Einmal rings um Afrika

Reisezeit: November 2019 - April 2020  |  von Anja & Wolfgang

Liberia: Teil 1 von 22.01. bis 04.02.2020 720 km

Ziel: Von Bo, dem Grenzort in Liberia zu den Surfern in Robertsport, in die Hauptstadt Monrovia und in die Nimba Mtn. Reseve (UNESCO) und schliesslich bei GBinta über die Grenze nach Danane / Elfenbeinküste

Wetter: Tagsüber meist sonnig, feucht heiss >35º, Nachts noch angenehm, <30º.

Die Abfertigung bei Bo, dem Grenzort zu SL zieht sich, da hier eine Unzahl von Stationen zu passieren sind. Bereits bei der Vorprüfung der Pässe am Posten gleich hinter dem Grenzseil der erste Stolperstein. Mr. Cleverle entdeckt das Visum für Liberia sofort, aber auch nachdem er unsere Pässe zweimal von vorn bis hinter durchgeblättert hat, kann er immer noch keinen Ausreisestempel von SL finden – stimmt, der ist ja auch im anderen Pass, den wir ihm, nachdem wir jetzt endlich verstehen was er sucht auch gerne zeigen. So was hat er noch nie erlebt, Chef wird angerufen, scheint irgendwie OK zu sein, wir bekommen ‚persönliche Eskorte‘ zum Abfertigungsgebäude.
Dort nimmt uns eine Immigrationsbeamtin, mehr PR Managerin in Empfang, meint ‚no Problem‘ und verschwindet mit unseren Pässen. Ich gehe mal zum Zoll, werde nach meinem CdP gefragt, mein LP wird sofort autorisiert. In der Zwischenzeit ist unsere Ms. PR zurück, hat unsere Pässe einem Helfer zum Eintragen der Aufenthaltserlaubnis gegeben, aber anstatt zu arbeiten sucht der wieder mal den Ausreisestempel. Erst nach ein paar (er-)klärenden Worten von Ms. PR schwingt er Stift und Stempel, wir dürfen uns 30 Tage hier aufhalten und auch das LP wird entsprechend dekoriert. Fertig? Nein, erst nochmal Nase ins Zollbüro gesteckt, alles klar, dann zur Gesundheitskontrolle mit Überprüfung von Gelbfieberbuch und kontaktloser Temperaturkontrolle 33,5º, cool, dann ums Eck ganz nach hinten ins letzte Büro was auch immer darin sein mag, wo unsere Daten nochmals in ein Buch eingetragen werden und dann wartet auch schon Mr. Card Brune auf uns. Der zeigt uns erst mal ‚offizielles Dokument‘ nachdem alle ausländischen Card Brune in Liberia gegen US$10 registriert werden müssen, an dieser Einreisesteuer führt kein Weg vorbei. Gut 75 Minuten sind seit dem Grenzstrick vergangen – und wir sind wieder unterwegs – bis zum nächsten über die Strasse gespannten Strick ein paar km weiter. Hier heisst es nochmals aussteigen, Nase und Pass vorzeigen, Passdaten eintragen lassen, am nächsten Strick wollen die dann nur noch unseren Pass sehen und geben uns dafür den Tipp, dass die von uns geplante Strasse eher eine unscheinbare Piste ist, die von der Hauptstrasse abzweigt. Stimmt, wir finden dies Kreuzung und fahren auf nasser, Wasser-Schlagloch übersäter Piste Richtung Norden bis ans Meer, erreichen Robertsport und lassen uns dort auf dem CP der Sea Monkey Lodge nieder (US$ 10 pP/N). Hier hat ein Schweizer Ehepaar ein Zentrum für Surfer geschaffen, in dem auch durchreisende Overlander willkommen sind – für uns die Location für den bevorstehenden ‚Doppel-Feiertag‘,

Chinese New Year an einem ‚runden Geburtstag‘, wenn das kein Grund zum Feiern ist. Dem Strand entlang Richtung Dorf müssen wir erst mal für eine kleine Foto Session herhalten,

bevor wir erst hügelauf, und dann hügelab Robertsport erreichen.

Traut vereint das Court House und die City Hall,

Fußgängersicher die fast unbelebte Hauptstrasse,

das Leben spielt sich mehr drunten am Meer ab.

