Zwischen Seealpen und Côte d`Azur

Reisezeit: September / Oktober 2015  |  von Ralf Beelitz

Les Parfums des Grasse

Zügig geht es auf der gut ausgebauten N85 über Digne-les-Bains und den Col de l’Orme (742) südwärts. Wir erreichen bald darauf den Col des Leques (1.148). Nördlich von Castellane gelegen, ist dieser Pass Teil der Route Napoléon. Diese folgt der Strecke, die Napoleon nach seiner Rückkehr von Elba 1815 auf seinem Marsch nach Paris einschlug. Hinter der schroffen Felslandschaft der Clue de Taulanne führt die Straße auf mittlerer Höhe am steilen Abhang entlang. Ich fühle mich fast in den Vercors versetzt. Unsere Tour wird jäh ausgebremst, als sich eine Schafsherde auf der Straße breit macht und den Asphalt zur Rutschbahn werden lässt.

Über zahlreiche Kehren, von denen wir immer wieder schöne Aussichten über das Tal haben, erreichen wir das Örtchen Castellane, über dem auf einem imposanten Felsen die Kapelle Notre-Dame du Roc thront. Am schattigen Marktplatz legen wir eine Pause in einem der Cafés ein und genießen bei Crêpes, Croissants und dem obligatorischen Café au Lait das französische Flair. Entspannung pur für die Seele!
So gestärkt geht es über die recht unspektakuläre Passhöhe des Col de Luens (1.054) und den Pas de la Faye (984) zum Col du Pilon (782). Ein Stopp auf der Passhöhe ist lohnenswert, bietet diese doch einen herrlichen Ausblick bis zur Küste des Mittelmeeres und auf unser heutiges Ziel - Grasse, die „Stadt der Düfte“ und „Welthauptstadt des Parfums“.

Zwar wachsen längst nicht mehr alle benötigten Blüten an den Hängen des Hügels, auf dem die Stadt thront, doch mehr als 30 Parfümfabriken gibt es noch. Die Stadt wurde auch als Handlungsort des Romans „Das Parfum“ bekannt. Am Rande der Altstadt ist schnell ein Parkplatz gefunden. Die Gassen sind eng, oft nur wenige Meter breit. Sonnenstrahlen schaffen es nur mühsam hinab auf den Gehweg. Viele der Häuser stammen noch aus dem Mittelalter. Crêperien, Bistros, Blumenläden und natürlich zahlreiche Parfümerien reihen sich aneinander. Fragonard, Galimard, Molinard - Grasse wartet mit großen Namen auf. Auch die beste Sozia der Welt verschwindet kurz in einem der Dufttempel, während ich vor der Tür an einem Bistrotisch geparkt werde. Strahlend taucht meine Sozia irgendwann wieder auf.
Im kleinen Weiler Pont du Loup wartet bereits unsere Unterkunft, die „Auberge des Gorges du Loup“. Hier sind wir die einzigen ausländischen Gäste. Das macht sich in der Küche bemerkbar - wir haben selten so gut französisch gegessen.

© Ralf Beelitz, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Tief eingeschnittene Täler und Schluchten wechseln sich in der Haute-Provence mit einsamen Hochebenen und steilen Berggipfeln ab. Hier läuft manches beschaulicher; der Massentourismus hat das Hinterland der Provence noch nicht erreicht. Vor allem in der Nachsaison ist in den zahlreichen Dörfern der Haute-Provence kaum etwas los. Dazu ein beständiges, sonniges Klima; beste Voraussetzungen also für interessante Touren durch eine faszinierende Landschaft.
Details:
Aufbruch: 19.09.2015
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 03.10.2015
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Ralf Beelitz berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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