Frage an Radio Eriwan: Wie schön ist Armenien?

Reisezeit: Juli / August 2018  |  von Peter Belina

Sewansee

Frage an Radio Eriwan

Frage an Radio Eriwan:
"Werden Radio-Eriwan-Witze honoriert?"

Radio Eriwan antwortet:
"Im Prinzip ja, von 30 Jahren bis lebenslänglich."

Bevor es losgeht noch ein kurzes Bad.

Bevor es losgeht noch ein kurzes Bad.

An der alten Seidenstraße

Erstes Etappenziel nach einem guten Frühstück ist die Selim-Karawanserei, etwas unterhalb des 2.530 Meter hohen Selimpasses. Der Legende nach starb an dieser Stelle ein junger Mann auf dem Weg zu seiner Liebsten auf der anderen Seite des Passes in einem Schneesturm. Damit das anderen nicht ebenfalls passiert, ließ dessen Vater diese Karawanserei errichten. Der tatsächliche Grund für den Bau der Karawanserei dürfte profaner gewesen sein, schließlich liegt der Pass an einer der Hauptstrecken der alten Seidenstraße. Dort war Platz für die Güter und die Pferde, es gab eine Schlafstatt und etwas zu Essen.

Hier übernachteten früher die Reisenden mit ihren Pferden, Mulis oder Eseln.

Hier übernachteten früher die Reisenden mit ihren Pferden, Mulis oder Eseln.

Wildblumen soweit das Auge reicht

Ein paar Kilometer hinter dem Pass erwartet uns ein Wanderguide für eine kleine Querfeldeinwanderung durch den hier recht sanften kleinen Kaukasus. Landschaftlich sicher nicht so spektakulär wie die Alpen, die Anden oder der Himalaya, zeichnet sich dieses Gebirge vor allem durch seinen extremen Blumenreichtum aus. Wir durchwandern unendliche Blumenwiesen, begegnen Bergbauern, die mit einfachsten Mitteln die Wiesen mähen, sei es mit Sense oder Rasenmäher. Wir reden hier sichtbar Wiesen von 200 oder 300 Quadratmeter sondern über unendliche Weiten. Die nicht nur gemäht werden müssen, sondern auch noch zusammengerecht. Mitteleuropa ist halt doch weit weit weg.

Das dürfte allerdings auch einer der Gründe für die unglaubliche Vielfalt bei Flora und Fauna sein.

Spannend: Nach der Heuernte sind die Wiesen übersät von Schnecken.

Alte Grabsteine

Am Sewansee besuchen wir das Hajravank-Kloster, sehr schön am See gelegen auf der Noratus-Halbinsel den größten Friedhof Armeniens. Der größte Teil der Gräber ist mehrere hundert Jahre alt. Wohin die Menschen verschwunden sind, die damals ihre Toten hier begraben haben, weiß man nicht. Als sich vor gut 100 Jahren Westarmenier nach der Flucht aus der Türkei hier niedergelassen haben, lebte hier niemand mehr.

Friedhof auf der Naratus-Halbinsel. Hier geht es zu weiteren Reisereportagen...

Friedhof auf der Naratus-Halbinsel. Hier geht es zu weiteren Reisereportagen...

Der See liegt auf 1.900 Metern Höhe und ist 1.277 Quadratkilometer groß. Auch hier leider wieder etliche leerstehende Riesenkästen aus der Sowjetzeit und Bauruinen von Häusern, die nie fertig gebaut wurden.

On the road again

Nach der Besichtigung wartet noch eine knapp zweistündige, endlos lange Fahrt auf uns, immer am See entlang. Ursprünglich hätten wir im Best Western übernachten sollen, unweit der Halbinsel gelegen. Der Reiseveranstalter hat sich dann relativ kurzfristig umentschieden, ihm wird auch nicht entgangen sein, dass dieses Hotel zuletzt in den gängigen Portalen grottenschlechte Beurteilungen erhalten hat. Danke!

