USA 2013 - Teil 1 - Südwesten

Reisezeit: Juni / Juli 2013  |  von Uschi Agboka

Von Flagstaff nach Las Vegas, Nevada

Route 66

Route 66

Vor Angel's Barber Shop - Seligman

Vor Angel's Barber Shop - Seligman

Seligman

Seligman

Rita mit der Corvette - Hackberry General Store - Route 66

Rita mit der Corvette - Hackberry General Store - Route 66

Damentoilette Hackberry General Store - Route 66

Damentoilette Hackberry General Store - Route 66

In der Umgebung von Hackberry General Store - Route 66

In der Umgebung von Hackberry General Store - Route 66

Route 66

Route 66

Kingman - Route 66

Kingman - Route 66

Netto Lokal, Kingman - Route 66

Netto Lokal, Kingman - Route 66

9. Tag Las Vegas, Nevada

Freitag, 14. Juni 2013
9. Tag Las Vegas, Nevada Hotel Excalibur

Flagstaff / Route 66 / Ash Fork / Seligman / Hackberry / Kingman / Hoover Dam / Las Vegas
Gefahrene Meilen: 282 (454 km) - 10 Stunden

Der Wecker schellt um 5.30 Uhr. Ich setze mich nach draußen und schreibe einige Postkarten, die Luft ist frisch und kühl, sehr angenehm. Um 7 Uhr fahren wir zum Grand Canyon Cafe, zum Frühstück.

Um 8.30 Uhr starten wir, Interstate 40 West, ca. 1 Stunde folgen wir dem "Purple Heart Trail". Ab Ash Fork befahren wir die historische Route 66.

Um 10 Uhr sind wir in Seligman. Natürlich halten wir an Angel's Barber Shop. Bewunderswert, was dieser alte Herr in den vergangen Jahren geschaffen hat. Angel (geboren 1927) und sein Bruder Juan Delgadillo, zwei Originale, die schon zu Lebzeiten Legende waren, brachten die Route 66 zurück ins Leben. Durch das persönliche Engagement der beiden Brüder, ihrer Familien und Freunde ist die Route 66 besonders in Seligman lebendiger denn je. Rita, Doris und ich machen einige Einkäufe in dem schönen Geschäft. Viele Artikel sind "Made in USA", was wir sehr begrüßen. Die Preise sind angemessen, kein "Touristenaufschlag", was auch sehr erfreulich ist.

Seligman ist ein kleiner Ort in Arizona. Seine Lage an der ehemaligen Route 66 machte ihn nach der Rückbesinnung über die Bedeutung dieser alten Ost-West Verbindung zu einem touristischen Anziehungspunkt. Der Ort nennt sich selbst "Geburtsstätte der historischen Route 66". Zwischen 1889 und 1891 wurde Seligman von zwei Familien aus den Südstaaten gegründet, die nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg ihren Besitz verloren hatten und daraufhin nach Westen gezogen waren. In dem weitgehend unbewohnten Gebiet südlich des Grand Canyon im heutigen Arizona fanden sie eine neue Heimat. Sie übernahmen das Gebiet des heutigen Seligman von den Cherokee-Indianern. Nachdem der Interstate Highway 40 fertiggestellt war, wurde Seligman wie viele andere Orte an der Route 66 über Nacht vom Durchgangsverkehr dieser wichtigen Ost-West-Verbindung abge-schnitten. Für die meisten Orte an der Route 66 mit ihren Motels, Restaurants und Tankstellen waren die Durchreisenden jedoch der Hauptwirtschaftsfaktor. Viele Orte verfielen zusehends. Mit der Nostalgiewelle um die alte Route 66 als Amerikas "mother road" Ende der 1980er Jahre, rückte der kleine Ort Seligman in den Blickpunkt weltweiten Interesses.

