3 Länder in 3 Wochen: Peru-Bolivien-Chile
25.07.2019: Uyuni - Oruro - Grenze
Thalia schreibt...
Der heutige Tag beginnt vielversprechend. Die Sonne scheint und der Wind hat nachgelassen. Zwar müssen wir trotzdem noch mit zugekniffenen Augen durch die Straßen laufen, um diese vor dem herumwirbelnden Staub zu schützen, aber immerhin fliegen keine Plakate und Werbeschilder der Travel Agencies mehr unkontrolliert durch die Gegend.
Ein schönes Hotel, warme Betten, einen Gasofen, warme Duschen und ein tolles Frühstück. Das weiß man erst zu schätzen, wenn man das erlebt hat, was wir die letzten Tage hatten.
Da wir gestern überraschenderweise eine Menge Geld von der abgebrochenen Tour zurückbekommen haben, müssen wir diese heute noch auf den Kopf hauen. Wenn es nach unserem Plan ginge, fahren wir ja heute endlich über die Grenze nach Chile. Doch was sollen wir von so viel Geld noch kaufen? Wir entscheiden uns für ein wenig zu Essen für die anstehende Fahrt und natürlich, was auch sonst, Souvenirs für Familie und Freunde. Wir geben alles bis auf den letzten Boliviano aus.
Pünktlich um 13 Uhr stehen wir an der Busstation, vor der sich schon eine Menschentraube angesammelt hat. Was ist denn hier los? Wir fragen eine Gruppe Mädels, die uns erklärt, dass alle versuchen ihr Geld zurückzubekommen. Für den heutigen Tag waren zwei Busse nach Calama geplant, einer morgens um 05:30 Uhr und einer um 13:30 Uhr. Die Mädels erzählen uns, dass sie mit dem
Bus um 05:30 Uhr schon 20 Kilometer gefahren sind, bis sie umdrehen mussten. Wie zu erwarten war es die gleiche Stelle, die dem Bus zum Verhängnis wurde, an der wir uns gestern mit unserem
Jeep an den LKWs und Bussen vorbeigekämpft haben. Heute ist der Zustand der „Straße“ durch den Schnee und die Wärme der Sonnenstrahlen wohl noch um einiges schlimmer als gestern. In unserer Verzweiflung fragen wir nach einem privaten Fahrzeug, welches uns zur Grenze bringen soll. Aber auch diese Idee wird schnell wieder abgeblockt. Keine Chance. Für mindestens weitere zwei Tage kann kein Fahrzeug mehr diesen Weg nach Chile passieren.
Also bleibt uns nur noch die letzte Variante: zurück und über La Paz nach Chile.
Ich renne los, um noch zwei Tickets zu ergattern. Aber auch hier werde ich enttäuscht. Alle Busse nach La Paz sind Nachtbusse und fahren erst um 20 Uhr von Uyuni ab. Für uns wäre das ein weiterer verlorener Tag und die Abreise von der 1800 Kilometer entfernten Hauptstadt Chiles rückt immer näher. Uns bleiben nur noch drei Tage.
Eine Dame an einer Travel Agency gibt mir den Tipp, dass es auch möglich ist über Oruro nach La Paz zu fahren. Der Bus nach Oruro fährt in 15 Minuten. Also keine Zeit verschwenden. Ich renne zur Busstation und bekomme, nachdem ich noch einen netten jungen Mann auf Deutsch angepault habe, dass er sich nicht vordrängeln soll, zum Glück noch zwei der letzten fünf Tickets. Pro Person zahle ich 40 Bolivianos. Glück gehabt. Keine 10 Minuten später sitzen wir als einzige Touristen im Bus nach Oruro. Die Fahrt dauert etwa vier Stunden.
Abschiedsbilder aus dem Busfenster vom kalten Bolivien....(hoffentlich!)
Auf nach „Oruro“ —hier war sicher noch kein Touri vorher und uns ist auch etwas mulmig...
Pünktlich um 17:30 Uhr erreichen wir die zum Glück riesige Busstation. In Oruro. Wieder brüllen alle Bus Agencies ihre Zielorte durch die Halle. Wir finden einige Busse, die nach Chile fahren. Wir sind erleichtert, dass wir nicht noch einen Stopp in La Paz machen müssen und kaufen uns zwei Tickets nach Iquique. Wir wissen, dass auch von dort Flieger nach Santiago gehen. Es gibt auch Busse nach Calama, unser ursprüngliches Ziel. Unser Bauchgefühl sagt uns jedoch, dass das nicht gut gehen kann. Obwohl die Damen an den Schaltern uns die Route erklären, sagen die Plakate etwas anderes. Diese zeigen, dass die Fahrt wieder zurück nach Uyuni und von dort über die Grenze geht. Das wollen wir nun wirklich nicht riskieren. Da wir ziemlich unter Zeitdruck sind und das öffentliche Internet es uns nicht erlaubt verfügbare Flüge zu checken, fahren wir auf blauen Dunst nach Iquique. Der Bus geht um 20 Uhr und soll Iquique um 01 Uhr nachts erreichen. Zur Not müssen wir von dort eben wieder mit dem Bus weiter. Immerhin kommen wir Santiago in Mäuseschritten näher.
Den Mann beobachten wir, wie er eine alte Schreibmaschine sorgfältig sauberwischt und dann tatsächlich damit die Passagierliste mühsam im 2-Finger Suchsystem abtippt. Thalia kennt so ein Gerät überhaupt nicht...
Mit den Tickets in der Tasche brauchen wir nun nur noch etwas zu Essen für die Fahrt und ein Kaffee wäre schön. Mit unseren restlichen 12 Bolivianos kommen wir nicht weit. Tatsächlich kann ich am ATM noch weitere 20 Bolivianos holen. Das sind umgerechnet 2,50€. Das muss reichen. Wir bekommen Kaffee, Tee, Chips und Hähnchenbeine für die Fahrt. Mittlerweile sind wir schon Profis im Geld ausgeben. Wir haben wieder keinen einzigen Taler übrig und fahren erneut mit leerem Portemonnaie in Richtung chilenische Grenze. An Schlaf ist in dieser Nacht vor Aufregung nicht zu denken...
„Schaffen wir es tatsächlich über die Grenze oder hängen wir letztendlich immer noch in Bolivien?“
Fortsetzung folgt...
Aufbruch: | 05.07.2019 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 28.07.2019 |
Bolivien
Chile