grüner Tafelberg

Sun Temple

Sun Temple

Doris und Chris

Doris und Chris

Mesa Verde NP

Mesa Verde NP

14. Tag Cortez, Colorado

Mittwoch, 19. Juni 2013
14. Tag Cortez, Colorado Knights Inn Motel

Cortez / Mesa Verde National Park / Cortez
Gefahrene Meilen: 88 (142 km) - 11 Stunden

7 Uhr Aufstehen, 7.30 Uhr Frühstück im Hotel, nicht besonders gut. Danach fahren wir los, in den Mesa Verde National Park, wo wir um 8.30 Uhr eintreffen. Auch in diesem Jahr sehen wir auf der Fahrt total verbrannte Bäume in der ansonsten grünen Landschaft. Bunte Blumen und herrliche blühende Yuccas begleiten uns.

Es gibt ein neues Visitor Center am Eingang des Parkes, wo uns ein sehr freundlicher Ranger einige Erläuterungen, z. T. auf Deutsch, gibt. Die Dame in dem angegliederten Laden ist jedoch ausgesprochen unhöflich und unfreundlich. So kann sie kein Geschäft machen und ich erzähle dem Ranger von ihrem geschäftsschädigenden Verhalten. Rolf besorgt rasch die Karten für den Besuch von Balcony House (10.30 bis 11.30 Uhr) bzw. Cliff Palace (13 bis 14 Uhr). Es ist herrliches Wetter, ca. 22 Grad, herrlich die gelben, weißen, violetten, rosa Blumen, grüne Landschaft - auch hier hat es vor kurzem geregnet - und dazwischen die verbrannten Bäume, die gespenstisch aussehen.

Zunächst fahren wir die Mesa Top Loop Road, halten an der Navajo Canyon View, am House of many windows und besuchen den Sun Temple. Dieser gibt den Wissenschaftlern bis heute Rätsel auf. Der Sun Temple hat keine Fenster und Türen, wurde niemals fertig gestellt. Forschen fanden jedoch Anzeichen dafür, dass eine Art Sonnenuhr markiert ist, die die Jahreszeiten anzeigt.

Dann folgt die erste Besichtigungstour, Balcony House.

Balcony House, 45 Zimmer, 2 Kivas, schützte die Bewohner im Winter vor Kälte. Man betritt es über ca. 10 m hohe Leiter und muss durch einen 3,6 m langenTunnel kriechen. Das Anwesen war so leicht zu sichern und zu verteidigen.

Eine Kiva ist ein Zeremonien- und Versammlungsraum der Pueblo-Kulturen. Das Wort stammt aus der Sprache der Hopi. Zu einem Pueblo gehören meist mehrere Kivas, eine große für alle Bewohner sowie mehrere kleinere für die einzelnen Clans. Die kreisrunden Kivas sind halb oder ganz unterirdisch angelegt. Baumstämme bildeten das Dach. Diese wurden dann mit Lehm verputzt, so dass bei den unterirdischen Anlagen wieder eine ebene begehbare Fläche entstand. Als Zugang nutzte man eine Leiter, die durch ein Loch im Dach gelegt wurde. Bei halbunterirdischen Kivas führte eine Leiter von einem kleinen Vorraum aus hinunter.

Jede Kiva ist mit einer Feuerstelle sowie einem Luftschacht ausgestattet. An der Innenwand befinden sich rundum steinerne Sitzbänke. Diese in der Regel aus sechs Einheiten bestehende Gruppierung repräsentiert die möglichen Bewegungsrichtungen (neben den Himmelsrichtungen oben und unten). Ein kleines Loch im Boden, der Sipapu, symbolisiert den Eingang zur Unterwelt beziehungsweise auch den Weg, durch den die Menschen in diese Welt kamen. Während des Baus der Kiva wurden auf dem Grund zunächst großformatige Bilder der Fruchtbarkeitsgottheit Kokopelli gemalt, bevor diese durch den eigentlichen Boden der Kiva über- und verdeckt wurden. Einige Kivas sind durch unterirdische Tunnel mit in der Nähe befindlichen mehrstöckigen Türmen verbunden. Die Funktion der Türme sowie ihrer Verbindung zu den Kivas ist unklar.

