USA 2013 - Teil 1 - Südwesten

Reisezeit: Juni / Juli 2013  |  von Uschi Agboka

Von Georgetown nach Greeley, Colorado

Berthoud Pass, 3.446 m

Berthoud Pass, 3.446 m

Lake Granby

Lake Granby

Rocky Mountains NP

Rocky Mountains NP

Rocky Mountains NP

Rocky Mountains NP

Fall River Center - Rolf ruht sich aus, während Doris und ich auf Shopping-Tour sind

Fall River Center - Rolf ruht sich aus, während Doris und ich auf Shopping-Tour sind

17. Tag Greeley, Colorado

Samstag, 22. Juni 2013
17. Tag Greeley, Colorado Super 8 Motel

Georgetown / Berthoud Pass / Trail Ridge Road - Rocky Mountain National Park / Fall River Canyon / Big Thompson River Canyon / Greeley
Gefahrene Meilen: 170 (274 km) - 5 ¼ Stunden

Das Hotel ist total überteuert. Es stinkt nach Chemie. Ich habe rasende Kopfschmerzen am Morgen. Außerdem bin ich ziemlich wütend. An meinem neuen Handy ist der Pin gesperrt, Puk wird verlangt und der liegt natürlich Zuhause. Rolf meint, durch Drücken im Rucksack habe sich das Handy eingeschaltet und div. Nummern gedrückt. Jetzt kann ich erst einmal nicht die versprochenen Karten schreiben und SMS senden. Einfach blöd.

Um 6.30 Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Dann fahren Rita und Chris auf dem schnellsten Wege über die Autobahn nach Greeley zum Harley-Dealer, Reifen wechseln. Es ist ziemlich frisch heute Morgen, 16 Grad. Gegen 7.45 Uhr fahren Doris und wir los. Zunächst über den Berthoud Pass, 3.446 m hoch.

Der Berthoud Pass ist ein Gebirgspass im Zentrum von Colorado. Der Pass liegt auf der Grenze von Clear Creek County und Grand County und verläuft zwischen den Städten Fraser und Idaho Springs. Über den Berthoud Pass führt die Kontinentale Wasserscheide.
Die Kontinentale Wasserscheide ist ein Gebirgskamm in Nord- und Zentralamerika, der die Einzugsgebiete jener Flüsse voneinander trennt, die in verschiedene Ozeane fließen. Dabei handelt es sich um den Pazifik (nach Westen), den Arktischen Ozean (nach Norden) und den Atlantischen Ozean über den Golf von Mexiko (nach Südosten). Der größte Teil der Wasserscheide folgt dem Gebirgskamm der Rocky Mountains. Sie beginnt in Kap Prince of Wales in Alaska und verläuft zunächst nach Osten in das kanadische Territorium Yukon und dann in südlicher Richtung nach British Columbia, wo sie die Grenze zur Provinz Alberta bildet. Danach verläuft sie über Montana, Wyoming, Colorado und New Mexico in den Vereinigten Staaten bis nach Mexiko und Mittelamerika entlang des Gebirgskamms Sierra Madre Occidental. Der Wasserscheidepunkt mit Abfluss in alle drei Ozeane ist der Triple Divide Peak im Glacier-Nationalpark in Montana. Wenn man die Hudson Bay, deren Zuordnung zum Atlantischen Ozean oder dem Arktischen Ozean umstritten ist, dem Atlantik zuordnet, gibt es noch eine weitere dreifache Wasserscheide im Columbia-Eisfeld in Kanada. Eine weitere Besonderheit im Verlauf der Wasserscheide ist das Great Divide Basin in Wyoming: Hier teilt sie sich südlich des South Pass in zwei Arme, die ein abflusslo-ses Gebiet von ca. 10.000 km² Fläche einschließen. Das Great Divide Basin liegt somit innerhalb der kontinentalen Hauptwasserscheide. Entlang der kontinentalen Wasserscheide verläuft der Continental Divide Trail, ein 5.000 km langer Fernwanderweg zwischen Mexiko und Kanada.