Eines der besterhaltenen und besonders malerischen Teilstücke der alten Straße beginnt, von Osten kommend, in Seligman und führt nach Kingman, über den verschlungenen Sitgreaves-Pass weiter nach Oatman und zum Colorado-Ufer bei Topock. In Seligman befindet sich das originelle Schnellrestaurant Delgadillo's Snow Cap Drive-In, das von Juan Delga-dillo 1953 eröffnet wurde und inzwischen Kultstatus erreicht hat. Bis zu seinem Tod am 2. Juni 2004 unterhielt er seine Gäste mit originellen Sprüchen und lustigen Späßen.

Sein Bruder Angel Delgadillo, einer der Initiatoren und Mitbegründer der Route 66 Association, betrieb nebenan jahrzehntelang den örtlichen Friseursalon, der zu einem Treffpunkt von Route-66-Enthusiasten aus der ganzen Welt wurde und heute vor allem als Andenkenladen dient.

Es ist schon wieder sehr heiß, als wir Seligman verlassen und weiterfahren. Am Straßenrand sehen wir einen toten Coyoten, ein totes Reh und ein totes Stinktier. Schade, um die schönen Tiere. Die Strecke ansonsten ist herrlich, violette Verbenen als Bodendecker und violette Disteln säumen die Straße. Die hier besonders auffällig primitiven Strommasten lassen uns den Kopf schütteln. Unser nächster Halt ist um 11.45 Uhr in Hackberry's General Store. Eispause für uns, denn es ist sehr heiß. Unsere Mitreisenden sind begeistert von all den alten Dingen, die hier zusammengetragen wurden.

Entgegen der Namensgebung ist dieser General Store zwar auch ein Geschäft, aber in erster Linie eines der schönsten - wenn nicht das beste - Museum über die historische Route 66. Wenn man auf die große Parkfläche vor dem Store auffährt, fallen einem unzählige Antiquitäten, Sammelstücke und Raritäten aus den 1950er und 1960er Jahren ins Auge. Der Blickfang ist eine leuchtend rote Chevrolet Corvette aus dem Jahr 1956, die tagsüber vor dem Eingang des Museums unter dem schützenden Vordach ausgestellt ist. Sie gehört den Besitzern John und Kerry Pritchard, die 1998 mit dieser Corvette die Route 66 entlang fuh-ren, den alten General Store sahen und ihn spontan kauften.

Hackberry General Store wurde 1934 errichtet, als der nahe Ort Hackberry jenseits des Schienenstrangs mehr und mehr wuchs. Als die Route 66 an Bedeutung zunahm, übernahm der General Store die Versorgung der Reisenden mit Benzin und Proviant. Interstate 40 kürzte schließlich den kurvigen Straßenabschnitt zwischen Kingman und Seligman ab und beendete damit die Existenzgrundlage des Stores, der 1978 geschlossen wurde. In den frühen 1990er kam der exzentrische Künstler und Hippie Bob Waldmire zum verlassenen General Store und begann, seine Kunstwerke zu verkaufen. Bob war kein unbeschriebenes Blatt in der Geschichte der Route 66. Sein Vater erfand die Cozy Dogs, eine Art Hot Dog am Stiel, und andere Mitglieder seiner Familie betreiben auch heute noch das berühmte Cozy Dog Drive-In in Springfield/Illinois. Für die Route 66 interessierte sich Bob seit den späten 1960ern. Seit dieser Zeit bereiste er die Straße mit seinem VW-Van, verkaufte seine Bilder in Form von Postkarten, Stickern, Postern und Karten. Die Postkarten kann man heute als Reproduktionen entlang der ganzen Route 66 kaufen. 1992 teilte Bob mit, er würde den Hackberry General Store wiedereröffnen. Er kaufte das Gebäude und renovierte es, malte die alten Schilder neu und fegte den Parkplatz. So entstand das International-Bio-regional Old Route 66 Visitors Center. Als das Visitor Center seine Türen öffnete, bot es den Besuchern die Möglichkeit, eine eindrucksvolle Sammlung von Karten, Büchern, Straßenschildern und Relikten, die mit der historischen Route 66 im Zusammenhang standen, zu bewundern. Dabei gestaltete er eine Wand als Erinnerung an seinen Vater.