Da ich die Häuser schon angesehen habe, bleibe ich im Schatten zurück und passe auf die Helme von Rita und Chris auf. Rolf macht die Führungen mit, um zu übersetzen, da die anderen kaum Englisch können. Eine nette ältere Rangerin spricht mich an. Sie erzählt mir, dass sie 4 Jahre im Grand Canyon gearbeitet habe und sich dann für Mesa Verde beworben hat. Die Trainingszeit für Mesa Verde betrug 14 Tage. Sie will nun eine Weile hier bleiben und sich dann für den Bryce Canyon bewerben. Sie hat keine Familie und ihr gefällt das Herumreisen. Eine interessante Frau.

Gegen 11.40 Uhr kommen alle zurück, sie sind begeistert, was ich gut verstehen kann. Mesa Verde ist ein faszinierender Ort. Da es inzwi-schen sehr heiß geworden ist, müssen wir uns erst einmal mit kühlem Wasser stärken. Anschließend fahren wir zum Spruce Tree House Restaurant. Dort gibt es Kaffee und Kuchen bzw. Suppe (Rolf) und Pizza (Doris) und kühle Getränke. Rita ersteht in dem nahen Laden ein schönes Armband für ihre Tochter. Gegen 12.45 Uhr starten Rolf, Doris, Rita und Chris zur Besichtigung von Cliff Palace.

Cliff Palace, diese mehrstöckige Ruine, ist die größte der Klippenwohnungen in Mesa Verde. Cliff Palace ist auch die größte Felsbehausung Nordamerikas, liegt in einer 27 m tiefen und 18 m hohen Felswand-Nische und besteht aus ca. 200 Räumen, neben 23 Kivas. Es wird daher angenommen, dass sich die Lebensgemeinschaften über mehrere Räume erstreckten und dass einige der Räume der Einlagerung dienten.

Cliff Palace ist mehr als 700 Jahre alt und wurde aus Sandstein, Holzbalken und Mörtel gebaut. Viele der Zimmer waren hell gestrichen. Eine bemerkenswerte Konstruktion ist ein rechteckiger Turm mit vier Stockwerken der beinahe bis zum Dach des Abri reicht, er wurde teilweise rekonstruiert. Andere turmartige Bauten sind rund und von geringerer Höhe.

Ich bleibe unter einem schattigen Baum und passe wieder auf die Klamotten der anderen auf. Bei der Abfahrt heute Morgen waren es angenehme 22 Grad, jetzt hat es schon wieder 32 Grad. Heute ist ein Tag der Tiere. Erst diverse Rehe im Park, 2 Schlangen auf der Straße, viele bunte Vögel und ein riesiges Eichhörnchen, ziemlich frech, aggressiv. Es frisst alles Brot vom Boden und springt über Tische und Bänke.

Gegen 14.15 Uhr kommen Rolf und die anderen zurück. Nun wandern wir zum Spruce Tree House.

Spruce Tree House ist die drittgrößte Siedlung, mit 130 Zimmern und 8 Kivas. Es wurde zwischen 1211 und 1278 errichtet. Damals lebten dort ca. 60 - 80 Pesonen. Aufgrund seiner geschützten Lage ist es sehr gut erhalten.

In der Nähe gibt es auch ein Postamt, mit der netten Dame halte ich einen netten Plausch.

