Reise um die Welt

Reisezeit: September 2018 - September 2019  |  von Sabine C

Nach Riga

Nach dem Passieren der Grenze von Estland nach Lettland in strömendem Regen habe ich das Gefühl zurück in Russland zu sein. Die Straße ist schlecht und hat keinen Seitenstreifen. Die Natur ist wieder wild. Es wird russisch gesprochen. In Südestland habe ich nur noch estnisch gehört. In Viljandi ist mir ein Prospekt mit einem estnisch-lettischen Radweg in die Hände gekommen. Ihm möchte ich bis kurz vor Riga folgen. In Lettland verliere ich ihn sofort. Das wird mir noch öfter passieren.
Valmiera und Sigulda sind meine Stationen. Schöne Städte! Städte, die Tradition ausstrahlen. Nur mit dem Radweg klappt es nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Und nach einem weiteren Tag abwechselnd auf enger Landstraße und Sandstraße bin ich ziemlich erschöpft, fahre die letzte Etappe mit dem Zug nach Riga und entscheide mich dafür, von Riga über Stockholm nach Danzig mit dem Schiff zu fahren. Mein Visum ist nur noch bis zum 16. August gültig. Ich kann es nicht mehr rechtzeitig bis Kaliningrad schaffen, um auf dem Landweg ohne Umweg nach Polen zu kommen. Das neue elektronische Visum für Kaliningrad, das man unkompliziert im Internet beantragen kann, erfordert Ein- und Ausreise am selben Grenzübergang. Also keine Option für die Durchreise mit dem Rad. So hätte ich auf jeden Fall eine Fähre aus dem Baltikum genommen, um über Schweden nach Polen überzusetzen.

Auch in Silgulda steht ein Klavier im Bahnhof

Auch in Silgulda steht ein Klavier im Bahnhof

Riga

Nach Tallinn hat es Riga nicht leicht bei mir. Schon die Zugfahrt hat mir schlechte Laune gemacht, nachdem in Estland alles so perfekt war. Ohne Hilfe kann ich mein Rad nicht in den Zug heben. In Riga auch nicht hinaus. Immerhin eine Hauptstadt. Und es gibt zwar ein paar Fahrradwege, aber mit der einen oder anderen steilen Treppe. Riga hat eine schöne historische Altstadt mit touristischer Infrastruktur und ist ebenfalls überfüllt mit Touristen. Am Wochenende wird das Stadtfest gefeiert.
Ich schließe mich einer deutschsprachigen Führung an. Auch in Riga hat lange die deutsche Oberschicht, die durch die religiösen Orden ins Land gekommen ist, das kulturelle Leben bestimmt. Riga war zur Zeit der Hanse ein bedeutender Handelsplatz. Über St. Petersburg wird da nur gespottet. Peter der Große hätte Riga gebraucht. Auch während der Zeit der russischen Herrschaft von 1715 bis 1921 haben die Deutschen ihre Privilegien behalten.
Anschließend unterhalte ich mich mit einem älteren deutsch-lettischen Mann, der abwechselnd in Deutschland und Lettland lebt. Er zeigt mir die Grünanlagen der Stadt und das Jugendstilviertel. Er geht auf den Konflikt mit der russischen Bevölkerung in Lettland ein. Ca. 25% der Bewohner von Lettland sind Russen, die nach Ende der Sowjetzeit im Land geblieben sind. Sie haben den Status von Nichtbürgern mit weitgehenden Rechten - z.B. dauerhaftes Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis - aber sie dürfen nicht wählen. Die Letten wären nicht gut auf die Russen zu sprechen. Zu tief säße die Erfahrung aus der Sowjetzeit, als viele Letten deportiert oder umgebracht worden. Er erzählt, dass es Russen in Lettland gibt, die sich die Sowjetzeit zurückwünschten, als die Letten nichts zu sagen hatten.
Die soziale Situation in Lettland wäre angespannt. Der Mindestlohn liegt bei 2,70 Euro. Die Mieten in Riga wären sehr hoch und es gäbe Familien, die nur ein Zimmer zur Verfügung haben. Warum es so große Unterschiede zwischen Estland und Lettland gäbe, frage ich. Die Esten hätten eine enge Verbindung zu Finnland und würden von Finnland unterstützt. Die estnische Sprache gehört zu den finnisch-ugirischen Sprachen, während lettisch eine slavische Sprache ist. Letten und Esten haben eine verschiedene Herkunft. Schon zu Sowjetzeiten hätte Estland einen höheren Standard gehabt.

Blick auf Riga

Blick auf Riga

10000 Jahre alte Ausgrabung

10000 Jahre alte Ausgrabung

© Sabine C, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Verkehrsmittel werden Fahrrad, Schiff, Zug und Bus sein. Es ist ein langgehegter Traum von mir, die Welt zu umrunden und dabei kein Flugzeug zu benutzen.
Details:
Aufbruch: 30.09.2018
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: September 2019
Reiseziele: Deutschland
Frankreich
Spanien
Marokko
Brasilien
Argentinien
Uruguay
Chile
Peru
Ecuador
Mexiko
Japan
Südkorea
Russland / Russische Föderation
Estland
Lettland
Schweden
Polen
Der Autor
 
Sabine C berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
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