Motorradreise Chile, Argentinien, Bolivien und Peru.

Reisezeit: Januar - April 2019  |  von Daniel Trebess

Peru: Die lange Fahrt zum Cotahuasi Canyon

Auf Reisen läuft nicht immer alles nach Plan

Auf Reisen läuft nicht immer alles nach Plan, soviel ist klar. Gestern war einer dieser besagten Tage. Mit der Einschätzung, dass die Anfahrt zum Cotahuasi Canyon mit dem eigenen Fahrzeug kein Problem sei, sollte ich gründlich daneben liegen. Nach einer schönen Zeit in Yanque beim Colca Canyon bin ich gestern um 8:00 Uhr zu meinem nächsten Etappenziel aufgebrochen, dem Cotahuasi Canyon.
Der Canyon ist Luftlinie nur ungefähr 145 Km weit vom Colca Canyon entfernt, die zu fahrende Distanz betrug laut meinem Navigationsgerät 338 Km. Die Fahrzeit war mit 5:31 Stunden angegeben. Da ich die peruanischen Straßenverhältnisse in den letzten Tagen bereits kennengelernt hatte, ging ich von einer Fahrtzeit von 7-9 Stunden aus. Die Fahrt begann unspektakulär. Auf einer geteerten Straße schraubte ich mich auf Serpentinen in die Höhe der Anden. Nach ungefähr 30 Minuten wurde die Straße holpriger und zunehmend anstrengend zu befahren. Unzählige Schlaglöcher, kleine und große Pfützen, zigfach überspülte Straßen und Waschbrettpisten lösten einander ab. Der ständige Versuch so etwas wie eine Ideallinie zu finden, blieb stets erfolglos. Für die ersten 130 Km benötigte ich 6 Stunden. An einer überspülten Straße war die Strömung so stark, dass nicht viel gefehlt hätte und ich wäre im Wasser gelandet. Zum Glück bin ich, mit Ausnahme der Füße ,trocken durch die Furte gekommen. Die Landschaft in der ich mich bewegte war zweifelsohne wieder umwerfend schön und monumental, allerdings verlor ich den Blick dafür je mehr mir die Zeit davonlief. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als eine Straße auf der es möglich ist voran zu kommen. Und siehe da, wie aus dem nichts tauchte plötzlich eine Straße von einer Qualität auf, wie wir sie in Deutschland nur noch selten finden.. Das Glück hielt allerdings nur 2-3 Km, danach war wieder alles beim Alten. Die Höhe, auf der ich fuhr, bewegte sich zwischen 3800 - 4900 Meter. Irgendwann war sie dann da, die geteerte Straße die sich in kleinen Serpentinen durchs Gebirge wand. Für ungefähr 30 Km wurde mir diese Freude zu teil bis folgendes Geschah. Die Dämmerung deutete sich bereits an, als mein Navigationsgerät bitte Wenden und nach 400 Metern links abbiegen signalisierte. Ich konnte mir das absolut nicht erklären, schließlich gab es nichts wo ich hätte abbiegen können. Ich hielt kurz an und sah mir die Route auf dem Display des Navigationsgeräts an. Anschließend nahm ich mein Handy und kontrollierte die Route mithilfe der App mapsme. Da beide Systeme in ihren Angaben übereinstimmten, wendete ich und sah nach 400 Meter linker Hand die Stelle, an der ich hätte abbiegen sollen. Es handelte sich um eine schlammige Piste auf der daheim nur Landwirte mit Traktoren fahren würden. Es waren noch ungefähr 80 Km bis zu meinem gebuchten Hotelzimmer und einer heißen Dusche. Ich hoffte darauf, die Schlammpiste würde schnell in eine geteerte Straße übergehen und fuhr los. Nach einem Kilometer tauchte ein Wasserloch auf das so groß war, dass ich mich nicht traute es zu durchfahren. Bei dem Versuch es zu umfahren, blieb ich augenblicklich im Schlamm stecken. Alle Versuche mein Motorrad zu befreien blieben ohne Erfolg. Ich takelte das Gepäck ab und unternahm einen neuen Versuch- Fehlanzeige. Ich bin zwar darauf eingestellt, jederzeit eine Nacht spontan Zelten zu können, hier allerdings ließ sich beim besten Willen kein Zelt errichten. Als letztes fiel mir eine Technik aus dem Endurosport ein. Dabei wird das festsitzende Motorrad auf den Boden gelegt und anschl. im liegen in die gewünschte Position gedreht. Danach richtet man das Bike wieder auf und schiebt und fährt zugleich. aus dem Dreck heraus. Diese Technik funktionierte zum Glück tadellos und das Motorrad war wieder frei. Nachdem ich mein Gepäck wieder aufgetakelt hatte war es bereits dunkel. Ich war völlig verdreckt, die Temperatur lag knapp über Null Grad und nach vorne ging es nicht weiter. Ich beschloss die Nacht wild zu Zelten und fuhr zurück auf die geteerte Straße, von der ich zuvor abgebogen war. In den Stunden zuvor hätte ich an beinah jedem Ort eine traumhafte Stelle zum Zelten finden können aber wo ich sie brauchte, wollte sich einfach kein geeigneter Platz mehr finden lassen. . Die Straße schlängelte sich in endlosen Serpentinen bergab. Dunkelheit und heftiger Nebel erschwerten mir die Suche zusätzlich. Wenigstens stiegen die Temperaturen auf angenehme 14 Grad. Nach 1,5 Stunden Suche und 13 Stunden auf dem Motorrad fand ich endlich ein halbwegs geeignetes Plätzchen. Mit Blasen an den Händen vom vielen fahren errichtete ich mein Lager in an einem Ort namens Pampa Blanka. Ich kochte Tee und aß zu Abend. Am nächsten morgen verschaffte ich mir einen genauen Lageüberblick und plante eine andere Route zu fahren, die mich mit 24 Stunden Verspätung an mein Ziel bringen sollte.