Nachdem wir dann noch viele Bilder gemacht haben, geht es zurück ins Tal, auch diese Fahrt ist ein Traum, ein herrlicher Überblick über die Landschaft und der Blick geht weit, bis hin auf die schneebedeckten San Juan Mountains. In Cortez suchen wir einige Geschäfte auf, Radio Shack, Big R, den Safeway und einen Liquor-Store. Dann verziehen wir uns mit unseren Einkäufen in den City Park und machen Picknick. Es gibt Hühnchen, Oliven, Melone, Brot, alkoholfreies Bier. Wir sehen Schilder mit der Warnung: Fire Ban!

Gegen 19 Uhr sind wir zurück im Hotel, nach 88 Meilen (142 km) und 11 Stunden. Duschen, Relaxen - dann sitzen wir wieder vor unserem Zimmer, bei Bier und Wein und lassen den schönen Tag Revue passieren.

Mesa Verde (Grüner Tafelberg) National Park - 2.134 m
Der Park schützt ca. 4.000 archäologische Stätten, insbesondere die erst Ende des 19. Jahrh. vollständig erforschten gut erhaltenen Felsbehausungen vorkolumbischer Anasazi-Stämme. Mesa Verde ist ein dicht bewaldeter und zerklüfteter Tafelberg, der an seinen höchsten Punkten eine Höhe von fast 2.600 m erreicht. Auch wenn die ältesten Felsbehausungen nicht viel älter als 800 Jahre sind, wurde der Grüne Tafelberg bereits im 6. Jahrh. von den Anasazi besiedelt.

Jene frühen Bewohner von Mesa Verde, von denen nicht bekannt ist, woher sie kamen, leb-ten zunächst in einfachen Grubenbauten und verteilten sich weitflächig auf kleine Dörfer. In den folgenden 500 Jahren verfeinerten sie ihre Baukunst und errichteten mit mehrstöcki-gen Lehm- und Steinbauten die ersten größeren Indianersiedlungen. Diese wiesen bereits die sog. Kivas auf, große Gemeinschaftsräume, die auch für zeremonielle Veranstaltungen genutzt wurden. Etwa ab dem frühen 12. Jahr. zogen die Anasazi in die Schluchten der Mesa Verde, um in den Steilhängen die heute bekannten Felsbehausungen zu errichten. Unter überhängenden Felswänden entstanden imposante Wohnkomplexe. Toten wurden einfach über die Klippen in den Abgrund geworfen

Die Anasazi - deren Bauten etwa im 16. Jahrhundert erstmals von den Navajo entdeckt wurden und von denen sie auch ihren heute allgemein verbreiteten Namen erhielten - erreichten in der Zeit um 1200 ihren kulturellen Höhepunkt. Auch wenn sich trotz jahrzehn-telanger Ausgrabungen und Forschungen die ganze Geschichte der auf dem Tafelberg lebenden Anasazi nicht mehr eindeutig und vollständig rekonstruieren lässt, lassen gefundene Gebrauchsgegenstände einige Rückschlüsse auf ihren Alltag zu. So waren die Bewohner von Mesa Verde ausgezeichnete Töpfer und Korbflechter; zu ihren Erzeugnissen gehörten neben Töpfen, Trinkgefäßen und Schöpfkellen auch solche Gegenstände, die vermutlich zu zeremoniellen Zwecken benutzt wurden. Man geht davon aus, dass das Handwerk insbesondere von Frauen ausgeübt wurde und die Fertigkeiten von den Müttern an die Töchter weitergegeben wurden. Die Töpferzeugnisse wurden in dieser Blütezeit mit geometrischen Strukturen verziert. Es finden sich außerdem relativ einfache Beispiele für Felsgravierungen, die menschliche Formen darstellen.