Trotzdem gelingt es uns im letzten blau angestrichenen Elektronik Laden links eine vorregistriert SIM Karte zu kaufen, gegenüber gibt es die Scratch Strips = Streifchen zum Aufladen, $10 ärmer, dafür wieder kommunikativ. Auf dem Rückweg geraten wir noch in eine Strandparty

und Ms. Mickey Mouse freut sich, als wir dieses Bild von Ihr machen,

noch ein Bild von unserem Platznachbar

und dann wird viel gelesen, aufs Meer geschaut,
Und dann der Feiertag, wir fühlen uns so richtig elend, die Flaschen bleiben zu, es gibt Fruchtsaft mit Wasser gestreckt, das Menü fällt aus, es gibt gute Knorr Hühnerbrühe, uns hat eine dieser tropischen Magen/Darm erwischt, wenn da nicht all die lieben Mails gewesen wären, ein Tag zum verzweifeln.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Monrovia, die Piste zurück jetzt da abgetrocknet von der Kategorie ‚mäßig‘, die Hauptstrasse dann ordentlich. Ein letzter Checkpoint, höflich, will halt mal kurz in den Pass sehen. Die Einfahrt in die Stadt quer durch die brennende Müllhalde, oder sollte das wirklich der Markt sein? dazu mitten in der Strasse fehlende Schachtdeckel, erst mal Abenteuer pur.
Der Mesurado River wird überquert, das Strassenbild ändert sich, breite, relativ verkehrsarme Strassen führen zu den wenigen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, das E.J.Roye Building, dominiert zwar immer noch die Skyline, ist aber mittlerweile eine traurige Ruine, genauso wie das Hotel Duncor

in dessen Pool sich einst Idi Amin plantschte und an dessen Bar Miriam Makeba ihr ‚Pata Pata‘ trällerte.
Ein erster Blick runter auf die Stadt,

vorbei am wohl heute schönsten Gebäude, dem (einstigen??) Tempel der Freimaurer,

deren Symbole aber entweder gut versteckt oder nicht mehr vorhanden sind. Durch eine Innenstadt im Sonntagsschlaf,

vorbei an der First United Methodist Church von 1822,

die die Kriegswirren offensichtlich unbeschadet überstanden hat fahren wir in den südlichen Stadtteil Sinkor zum Methodist Guest House, genau gegenüber der Schwedischen Botschaft, die ihr 4 Bedroom Appartment gerne zimmerweise an Durchreisende vermieten ($25pP/N).
Von hier ist es nur 1km zur Botschaft von Ghana, unterwegs noch die offensichtlich richtigen Kopien gemacht, denn nach Ausfüllen der Formulare wird unser Antrag entgegengenommen, Bearbeitungszeit 4 Tage. Wir entdecken noch ein paar Botschaften, einen ordentlich bestückten Supermarkt und kehren in unser Heim zurück können uns jetzt auch Dank der vorhandenen Küche in aller Ruhe auskurieren.
Als wir nach vier Tagen unser Visum 10 Minuten vor ‚Ladenschluss‘ abholen wollen, ist der Herr Konsul schon ausser Haus und am Tag 5 möchte er gerne noch unsere anderen Pässe sehen, damit er versteht, wie wir bis her gekommen sind. Irgendwann ist auch er zufrieden, beauftragt seinen Adlatus mit dem Erstellen unserer Visa und zieht sich zur Mittagspause zurück. Wir können es kaum glauben, nach nur weiteren 90 Minuten halten wir Pässe mit Visa in der Hand, noch ein Ruhetag, eine Ruhenacht im Guesthouse, aber dann Samstag Morgens nix wie weg, noch einmal werden wir vom Navi quer durch den nächsten Markt geschleusst,