Die lange Fahrt wird belohnt

Die lange Fahrt hat sich gelohnt, uns erwartet das Hotel Avan Marak Tsapatagh, ein Luxus-Resort der Tufenkian Heritage-Guppe.

Who, for the fuck, is James Tufenkian?

James Tufenkian, der diese Hotelkette ebenso gegründet hat wie ein Unternehmen, das hochwertige Teppiche herstellt, ist in den USA geboren und nahm nach dem Jurastudium eine Auszeit, um durch die Welt zu reisen.

So entstand die Idee einer Inkarnation des klassischen Orientteppichs . Ihm schwebte die Kombination aus modernen Designs und Branding, kombiniert miut handwerklicher Tradition. Dazu brauchte er einen Partner, den er in einem anderen Kulturkreis und einer weit entfernten Region (Nepal) fand. Tsetsan Gyurman hatte den Traum, das Leben der Handwerker im Unternmehmen spürbar zu verbessern. Per Handschlag gründete er 1985 gemeinsam mit seinem Partner das Unternehmen Tufenkian.

Inzwischen ist eine kleine, aber Hotelkette dazu gekommen mit eher kleinen, aber absolut feinen Häusern. Als Tufenkian zum ersten Mal nach Armenien kam, dem Land seiner Vorfahren, war er infiziert von der Schönheit des Landes. Es entstand der Wunsch, dieses Geheimnis mit anderen Menschen zu teilen, die Geburtsstunde der Tufenkian Heritage Hotels. Ziele der Hotels: Ein einzigartiges Maß an Komfort und eine ausgesprochene armenische Gastfreundschaft. Die Einrichtung wird von Handwerkern in alter armenischer Tradition errichtet, verwendet werden dabei Materialien wie Eisen oder Basalt.

Zeit, den Werbeblock zu beenden, der eigentlich keiner ist. Ich fand die Biografie des Mannes, der in Armenien einiges auf die Beine gestellt hat, einfach so spannend, dass ich sie Euch nicht vorenhalten wollte. Ob auf den offiziellen Homepages mehr als üblich geschönt wird, kann ich nicht beurteilen. Beurteilen kann ich aber, dass das Hotel am Sevansee zu den absolut interessantesten zählt, in denen ich je übernachtet habe. Bestätigen kann ich auch die absolut ungewöhnliche Innenarchitektur und die ausgesprochene Freundlichkeit der Mitarbeiter.

Das Avan Marak Tsapatagh: Ein kleines, aber nobles Haus mit gerade einmal 39 Zimmern mit Swimmingpool, Sauna und Hot Tub. Als ich an der Rezeption frage, wo es zur Sauna geht, klärt mich die Mitarbeiterin auf, dass die Sauna erst aufgeheizt werden müsse, in ca. einer Stunde stehe sie aber gerne für mich bereit. Nach zwei Saunagängen und einem längeren Aufenthalt im Hot Tub im strömenden Regen fühle ich mich wunderbar relaxt. Anschließend noch zusammen mit ein paar der anderen ein Bierchen an der Bar, bevor es ins „Zimmer“ geht, mit Wohnzimmer und Bad unten und einem Schlafzimmer oben. By the way: Das Bier war mit 350 Dram (1 EUR= ca. 550 Dram) das bisher billigste in einem armenischen Restaurant.

© Peter Belina, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wie schön Armenien ist, werde ich bei meiner gut zweiwöchigen Rundreise durch Armenien feststellen: Ein facettenreiches Eriwan, der große Servansee, die Berge und Täler des Kaukasus, alte Festungen und Klöster warten ebenso auf mich wie die Armeenier, ein freundlicher Menschenschlag, wie man so hört...
Details:
Aufbruch: 16.07.2018
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 01.08.2018
Reiseziele: Armenien
Argentinien
Der Autor
 
Peter Belina berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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