Indien, ole´ ole´

Reisezeit: Juli / August 2008  |  von Stefan Ostertag

Die verzweifelte Suche nach Hochprozentigem

Was ne Fahrt...
Vor ein paar Tagen mussten wir uns entscheiden, ob wir von Delhi aus in nem klimatisierten Zug die acht Stunden nach Amritsar fahren oder in nem Ventilatorzug mit offenen Fenstern durch das Land gurken. "Wir" haben uns dann fuer die einfachere und traditionell indische Art des Zugfahrens entschieden. Sprich wir haben die billigste Klasse, auch gerne Mal Holzklasse genannt entschieden.
Um 6:45 ging schon der Zug und wir haben aufgrund verschiedener Reiseberichte sowieso schon mit dem schlimmsten gerechnet. Klar, fuer 1,40 Euro fuer acht Stunden sollte man auch nicht viel erwarten.
Wir sassen auf ner 3-er Bank aus Holz mit nem leichten Ueberzug. Ueberall an der Decke waren Ventilatoren angebracht, was die schlechte Luft, die im Bahnhof herrschte erstmal richtig schoen aufwirbelte. Wir beiden waren die einzigen hellhaeutigen im ganzen Riesenabteil. Dementsprechend wurden wir auch begutachtet von allen Seiten.
Irgendwann sind wir dann losgetuckert und es wurde von Stunde zu Stunde schlimmer und vor allem unbequemer. Zudem war es sauheiss und die Baenke einfach immer haerter...
Ganz schlimm waren die Bettler in den Haltestellen, die versucht haben sich ein paar Rupien zu verdienen. Mit schlimm meine ich das Schlimme und Traurige, was wir da mitbekommen haben. Leider gehoert das auch zu Indien dazu. Es liefen blinde Menschen durch den Zug, kleine Kinder, die versuchten, sich mit kleinen Kunststuecken ein paar Cent zu verdienen, alte Menschen und so weiter. Das tut echt richtig weh, dass mitansehen zu muessen. Es ist aber einfach nicht moeglich jedem etwas zu geben, da es viel zu viele sind.

Wir haben versucht unser bestes zu geben, aber das haut bei sowas leider Gottes nie hin.
Irgendwann hatte unsere Zugtortur dann ein Ende. Acht Stunden, die mir vorkamen wie 20 mit ner deutschen Bummelbahn.
Gexe, der das ganze mehr oder weniger zu verantworten hatte, war sich schon nach nem Drittel der Fahrt seiner Schuld bewusst und bot mir verschiedenste Dinge an, um es wieder gut zu machen Leider hab ich den kompletten Bonus nen Tag spaeter schon wieder verspielt...Gleich mehr dazu.
Amritsar is wohl die wichtigste Stadt der Sikhs. Hier steht ihr wichtigstes Bauwerk, der goldene Tempel. Eines der beindruckensten Gebilde, die ich jemals gesehen habe. Der Tempel steht in der Mitte eines ziemlich grossen Wasserbeckens, wo sich die Sikhs von ihren Suenden reinwaschen koennen. Der Tempel is komplett vergoldet und die Kuppel besteht aus 750 kg purem Gold.
Hier waren wir am Abend als es schon dunkel war, was alles nochmal viel beindruckender machte. Wir schlenderten mit unserem chiquen Kopftuechern auf der Anlage herum und waren spirituell auf dem Hoehepunkt unserer Reise angelangt. Es ist nicht wirklich in Worten zu beschreiben, was dort fuer eine Stimmung herrschte.
Wir lernten auf unserer Runde einen jungen Sikh kennen, der uns ein bisschien erzeahlte und herumfuerte.
In der Tempelanlage gibt es einen rieigen Raum, in dem die Sikhs eine kostenlose Mahlzeit und Wasser zu sich nehmen koennen. Der junge Sikh lud auch uns dorthin ein. Im Schneidersitz genossen wir das Essen und die unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen dort. Das einzige, was uns beiden sterrigen Boecken zu schaffen machte, war das lange Sitzen im Schneidersitz
Nun folgte meine unabsichtliche Revanche an Gexe. Der junge Sikh lud uns nach dem Essen noch auf ein Softeis ein, was ich natuerlich in voller positiver Tempelenergie, liebend gerne annahm, ohne darueber nachzudenken, dass es weniger sinnvoll ist, fuer uns eis zu essen, von wegen Zubereitung mit indischem Wasser und so. Gexe musste aber mit durch und wir "genossen" unser Eis.
Als wir es gegessen hatten bekam ich erstmal nen schoenen Einlauf vom Gexe verpasst
Unsere letzte Rettung vor nem Magenproblem bestand unserer Meinung nach in hochprozentigem Alk. Also gingen wir mitten in der Nacht auf die Suche nach Whiskey. Man muss dazu sagen, dass es in der ganzen Stadt nur einen oder zwei Laeden gibt, wo es Alk gibt, da die Sikhs nichts trinken, nicht rauchen und so weiter.
Tatsaechlich kamen wir dann nach ner schwachen Stunde an nem Laden vorbei, wo wir die herbeigesehnte Flasche kaufen konnten.
Die haben wir dann gemuetlich im Zimmer geleert und siehe da. Am naechsten Morgen gings uns spitze...

© Stefan Ostertag, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Gexe, wir müssen los...
Details:
Aufbruch: 14.07.2008
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 10.08.2008
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Stefan Ostertag berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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