1998 zog es Bob aber wieder zurück nach Chicago/Illinois; die Einheimischen mochten den seltsamen Künstler nicht besonders, und er war es leid, sich von ihnen hänseln zu lassen. Außerdem war das Dach des Gebäudes undicht geworden. Als dann John und Kerry Pritchard durch Zufall vorbei kamen und anboten, das Dach zu flicken, verkaufte er das Visitor Center an das Ehepaar aus Washington. Der Erwerb gab ihnen einen Platz, um ihre Sammlung an Route 66 Erinnerungsstücken aus 35 Jahren auszustellen und den Store zu erweitern. John ist außerdem ein Oldtimerfan und legt im Gegensatz zum künstlerisch veranlagten Vorbesitzer mehr Wert auf das Geschäft - und natürlich alles, was mit den geliebten alten Autos zu tun hat.

In den Fernsehnachrichten sehen wir, dass in den Oststaaten der USA verheerendes Wetter herrscht, 300.000 Menschen sind ohne Strom. Außerdem hat eine ältere Dame einen Einbrecher, der in ihr Haus eindrang, erschossen.

Weiter geht die Fahrt. In der Luft beobachten wir einen Condor, der von mehreren kleinen Vögeln attackiert wird, er flüchtet. Was das wohl zu bedeuten hat? Um 13 Uhr erreichen wir Kingman, bei 33 Grad. Im "Mr. D'z, Route 66 Diner", machen wir Pause. Es gibt Kaffee, etwas Kühles und Suppe für die Männer.

Kingman liegt am östlichen Rand der Mojave-Wüste. Die Stadt bildet an der Kreuzung von Interstate 40, HW 93 und Route 66 einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt vor Las Vegas und Laughlin. Die Geschichte der Stadt ist eng mit der Eisenbahn verbunden. Kingman entstand 1882 an einer Ausweichstelle für Züge. Die Santa Fe Railway errichtete 1907 den ersten Bahnhof. Heute liegt die Ortschaft an der Bahnlinie von Flagstaff nach Needles. Die Strecke wird von der BNSF unterhalten und ist ein bedeutender Korridor im Güter- und Personenverkehr zwischen dem Mittleren Westen und Kalifornien. Die Santa Fe gehört zu den ersten US-Bahnen, die Diesellokomotiven einsetzten (1937), womit die Nöte mit der Versorgung von Dampfloks mit Wasser in den Wüstengebieten vom Tisch waren.

Weiter geht die Tour, auf der Interstate 93. Wir kommen nach Nevada, es sind inzwischen 44 Grad. Am Hoover Dam legen wir einen Besichtigungsstopp ein.

Interessant ist die Mike O'Callaghan-Pat Tillman Memorial Bridge. Es gibt einen Parkplatz, leider kaum Schatten vorhanden. Von dort führt ein Zugang auf die Brücke (auch für Rollstuhlfahrer!), so dass man von oben einen wunderbaren Blick auf die Talsperre hat. Während ich auf die Motor-räder und Gepäck aufpasse, machen sie die anderen auf zu der Besteigung der Brücke. Die Wartezeit verkürze ich mir mit Lesen der verschiedenen Info-Tafeln, die ausführlich über die Brücke berichten.

Die Mike O'Callaghan - Pat Tillman Memorial Bridge, auch bekannt unter dem Namen Hoover Dam Bypass und Colorado River Bridge, ist eine Brücke über den Colorado River auf dem U.S. Highway 93 in der Nähe der Hoover-Talsperre. Sie verbindet Arizona und Nevada. Die Brücke sollte ursprünglich 2008 fertiggestellt werden. Aufgrund eines Unwet-ters stürzten jedoch zwei Baukräne um, sodass der Fertigstellungstermin auf 2010 verschoben wurde.