Weiter geht die Tour über Winter Park, Fraser, Tabernash, durch Winter Park Highlands. Der Ort Winterpark ist ein mondäner Wintersportort, Granby hingegen, 1904 gegründet, ist ein hübscher kleiner Ort, inmitten der Rocky Mountains, zwischen Front Range und den Never Summer Mountains. Wir folgen nun dem HW 34 East - der Trail Ridge Road. Am Lake Granby machen wir Halt. Es ist 9 Uhr.

Der Granby Damm (91 m hoch, 262 m lang) staut hier den Colorado River. Dies gehört zum Colorado-Big-Thompson-Projekt. Dies besteht aus mehr als 120 Wasserläufen und 60 Staubecken, welches jährlich 320.000.000 m³ Wasser vom Colorado River auf der Westseite der Kontinental-Scheide speichert, reguliert und zum Big Thompson River auf der Ostseite der Rocky Mountains leitet. Dieses komplizierte Bewässerungssystem, eigentlich gedacht für die Landwirtschaft, liefert auch Wasser für die Städte, Fort Collins, Loveland, Longmont, Boulder und Greeley. 11 Kommunen erhalten Wasser für privaten und industriellen Verbrauch. Außerdem dient es zur Gewinnung von Elektrizität, zur Schaffung neuer Naherholungsgebiete.

Lake Granby, das zweitgrößte Gewässer in Colorado, mit 40 Meilen (65 km) Küstenlänge, bildet ein durchgehendes Gewässer mit Shadow Mountain Reservoir und Grand Lake, dem tiefsten und größten natürlichen See in Colorado. Grand Lake wird von den Ute Indianern Spirit Lake genannt. Weil das Wasser sehr kalt ist, nehmen sie an, dass dort die Seelen der Verstorbenen wohnen und darum meiden sie den See.

Grand Lake ist eine historische Bergstadt im Herzen der Rocky Mountains und das westliche Tor zum Rocky Mountain National Park, den wir um 9.15 Uhr erreichen. Es sind 12 Grad! Ein Fuchs und eine Maus laufen vor uns über die Straße.

Der Rocky Mountain NP war früher Gebiet der befeindeten Ute und Arapaho Indianer. Shoshone oder Snake Indianer kamen nur sporadisch in die Rocky Mountains. Die Ute kamen ursprünglich aus der Region des Great Basin, wo sie als Nomaden ausschließlich von der Großwildjagd lebten. Sie betrieben keinen Ackerbau. Die Ute gelangten als einer der ersten Stämme in den Besitz von Pferden, die sie im Handel mit den spanischen Entdeckern eintauschten oder stahlen. Die nun völlig veränderte Mobilität führte zu einer Veränderung der Gesellschaft der Ute. Es gab zu Konflikten mit anderen Stämmen, besonders den Arapaho, Cheyenne und den Dine (Navajo). Sie verbündeten sich mit den Comanchen, um die Apachen in den Südwesten zurück zu drängen. Später wurden sie selbst von den verbündeten Comanchen aus der Prärie in die Berge von Colorado und Utah gedrängt. Die Ute blieben gegenüber den Weißen, besonders gegenüber den Spaniern, meist feindlich gesinnt. Obwohl sie als aggressives Volk galten, standen sie der amerikanischen Regierung freundlich gegenüber und unterstützten diese in den Feldzügen gegen die Comanchen, Apachen und Kiowa. Die Gesellschaftsstruktur der Ute war polygam, Männer konnten mit mehreren Frauen zusammen leben. Ihr Glaube war schamanistisch, die Schamanen nahmen einen hohen Rang im Volk der Ute ein. Mit dem Bären fühlten die Ute sich eng verbunden, der "Bärentanz" war nach dem "Sonnentanz" das wichtigste soziale und religiöse Ritual der Ute. Heute leben noch ca. 10.000 Ute in den Reservationen in Utah und Colorado. Ute bedeutet "Land der Sonne" und stand Pate für den Namen des Bundesstaates Utah.

