Unterwegs am "Banana pancake trail" - einmal durch Südostasien

Reisezeit: Januar - Mai 2015  |  von Nicole W

Vietnam: Saigon - 13.2.-14.2.2015

Von Großstadtschock, Agent Orange und flauem Magen

Nach einer endlos erscheinenden Busfahrt von Mui Ne noch Saigon erreichten wir noch bei Tageslicht Ho Chi Minh City bzw Saigon, wie die Einheimischen es noch immer nennen. Ganz ungewohnt verlief die Busfahrt diesmal in regelrechtem Schneckentempo und quer durch die Pampa, fast erwarteten wir schon, dass der Fahrer aussteigen und nach dem Weg fragen würde
Vom Bus mitten im Backpackerviertel rausgelassen, war in einer der verwirrenden, engen Seitengassen schnell ein günstigesZimmer gefunden (vermutlich illegal...niemand fragte uns nach unseren Pässen, worauf sie üblicherweise drängen...). Kaum auf der Straße winkte uns plötzlich jemand heftig aus einem Lokal zu - ein seit fünf Jahren in der Schweiz lebender Vietnamese, den wir in Mui Ne getroffen hatte! Mitten in der chaotischen Millionenstadt, in der wir uns von der ersten Sekunde unwohl fühlten, klang sein lustiger Schweizer Dialekt umso freundlicher! Nach einem Spaziergang durch die Stadt noch in ein anderes Lokal eingekehrt, grinste er uns auch schon wieder vom Nachbartisch entgegen. Wie klein die Welt doch ist!

Am nächsten Tag stand wieder der Lonely Planet Stadtspaziergang auf dem Progrmm - leider bei weitem nicht so spektakulär wie noch in Hanoi. Der Verkehr in Saigon ist nochmal ein Stück chaotischer als im Norden, oder wir haben es einfach nur bereits verdrängt Das Straßenbild ist weniger ärmlich hier, es gibt viele große Hotels und in manchen Gegenden fuhren mehr Autos als Mopeds - und dann auch noch riesige SUVs. Wenn schon, denn schon...

An jeder Ecke sind mittlerweile auch die Vorbereitungen für das Tet- Fest, das chinesische Neujahrsfest sichtbar. Riesige Blumenmärkte, zu dutzenden werden die typischen Blumen-Bäumchen mit den Mopeds vom Markt heimverfrachtet, Geschenkkörbe werden verkauft, ab und an ist ein chinesischer Drache zu sehen. Am 18.2.2015 beginnt das große Fest ja bereits - da aber auch Fahrpreise und Hotelzimmer nicht selten doppelt so teuer werden und für mindestens 4 Tage alles still stehen soll, versuchen wir eigentlich bis dahin schon in Kambodscha angekommen zu sein.

Am Nachmittag gingen wir noch ins Kriegsmuseum in Saigon. Eine andere Reisende fragte mich später, ob ich den Besuch empfehlen würde, und ich bin wirklich zwiegespalten. In dem Museum werden sämtliche Gräueltaten des Vietnamkrieges aufgezeigt - und zwar nicht nur Waffen und Texte, sondern vor allem Bilder. Fotos geschossen von Reportern, direkt von der Front. Bilder von toten Babys, Kindern und Frauen, leblose Körper auf zerstörten Straßen, zwischen den Ruinen ihrer Häuser. Fotos von um ihr Leben flehenden jungen Männern, die vor ihren Peinigern mit Tränen in den Augen auf die Knie gehen, von Müttern weinend an den Gräbern ihrer Söhne. Von entstellten Körpern, verkümmerten Gliedmaßen, Kindern mit riesigen Tumoren aufgrund des Einsatzes von Agent Orange und ähnlichen Gift durch die Amerikaner. Von den zahlreichen Opfern der Millionen im Land verteilten Minen. Nicht schön anzusehen, und vielleicht bin ich überempfindlich, aber bei mancher Geschichte musste ich mehrmals schlucken, weil es mir so nah ging. Aber - ein Teil der Geschichte des Landes, der nicht zu ignorieren ist, der auch nicht ignoriert werden sollte und dem man als Besucher hier zumindest einen Nachmittag seiner Zeit schenken sollte.

Zwei Stunden nach dem Abendessen begann ich mich an dem Tag auch schon etwas unwohl zu fühlen, und offensichtlich habe ich irgendetwas nicht so recht vertragen. Obwohl alles wunderbar geschmeckt hat, nichts Ungekochtes dabei war, kein Eis oder ähnliche versteckten Fallen, kämpfte ich die ganze Nacht mit heftiger Übelkeit. Am nächsten Morgen war es allerdings auch schon wieder okay, ein wenig flaues Gefühl blieb vormittags, aber die Weiterreise war problemlos möglich! Wenn das jedoch alles bleibt für die nächsten drei Monate, kann ich sehr gut damit leben
Nach dem Frühstück ging es also, wieder mit dem Bus, ins Mekongdelta, wo wir ein Homestay (ausnahmsweise) gebucht hatten!

© Nicole W, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Jede große Reise beginnt mit einem ersten Schritt, das wusste schon Laotse. In diesem Sinne wird eine jahrelange Wunschvorstellung nun endlich doch noch Realität. Job gekündigt, Studium fertig (naja, so gut wie ;-)) , Auto verkauft - jetzt kann es losgehen.
Details:
Aufbruch: 29.01.2015
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 27.05.2015
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Laos
Thailand
Malaysia
Philippinen
Indonesien
Der Autor
 
Nicole W berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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