Die Anasazi verfügten seinerzeit bereits über hervorragende Bewässerungssysteme, die ihnen zum Anbau von Mais, Bohnen und Paprika verhalfen. Beispiel für ein Staubecken ist der Mummy Lake, der einen Teil von Far View bildet. Weitere Nahrungsquelle war die Jagd der Männer, die auf Grund der zu überwindenden Höhenunterschiede durch das zerklüftete Mesa Verde beschwerlich gewesen sein dürfte. Bald nach der Errichtung der Cliff dwellings begann eine langsame Entvölkerung. Die Gründe sind bis heute unklar. Vielleicht spielte auch eine zunehmende Dürre eine Rolle, die ihren Höhepunkt zwischen 1275 und 1299 erreichte. Sie verschlechterte die Lebensverhältnisse wie Anbau, Holzgewinnung und Jagd, wie sich an der immer kritischer werdenden Ernährung nachweisen läßt. Um 1300 n. Chr. war der Raum von Mesa Verde praktisch menschenleer.
1888 suchten Charlie Mason und Richard Wetherill, beides Cowboys aus Mancos, nach verirrten Rindern und entdeckten die verlassenen Häuser unter tiefen Abris. In den folgenden Jahren widmete Wetherill sich der Erforschung vieler Ruinen der Anasazi und unter-nahm zahlreiche Ausgrabungen. Nachdem Gustaf Nordenskiöld, ein schwedischer Forscher rund 600 Überreste nach Schweden geschickt hatte, wurde am 29. Juni 1906 zum Schutz der Anasazi-Siedlungen der heute kulturhistorisch bedeutsamste Nationalpark der Vereinigten Staaten gegründet. Er wurde am 6. September 1978 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Cliff Palace ist die größte Felsbehausung Nordamerikas, liegt in einer 27 m tiefen und 18 m hohen Felswand-Nische und besteht aus ca. 200 Räumen, neben 23 Kivas. Es wird daher angenommen, dass sich die Lebensgemeinschaften über mehrere Räume erstreckten und dass einige der Räume der Einlagerung dienten.

Die Gegend in und um Mesa Verde war die Heimat der Ute-Indianer. Sie überwinterten in den warmen, tiefen Schluchten. Doch die alten Siedlungen betraten sie nie, sie galten und gelten ihnen als Heiligtümer. Der heutige Ute Montain Tribal Park grenzt an den Mesa Verde NP, entlang des Mancos-Flusses. Er ist ein Ort für Entdecker und Träumer. Ute Reiseleiter liefern auf Wunsch den Besuchern Hintergrundinformatinen über die Menschen, die Kultur, die Geschichte des Parkes.

Die Ute sind ein Volk amerikanischer Ureinwohner, das aus mehreren miteinander ver-wandten Stämmen besteht und ursprünglich aus der Region des Great Basin stammt. Ihr Stammesgebiet, das sie Nootuvweep ("Land des Volks, d.h. Unser Land") nannten, erstreckte sich vom Osten des heutigen Utah bis in den Westen Colorados sowie in den Nor-den Neu Mexikos. Heute beschränkt sich ihr Siedlungsgebiet weitgehend auf die drei Ute-Reservate sowie ein Reservat der Südlichen Paiute, in denen insgesamt noch etwa 7.000 Stammesmitglieder leben. 3.000 Ute wohnen außerhalb. Der Name Ute bedeutet "Land der Sonne" und stand Pate für den Namen des Bundesstaates Utah. Sie selbst bezeichneten sich als Nuciu oder Noochew ("das Volk"), die Pluralform von nuci oder nooch ("Mensch" - "Person").

In Colorado finden sich 15 Nationalparks, in den gesamten USA fast 400. Mesa Verde NP erzählt viel über die Geschichte der Ancestral Puebloans, die Vorfahren der heutigen Pueblo Indianer am Rio Grande River, der Zuni in New Mexico und der Hopi in Arizona.

Weitere Bilder siehe unter www.harley-rolf.de

Gesehen beim neuen Visitor Center im Mesa Verde NP

Gesehen beim neuen Visitor Center im Mesa Verde NP

Ganz schön frech

Ganz schön frech

Zurück nach Cortez

Zurück nach Cortez

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 8.135 Meilen = 13.097 km. Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer - www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 11.07.2013
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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