Ihren Namen hat die Brücke von Mike O'Callaghan (23. Governor of Nevada, 1971-1979), Mike O'Callaghan verlor im Korea Krieg (1950-1953) einen Teil seines linken Fußes und wurde für seine Leistungen in der US Air Force mit mehreren Auszeichnugen geehrt. Mike O'Callaghan starb im Alter von 74 im Jahre 2004.

Der zweite Namensgeber Pat Tillman (Profi-Football Spieler bei den Arizona Cardinals 1998-2001) beendete im Juni 2002 auf-grund des Anschlages vom 11. September 2001 seine Profi-Football Karriere und trat den Army Rangers bei. Patrick Daniel "Pat" Tillmann starb 2004 im Alter von 27 Jahren bei einem Feuergefecht "friendly fire = Beschuss durch eigene Truppen" in Afghanistan.

Mike O'Callaghan sowie Pat Tillman wurden für ihre Leistungen für die Vereinigten Staaten von America (USA) mit dem Silver Star und Purple Heart ausgezeichnet.

Der Bau der Brücke begann in Ansätzen 2003, der eigentliche Bau begann 2005. Fertiggestellt wurde die Brücke im Jahr 2010. Die Brücke ist die erste aus Beton und Stahl-Verbundwerk erbaute Bogenbrücke in den USA. Sie ist 579 m lang und hat eine Spannweite von 320 m. Die Fahrbahn liegt 270 m über dem Colorado River und verfügt über 4 Fahr-spuren. Die Brücke hat den breitesten Betonbogen in der westlichen Hemisphäre und ist die zweithöchste Brücke in USA, nach der Royal Gorge Bridge. Das Hoover Dam Bypass Projekt hatte ein Budget von 240.000.000 Dollar, davon für die Brücke 114.000.000 Dollar. Während der Bauarbeiten wurde ein Arbeiter getötet. Der erste Selbstmord passierte am 7. April 2012. FBI Leute waren nicht in der Lage, dies zu verhindern. Seither wird dort alles stark überwacht.

Der Hoover-Staudamm befindet sich auf der Grenze zwischen Nevada und Arizona im Black Canyon. Sein Absperrbauwerk ist kein Staudamm, sondern eine Staumauer. Sie staut den Colorado, der hier die Grenze zwischen Arizona und Nevada bildet, zum Lake Mead auf. Der aufgestaute See weist eine Fläche von 69.000 Hektar, eine Länge von ca. 170 km und eine maximale Tiefe von ca. 180 Metern auf. Mit seinem Speicherinhalt von rund 35 Milliarden Kubikmetern ist er der größte Stausee der USA. Der Lake Mead, umrahmt von den Black Mountains, ist ein riesiges Erholungsgebiet. Der Hauptzweck der Staumauer ist die kontrollierte Wasserabgabe in Arizona, Nevada und Kalifornien. Ein weiterer Zweck ist die Gewinnung elektrischer Energie. Durch den Verkauf von Strom refinanzierte sich das Projekt und trägt die laufenden Wartungskosten selbst. Gebaut wurde die Hoover-Staumauer zwischen 1931 und 1935 als Bogengewichtsmauer mit einer Höhe von 221 Me-tern und einer oberen Dicke von ca. 14 Metern. Die untere Dicke beträgt 201 Meter. Die Staumauer besteht aus rund 2,6 Millionen Kubikmeter Beton und 43.500 Tonnen Stahl. Die Stadt Las Vegas verdankt der Staumauer ihr heutiges Aussehen, denn nur durch das rund 50 km entfernte Bauprojekt, für das Tausende von Arbeitern (ca. 16.000!) benötigt wurden, wurde aus der 1905 gegründeten, kleinen Wüstensiedlung die heutige Spielermetropole. Im für die Arbeiter und ihre Familien gebauten Boulder City waren Glücksspiel und Alkohol verboten, so dass es viele der Arbeiter in ihrer Freizeit in das nahe gelegene Las Vegas zog, das so innerhalb kurzer Zeit immer mehr Bars und Casinos zu bieten hatte.

Nach der Besichtigung kurz noch etwas Trinken und dann weiter bis nach Las Vegas, dort kommen wir um 17 Uhr, nach 10 Stunden, 282 Meilen (454 km) an. Wir sind alle fix und alle, denn das Einchecken dauert mal wieder endlos lange. Und der Bellman, der unser Gepäck mit einem Wagen transportiert, haut uns mächtig übers Ohr, doch wir sind zu müde zum Streiten.

Gegen 19 Uhr treffen wir uns alle und gehen endlose Walkways zum Luxor. Dort haben wir "All you can eat Büffet" als Dinner, das ist hervorragend. Es gibt Weißwein (2 Gläser 6 Dollar) und Softdrinks. Alle sind sehr zufrieden und satt. Gegen 21 Uhr machen wir noch einen Spaziergang auf dem Strip, ich verziehe mich jedoch bald aufs Zimmer, da mir Las Vegas zuwider ist.

Auch bei diesem Besuch empfinde ich die Stadt als dekadent und überflüssig. Enorm viel Energie und Wasser wird verschwendet, für Spieler und Touristen. 90 % des Wasser kommt aus dem Lake Mead. 1999 war der Stausee zum letzten Mal vollständig gefüllt, seither ist der Wasserspiegel um mehr als 30 m gesunken. und der Wasservorrat wird max. noch 20 Jahre reichen. Die Trinkwasserknappheit - ausgelöst durch die Wasservergeudung, die Bevölkerungsexplosion und den expandieren Tourismus (mehr als 40 Mio. jährlich!) zwang die Stadt, drei Water-Waste-Investigators (Water Cops) im Las Vegas Valley einzustellen. Wasserverschwendung etc. wird streng bestraft. Die Bewegung "Stopp den Weiterbau von Las Vegas" unterstütze ich seit langem.

Ein kritischer Fernseh-Bericht, der sich mit der Arbeitswelt in Las Vegas auseinandersetzt, zeigt Menschen, die, vor kurzem noch in Lohn und Brot, nun in Katakomben unter der Stadt hausen, denn Leben kann man das nicht nennen. Die Arbeitslosenquote liegt bei ca. 14 % und ist eine der höchsten in den USA, ebenso die Obdachlosenanzahl, mehr als 100.000 Menschen! So weist Las Vegas auch die höchste Selbstmordrate der USA auf. Und in einer auf Statistiken des FBI basierenden Liste des Forbes-Magazins wird Las Vegas als die viertgefährlichste Stadt der USA bezeichnet.

Gegen 22 Uhr sind alle zurück - und sie haben auch genug von Las Vegas.

Las Vegas ist die größte Stadt in Nevada. Sie ist vor allem wegen ihrer großen Anzahl an Kasinos bekannt. Ihre Einwohnerzahl auf 340 Quadratkilometer beträgt ca. 700.000, die Agglomeration breitet sich auf über 1.200 Quadratkilometer aus und hat insgesamt mehr als zwei Millionen Einwohner. Las Vegas - Der Name stammt aus dem Spanischen und bedeutet "Die Auen" oder "Die Wiesen". Das ist schon makaber zu nennen.

Las Vegas ist ein global bedeutendes Touristikzentrum, in das jährlich etwa 39 Millionen Touristen reisen. Derzeit wird etwa ein Viertel des Umsatzes in Kasinos erzielt, drei Viertel entfallen auf Eintrittskarten für Shows, Souvenirs und Luxusartikel. Neben den Kasinos prägen die Shows den öffentlichen Charakter der Stadt. Zu den in Las Vegas tätigen Künst-lern zählten und zählen Musiker wie Elvis Presley, The Rat Pack mit Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin, Céline Dion, Johnny Cash, Elton John und Illusionisten wie Siegfried und Roy, David Copperfield, Criss Angel oder der Cirque du Soleil. Die Stadt ist auch für ihre große Anzahl an Hochzeitskapellen ("Wedding Chapels") bekannt, da Nevada unkomplizierte Eheschließungs- und Scheidungsgesetze hat.

