Die Finken in Kambodscha

Reisezeit: November / Dezember 2014  |  von Michael Fink

19.11.14 Siem Reap (Preah Khan; Ta Som; Ta Prohm)

Mittwoch, 19.11.2014
Heute Morgen gehen wir etwas früher zum Frühstück und nehmen unseren Angkorreiseplan mit, um uns unseren heutigen Reiseverlauf noch einmal anzuschauen. Es sind auch heute Morgen schon alle Tische besetzt und setzen uns zu einem Japaner an den Tisch, der am Sonntag mit uns angekommen ist. Wir unterhalten uns mit ihm und erfahren, dass er Reporter bei einer japanischen Zeitung in Tokio ist. Zurzeit recherchiert er für die Übersetzung eines Buches, welches im 12. Jahrhundert in der Umgebung von Angkor Wat spielt. Er erzählt uns, dass er hierfür nur 3 Tage Urlaub hat und dies schon die Hälfte seines Jahresurlaubs ist. Dies ist alles so interessant und wir frühstücken länger als gedacht. Den Reiseplan haben wir auch nicht durchgelesen und wir müssen uns richtig sputen, damit wir um 8:00 Uhr fertig sind. Yan unser Reiseleiter wartet schon auf uns und bevor wir losfahren bezahlen wir ihm den vereinbarten Tourpreis. Wir fahren los und unterwegs fällt Michael ein, dass er unsere Ausweise für Angkor Wat vergessen hat (er wird alt), also zurück. Als wir dann ankommen ist schon richtig was los im Archeological Park. Jede Menge Tuk Tuk Fahrer und Kleinbusse, vorwiegend Chinesen sind heute unterwegs. Unser erstes Ziel ist der Ahnentempel Preah Khan (Heiliges Schwert). Er ist eines der schönsten Klosterheiligtümer im Angkorpark und war der Tempel der Gerechtigkeit. In ihm lebten bis ins 17. Jahrhundert hinein Mönche, die als Richter fungierten und Recht sprachen. Dieses große Heiligtum war insgesamt 515 Gottheiten aus Hinduismus und Buddhismus gewidmet.

Preak Khan

Preak Khan

Danach fahren wir weiter zu einem kleinen umwaldeten Tempel mit Namen Preah Neak Pean. Der Name bedeutet Tempel der sich windenden Schlange. Wir laufen über einen Holzsteg auf die kleine Insel zu. Sie ist jetzt nach der Regenzeit wunderschön anzusehen, da das Wasserreservoir des Barays Jayatataka gut gefüllt ist. Der Tempel steht in der Mitte in einem Wasserbecken und an allen vier Seiten befinden sich Wasserbecken, die die vier Elemente (Feuer, Wasser, Luft und Erde) darstellen sollen.

Neak Pean

Neak Pean

Wir laufen zurück und fahren zu dem nächsten Tempel dem Ta Som Tempel. Dieser Tempel widmete der König seinem Lehrer, den er sehr wertschätzte. Es ist ein kleiner Tempel, der nicht so aufwändig gearbeitet ist, hat aber ein eigenes Flair. Er ist im Bayon - Stil gebaut mit den in vier Richtungen schauenden Gesichtern. Ein alter Banyanbaum (Würgefeige) der seine zahlreichen Wurzeln tief in den Sand gebohrt hat, wächst aus dem östlichen Tor der Tempelmauer heraus.

Ta Som von einer Würgefeige umklammert

Ta Som von einer Würgefeige umklammert

Wir verabschieden uns von dem wunderschönen Tempel und fahren weiter zu dem östlichen Mebon, ein dem Hindugott Shiva geweihten Heiligtum. Es ist aus Ziegelsteinen, Sandsteinen und Gips erbaut und steht auf einer Pyramide aus Laterit (Tuffsteinen). Die von Steinlöwen bewachte Treppe führt auf zwei Terrassen, an deren Ecken jeweils eine große Elefantenfigur steht. Auf der letzten Plattform steht in der Mitte der Haupt-Prasat und vier kleinere Türme bilden ein Quadrat um den Hauptturm.

East Mebon

East Mebon

Vor dem Mittagessen besichtigen wir noch den gut erhaltenen Tempel Pre Rup. Er wurde als Mausoleum und Krematorium errichtet. Er ist genau wie der vorherige Prasat auf einer dreistufigen Plattform aus Laterit errichtet worden. Auf der obersten Terrasse ragen 12 m über dem Boden fünf Prasat (Türme) aus Ziegelstein auf, deren Türstürze und Reliefs aus Sandstein bestehen. Weitere Backsteintürme erheben sich links und rechts des Zugangsweges, die vermutlich als Verbrennungstürme dienten.