Rückblickend habe ich folgendes aus der Situation gelernt. In Peru, besonders zur Regenzeit, kann ich mich nicht blind auf mein Navi verlassen. Die Wege auf die es mich schickt gibt es zwar, ob sie befahrbar sind steht jedoch auf einem anderen Blatt. Ab sofort plane ich meine Routen unter Zuhilfenahme einer herkömmlichen Papierkarte und lasse mich von meinem Navi auf der analog geplanten Route lenken. Die Kombination von Navigationsgerät, den Apps mapsme und IOverlander sowie einer Übersichtskarte aus Papier halte ich für optimal. Das Mitführen von Proviant für 24 Stunden hat sich bewährt und wird beibehalten.

Jetzt schaue ich mir erstmal den tiefsten Canyon der Welt, den Cotahuasi Canyon an.
Zum Abschluss noch ein paar schlechte Fotos meines "Debakels". Entschuldigung für die miese Qualität. Mir stand der Kopf nicht danach Zeit und Mühe darauf zu verwenden möglichst schöne Fotos zu schießen.....

Wunderschöner Fahrtbeginn mit beeindruckender Landschaft und hier noch guten Straßenverhältnissen.

Wunderschöner Fahrtbeginn mit beeindruckender Landschaft und hier noch guten Straßenverhältnissen.

Hier stecke ich bei Dämmerung und 2 Grad über Null auf knapp 5000 Meter Höhe im Schlamm fest.

Hier stecke ich bei Dämmerung und 2 Grad über Null auf knapp 5000 Meter Höhe im Schlamm fest.

Hier habe ich das Motorrad bereits zur Seite gelegt und um 120 Grad gedreht. Anschl. wurde es wieder aufgerichtet und aus dem Schlamm befördert.

Hier habe ich das Motorrad bereits zur Seite gelegt und um 120 Grad gedreht. Anschl. wurde es wieder aufgerichtet und aus dem Schlamm befördert.

Endlich, das Motorrad ist wieder frei, jetzt nur noch das Gepäck auftakeln und dann nichts wie weg hier...

Endlich, das Motorrad ist wieder frei, jetzt nur noch das Gepäck auftakeln und dann nichts wie weg hier...

Wildcamping in der Pampa Blanka.

Wildcamping in der Pampa Blanka.

Blutige und wässrige Blasen von 13 Stunden Pistenspaß.

Blutige und wässrige Blasen von 13 Stunden Pistenspaß.

© Daniel Trebess, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
10 Wochen lang werde ich als Alleinreisender mit meinem eigenen Motorrad durch Südamerika touren. Ich werde so manches Tophighlight anfahren aber auch abseits der großen Sehenswürdigkeiten die Vorteile eines eigenes Fahrzeugs nutzen. Ich nehme mir vor über Land und Leute, den Alltag auf reisen und die Besonderheiten einer Motorradreise zu berichten... Ich habe keinerlei Erfahrung im schreiben aber ich werde mir Mühe geben..
Details:
Aufbruch: 14.01.2019
Dauer: 11 Wochen
Heimkehr: 02.04.2019
Reiseziele: Chile
Peru
Bolivien
Argentinien
Der Autor
 
Daniel Trebess berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
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