Die Arapaho lebten in historischer Zeit in den Großen Ebenen am Osthang der Rocky Mountains in Colorado und Wyoming. Sie waren eng mit den Cheyenne und den Sioux befreundet. Arapaho Indianer waren Reiter, Jäger, Krieger. Sie hielten sich jeden aus den Kriegen mit den USA heraus. 1865 wurden sie Opfer des Sand Creek Massakers, als Colo-nel Chivington das Lager von Cheyenne und Arapaho auslöschte, das eigentlich unter dem Schutz der Regierung stand. Die Überlebenden flohen nach Wyoming und baten die Shoshone um Land. In der Schlacht am Little Bighorn River kämpften sie 1876, zusammen mit Lakota und Cheyenne, gegen die 7. US-Kavallerie unter George A. Custer. Auch für die Arapaho ist der "Sonnentanz" ein wichtiges Ritual. Heute leben ca. 6.000 Arapaho in Wyoming und ca. 11.000 in Oklahoma.

Wir befinden uns auf der Trail Ridge Road, der höchsten durchgehend asphaltierten Autostraße in den USA. Sie durchquert den Rocky Mountain NP von Grand Lake bis Estes Park, über den Milner Pass, 3.279 m und erreicht ihre max. Höhe von 3.713 m nahe dem Fall River Pass, 3.595 m und dem Iceberg Pass, 3.604 m. Die Straße ist im Winter geschlossen und oft noch im Frühjahr oder Frühsommer, dies ist abhängig von der Schneedecke. Wir überqueren den Milner Pass und kommen zum Poudre Lake, auch in diesem Jahr ohne Eis.

Hier verläuft die Continental Divide. Jeder Regentropfen westlich der kontinentalen Wasserscheide fließt über den Colorado River in den Pazifik, jeder Tropfen östlich fließt über den Poudre Creek, Platte River, Missouri und Mississippi in den Golf von Mexico und somit in den Atlantik.

Am Alpin Center sehen wir einige große Elks. Toll, diese mächtigen Tiere zu beobachten. Es weht ein starker Wind hier oben und es ist saukalt. Auch in diesem Jahr ist der Park sehr grün, es blühen viele Wildblumen.

Gegen 11 Uhr erreichen wir das Fall River Visitor Center, 2. 511 m, wo wir Pause machen. Hier gibt es viele Infos über die im Park lebenden Tiere und Pflanzen. Und natürlich darf ein Shop nicht fehlen. Und ganz raffiniert, wenn man zur Toilette will, muss man durch den ganzen Shop laufen. So wird doch der eine oder andere animiert, etwas zu kaufen. Auch Doris und ich können nicht widerstehen. Rolf macht es sich in der Zwischenzeit auf einer Bank gemütlich und beobachtet die vorbei laufenden Menschen.

Die Fahrt geht weiter über Sheep Meadows, einer Wiese, auf der sich die Bighorn Schafe des nahen Gebirges notwendige Mineralien holen. Man darf dort nur sehr langsam fahren. Bei der Ausfahrt am Fall River Center vermeidet man die nervige Durchfahrt durch Estes Park. Der Fall River Canyon ist wildromantisch mit schönen Holzhäusern, blühenden Gärten am Flussufer. Am Estes Lake vorbei geht es in den wild zerklüfteten Big Thompson River Canyon, der vom Big Thompson River beherrscht wird. Auch in diesem Jahr führt er viel Wasser. Der Big Thompson River ist ein ca. 127 km langer Nebenfluss des South Platte River.

Am 31. Juli 1976 wurde der Big Thompson Canyon von einer Flutwelle des Big Thompson Rivers getroffen, die durch ein Gewitter in der Nähe verursacht wurde. Während dieses Gewitters fielen innerhalb von 4 Stunden bis zu 300 Millimeter Regen. Gegen 21 Uhr stieg der Wasserspiegel im Fluss auf eine Höhe von über 6 Metern an, das Wasser strömte mit einer Geschwindigkeit von etwa 6 Meter pro Sekunde talwärts. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Fluss eine Abflussmenge von bis zu 1.000 m³ pro Sekunde, viermal mehr als bisher jemals aufgezeichnet wurde. Insgesamt wurden durch die Flutwelle 143 Menschen getötet, fünf von ihnen wurden niemals gefunden, 400 Autos und 418 Häuser wurden zerstört. Des Weiteren wurde der parallel zum Fluss verlaufende U.S. Highway 34 in weiten Teilen durch die Flut und Geröllmassen zerstört. Im an diesem Tag ebenso zerstörten Viestenz-Smith Park sind heute noch die Ruinen des Wasserkraftwerkes und der Generatoren zu sehen. In dem Kraftwerk wurde seit 1925 bis zu der Flut elektrischer Strom am Ufer des Big Thompson River produziert. Der Park wurde inzwischen wieder aufgebaut, das Kraftwerk nicht.