Pre Rup

Pre Rup

Nach dieser Besichtigung fahren wir zum Mittagessen in ein Khmer-Lokal, welches sehr gut besucht ist. Heute essen wir mal keinen Reis sondern Nudel mit Gemüse und Hühnerfleisch im Wolk zubereitet. Als Nachtisch Bananenröllchen mit Cashewnuss-Soße und Melone. Als Getränk einen frischen Passionsfruchtsaft und ein Cola. Dieses Lokal war zwar etwas teurer als gestern, aber qualitativ um Welten besser. Sehr, sehr lecker.

Gut gestärkt geht es nun weiter zu dem nächsten Bauwerk des 12./13. Jahrhunderts dem Kloster Banteay Kdei. Er wird z.Zt. gerade renoviert und einige Teile der Anlage sind abgesperrt. Wir werden am Eingangstor wieder von 4 Gesichtern begrüßt, die in die vier Himmelsrichtungen zeigen.
Er ist sehr verfallen und mit Dschungelpflanzen überwuchert. Den Roten Khmer, die sich während des kambodschanischen Bürgerkrieges von 1970 bis 1975 in den Angkor-Bauten verschanzt hatten, diente dieser Tempel als Feldlazarett. Gegenüber diesem Tempel erstreckt sich der Srah Srang, ein mit Lateritblöcken umfasster künstlicher See. Dieser war das königliche Schwimmbad in dem der König vor seinen Meditationsübungen rituelle Waschungen vollzog (sehr lobenswert bei der staubigen Luft).

Banteay Kdei

Banteay Kdei

Wir fahren weiter an dem Tempel Ta Keo vorbei, der komplett aus Sandstein besteht und als Versuchsbau (erster Tempel mit Sandstein gebaut) diente. Wir können ihn leider nicht besichtigen, da er gerade von den Chinesen restauriert wird. Wir halten bei den beiden Tempeln Chau Say Tevoda und Thommanon. Beide Tempel stehen rechts und links der Straße. Der Thommanon Tempel ist dem Hindu-Gott Vishnu geweiht und seine Fassade ist mit fein gearbeiteten Blumenmotiven und Blumenranken geschmückt.

Thommanon

Thommanon

Der Tempel Chau Say Tevoda ist Shiva geweiht und wurde erst kürzlich von den Chinesen restauriert (so sieht es auch aus, die Chinesen können nicht puzzeln). So und nun das Beste zu letzt.

Chau Say Tevoda

Chau Say Tevoda

Mittlerweile ist es schon 16:00 Uhr und wir fahren zum bekannten Dschungel Tempel Ta Prohm (berühmt durch den Film Tomb Raider mit Lara Croft). Hier ist natürlich noch viel los, denn er ist eine der Hauptattraktionen des Archaeological Parks. Jede Menge Reisegruppen wollen wie wir das schöne Nachmittags Licht für Fotos ausnutzen. Ta Prohm wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von dem Franzosen Henri Mouhot wiederentdeckt. Unser Guide Yan führt uns (auch durch verbotene Gänge) durch das imposante Bauwerk. Ich knipse jede Menge Bilder und mache mir so meine Gedanken über die Macht der Natur und der Vergänglichkeit der Bauwerke des Menschen. Das mächtige Wurzelwerk der Kapok- Bäume und der Würgefeigen halten das Mauerwerk umschlungen. Aber Yan erklärt uns, dass der Dschungel nicht nur die Bauwerke zerstört, sondern die Bäume dienen als natürliches Korsett und hielten jahrhundertelang das von Monsunregen und sengender Hitze beschädigte Mauerwerk zusammen.
Dieser Tempel hat durch die Überwucherungen für mich ein einzigartiges Flair, welches durch die gegenwärtigen Restaurationsarbeiten dem Tempel genommen wird.

Ta Prom: Würgefeige "sprengt" und hält die Gemäuer zusammen

Ta Prom: Würgefeige "sprengt" und hält die Gemäuer zusammen

Mit vielen, vielen neuen Eindrücken fahren wir nach 17:00 Uhr in unser Hotel zurück. Wie auch gestern schon bestelle ich mir noch eine Massage nach dem langen Tag. Schön entspannt gehen wir zu Abendessen und lassen den Tag beschaulich ausklingen.

© Michael Fink, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Hallo liebe Verwandte und Freunde, wir sind mal wieder in Asien unterwegs. Kambodscha wollen wir erkunden und hier könnt ihr unsere Erlebnisse nachlesen. Wir werden dieses Tagebuch täglich aktualisieren (hoffentlich). Viel Spaß beim Lesen! Herzliche Grüße Die Finken (Michael+Anette)
Details:
Aufbruch: 13.11.2014
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 08.12.2014
Reiseziele: Kambodscha
Der Autor
 
Michael Fink berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.