Als erster Europäer, der das Gebiet des heutigen Las Vegas erreichte, gilt Rafael Rivera, der 1829 als Kundschafter einer Handelskaravane auf dem Old Spanish Trail nach Los Angeles eine Alternativroute suchte. Aufgrund der artesischen Quellen und der damit verbundenen Vegetation in der ansonsten trockenen Wüstenregion nannte er den Ort Las Vegas (span. "Die Auen").

Die erste Siedlung wurde 1854 von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) gegründet, aber schon drei Jahre später wieder aufgegeben. Mitte der 1860er Jahre errichtete die US-Armee das Fort Baker. Durch seine Quellen wurde Las Vegas zu einem wichtigen Zwischenstopp für Wagentrecks und die Eisenbahn auf ihrem Weg zwischen Kalifornien im Westen und New Mexico im Osten. 1903 verkaufte die Rancherwitwe Helen Stewart für 55.000 US-Dollar einen Großteil ihres Farmgrund-stücks an die Eisenbahngesellschaft, die es aufgrund der regen Nachfrage parzellierte und am 15. Mai 1905 für insgesamt 265.000 US-Dollar an Spekulanten und Investoren verstei-gerte. Die Stadt Las Vegas war damit offiziell gegründet.

Mit dem Bau des Hoover-Staudamms von 1931 bis 1935 und der Legalisierung des Glücksspiels in Nevada 1931 wurde der Grundstein für das schnelle Wachstum der Stadt gelegt. Der Mobster Bugsy Siegel setzte Anfang der 1940er Jahre mit dem Bau der ersten Hotels mit integriertem Spielkasino eine Entwicklung in Gang, die bis heute anhält. In den 1950er Jahren kamen zahlreiche Besucher in die Stadt, welche die Atombombentests sehen wollten, die in der Nähe der Stadt auf der Nevada Test Site in der Wüste stattfanden.

In dieser Zeit stieg der Einfluss der US-amerikanischen Cosa Nostra; zahlreiche Hotels wurden von ihr kontrolliert. Teile der Gewinne der Kasinos wurden von den Gangstern abgeschöpft, bevor sie versteuert werden konnten, und landeten bei den Familienbossen, die fernab der Stadt aus Städten wie z. B. Chicago oder Miami die Kasinos kontrollierten. Das National Crime Syndicate hatte Las Vegas sozusagen zur offenen Stadt erklärt; d. h., im Vergleich zu anderen Städten gehörte Las Vegas nicht einer "Familie" oder einem Verbrecher-Clan, sondern in ihr durfte sich jeder geschäftlich engagieren. Pikanterweise hatten die Bosse die Baukosten ab 1960 aus dem neu gegründeten Pensionsfonds der Transportarbeitergewerkschaft der Teamsters finanziert; insbesondere gilt dieses Vorgehen für die Rückkehr der Cosa Nostra nach Vegas in den 1970er Jahren, die über Strohmänner abgewickelt wurde. So kaufte z.B. Allen Glick 1974 für 63 Millionen US-Dollar aus Gewerkschaftsmitteln zwei Kasinos. Der Kontakt wurde dabei über offizielle Kanäle der Teamsters zu Frank Balistrieri geleitet, dem Cosa-Nostra-Boss von Milwaukee, der dann Nick Civella kontaktierte und der Fondsverwalter Roy Williams dann praktisch nur noch unterschreiben musste. Insbesondere gilt diese Form der Finanzierung für die Kasinos Aladdin, Circus Circus, The Sands, Dunes und Tropicana. Dieser Umstand und das "Skimming" der Kasinos wurden aufgedeckt. Spätestens als am 14. Februar 1979 ein illegaler Geldkurier aus Las Vegas am Flughafen von Kansas City mit zwei 40.000-US-Dollar-Paketen gefasst wurde, waren die korrupten Vorgänge endgültig aufgeflogen, und eine Reihe erfolgreicher Hausdurchsuchungen begann. 1986 wurden weitere Mobster des Chicago Outfit, Jackie Cerone, Joseph Auippa, Nick Civella und Carl DeLuna, wegen der finanziellen Abschöpfung der Kasinos in Las Vegas in Höhe von 2 Mio. US-Dollar verurteilt. Es mussten neue Eigentümer für die Kasinos gefunden werden. Diese Rolle übernahm Howard Hughes, der die bis heute gängigen Business-Modelle einführte und die Gangster langsam verdrängte. In den 1970ern und 80ern galt die Stadt jedoch als zunehmend heruntergekommen.