und schon fahren wir auf gut ausgebauten Strassen über Land. Die letzten 40km über staubige Nebenstrecken, bis wir dann mit Einbruch der Dämmerung ‚Check Point 1‘ erreichen, zum einen den Eingang zu einem Erz Abbaugebiet, zum anderen der Eingang in die Natural Reserve und zum dritten die Strasse zur Grenze zu Guinea.
Die Leute hier haben ein Einsehen und lassen uns gleich mal an ihrem Check Point schlafen, daher SP Check Point 1=last check point, etwa 7km vor der Nimba Mtn.Reserve.
Am nächsten Morgen heisst es erst mal ein Stückchen zurück und das Büro der FDA gesucht, denn ohne Eintrag ins Goldene Buch und Bezahlen der Gebühren geht hier gar nichts.
Macht dann: Park Eintritt LRD 500 pP, Camping im Park LRD 300 pP und der obligatorische Wächter/Guide USD10,-/ 24h.
Zurück an Check Point 1 werden wir von Ranger Sami bereits erwartet und er bringt uns durch die Nordseite des Parks Richtung Blue Lake. Hier ist der Dschungel dabei, die Narben die ein ehemaliges Abbaurevier hinterlassen hat wieder zu begrünen,

drunten in dem Open Pit hat sich ein kleiner See gebildet,

natürlich auch die ideale Lokation für die Sonntag Nachmittag Party Mitarbeiter der Minengesellschaft – und wer jemals die überbordenden brasilianisch/portugiesische Gastfreundschaft genießen durfte, versteht, dass wir hier bereits nach 5 Minuten im Mittelpunkt der Party standen.

Dämmerung, die Party löst sich auf, wir haben die Camp Site hier am See für uns,

unser Ranger beschützt uns noch eine Weile vor den Fröschen und zieht sich dann auch in seine Moskitonetz geschützte Hängematte zurück.
Von 1960 bis zum Internen Krieg 1989 wurde hier droben Erz abgebaut, einige wenige Ruinen aus dieser Zeit sind davon noch vorhanden.

Ein letzter Blick zurück Richtung Blue Lake, haben wir wirklich letzte Nacht unter diesem brennenden Berghang geschlafen??

Wir wollen auch noch den südlichen Teil dieser Reserve kurz besichtigen, fahren auf engen, überwachsenen Dschungelpfaden immer höher,

bis wir auf etwa 1300hm, den Tower Nr. 2 erreichen.

Zu Fuss den Rest hoch bis zur Station,

die Aussicht, den Überblick genossen, aber schön, alles in diesem ehemaligen Abbaugebiet ist schwarz, verbrannt. Dieser Weg würde über 2 weitere Pässe zum Blue Lake führen, aber mit dem ganzen Feuern ringsum her, geht es ab hier nur noch zurück.

Trotzdem wird es für uns hier oben auch noch schnell mal heiss, müssen wir doch plötzlich durch eine Feuerwand,

bevor wir uns wieder der Landschaft drunten im Tal widmen können,

den um diese Jahreszeit feuchtesten Gebieten, in denen all die Wildtiere her leben solle, gesehen haben wir kein einziges, glauben wollen wir es trotzdem. Wir verlassen den Park, verabschieden uns von Ranger Sami, lernen am Check Point 1 eine für uns neu Methode des Schweinetransportes (Eber, 120kg+) kennen

und dürfen auch nochmals auf unserem SP am Check Point 1 übernachten.
Die staubigen 40km zurück zur Hauptsrasse kennen wir ja schon, der weitere Weg Richtung Grenze wandelt sich so langsam von Neubaustrecke über Baustellenumfahrungen zu ‚hier wird sicher irgendwann auch noch gebaut‘.
Die Abfertigung an der Grenze dann wieder ein Hindernislauf von Station zu Station, Pass ausstempeln, LP abstempeln, die Carte Brune wird kostenlos de-registriert, wir überqueren die Grenzbrücke und sind in der Cote d’Ivoire.

© Anja & Wolfgang, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir wollen diesmal Afrika, umrunden, - entlang der Westküste Richtung Süden bis Kap der Guten Hoffnung und dann wieder zurück entlang der Ostküste bis nach Egypten. So der Plan, wir können nur hoffen, dass Politik und Seuchen wie Ebola uns keine allzu grosse Steine in den Weg legen. Na. dann schau mer mal
Details:
Aufbruch: 23.11.2019
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: April 2020
Reiseziele: Deutschland
Italien
Marokko
Mauretanien
Senegal
Gambia
Guinea-Bissau
Guinea
Sierra Leone
Liberia
Côte d'Ivoire
Ghana
Togo
Benin
Nigeria
Kamerun
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.