Unterwegs in der Mitte Deutschlands - Thüringen und seine Schätze

Reisezeit: März / April 2015  |  von Ulrike S.

Auf zu Schiller, Goethe & Co. nach Weimar

Der morgendliche Blick nach draußen versetzt uns einen Schreck: es ist weiß. Somit werden wir mal wieder unfreiwillig zu Wintercampern und kurzzeitig kommt der Gedanke auf, unsere Siebensachen zu packen und die Heimreise anzutreten.
Dann siegt jedoch Weimar und wir starten auf den 70 Kilometer langen Weg in die Stadt der Klassiker. Dort scheint die Sonne und wir ergattern sogar noch eine der wenigen Tageskarten für die Anna-Amalia-Bibliothek. Wer kommt bei diesem Wetter auch schon auf die Idee für kulturelle Ausflüge

Ein Rundgang durch die wunderschöne Stadt bei kaltem Wind bringt uns vorbei an Goethes und Schillers Wohnhäusern, am Nationaltheater, an einem Wurst-Imbiss und in eine wunderschöne Boutique, wo ich ganz zufällig einen schicken Mantel erstehe

Die Herzogin Anna-Amalia-Bibliothek

Die Anna-Amalia-Bibliothek ist schließlich der Höhepunkt des Tages. Im Reiseführer steht zu lesen, dass Eintrittskarten für Einzelpersonen besser lange Zeit im Voraus zu buchen sind. Umso mehr freuen wir uns natürlich, spontan eine Karte zu ergattern.
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist eine Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zur Spätromantik. Bei einem verheerenden Brand im September 2004 wurde der Dachstuhl zerstört und mit ihm etliche wertvolle Bücher durch Hitze und Löschwasser beschädigt. Allerdings konnten während des Brandes auch 28.000 Bücher gerettet werden, darunter eine Luther-Bibel aus dem Jahr 1534. Im Jahr 2007 konnte die Bibliothek wieder eröffnet werden.
Die Restaurierungsarbeiten sind heute in einer sehenswerten Ausstellung dokumentiert. Highlight ist jedoch der Rokkokosaal, den wir nur in Filzpantoffeln betreten durften.

Die dunkle Seite Weimars - das ehemalige KZ Buchenwald

Nach diesem kulturellen Highlight steht noch ein weiterer Besuch in Weimar an. Was uns bis zu unserer Reise nach Thüringen überhaupt nicht bewußt war ist die Tatsache, dass gleich vor den Toren Weimars das ehemalige KZ Buchenwald liegt. Eher zufällig lesen wir davon im Reiseführer und obwohl wir historisch interessiert sind, war dies geographisch bei uns nicht verortet. Kaum zu glauben, dass hier der Freigeist der Klassiker und das Grauen der NS-Zeit so nah beieinander liegen. Der Besuch der Anlage gehört deshalb fast schon zum Pflichtprogramm, zumal der 70. Jahrestag der Befreiung des KZs in wenigen Tagen bevor steht und am selben Abend im TV der Film "Nackt unter Wölfen" mit einer anschließenden Dokumentation über das KZ gezeigt wird.
Wir sind gleichermaßen beeindruckt wie auch deprimiert, als wir die Ausmaße der Anlage auf dem Ettersberg wahrnehmen. Kurzfristig können wir uns noch einer Führung anschließen. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte bringt uns die Geschichte sehr eindrücklich nahe, so dass wir diesen Ort tief bewegt in der Hoffnung verlassen, dass solche Gräueltaten nie wieder begangen werden. Nicht in unseren Breitengraden und nirgendwo sonst auf der Welt.

Ein Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen KZs Buchenwald hinterlässt Spuren

Ein Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen KZs Buchenwald hinterlässt Spuren

Die Rückfahrt durch Schneeschauer verläuft dann auch eher schweigsam und nachdenklich.
Trotzdem lassen wir diesen in mehrfacher Hinsicht beeindruckenden Tag mit einem Abendessen im Forsthaus Thiemsburg ausklingen und bekommen endlich die thüringer Küche bei Rostbrätl und Bratwurstschnecke auf Kraut zu verkosten.

© Ulrike S., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Zum Auftakt in die Campingsaison 2015 hatten wir uns die Mitte Deutschlands ausgesucht. Zehn Tage waren wir unterwegs auf geschichtsträchtigen Spuren, zu kulturellen Schätzen und in grandioser Natur
Details:
Aufbruch: 25.03.2015
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 04.04.2015
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Ulrike S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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