Eine Wende leitete Steve Wynn 1989 mit der Eröffnung des Mirage ein, das wieder neue und vor allem sehr zahlungskräftige Kundschaft anlocken konnte. In den letzten Jahren wurde von offizieller Seite versucht, das Image der Stadt von Sin City (Stadt der Sünde) mit Kasinos, Nacktbars und illegaler Prostitution nach City of Entertainment (Stadt der Unterhaltung) zu ändern, da es das Ziel war, die Stadt auch für Familien mit Kindern attraktiv zu gestalten. Trotzdem ist und war diese Entwicklung ambivalent: Während einerseits viele Shows und Hotels familienfreundlich gestaltet wurden, ist die Rotlichtbranche noch immer allgegenwärtig, vor allem durch massenhaft verteilte Werbeflugblätter von Strippern und Prostituierten auf den Straßen. Seit den 1990er Jahren hat Las Vegas einen rasanten Einwohnerzuwachs zu verzeichnen, was darauf schließen lässt, dass die Stadt ihren Ruf erheblich verbessern konnte.

Die meisten der bekannten Hotels konzentrieren sich dabei auf zwei Straßen, den Strip so-wie die Fremont Street. Einige der Hotels stellen Nachbauten von bekannten Orten der Welt dar. Das Hotel Wynn gilt mit 2,7 Milliarden US-Dollar Baukosten als das teuerste Hotel, das erweiterte Venetian Resort Hotel löste Anfang 2008 das MGM Grand Hotel als größtes Hotel der Stadt ab und ist mit über 7.000 Zimmern gleichzeitig auch der größte Hotelkomplex der Welt. Das Hotel Bellagio ist vor allem bekannt durch die berühmten Fountains of the Bellagio, einer viertelstündlich stattfindenden Wassershow mit Springbrunnen und Musik. Außerdem war das Hotel Schauplatz des Filmes Ocean's Eleven. Im Rio All-Suite Hotel and Casino findet jedes Jahr die World Series of Poker statt. Es gibt einen Nachbau des Münchner Hofbräuhauses, das Hofbräuhaus Las Vegas. Bis heute empfängt die Besucher der Stadt am Südende des "Strip" das weltberühmte Willkommensschild "Welcome to Fabulous Las Vegas" aus dem Jahr 1959.

Las Vegas weist die höchste Suizidrate der Vereinigten Staaten auf. Die offizielle Arbeitslosenquote ist mit 13,9 Prozent eine der höchsten in den USA. Las Vegas ist die Stadt mit der höchsten Obdachlosenanzahl in den USA ist. Las Vegas ist eine der Städte, die am meisten unter der Wirtschaftskrise von 2009 gelitten haben.

Weitere Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de

Auf dem Weg zum Hoover Dam - Nevada

Auf dem Weg zum Hoover Dam - Nevada

Unterwegs in Nevada

Unterwegs in Nevada

Hoover Dam

Hoover Dam

Hoover Dam

Hoover Dam

Las Vegas bei Nacht

Las Vegas bei Nacht

Las Vegas bei Nacht

Las Vegas bei Nacht

Wir verlassen Las Vegas - da hat Rolf gut lachen

Wir verlassen Las Vegas - da hat Rolf gut lachen

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 8.135 Meilen = 13.097 km. Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer - www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 11.07.2013
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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