Wenn wir heute durch den Canyon fahren, kann man sich die o. g. Zerstörungen durch den Fluss kaum vorstellen. Der Anfang des wildromantischen Canyon bei Estes Park ist durch hässliche Häuser total verschandelt. Erst nach und nach sieht man die Schönheit des Canyon. Natürlich müssen wir fotografieren, obwohl man im Canyon kaum halten kann, der HW 34 ist hier eng und sehr kurvig. Und es herrscht hier immer sehr reger Verkehr.

Vor Loveland kommen wir am "Devil's backbone" vorbei, das ist ein schöner Gebirgsrücken, der ein tolles Wandergebiet ist. Der Rocky Mountain NP gehört auch mit zu den schönsten Wandergebieten im Westen der USA. In Loveland ist wie immer viel Verkehr und wir müssen oft an roten Ampeln halten, ätzend, denn es ist inzwischen sehr warm geworden.

In Greeley angekommen (12.45 Uhr) wird zunächst einmal getankt, ehe wir in unser Hotel fahren - Super 8. Wir waren heute 5 ¼ Stunden unterwegs und sind 170 Meilen ( 274 km) gefahren. Im Hotel ist alles vorbereitet und so können wir uns nach dem Abladen sofort in unsere Zimmer verziehen. Rolf und ich sortieren die Dinge aus, die wir in bis zum Rückflug in unseren Koffern lassen wollen. Um 14 Uhr fahren wir zu unserem Harley-Dealer. Doris muss das Motorrad zurückgeben. Rolf hat einige Dinge beim Service zu besprechen und wir quatschen ein bisschen mit den Leuten. Dann fahren wir mit dem Motorrad zum Hotel zurück. Doris folgt uns zu Fuss mit ihrem Koffer. Im Hotel sind inzwischen auch Rita und Chris eingetroffen, die noch bei einem Victory-Händler waren. Nun heisst es für Doris packen, denn sie verlässt uns und fliegt morgen nach Deutschland zurück.

Gegen 18 Uhr wandern wir zum Texas Road House, Abschiedsessen für Doris. Die Steaks im Texas Road House sind einsame Spitze, sehr gute Qualität. Wir haben zu viele Brötchen bekommen und müssen die im Dogybag mit ins Hotel nehmen. Doris gibt zum Abschied Margaritas für uns aus, die haben es in sich. Um 20.30 Uhr sind wir zurück im Hotel. Rolf, Rita, Chris und Doris gehen noch zum WalMart einkaufen. Ich mache es mir in der Zeit im Hotel bequem, schreibe, Füße hochlegen und relaxen. Die letzten Tage waren wir fast täglich 10-12 Stunden bei großer Hitze unterwegs, das schlaucht ganz schön.

Insgesamt sind wir auf diesem ersten Teil der Tour in den US-Bundesstaaten Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada und Utah ca. 3.700 Meilen = 5.957 km gefahren.

Der zweite Teil der Tour ist unter USA - Teil 2 Nordwesten zu finden.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de

Big Thomson River Canyon

Big Thomson River Canyon

Texas Roadhouse - Rolf schmecken die Erdnüsse wie es scheint

Texas Roadhouse - Rolf schmecken die Erdnüsse wie es scheint

Sonnenuntergang in Greeley

Sonnenuntergang in Greeley

Wir verabschieden uns von Doris, die nach Deutschland zurück fliegt.
Rita und Chris werden uns (Rolf und Uschi) auf dem 2. Teil der Reise - Nordwesten - weiter begleiten.

Wir verabschieden uns von Doris, die nach Deutschland zurück fliegt.
Rita und Chris werden uns (Rolf und Uschi) auf dem 2. Teil der Reise - Nordwesten - weiter begleiten.

© Uschi Agboka, 2014
Du bist hier : Startseite Amerika USA Von Georgetown nach Greeley, Colorado
Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 8.135 Meilen = 13.097 km. Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer - www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 11.07.2013
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors