Trekkingtour durch Andalusien

Reisezeit: September 2008  |  von Matthes Jansen

11.Tag: San Jose & Playa de los Genoveses

Nach der für die einen mehr, für die anderen weniger angenehmen Nacht ging's direkt zum 5 Minuten entfernten Campingplatz. Die Jungs waren nun nicht für eine "Wanderung" zur Playa de los Genoveses zu haben. Eduard hatte sich am Cabo de Gata am Vortag arg verbrannt und hatte nun ein paar sonnenferne Stunden nötig. Und Toby und Les hatten auch beide irgendetwas, sodass ich gegen 11 Uhr alleine zum - so der Ruf - schönsten Strand des Nationalparks loszog. Ich wusste zwar vom Vortag, dass Busse den Strand anfuhren, allerdings nicht wo die Haltestelle war, und diese jetzt erst zu suchen erschien mir den Aufwand nicht wert, schließlich liegt die Bucht nur 30 Minuten vom Stadtkern entfernt.
Die Playa de los Genoveses wirkt auf den ersten Blick schon ungemein einladend. Eingerahmt zwischen 2 Feldmassiven, erstreckt sie sich halbkreisförmig über ca. 800 Meter hinweg.
Doch die tolle Atmosphäre am Strand speist sich nicht nur aus dem Landschaftsbild, sondern auch aus der Mischung von Menschen, die es hierhin verschlagen hat. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Küsten des Nationalparks Gabo de Gata allesamt Nudistenstrände sind. Jedoch sollte man jetzt nicht das typische Ostsee-FKK-Bild vor Augen haben. Hier ist nämlich alles zwanglos, das ist der Unterschied. Man kann sich ausziehen, muss es aber nicht, man kann tun und lassen was man will. Wer will, kann nackt baden gehen oder aber mit Daunenjacke und Bommelmütze, das ist der letzte Ort wo man ihn schief angucken würde.
Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, an der Playa de Corralette war es noch recht züchtig zugegangen. Umso erstaunlicher fand ich nun folgende Szene: Kurz vor Erreichen des Strandes läuft plötzlich aus dem Nichts ein bellendes kleines Etwas auf mich zu. Ich gehe erst noch ein Stück weiter, bleibe dann aber stehen und fange an auf das bemitleidenswert hässliche Ding einzureden. Plötzlich eine zweite Stimme, eine Frauenstimme, sie spricht ganz ruhig irgendetwas auf Spanisch. Ich schaue auf und 15 Meter vor mir steht eine nackte Hundebesitzerin. Sie kommt auf mich zu, lächelt zur Entschuldigung, hebt den kleinen Wadenbeißer auf und nimmt ihn zurück in ihre "vier Wände", vier zwischen Bäumen im Quadrat aufgespannte bunte Laken, um das improvisierte Wohnzimmer vom Rest des Strandes abzugrenzen. Drinnen ist schon der ebenfalls nackte Hausherr aus der Hängematte gesprungen, um nach dem Rechten schauen. Dann wieder ein versöhnliches Lächeln, ein Kopfnicken, die Dame stimmt noch ein Mal mit ein... es kommt mir vor als hätten die beiden ein richtig schlechtes Gewissen, nur weil ich 3 Sekunden lang von ihrem Hund angebellt worden bin. Dabei war ich, wenn man so will, ohne Vorankündigung in ihren Flur hineinspaziert. Auf jeden Fall fand ich die Offenheit der beiden gegenüber Fremden bemerkenswert.

Unter einer Baumgruppe machte ich's mir im Schatten gemütlich. Die nächsten 5 Stündchen vergingen dann wie im Flug irgendwo zwischen lesen und baden in einem Meer, in das man 2 Minuten schnurstracks hineingehen konnte, ohne dass das Wasser bis zum Bauchnabel anstieg.
Gegen 18 Uhr ging's schließlich wieder zurück. Den Rest des Abends haben wir dann ausklingen lassen im Beisein von Pokerchips, einer Flasche braunem Rum und einer rothaarigen Katzendame, die in meiner Abwesenheit auf den klingenden Namen Poker-Cat getauft worden war, weil das Kartenspiel scheinbar eine fetischistische Wirkung auf sie ausübte.

Übrigens schliefen wir in dieser Nacht alle sehr gut... Rum sei Dank.

© Matthes Jansen, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alpujarras – Mulhacen - Gabo de Gata - Almeria...alles in drei Wochen zu Fuß!
Details:
Aufbruch: September 2008
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2008
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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