Trekkingtour durch Andalusien

Reisezeit: September 2008  |  von Matthes Jansen

2. Tag: Lanjaron bis Pampaneira

Der Wecker klingelte um 6.30Uhr. Da draußen noch stockfinster, 20 Minuten weiter.6.50 das gleiche Spiel. Um kurz nach sieben war's dann so weit, man konnte die Hand vor Augen sehen, das reichte zum Heringe rausziehen. Um 8.Uhr war Abmarsch, als erste Station auf dem Weg lag nun das Dörfchen Canar vor uns. Nach 20 Minuten waren wir komplett nass geschwitzt, der Anstieg von 300 Metern und die Rucksäcke von jeweils etwas um die 16-19kg brachten den Kreislauf auf Anhieb ordentlich auf Trab. Dafür sparte man sich das lästige Kaffeemachen mit dem Campingkocher.
Kurz darauf standen wir jedoch schon auf einem ausgedehnten Plateu. 2,3 Streuner zeigten uns unmissverständlich, dass wir auf ihrem Territorium nur als Durchreisende geduldet wurden. Traurig war nur, dass sie einfach trotz beträchtlicher Größe nicht gefährlich wirkten, mit den löchrigen Fellen eher wie halb gerupfte und dann weggeworfene Hühner. Was die Szenerie trotzdem interessant machte, waren zwei am Straßenrand liegende Schädel und ein 20 cm langes Stück Wirbelsäule, wahrscheinlich von Ziegen...wovon auch sonst. Lieber schnell weiter.

Canar sahen wir schon aus der Ferne, das Städtchen schmiegte sich an einen Hang und wirkte viel nähe als es eigentlich war. Wir erreichten es nach Durchquerung des davor liegenden Tals gegen 10 Uhr. In dem kleinen Dörfchen wurden die Wasservorräte am Trinkbrunnen aufgefüllt und ein paar Kleinigkeiten eingekauft. Dann ging es weiter nach Soportujar, wo wir gegen 12.30 Uhr ankamen uns es uns pünktlich zur nun einsetzenden Mittagshitze an einem schattigen Platz direkt neben einen Brunnen bequem machten.
Nach einer Verschnaufpause machte ich mich mit Les auf die Suche nach einem Supermarkt, was sich als überraschend schwierig erwies.
Grundsätzlich etablierte sich in den ersten Tagen zwischen uns und der einheimischen Bevölkerung folgende Verständigungsform: Man fragte etwas auf spanisch, möglichst langsam, um sicher zu gehen, dass der Gegenüber es versteht. Dann versuchte man die Geräusche des akustischen Teils der Antwort auszuschalten, sie auszublenden, denn sie störten nur bei der Interpretation der Mimik und Gestik. Ich kenne die Begriffe für links, rechts, geradeaus usw. An einem der letzten Tage in den Alpujarras hatte ich das Glück zum ersten Mal ein "derecha" aus dem herauszudestillieren, was mir ein freundlicher alter Mann an Wegbeschreibung anbot. Davor gab es für mich keine spanischen Antworten, nur ein Gemenge aus Gesten, Blicken und verschiednen nicht zu deutenden Tönen.
Hier in diesem kleinen Dorf nun bei der Suche nach einem Supermarkt gab es genau das Problem, allerdings um den Umstand erweitert, dass der Laden als solcher von außen gar nicht erkennbar war. Als wir mit Hilfe des halben Dorfes nämlich endlich vor dem richtigen Vorhang standen zögerten wir noch immer hinein zu gehen. Das lag daran, dass die Verkäuferin im Prinzip ihr Wohnzimmer zu einem netten kleinen Geschäft umfunktioniert hatte. Es gab Regale mit allem was das Herz begehrt in so einem kleinen Dorf, und doch hätte an der Stelle der Kasse auch eine Couch nicht minder gut in den kleinen dunklen Raum gepasst.
Eingedeckt mit dem Nötigsten wurde dann in aller Ruhe die Siesta abgehalten. Eigentlich erstreckte sich die offizielle erste Tagesetappe von Lanjaron bis hierher. Wir wollten jedoch an dem Tag noch gucken, wie gut es sich in dem Gelände wanderte und so machten wir uns gegen halb fünf wieder auf die Socken.
Bevor wir uns versahen standen wir einige Zeit später schon am vorderen Rand des berühmten Poqueira-Tals.

Dort fanden wir wenig später auch eine schöne Stelle zum Zelten. Sie war zwar den Blicken der gegenüberliegenden Straße frei ausgesetzt, dafür aber dick mit Stroh bedeckt und mit herrlichem Panorama gesegnet. Zur Feier machten wir erst ein Mal ein ordentliches Essen. Dann nahmen wir unsere Sachen und schlichen von einer Erhebung hinunter zu der freien Fläche, die als letzte Ruhestätte für diesen Tag auserkoren worden war. Doch Überraschung: Unter dem ganz gerade aufliegenden Stroh war eine knochentrockene Ackerlandschaft mit Gräben und Senken. Wir mussten weiter, was besonders hart ist wenn man schon den Kopf auf Ruhe umgestellt hat und zudem gerade so viel gegessen hat, dass eigentlich nur noch Zeltaufbau und anschließend 8 Stunden Rückenlage drin sind.
Doch es ging dann doch irgendwie voran, und aus Mangel an Alternativen beschlossen wir ziemlich schnell bis Pampaneira durchzugehen, um dort in einer ruhigen Ecke die Isomatten auszubreiten. Gesagt, getan: Schade nur, dass spanische Jugendliche Spaß dran hatten bis 4 Uhr nachts schreiend durch die Gassen zu laufen, Fangen zu spielen, China-Böller durch die Gegend zu donnern. Obwohl abends dicke Nebelschwaden aufzogen regnete es in der Naht aber nicht, unser Glück.

© Matthes Jansen, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Alpujarras – Mulhacen - Gabo de Gata - Almeria...alles in drei Wochen zu Fuß!
Details:
Aufbruch: September 2008
Dauer: unbekannt
Heimkehr: September 2008
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Matthes Jansen berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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